Depression: Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

Depressionen sind eine weit verbreitete und ernstzunehmende Erkrankung, die das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen kann. In Deutschland leiden schätzungsweise vier Millionen Menschen aktuell an einer Depression. Etwa jeder achte Einwohner Deutschlands, was etwa 10 Millionen Menschen entspricht, durchlebt im Laufe seines Lebens mindestens eine depressive Phase. Diese Erkrankung kann Menschen jeden Alters treffen und äußert sich durch vielfältige Symptome, die sowohl psychischer als auch körperlicher Natur sein können. Es ist wichtig, die Ursachen von Depressionen zu verstehen, die Symptome frühzeitig zu erkennen und sich professionelle Hilfe zu suchen, um die Lebensqualität wiederherzustellen.

Typische Symptome einer Depression

Typische Symptome einer Depression sind anhaltende Traurigkeit, Antriebslosigkeit und Energielosigkeit. Die Fähigkeit zur Freude oder Trauer kann eingeschränkt sein, was zu einem Gefühl innerer Leere führt. Die Symptome sind häufig in den frühen Morgenstunden und vormittags am stärksten ausgeprägt (Morgentief) und bessern sich im Laufe des Tages.

Weitere psychische Symptome können sein:

  • Verlust von Lebensfreude (Anhedonie)
  • Pessimismus und Hoffnungslosigkeit
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Interessenverlust
  • Versagens- und Schuldgefühle
  • Mangel an Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl
  • Entschlussunfähigkeit
  • Gedanken an den Tod oder Selbstmord

Körperliche Symptome einer Depression können sein:

  • Veränderter Appetit (Zunahme oder Abnahme)
  • Schlafstörungen (vermehrt oder vermindert)
  • Ermüdung und Erschöpfung
  • Innere Unruhe oder Reizbarkeit
  • Körperliche Beschwerden wie Magen-Darm-Probleme, Kopfschmerzen oder Schwindel

Es ist wichtig zu beachten, dass sich Depressionen bei Männern und Frauen unterschiedlich äußern können. Während Frauen häufiger Gefühle wie Niedergeschlagenheit und Traurigkeit zeigen, können Männer Depressionen eher durch Gereiztheit, Aggressivität oder das Unterdrücken von Gefühlen äußern.

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Ursachen von Depressionen: Ein komplexes Zusammenspiel

Die Ursachen von Depressionen sind vielfältig und noch nicht vollständig geklärt. Es wird von einem Zusammenwirken mehrerer Faktoren ausgegangen, darunter:

  • Genetische Faktoren: Eine erbliche Vorbelastung kann das Risiko, an einer Depression zu erkranken, erhöhen. Studien mit Zwillingen haben gezeigt, dass bei eineiigen Zwillingen das Risiko, dass beide an einer Depression erkranken, höher ist als bei zweieiigen Zwillingen. Es gibt jedoch kein einzelnes "Depressionsgen", sondern viele verschiedene Gene, die zur Entwicklung der Erkrankung beitragen können.
  • Neurobiologische Faktoren: Veränderungen im Gehirnstoffwechsel, insbesondere ein Mangel oder ein Ungleichgewicht an bestimmten Botenstoffen (Neurotransmittern) wie Serotonin, Noradrenalin und Dopamin, können eine Rolle bei der Entstehung von Depressionen spielen. Antidepressiva wirken häufig, indem sie die Konzentration dieser Botenstoffe im Gehirn erhöhen.
  • Psychosoziale Faktoren: Stressreiche Lebensereignisse wie der Verlust eines nahestehenden Menschen, Trennung, Jobverlust oder eine schwere Krankheit können Depressionen auslösen. Auch traumatische Erlebnisse in der Kindheit wie Missbrauch oder Vernachlässigung können das Depressionsrisiko erhöhen.
  • Persönlichkeitsmerkmale: Menschen, die schlecht von sich selbst, über die Welt und die Zukunft denken, haben ein höheres Risiko, an einer Depression zu erkranken. Auch eine geringe Fähigkeit, Stress zu bewältigen, und eine "erlernte Hilflosigkeit" können Risikofaktoren sein.
  • Körperliche Erkrankungen und hormonelle Störungen: Erkrankungen des Gehirns und Hormonstörungen wie eine Schilddrüsenunter- oder -überfunktion können die Gefühlswelt beeinflussen und Depressionen begünstigen. Auch chronische Entzündungen und Übergewicht (Adipositas) können mit Depressionen in Verbindung stehen.
  • Synaptische Plastizität: Die Fähigkeit des Gehirns, die Übertragung zwischen Nervenzellen an neue Reize anzupassen (synaptische Plastizität), ist bei depressiven Menschen oft vermindert. Dies könnte erklären, warum sie Schwierigkeiten haben, sich an Veränderungen anzupassen und neue Dinge zu lernen.

Diagnose und Behandlung von Depressionen

Schon bei Verdacht auf eine Depression sollte ein Arzt, Psychiater oder Psychotherapeut aufgesucht werden. Je früher eine Depression erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Die Diagnose erfolgt in der Regel durch ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten, in dem die Symptome, die Krankheitsgeschichte und mögliche Auslöser erfragt werden. Zusätzlich können Fragebögen und körperliche Untersuchungen (z.B. Blutuntersuchung, Computertomografie des Gehirns) durchgeführt werden, um andere Ursachen für die Beschwerden auszuschließen.

Eine depressive Episode liegt vor, wenn die Symptome mindestens zwei Wochen lang auftreten. Es gibt verschiedene Formen von Depressionen, darunter:

  • Rezidivierende depressive Störung: Betroffene erleben immer wieder depressive Episoden.
  • Chronische Depression (Dysthymie): Betroffene leiden ununterbrochen an depressiven Symptomen, die jedoch in der Regel schwächer ausgeprägt sind.
  • Bipolare Störung: Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit wechseln sich mit Phasen von Selbstüberschätzung, extremer Euphorie und übertriebenem Aktionismus ab.

Die Behandlung von Depressionen erfolgt in der Regel mit einer Kombination aus Psychotherapie, Medikamenten (Antidepressiva) und körperlicher Aktivität.

  • Psychotherapie: Eine Psychotherapie kann helfen, die Ursachen der Depression zu erkennen und zu bearbeiten, negative Denkmuster zu verändern und Strategien zur Stressbewältigung zu erlernen. Besonders wirksam sind die kognitive Verhaltenstherapie und die interpersonelle Therapie.
  • Antidepressiva: Antidepressiva können helfen, den Botenstoffwechsel im Gehirn zu regulieren und die Symptome der Depression zu lindern. Es gibt verschiedene Arten von Antidepressiva, die unterschiedlich wirken und unterschiedliche Nebenwirkungen haben können. Die Wahl des geeigneten Medikaments sollte in enger Absprache mit dem Arzt erfolgen.
  • Körperliche Aktivität: Regelmäßige körperliche Aktivität, wie z.B. Ausdauertraining, kann die Stimmung verbessern, den Antrieb steigern und Schlafstörungen reduzieren. Auch Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder autogenes Training können helfen, Stress abzubauen und die Entspannung zu fördern.

In schweren Fällen kann ein stationärer Aufenthalt in einer Klinik erforderlich sein, um eine intensive Betreuung und Behandlung zu gewährleisten.

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Weitere Behandlungsansätze

Zusätzlich zu den genannten Behandlungsmethoden gibt es weitere Ansätze, die bei Depressionen eingesetzt werden können:

  • Lichttherapie: Bei saisonal abhängigen Depressionen (Winterdepression) kann eine Lichttherapie helfen, den Mangel an Tageslicht auszugleichen.
  • Elektrokrampftherapie (EKT): Bei schweren, therapieresistenten Depressionen kann eine EKT in Erwägung gezogen werden.
  • Transkranielle Magnetstimulation (TMS): Bei der TMS werden bestimmte Hirnregionen mit Magnetfeldern stimuliert, um die Hirnaktivität zu verbessern.
  • Neural-Akupunktur: Einige Therapeuten setzen Neural-Akupunktur ein, um die Freisetzung von Endorphinen (Glückshormonen) zu fördern.

Hilfe und Unterstützung

Depressionen sind eine ernsthafte Erkrankung, die behandelt werden muss. Es ist wichtig, sich professionelle Hilfe zu suchen, wenn man unter depressiven Symptomen leidet. Es gibt zahlreiche Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen und Therapeuten, die Unterstützung anbieten.

Einige Anlaufstellen sind:

  • Hausarzt
  • Psychiater
  • Psychotherapeut
  • Psychologische Beratungsstellen
  • Sozialpsychiatrische Dienste
  • Deutschlandweites Info-Telefon Depression der Deutschen Depressionshilfe: 0800 33 44 533
  • Telefonseelsorge: 0800 111 0 111

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