Herzstolpern: Ursachen, Symptome und Behandlung

Herzstolpern ist ein weit verbreitetes Phänomen, das viele Menschen gelegentlich erleben. Es kann sich durch ein kurzes Aussetzen des Herzschlags äußern, gefolgt von einem besonders kräftigen Schlag, oft begleitet von Herzrasen oder einem flatternden Gefühl in der Brust. Obwohl es meist harmlos ist, kann es beunruhigend sein und den Alltag beeinträchtigen. Daher ist es wichtig, die Ursachen, Risiken und Behandlungsmöglichkeiten zu verstehen.

Arten von Herzstolpern

Herzstolpern wird hauptsächlich in zwei Kategorien unterteilt, je nach Ursprungsort der Extraschläge:

  • Supraventrikuläre Extrasystolen (SVES): Diese entstehen in den Vorhöfen des Herzens und sind oft harmlos, besonders bei jüngeren Menschen oder unter Belastung. Stress, Koffein, Nikotin und Alkohol können SVES auslösen.

  • Ventrikuläre Extrasystolen (VES): Diese entstehen in den Herzkammern und können potenziell gefährlicher sein, besonders wenn sie gehäuft auftreten. Auch herzgesunde Menschen können VES haben, aber sie können auch auf eine zugrunde liegende Herzerkrankung hinweisen.

Die meisten Menschen bemerken SVES kaum, während VES intensiver wahrgenommen werden und bei häufigem Auftreten abgeklärt werden sollten.

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Symptome von Herzstolpern

Herzstolpern kann sich unterschiedlich äußern. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Herzklopfen oder Herzrasen: Ein starkes Spüren des Herzschlags, besonders nach einer Extrasystole.

  • Kurzatmigkeit: Vor allem bei häufigerem Herzstolpern kann dies zu belastungsabhängiger Atemnot führen.

  • Schwindel oder Benommenheit: Diese Symptome treten auf, wenn das Herzstolpern den Blutfluss vorübergehend beeinträchtigt.

  • Unruhe oder Angst: Das unangenehme Gefühl in der Brust kann psychische Belastungen verursachen.

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Diese Symptome sind oft kurzlebig. Bei Schwindel, Ohnmachtsanfällen oder Brustschmerzen sollte jedoch sofort ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.

Ursachen von Herzstolpern

Herzstolpern kann verschiedene Ursachen haben, von harmlosen Alltagserscheinungen bis zu ernsthaften Gesundheitsproblemen:

  • Stress und psychische Belastungen: Diese können das vegetative Nervensystem beeinflussen und Herzstolpern verursachen, besonders bei Angstzuständen oder Depressionen. Innere Unruhe bis hin zu Panikattacken ist häufig mit einem beschleunigten Herzschlag und erhöhtem Blutdruck verbunden. Ursache ist eine Aktivierung des sympathischen Nervensystems. Eine Konstellation, Ausdruck einer Verschiebung des Gleichgewichts im autonomen Nervensystem zugunsten des Nervus sympathikus. Wesentliche Prozesse in unserem Körper werden unbewusst durch das autonome Nervensystem gesteuert, dem Wechselspiel zwischen dem aktivierendem Nervus sympathikus und beruhigendem Nervus vagus. Wenn der Nervus sympathikus in körperlicher Ruhe übersteuert, dann kann dieser Erregungszustand durch sogenannte vagale Manöver moduliert beziehungsweise durchbrochen werden.

  • Konsum von Stimulanzien: Koffein, Nikotin, Alkohol und bestimmte Medikamente können Herzrhythmusstörungen begünstigen.

  • Herzerkrankungen: Koronare Herzkrankheit, Herzinsuffizienz oder Herzklappenerkrankungen sind häufige organische Ursachen. Strukturelle Veränderungen des Herzens können Störungen im Reizleitungssystem verursachen.

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  • Elektrolytstörungen: Ein Ungleichgewicht von Kalium, Magnesium oder Kalzium im Körper kann die elektrische Stabilität des Herzens beeinträchtigen und zu Extrasystolen führen.

  • Schilddrüsenerkrankungen: Auch Erkrankungen der Schilddrüse können Auslöser für Extrasystolen sein.

Risikofaktoren für Herzstolpern

Bestimmte Risikofaktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit für Herzstolpern:

  • Alter: Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für Herzrhythmusstörungen.

  • Genetische Veranlagung: Familiäre Häufung von Herzrhythmusstörungen erhöht das Risiko.

  • Bluthochdruck: Kann das Herz überlasten und zu strukturellen Veränderungen führen.

  • Diabetes mellitus: Schädigt langfristig die Blutgefäße und das Herz.

  • Übergewicht und Bewegungsmangel: Belasten das Herz-Kreislauf-System.

Diagnose von Herzstolpern

Zur Diagnose von Herzstolpern werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt:

  • Anamnese und körperliche Untersuchung: Der Arzt erfragt die Krankengeschichte und Symptome und achtet auf Risikofaktoren.

  • EKG (Elektrokardiogramm): Zeichnet die elektrische Aktivität des Herzens auf und kann Extrasystolen sichtbar machen, wenn diese während der Aufzeichnung auftreten.

Ist Herzstolpern gefährlich?

Herzstolpern ist meist harmlos, aber es gibt Situationen, in denen es gefährlich sein kann:

  • Häufige ventrikuläre Extrasystolen: Können das Risiko für lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen wie Kammerflimmern erhöhen.

  • Herzstolpern bei bestehender Herzerkrankung: Kann auf eine Verschlechterung der Herzfunktion hinweisen.

  • Symptomatisches Herzstolpern: Begleitet von starken Symptomen wie Schwindel, Ohnmacht oder Brustschmerzen kann dies auf eine gefährliche Rhythmusstörung hindeuten.

In solchen Fällen ist eine schnelle Diagnose und Behandlung entscheidend.

Langfristige Folgen von Herzstolpern

Unbehandeltes, häufiges Herzstolpern kann langfristige Auswirkungen haben:

  • Beeinträchtigung der Herzfunktion: Kann zu einer dauerhaften Beeinträchtigung der Herzfunktion führen.
  • Erhöhtes Risiko für Herzrhythmusstörungen: Wie Vorhofflimmern, das das Risiko für Schlaganfälle und Herzinsuffizienz erhöht.
  • Vorboten für schwerwiegendere Komplikationen: Bei Menschen mit Herzerkrankungen kann Herzstolpern ein Vorbote für Kammerflimmern sein, das tödlich enden kann.

Behandlungsoptionen bei Herzstolpern

Die Behandlung richtet sich nach der Ursache und Schwere der Symptome:

  • Medikamente: Betablocker oder Antiarrhythmika können das Herz stabilisieren und Herzstolpern verhindern. Diese sollten nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden.
  • Katheterablation: Bei häufigen und belastenden ventrikulären Extrasystolen kann das Herzgewebe, das für die Extrasystolen verantwortlich ist, gezielt verödet werden.
  • Herzschrittmacher: In seltenen Fällen kann ein Herzschrittmacher erforderlich sein, um den Herzrhythmus zu regulieren.

Die Wahl der Therapie hängt vom allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten und der individuellen Ausprägung des Herzstolperns ab.

Lebensstiländerungen zur Risikoreduktion

Lebensstiländerungen spielen eine entscheidende Rolle bei der Vorbeugung und Behandlung von Herzstolpern:

  • Stressmanagement: Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder Atemübungen können helfen, Stress zu reduzieren.
  • Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Mineralstoffen, insbesondere Kalium und Magnesium, kann die Herzfunktion unterstützen. Der Verzicht auf Stimulanzien wie Koffein, Alkohol und Nikotin ist ebenfalls wichtig.
  • Regelmäßige Bewegung: Stärkt das Herz-Kreislauf-System und kann Herzrhythmusstörungen vorbeugen.

Soforthilfe bei Herzstolpern

Bei akutem Herzstolpern können folgende Maßnahmen helfen:

  • Tiefe Atmung: Kann das Herz beruhigen und den Rhythmus stabilisieren.
  • Valsalva-Manöver: Durch Anspannen der Bauchmuskulatur und Pressen kann der Vagusnerv stimuliert werden, was den Herzschlag normalisieren kann.
  • Hinlegen: Flach hinlegen und entspannen kann helfen, das Herz zu beruhigen und den Rhythmus zu stabilisieren.

Vagusnerv und Herzstolpern

Der Vagusnerv spielt eine wichtige Rolle bei der Regulation des Herzrhythmus. Er ist Teil des Parasympathikus, dem beruhigenden Teil des autonomen Nervensystems. Eine Stimulation des Vagusnervs kann helfen, Herzrasen zu verlangsamen und den Herzrhythmus zu normalisieren.

Vagale Manöver

Verschiedene vagale Manöver können den Vagusnerv stimulieren:

  • Valsalva-Manöver: Tief einatmen, Mund und Nase zuhalten und pressen, als würde man ausatmen.
  • Karotissinusmassage: Leichter Druck auf die Halsschlagader (nur nach ärztlicher Anweisung und Abklärung).
  • Kaltes Wasser: Trinken eines kalten Glases Wasser oder Auflegen einer kalten Kompresse auf das Gesicht.
  • Atemtechniken: Tiefes, langsames Atmen durch die Nase in Verbindung mit einer Bauchatmung.

Anfallsartige Vorhoftachykardien und Vagus-Manöver

Vagus-Manöver wirken am besten bei Tachykardien, bei denen der AV-Knoten seine bremsende Funktion nicht erfüllen kann, insbesondere bei anfallsartigen Vorhoftachykardien (AVNRT und AVRT). Der AV-Knoten ist für die regelmäßige Überleitung der Impulse vom Vorhof auf die Herzkammern verantwortlich.

Stressmanagement und Vagusnerv

Stress spielt eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Herzstolpern. Ein gutes Stressmanagement kann helfen, die Häufigkeit und Intensität von Herzstolpern zu reduzieren. Regelmäßige Entspannungsübungen und ein gesunder Lebensstil können den Vagusnerv stärken und das vegetative Nervensystem stabilisieren.

Psychokardiologie und Vorhofflimmern

Psychische Faktoren wie Stress, Angst und Depressionen können das Auftreten von Vorhofflimmern fördern. Die Psychokardiologie beschäftigt sich mit den Wechselwirkungen zwischen psychischen Belastungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Studien zeigen, dass die Linderung von psychischem Stress, Angst und Depressionen das Auftreten von Vorhofflimmern reduzieren kann.

Therapieansätze

Ein ganzheitlicher Behandlungsansatz, der neben körperlichen auch psychische Faktoren berücksichtigt, ist entscheidend. Dies kann durch psychotherapeutische Gespräche, Entspannungsübungen und gegebenenfalls medikamentöse Behandlung erfolgen.

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