Das Schicksal zweier Fußballlegenden: Gerd Müller, Uwe Seeler und der Kampf gegen Alzheimer

Die Fußballwelt ist oft von Triumphen und Erfolgen geprägt, doch hinter den glänzenden Fassaden verbergen sich auch menschliche Schicksale. Die Geschichten von Gerd Müller und Uwe Seeler, zwei der größten deutschen Fußballspieler aller Zeiten, sind untrennbar mit dem Kampf gegen die Alzheimer-Krankheit verbunden. Während Müller selbst an dieser Krankheit leidet, engagiert sich Seeler auf vielfältige Weise, um Menschen mit Demenz zu unterstützen und ihnen Freude zu bereiten.

Gerd Müllers Kampf gegen Alzheimer

Gerd Müller, der "Bomber der Nation", war einer der erfolgreichsten Stürmer aller Zeiten. Seine Torrekorde beim FC Bayern München und in der Nationalmannschaft sind bis heute legendär. Er schoss den FC Bayern in den 70er-Jahren an die europäische Spitze und bescherte der Nationalelf den EM-Titel 1972 sowie den Heim-Triumph bei der Weltmeisterschaft 1974. Mit seinen mehr als 600 Treffern hatte Gerd Müller den FC Bayern in den 70er-Jahren an die europäische Spitze geschossen und der Nationalelf den EM-Titel 1972 sowie den Heim-Triumph bei der Weltmeisterschaft 1974 beschert.

Doch nach dem Ende seiner aktiven Karriere konnte Müller nicht an seine früheren Erfolge anknüpfen. Private Schwierigkeiten und Alkoholprobleme setzten dem Publikumsliebling zu. In der jüngeren Vergangenheit fing er sich dank der Hilfe seiner alten Weggefährten beim FC Bayern wieder und war als Trainer an der Säbener Straße in das Vereinsleben integriert.

Im Jahr 2015 wurde bekannt, dass Gerd Müller an Alzheimer erkrankt ist. Die Diagnose war für viele ein Schock. "Es ist tragisch und stimmt uns alle beim DFB sehr traurig, dass es unserem Weltmeister und Freund nicht gut geht", sagte Verbandspräsident Wolfgang Niersbach. "Es ist furchtbar", wurde der frühere Bayern-Präsident Uli Hoeneß in einer Biografie anlässlich von Müllers bevorstehendem 70. Geburtstag am 3. November zitiert. Müllers einstiger Auswahl-Kollege Uwe Seeler sagte bei "Sport1": "Das Ganze macht mich einfach nur traurig." Auch Namensvetter Thomas Müller äußerte sich bestürzt. "Die Krankheit von Gerd geht mir natürlich an die Nieren", sagte er der "Bild"-Zeitung.

Seit Anfang Februar 2015 wird Müller mit Unterstützung seiner Familie professionell betreut. Sein letzter öffentlicher Auftritt war im August 2013 bei einer Ehrung in Hamburg.

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Der FC Bayern München bat die Öffentlichkeit, die Privatsphäre der Familie Müller zu respektieren. "Als ich Gerd letztens wieder einmal besucht habe, hat er mich erkannt, das habe ich gespürt", sagte Hermann Gerland, einst noch mit Müller für die Bayern-Amateure zuständig. "Ich habe ihm dabei Grüße von seinen ehemaligen Spielern ausgerichtet, speziell von Thomas Müller, David Alaba und Bastian Schweinsteiger. Da kamen Gerd die Tränen. Er hat geweint."

Uwe Seelers Engagement für Menschen mit Demenz

Uwe Seeler, eine weitere Ikone des deutschen Fußballs, hat sich nach seiner aktiven Karriere auf vielfältige Weise sozial engagiert. Ein besonderes Anliegen ist ihm die Unterstützung von Menschen mit Demenz.

Seeler wusste schon länger von Gerd Müllers Erkrankung. "Es ist schlimm. Ich weiß das aber schon länger, für mich ist das keine Überraschung gewesen", sagte Seeler im Gespräch mit SPORT1. "Der FC Bayern hat das lange verdeckt gehalten, aber ich wusste, dass Gerd dement ist. Im Heim ist er noch nicht so lange. Das ganze macht mich einfach nur traurig."

Seeler erinnert sich gerne an die gemeinsame Zeit mit Müller in der deutschen Nationalmannschaft. "Wir lagen damals in einem Zimmer zusammen und es war eine fantastische Zeit", erinnert sich Seeler. "Helmut Schön hatte mich gebeten, ob ich für die WM nochmal helfen kann, was ich gerne getan habe." Auch danach sei der Kontakt nie abgebrochen. "Wir haben uns immer wieder getroffen und es war immer sehr schön, wenn wir uns gesehen haben."Es sei "mit den Jahren eine richtig tolle Freundschaft" geworden, betont Seeler, "die nur getrübt ist durch seine Krankheit."

Leider könne man an dieser Krankheit, "die fürchterlich ist", nichts ändern, so Seeler. "Die Menschen leben in ihrer eigene Welt, das ist ein Trauerspiel.

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Der Erinnerungskoffer des HSV

Ein besonderes Projekt, das Uwe Seeler unterstützt, ist der "Erinnerungskoffer" des Hamburger SV (HSV). Seit 2018 organisiert der HSV diese Besuche in Pflegeeinrichtungen. "Die Idee stammt aus England", erzählt die Inklusions-Beauftragte des Klubs, Fanny Boyn (46). "In unseren Koffern sind Erinnerungsstücke aus der Geschichte unseres Vereins. Sie sollen positive Erinnerungen bei den Fans mit Demenz hervorrufen."

Einmal im Monat ermöglichen die freiwilligen Unterstützer des Projekts einer Gruppe Hamburger Senioren diese Reise in die Vergangenheit. Im Vorfeld werden sie im Umgang mit Demenz-kranken Menschen geschult.

Der Erinnerungskoffer enthält unter anderem einen Fußball, eine alte HSV-Kutte, ein Buch von Uwe Seeler und das Foto der Meistermannschaft von 1979. "Auch wenn die Gäste am Anfang noch ein bisschen tatenlos da saßen, kann man schon sehen, dass da auf einmal Bewegung in die ganze Sache kommt", erklärt Birgit Scheffner, eine freiwillige Helferin. "Nicht nur körperlich Bewegung, indem sie sich Sachen greifen oder so, sondern auch an der Mimik erkennt man das oder, wenn man genauer hinschaut, auch an den kleinen Lachfalten zum Beispiel oder an dem Blinzeln der Augen. Es wird erzählt, von früher, vielleicht vom HSV, vielleicht auch von anderen Dingen, die irgendwie mit Sport zu tun haben."

Ziel des Projekts ist es, gemeinsame Geschichten entstehen zu lassen, Erinnerungen aufkommen zu lassen und das Wohlbefinden der Bewohner zu stärken.

Durch die Corona-Pandemie wurde die Initiative stark ausgebremst. Die Anzahl der Mitwirkenden schrumpfte von 21 auf sieben, persönliche Besuche in den Heimen waren nicht mehr möglich. Um den betroffenen Fans trotzdem besondere Momente zu schenken, entwickelte der Verein den virtuellen Erinnerungskoffer.

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Boyn: „Im Lockdown haben wir ein Video entwickelt, das wir an alle interessierten Einrichtungen verschickt haben. So konnten wir unser Vorhaben am Laufen halten.“

Mittlerweile nimmt das Projekt wieder Fahrt auf.„Wir haben viele Anfragen und sind auf einem guten Weg.

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