UPDRS (Unified Parkinson's Disease Rating Scale): Eine umfassende Bewertung der Parkinson-Krankheit

Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die sich durch eine Vielzahl von motorischen und nicht-motorischen Symptomen auszeichnet. Um den Schweregrad der Erkrankung zu beurteilen und den Krankheitsverlauf zu verfolgen, wird häufig die Unified Parkinson's Disease Rating Scale (UPDRS) eingesetzt. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte der UPDRS, ihre Anwendung in der klinischen Praxis und Forschung sowie alternative Bewertungsmethoden.

Was ist die UPDRS?

Die Unified Parkinson's Disease Rating Scale (UPDRS) ist ein komplexes Testverfahren, das verschiedene Aspekte der Parkinson-Krankheit bewertet. Sie dient dazu, Veränderungen im Krankheitsverlauf zu quantifizieren und die Wirksamkeit von Behandlungen zu beurteilen.

Die verschiedenen Teile der UPDRS

Die UPDRS besteht aus verschiedenen Teilen, die unterschiedliche Aspekte der Parkinson-Krankheit erfassen:

  • Teil I: Nicht-motorische Erfahrungen des täglichen Lebens: Dieser Teil erfasst nicht-motorische Symptome wie kognitive Beeinträchtigungen, Depressionen, Angstzustände, Schlafstörungen und sensorische Probleme.
  • Teil II: Motorische Erfahrungen des täglichen Lebens: Hier werden die Auswirkungen der motorischen Symptome auf die Aktivitäten des täglichen Lebens beurteilt, wie z.B. Sprechen, Schlucken, Essen, Anziehen, Körperpflege, Schreiben, Hobbys und soziale Aktivitäten.
  • Teil III: Motorische Untersuchung: Dieser Teil quantifiziert die motorischen Symptome der Erkrankung, wie z.B. Tremor, Rigor, Bradykinese (Verlangsamung der Bewegungen) und posturale Instabilität (Gleichgewichtsstörungen). Meist wird dieser Teil verwendet, um die motorischen Symptome der Erkrankung zu quantifizieren.
  • Teil IV: Komplikationen der Therapie: Dieser Teil erfasst Komplikationen, die im Zusammenhang mit der medikamentösen Behandlung der Parkinson-Krankheit auftreten können, wie z.B. Dyskinesien (unwillkürliche Bewegungen) und motorische Fluktuationen (Schwankungen in der Wirksamkeit der Medikamente).

Anwendung der UPDRS in der klinischen Praxis

Die UPDRS wird in der klinischen Praxis eingesetzt, um:

  • Den Schweregrad der Parkinson-Krankheit zu beurteilen
  • Den Krankheitsverlauf zu verfolgen
  • Die Wirksamkeit von Behandlungen zu beurteilen
  • Die Lebensqualität von Patienten mit Parkinson-Krankheit zu erfassen

UPDRS Teil III: Motorische Untersuchung im Detail

Der Teil III der UPDRS, die motorische Untersuchung, ist ein wichtiger Bestandteil der Gesamtbewertung. Sie umfasst eine Reihe von Tests, die die motorischen Fähigkeiten des Patienten beurteilen. Dazu gehören:

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  • Gesichtsausdruck: Beurteilung des Gesichtsausdrucks auf Anzeichen von Hypomimie (verminderte Mimik).
  • Sprache: Beurteilung der Sprachverständlichkeit, Lautstärke und Artikulation.
  • Rigor (Steifigkeit): Geprüft bei passiver Bewegung der großen Gelenke am sitzenden Patienten. Zahnradphänomen kann ignoriert werden.
  • Fingerklopfen: Patient berührt in rascher Reihenfolge und bei größtmöglicher Amplitude und mit jeder Hand gesondert den Daumen mit dem Zeigefinger. Prüfung jeweils rechts und links.
  • Handbewegungen: Patient öffnet und schließt die Hände in rascher Reihenfolge bei größtmöglicher Amplitude und mit jeder Hand gesondert.
  • Rasch wechselnde Bewegungen der Hände: Pronation-Supinationsbewegungen der Hände, vertikal oder horizontal, mit größtmöglicher Amplitude, beide Hände gleichzeitig.
  • Agilität der Beine: Der Patient klopft in rascher Reihenfolge mit der Ferse auf den Boden und hebt dabei das ganze Bein an.
  • Aufstehen vom Stuhl: Beurteilung der Fähigkeit, ohne Hilfe aufzustehen.
  • Haltung: Beurteilung der Körperhaltung im Stehen.
  • Haltungsstabilität: Reaktion auf plötzliches Verlagern nach hinten durch Ziehen an den Schultern des Patienten; der mit geöffneten Augen und leicht auseinanderstehenden Füßen geradesteht.
  • Gang: Beurteilung des Gangbildes, der Schrittlänge und der Armschwingung.
  • Tremor: Beurteilung des Tremors in Ruhe und bei Aktion.

Alternativen und Ergänzungen zur UPDRS

Obwohl die UPDRS ein weit verbreitetes Instrument zur Beurteilung der Parkinson-Krankheit ist, gibt es auch alternative und ergänzende Methoden:

  • Der "Parkinson`s Disease Questionnaire": ist ein Patientenfragebogen zur Beurteilung der Lebensqualität der Parkinson-Patienten. Sie werden dabei gebeten, 39 Fragen mittels Ankreuzen zu beantworten. Ihr behandelnder Arzt kann damit zusätzliche Informationen darüber erhalten, welchen Einfluss die Erkrankung auf Ihren Alltag hat und somit ggf.

  • Der Parkinson Neuropsychometric Dementia Assessment (PANDA): ist ein bildungsunabhängiger Test, der die Besonderheiten der Parkinson-Demenz besonders berücksichtigt. Maximal 30 Punkte können erzielt werden, bei weniger als 14 Punkten in der PANDA-Kognition ist eine Demenz wahrscheinlich. Der Test dauert etwa 10 Minuten. Es werden verschiedene Kompetenzen getestet.

  • Apomorphin-Test: Ein weiterer Test zur Beantwortung der Frage, ob auf die Symptome der Parkinsonerkrankung auf Medikamentengabe ansprechen, ist der sogenannte Apomorphin-Test. Dabei erhalten Sie eine geringe Dosis des Medikaments Apomorphin unter die Haut injiziert. Schon nach einigen Minuten kann eine Aussage über die Wirkung getroffen werden. Im Rahmen des Tests wird die injizierte Dosis langsam gesteigert.

  • L-Dopa-Test: Dieser Test dient dazu herauszufinden, ob sich Symptome der Parkinsonerkrankung oder Symptome, die den Verdacht auf das Vorliegen der Parkinsonerkrankung begründen, durch die Gabe einer Testdosis L-Dopa verbessern. Vor der Gabe sollte über drei Tage das Medikament Domperidon eingenommen werden, um die sonst bei dieser L-Dopa-Dosis möglicherweise auftretende Übelkeit zu vermeiden. Vor der L-Dopa-Gabe und ca. 60 Minuten danach wird die Beweglichkeit mittels des UPDRS Teil III quantifiziert. Die Zwischenzeit können Sie im Wartezimmer überbrücken.

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  • Fundusfotografie und Deep-Learning-Methoden: Eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass Fundusfotos in Kombination mit Deep-Learning-Methoden zur Beurteilung neurologischer Dysfunktionen bei Parkinson-Patienten verwendet werden können. Ein Algorithmus kann anhand von Fundusfotografien den Wert der Hoehn- und Yahr-Skala (H-Y) und der Unified Parkinson’s Disease Rating Scale Part III (UPDRS-III) bei Parkinson-Patienten vorhersagen.

    • In einem einzelnen Krankenhaus der Tertiärversorgung wurde ein prospektives entscheidungsanalytisches Modell entwickelt. Die Fundusfotos von Probanden mit PD und Probanden mit atypischen motorischen Anomalien ohne PD, die zwischen dem 7. Oktober 2020 und dem 30. April 2021 die neurologische Abteilung des Samsung Kangbuk Krankenhauses aufsuchten, wurden in dieser Studie analysiert und ein konvolutionelles neuronales Netzwerk wurde entwickelt, um sowohl die H-Y-Skala als auch den UPDRS-III-Score basierend auf den Ergebnissen der Fundusfotos und den demographischen Merkmalen der Probanden vorherzusagen.

Transkranielle Pulsstimulation (TPS) als Therapieoption

Die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) ist ein fortschrittliches, nicht-invasives Verfahren zur Hirnstimulation, das in der Alzheimer-Therapie bereits Erfolge gezeigt hat. Auch die Anwendung der TPS bei Parkinson steht im Mittelpunkt spannender Forschungsfortschritte.

  • Eine Studie der Medizinischen Universität Wien hat kürzlich bestätigt, dass die TPS als zusätzliche Therapieoption für Parkinson-Patienten signifikante Verbesserungen der motorischen Funktion bewirken kann.
  • In einer Studie wurden 20 Patienten (15 Männer und 5 Frauen, Durchschnittsalter: 67,6 Jahre, bisherige Krankheitsdauer: 3 bis 148 Monate) untersucht, die von externen Fachärzten für Neurologie diagnostiziert worden waren. Diese Patientengruppe, die eine breite Vielfalt an Parkinson-Subtypen und Begleiterkrankungen repräsentierte, unterzog sich einem Therapieversuch mit zehn TPS-Sitzungen über einen Zeitraum von zwei Wochen.
  • Vor Beginn der TPS-Behandlung wurden hochauflösende MRT-Bilder zur diagnostischen Klärung, Beurteilung der Gehirnstruktur und zur Planung der TPS-Navigation angefertigt. Die Zielbereiche für die TPS-Stimulation wurden individuell anhand der MRT-Aufnahmen bestimmt und umfassten primär den sensomotorischen Cortex sowie andere relevante motorische Regionen.
  • Die Ergebnisse der Studie zeigen eine signifikante Verbesserung der motorischen Funktionen bei den Teilnehmern, wie durch die Unified Parkinson’s Disease Rating Scale Teil III (UPDRS-III) dokumentiert. Vor der Behandlung lag der Durchschnittswert bei 16,70 (± 8,85), der nach der TPS-Therapie auf 12,95 (± 8,55) fiel, was statistisch hochsignifikant ist (p < 0,001).

Bedeutung von Bewegung und Ausdauertraining

Sportlicher Aktivität, Training und Bewegung werden schon seit geraumer Zeit das Potential zugeschrieben, als nicht-pharmakologische, nicht-invasive, unterstützende Therapieform ohne unerwünschte Nebenwirkungen neben verschiedenen positiven Effekten auf unterschiedliche Organsysteme auch eine neuroprotektive Wirkung zu besitzen.

  • Eine aktuelle wissenschaftliche Studie untersuchte, ob Ausdauertraining den Krankheitsverlauf bei Patienten mit jüngst diagnostizierter Parkinson-Krankheit beeinflussen kann.
  • Die Auswirkungen der Intervention wurden anhand der “Unified Parkinson`s Disease Rating Scale” (UPDRS) ermittelt.
  • Intensives Ausdauertraining kann das Fortschreiten der motorischen Symptome bei M. Parkinson verzögern.

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