Der Vagusnerv, auch bekannt als zehnter Hirnnerv, ist ein wesentlicher Bestandteil des parasympathischen Nervensystems und spielt eine entscheidende Rolle bei der Regulierung verschiedener Körperfunktionen. Er erstreckt sich vom Hirnstamm bis in den Bauchraum und beeinflusst eine Vielzahl von Organen. Eine Entzündung oder Reizung dieses Nervs kann eine Reihe von Symptomen und Gesundheitsproblemen verursachen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und Behandlungen einer Vagusnerv-Entzündung und gibt Einblicke in die Bedeutung dieses Nervs für unsere Gesundheit.
Was ist der Vagusnerv?
Der Vagusnerv (Nervus vagus) ist der zehnte Hirnnerv und der längste sowie komplexeste der zwölf Hirnnerven. Anders als die Rückenmarksnerven entspringt er direkt dem Gehirn, genauer gesagt dem Abschnitt des Gehirns, in dem auch die Medulla oblongata liegt (das verlängerte Mark im Hirnstamm). Von dort aus durchläuft er Kopf, Hals und Rumpf und verzweigt sich dabei in feinste Verästelungen. Der Name "Vagus" leitet sich vom lateinischen "vagari" für "umherschweifen" ab, was auf sein ausgedehntes Gebiet im Körper hinweist.
Als Teil des Parasympathikus bündelt der Vagusnerv viszeromotorische Nervenfasern, die für die Steuerung der unwillkürlichen Muskulatur zuständig sind, beispielsweise im Herzen oder Kehlkopf. Der Parasympathikus wird in Phasen der Entspannung aktiv und ist der Gegenspieler des Sympathikus, der den Körper unter Stress zu Höchstleistungen anregt. Darüber hinaus umfasst der Nervus vagus auch somatosensible und viszerosensible Nervenfasern, die Informationen zwischen Gehirn und ihren Endpunkten austauschen.
Ursachen einer Vagusnerv-Entzündung
Der Vagusnerv ist vergleichsweise selten von Störungen oder Erkrankungen betroffen. Eine mögliche Ursache für eine Reizung oder Kompression des Vagusnervs ist eine Atlasfehlstellung, bei der die Kompression verschiedener Nervenstränge, darunter des Vagusnervs, zu einer Beeinträchtigung des normalen Flusses der elektrischen Impulse entlang der Nerven führt.
Aktuelle Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass das Spike-Protein von SARS-CoV-2 den Vagusnerv beeinflussen kann und eine Entzündung im Hirnstamm mit einer gestörten autonomen Funktion in Verbindung gebracht wurde. Eine Studie hat nachweisen können, dass bei COVID-19 das Spike Protein den Hirnstamm infizieren und entzünden kann und somit zu Dysautonomie des Vagusnerv führen kann.
Lesen Sie auch: Den Vagusnerv aktivieren
Symptome einer Vagusnerv-Reizung
Die Symptome einer Vagusnerv-Reizung können vielfältig und weitreichend sein, da der Nerv ein so ausgedehntes Gebiet im Körper durchzieht. Einige der häufigsten Symptome sind:
- Häufiges Verschlucken und sonstige Schluckstörungen
- Schlaff herabhängendes Gaumensegel
- Heiserkeit
- Reizhusten
- Sodbrennen
- Übelkeit
- Atemnot
- Tachykardie (beschleunigter Herzschlag)
- Herzrhythmusstörungen
- Verdauungsbeschwerden (bis hin zu Durchfall oder Verstopfung)
- Epilepsie
- Lipothymie (Prä-Synkope)
Es ist wichtig zu beachten, dass das Auftreten und die Art der Beschwerden maßgeblich davon abhängen, an welcher Stelle die Arbeit des zehnten Hirnnervs eingeschränkt wird. Je näher am Gehirn die Ursache für die Reizung liegt, desto mehr Symptome zeigt der*die Betroffene.
Diagnose einer Vagusnerv-Störung
Die Diagnose einer Vagusnerv-Störung kann eine Herausforderung darstellen, da die Symptome oft unspezifisch sind und auf andere Erkrankungen hindeuten können. Derdie HausarztHausärztin ist häufig derdie erste Ansprechpartnerin, um ein möglichst vollständiges Beschwerdebild zu erfassen. Bei Verdacht auf eine Störung des zehnten Hirnnervs erfolgt meist eine Überweisung an die Neurologie.
Behandlungen zur Beruhigung und Stimulation des Vagusnervs
In den meisten Fällen legen sich Störungen des Vagusnervs, wenn die Ursache für seine Reizung behandelt werden kann. Stellt derdie Medizinerin also eine Grunderkrankung oder verschobene Wirbel als Auslöser für die Beschwerden fest, liegt der Fokus zunächst auf deren Behandlung. Den Vagusnerv selbst direkt zu beruhigen, ist dagegen ein eher schwieriges Unterfangen. Seine feinen Verästelungen verlaufen tief im Körper und lassen sich über Medikamente oder Operationen nur schwer gezielt beruhigen.
Umgekehrt kann eine Stimulation (zum Beispiel nach einem Schlaganfall) aber durchaus positive Effekte erzielen: Dabei werden Impulsgeber im Hals implantiert, von wo aus sie den Vagusnerv in der Regel am besten erreichen. Kleine Elektroden geben daraufhin elektrische Impulse ab, die den zehnten Hirnnerv anregen. Diese Behandlungsmethode ermöglicht insbesondere bei motorischen Einschränkungen Fortschritte.
Lesen Sie auch: Zukunftsperspektiven der Vagusnervstimulation
Die wichtige Rolle des Vagusnervs im Parasympathikus nutzen Ärzte*Ärztinnen auch bei der Behandlung von Depression, Angststörungen und Epilepsie.
Vagusnerv-Übungen zur Selbsthilfe
Die Verknüpfung zum regenerierenden Parasympathikus lässt sich bis zu einem gewissen Grad auch ohne implantierten Impulsgeber nutzen. Menschen, die stark unter Stress stehen oder unter Ängsten leiden, können ihren Vagusnerv mit bestimmten Übungen zu seiner beruhigenden Wirkung motivieren. Insbesondere eine tiefe Atmung in den Bauchraum (Bauchatmung) mit einer verlängerten Ausatmung erweist sich hier als Vagus-aktivierender Faktor.
Interessierte können unter anderem diese Vagusnerv-Übungen ausprobieren:
- Meditation, am besten unter Anleitung in einer Gruppe oder per App
- Atemübungen, beispielsweise nach der 4711-Regel (für 4 Sekunden einatmen, 7 Sekunden lang ausatmen und dieses Schema 11 Minuten lang fortführen)
- Kehlkopfvibrationen, bei denen stimmhafte S-Laute die Ausatmung ausdehnen
- Summen von A, O oder U, nach ganz ähnlichem Prinzip wie die Kehlkopfvibrationen
- Gurgeln, beispielsweise mit Wasser oder lauwarmem Kamillentee
- Singen
Diese Formen der sogenannten Vagus-Meditation können Blutdruck und Herzfrequenz herunterregulieren, die Verdauung fördern und Anspannung lindern.
Die Polyvagal-Theorie
Die Polyvagal-Theorie, entwickelt von Dr. Stephen Porges, bietet einen neuen Blickwinkel auf das autonome Nervensystem, insbesondere auf den Vagusnerv. Sie schlägt vor, dass das autonome Nervensystem drei verschiedene Zweige hat:
Lesen Sie auch: Eingeklemmter Nerv: Ein umfassender Leitfaden
- Ventraler Vaguskomplex: Verbunden mit sozialen Kommunikationsfähigkeiten, beruhigenden Verhaltensweisen und der Fähigkeit zuzuhören.
- Dorsaler Vaguskomplex: Beteiligt an Reaktionen auf extremen Stress, wie z.B. „Totstellreflex“ oder Zustände der Dissoziation.
- Sympathisches Nervensystem: Aktiviert den Körper in Stresssituationen.
Die Polyvagal-Theorie hat besondere Bedeutung in der Psychologie und Psychotherapie, insbesondere in der Behandlung von Traumata und Stressstörungen.
Die Rolle des Vagusnervs bei LongCOVID
Die Rolle des Vagusnervs bei der Dysautonomie ist von entscheidender Bedeutung, insbesondere für LongCOVID-Patienten, die mit anhaltenden Symptomen nach der Genesung von akutem COVID-19 kämpfen. Bei MOJO wird die Dysfunktion des Vagusnervs als mögliche Ursache für eine Vielzahl von Symptomen bei LongCOVID betrachtet und erfordert daher eine gezielte Behandlungsstrategie.
Im ersten Schritt wird bei MOJO auf die Entgiftung des Spike-Proteins und die Reduzierung der Entzündung im Hirnstamm gesetzt. Dem Spike-Protein von SARS-CoV-2 wurde nachgewiesen, dass es den Vagusnerv beeinflussen kann, und eine Entzündung im Hirnstamm wurde mit einer gestörten autonomen Funktion in Verbindung gebracht.
Anschließend konzentriert man sich darauf, den Vagusnerv gezielt zu aktivieren und seine Aktivität zu stärken. Bei MOJO wurde ein spezielles Trainingsprogramm entwickelt, das darauf abzielt, den Vagusnerv zu stärken und seine Funktion zu verbessern. Ziel ist es, eine erfolgreiche LongCOVID-Therapie anzubieten, die alle drei Zustände des Hirnstamms freischaltet.
tags: #Vagusnerv #Entzündung #Ursachen #Symptome #Behandlung