Uwe Seeler und die Demenz: Eine Betrachtung

Uwe Seeler, eine Ikone des Hamburger SV (HSV) und des deutschen Fußballs, steht im Mittelpunkt vieler Erinnerungen. Doch auch die Auseinandersetzung mit Demenz, einer Krankheit, die viele Menschen betrifft, rückt immer wieder in den Fokus. Dieser Artikel beleuchtet verschiedene Aspekte im Zusammenhang mit Demenz, von Initiativen zur Unterstützung Betroffener bis hin zu persönlichen Schicksalen bekannter Persönlichkeiten wie Uwe Seeler und Gerd Müller.

Erinnerungen als Schlüssel zur Aktivierung

Ein zentraler Ansatz im Umgang mit Demenz ist die Aktivierung des Langzeitgedächtnisses durch das Wecken von Erinnerungen. Der HSV hat beispielsweise einen "Erinnerungskoffer" entwickelt, der in Pflegeeinrichtungen für Menschen mit Demenz eingesetzt wird. Dieser Koffer enthält Gegenstände wie einen Fußball, eine alte HSV-Kutte, ein Buch von Uwe Seeler oder das Foto der Meistermannschaft von 1979. Ziel ist es, alte Zeiten zurückzurufen und so das Wohlbefinden der Bewohner zu stärken.

Birgit Scheffner, die den HSV-Erinnerungskoffer in Pflegeeinrichtungen einsetzt, erklärt, dass standardmäßig ein Fußball und eine alte HSV-Kutte enthalten sind. Fanny Boyn vom HSV betont, dass die Zielgruppe breit gefächert ist und es darum geht, gemeinsame Geschichten entstehen zu lassen und Erinnerungen aufkommen zu lassen. Die Idee zum Erinnerungskoffer stammt ursprünglich von Fortuna Düsseldorf.

Die Ehrenamtlichen, die die Erinnerungskoffer einsetzen, haben oft eine persönliche Verbindung zum Thema Demenz, da Familienmitglieder oder Bekannte betroffen sind oder waren. Durch das Herausnehmen und Betrachten der Gegenstände aus dem Koffer werden die Senioren animiert, sich an ihre Vergangenheit zu erinnern und miteinander ins Gespräch zu kommen.

Der digitale Erinnerungskoffer als Alternative

Während der Corona-Pandemie wurden persönliche Besuche in den Pflegeheimen erschwert. Um den Kontakt zu den Fans mit Demenz aufrechtzuerhalten, entwickelte der HSV einen virtuellen Erinnerungskoffer in Form eines Videos mit Beiträgen aus der HSV-Geschichte, positiven Erinnerungen, Originaltönen und alten Eintrittskarten. Die Pflegeeinrichtungen konnten dieses Video nutzen, um die Bewohner zu aktivieren.

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Persönliche Schicksale: Uwe Seeler und Gerd Müller

Die Demenzerkrankung von Gerd Müller, dem "Bomber der Nation", hat viele Menschen berührt. Uwe Seeler äußerte sich betroffen über den Zustand seines ehemaligen Nationalmannschaftskollegen. Er wusste bereits seit längerem von der Erkrankung und bedauerte, dass ihm niemand helfen könne.

Seeler und Müller bildeten bei der WM in Mexiko 1970 ein erfolgreiches Sturmduo. Seeler erinnerte sich gerne an die gemeinsame Zeit mit Müller, der ein lustiger Bursche gewesen sei. Uschi Müller, die Ehefrau von Gerd Müller, sagte bewegt, dass sie hoffe, dass ihr Mann nicht über sein Schicksal nachdenken könne.

Uwe Seeler selbst erlebte in seinen letzten Jahren ebenfalls gesundheitliche Einschränkungen. Fans trauerten vor seinem Haus in Norderstedt und erinnerten sich an seine Verdienste für den HSV und die Stadt Hamburg.

Initiativen und Unterstützung für Menschen mit Demenz

Neben den Initiativen des HSV gibt es zahlreiche weitere Organisationen und Projekte, die sich für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen engagieren. Die Alzheimer Gesellschaft Kiel e. V. wurde beispielsweise für ihr Engagement ausgezeichnet. Marion Karstens, die Vorsitzende der Gesellschaft, setzt sich seit 2007 für Aufklärung, Beratung und Vernetzung ein und hat Angehörigengruppen, Alltagsbegleitangebote, Sportgruppen und Wohnpflegegemeinschaften initiiert.

Die Alzheimer Gesellschaft Kiel bietet auch Stammtische für pflegende Angehörige an, bei denen sich die Teilnehmer austauschen und gegenseitig unterstützen können. Zudem gibt es Demenzpartner-Schulungen für Chöre und Instrumentalensembles, um Musik als Zugang zu Menschen mit Demenz zu nutzen.

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Am Tag des Demenz in der Lubinus Klinik und beim Tag des Sports des LSV informierte die Alzheimer Gesellschaft Kiel über das Thema Demenz und bot Beratung an.

Musik als "Königsweg" zu Menschen mit Demenz

Musik spielt eine wichtige Rolle in der Begleitung von Menschen mit Demenz. Lieder aus der Jugendzeit können Erinnerungen wecken und positive Emotionen hervorrufen. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat eine Broschüre herausgegeben, die Angehörigen Tipps gibt, wie sie Musik zu Hause einsetzen können, um Hören und Musizieren, Bewegung und Tanz zu fördern.

In Kiel gab es beispielsweise eine Aufführung des Improvisationstheaters "Tante Salzmann" zum Thema Demenz, bei der die Zuschauer gemeinsam Schlager sangen. Auch beim Sommerfest der Alzheimer Gesellschaft Kiel sorgte musikalische Begleitung für beste Stimmung und lud zum Mitsingen ein.

Ehrenamtliches Engagement und persönliche Erfahrungen

Viele Menschen engagieren sich ehrenamtlich in der Betreuung von Menschen mit Demenz. Sie unterstützen beispielsweise in Gedächtnisgruppen, organisieren gemeinsame Mittagessen oder leiten Kreativwerkstätten. Die Ehrenamtlichen erleben oft die unmittelbare Freude und Reaktion der Betroffenen, wenn sie unbeschwerte Stunden verbringen.

Einige Ehrenamtliche haben auch persönliche Erfahrungen mit Demenz gemacht, beispielsweise durch die Pflege eines Familienmitglieds. Sie wissen, wie wichtig es ist, den Betroffenen einen Raum zu geben, in dem sie sich sicher und angenommen fühlen.

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Herausforderungen und Perspektiven

Die Digitalisierung stellt für viele ältere Menschen eine Herausforderung dar, insbesondere wenn sie mit Demenz konfrontiert sind. Es ist wichtig, ihnen Unterstützung anzubieten und ihnen den Zugang zu digitalen Angeboten zu erleichtern.

Die Corona-Pandemie hat die Situation von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen zusätzlich erschwert. Es ist wichtig, die entstandene gesellschaftliche Spaltung zu überwinden und wieder zur Normalität zurückzukehren.

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