Demenz ist ein Syndrom, das durch einen fortschreitenden Verlust kognitiver Fähigkeiten gekennzeichnet ist und das tägliche Leben beeinträchtigt. Es handelt sich nicht um eine spezifische Krankheit, sondern um einen Sammelbegriff für verschiedene Erkrankungen, die verschiedene Bereiche des Gehirns betreffen. Die Alzheimer-Krankheit ist mit 60-70 % aller Fälle die häufigste Ursache für Demenz. Weltweit sind über 55 Millionen Menschen von Demenz betroffen, wobei fast 10 Millionen neue Fälle jedes Jahr hinzukommen.
Ursachen von Demenz
Rund 80 Prozent aller Demenzen werden durch Krankheiten des Gehirns verursacht, bei denen Nervenzellen allmählich verloren gehen. Es gibt primäre und sekundäre Demenzformen. Primäre Demenzen sind eigenständige Krankheitsbilder, die ihren Ursprung im Gehirn haben, wo immer mehr Nervenzellen absterben. Die häufigste primäre Demenz ist die Alzheimer-Krankheit, gefolgt von der vaskulären Demenz, der Frontotemporalen Demenz und der Lewy-Körperchen-Demenz. Sekundäre Demenzen werden durch andere Erkrankungen oder Medikamente verursacht, wie z. B. Alkoholsucht, Schilddrüsenerkrankungen oder ausgeprägte Vitamin-Mangelzustände.
Häufige Demenzformen
- Alzheimer-Krankheit: Mit 60-70 % aller Fälle die häufigste Demenzursache. Kennzeichnend sind Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen im Gehirn, die den neuronalen Informationsaustausch blockieren und zum Absterben von Nervenzellen führen.
- Vaskuläre Demenz: Wird durch Durchblutungsstörungen im Gehirn verursacht, die zum Absterben von Nervenzellen führen. Risikofaktoren sind u. a. Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Diabetes mellitus, ein hoher Cholesterinspiegel, Übergewicht, Bewegungsmangel und Rauchen.
- Lewy-Körperchen-Demenz: Ähnelt der Alzheimer-Krankheit stark, aber es treten auch optische Halluzinationen, Parkinson-Symptome und starke Schwankungen der geistigen Leistungsfähigkeit auf.
- Frontotemporale Demenz: Verursacht Veränderungen der Persönlichkeit und des Sozialverhaltens. Betroffene sind oft reizbar, aggressiv und verhalten sich taktlos oder peinlich.
Seltenere Demenzformen
- Parkinson-Demenz: Entwickelt sich bei ca. einem Drittel der Parkinson-Patienten im späteren Stadium der Krankheit.
- Creutzfeldt-Jakob-Krankheit: Eine sehr seltene, rasch fortschreitende Demenz, die von motorischen Störungen begleitet ist.
- Korsakow-Syndrom: Tritt insbesondere als ausgeprägte Merkfähigkeitsstörung in Erscheinung, meist verursacht durch jahrelangen übermäßigen Alkoholkonsum.
- Chronische Traumatische Enzephalopathie (CTE): Eine seltene, fortschreitende degenerative Erkrankung des Gehirns, die durch wiederholte leichtgradige Schädeltraumen verursacht wird.
Symptome von Demenz
Bei allen Formen von Demenz geht langfristig die geistige Leistungsfähigkeit verloren. Weitere Symptome und der genaue Verlauf variieren je nach Demenzform.
Häufige Symptome
- Gedächtnisverlust, insbesondere des Kurzzeitgedächtnisses
- Schwierigkeiten mit der Konzentration und Aufmerksamkeit
- Sprachprobleme, z. B. das Finden von Wörtern
- Orientierungsprobleme
- Veränderungen der Persönlichkeit und des Verhaltens
- Stimmungsschwankungen
- Probleme mit dem Denkvermögen und der Urteilsfähigkeit
Spezifische Symptome je nach Demenzform
- Alzheimer-Krankheit: Beginnende Symptome sind Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis, Vergesslichkeit, Verlegen von Sachen und Konzentrationsschwierigkeiten. Im fortgeschrittenen Stadium betrifft es auch das Langzeitgedächtnis.
- Vaskuläre Demenz: Ähnliche Symptome wie bei Alzheimer, aber oft treten Probleme beim aufmerksamen Zuhören, zusammenhängenden Reden und bei der Orientierung früher und heftiger auf.
- Lewy-Körperchen-Demenz: Halluzinationen, Parkinson-Symptome (steife Bewegungen, Zittern, instabile Körperhaltung) und starke Schwankungen der körperlichen und geistigen Verfassung.
- Frontotemporale Demenz: Veränderungen der Persönlichkeit und des Verhaltens, Reizbarkeit, Aggressivität, Taktlosigkeit und Teilnahmslosigkeit.
Diagnose von Demenz
Die Diagnose von Demenz erfordert eine umfassende Bewertung durch medizinisches Fachpersonal, einschließlich Neurologen, Psychologen und Psychiatern. Es gibt keine spezifischen Tests, die eine eindeutige Diagnose stellen können.
Diagnoseverfahren
- Anamnese: Der Arzt befragt den Patienten und seine Angehörigen nach den Beschwerden, dem allgemeinen Gesundheitszustand und der Medikamenteneinnahme.
- Kognitive Tests: Mithilfe von Tests wie dem Uhrentest, MMST und DemTect kann der Arzt feststellen, ob eine dementielle Erkrankung vorliegt und wie ausgeprägt diese ist.
- Neurologische Untersuchung: Untersuchung der Reflexe, der Muskelkraft und der Koordination.
- Bildgebende Verfahren: MRT oder CT des Gehirns, um andere Ursachen für die Symptome auszuschließen und Veränderungen im Gehirn zu erkennen.
- Laboruntersuchungen: Blutuntersuchungen, um andere Erkrankungen auszuschließen, die ähnliche Symptome verursachen können, wie z. B. Vitaminmangel oder Schilddrüsenerkrankungen.
Differentialdiagnose
Es ist wichtig, andere Erkrankungen auszuschließen, die ähnliche Symptome wie Demenz verursachen können, z. B.:
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- Depression (Pseudodemenz)
- Delir
- Vitaminmangel
- Schilddrüsenerkrankungen
- Medikamentenwirkungen
Behandlung von Demenz
Primäre Demenzen sind nicht heilbar. Die Behandlung zielt darauf ab, die Symptome zu lindern, den Verlauf zu verlangsamen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Sekundäre Demenzen lassen sich manchmal heilen, wenn die Ursache frühzeitig erkannt und behandelt wird.
Medikamentöse Behandlung
- Acetylcholinesterase-Hemmer: Werden bei Alzheimer-Krankheit und Lewy-Körperchen-Demenz eingesetzt, um den Acetylcholin-Spiegel im Gehirn zu erhöhen und die Gedächtnisleistung zu verbessern.
- NMDA-Antagonisten: Werden bei mittelschwerer bis schwerer Alzheimer-Krankheit eingesetzt, um die Nervenzellen vor Schäden durch den Botenstoff Glutamat zu schützen.
- Antidepressiva: Können bei Depressionen und Angstzuständen eingesetzt werden.
- Neuroleptika: Werden bei starker Unruhe und aggressivem Verhalten eingesetzt, aber mit Vorsicht, da sie bei manchen Demenzformen unerwünschte Nebenwirkungen haben können.
Nicht-medikamentöse Behandlung
- Ergotherapie: Hilft den Betroffenen, ihre Alltagskompetenzen zu erhalten und zu verbessern.
- Physiotherapie: Hilft, die körperliche Beweglichkeit und Koordination zu erhalten.
- Logopädie: Hilft bei Sprach- und Schluckstörungen.
- Musiktherapie: Kann die Stimmung verbessern und die Kommunikation fördern.
- Kognitive Stimulation: Gezielte Übungen zur Verbesserung der Gedächtnisleistung und anderer kognitiver Fähigkeiten.
- Verhaltenstherapie: Kann bei Verhaltensproblemen und psychischen Begleiterscheinungen helfen.
- Soziale Betreuung: Angebote zur sozialen Interaktion und Beschäftigung, um die Lebensqualität zu verbessern.
Weitere Maßnahmen
- Anpassung des Wohnumfeldes: Schaffung einer sicheren und vertrauten Umgebung, um Stürze und Verwirrung zu vermeiden.
- Unterstützung der Angehörigen: Beratung und Entlastung der Angehörigen, die oft eine große Belastung tragen.
- Patientenverfügung: Festlegung der medizinischen Wünsche für den Fall, dass der Betroffene nicht mehr selbst entscheiden kann.
Prävention von Demenz
Obwohl nicht alle Demenzformen verhindert werden können, gibt es einige Risikofaktoren, die beeinflusst werden können, um das Risiko zu verringern:
- Gesunde Lebensweise: Regelmäßige körperliche Aktivität, gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf und der Verzicht auf Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum.
- Kontrolle von Risikofaktoren: Behandlung von Bluthochdruck, Diabetes mellitus, hohem Cholesterinspiegel und Übergewicht.
- Geistige und soziale Aktivität: Regelmäßige Teilnahme an geistig anregenden Aktivitäten und Pflege sozialer Kontakte.
Senile Demenz vs. Altersdemenz
Der Begriff "Altersdemenz" wird oft verwendet, um Demenz bei älteren Menschen zu bezeichnen. "Senile Demenz" ist ein älterer Begriff, der sich speziell auf die "senile Demenz vom Alzheimer-Typ" (SDAT) bezieht, also eine Manifestation der Alzheimer-Krankheit im höheren Alter. Heute werden präsenile und senile Demenz vom Alzheimer-Typ meist zusammenfassend als Alzheimer-Krankheit oder Demenz vom Alzheimer-Typ (DAT) bezeichnet.
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