Die vaskuläre Demenz ist eine der häufigsten Demenzformen, die durch Durchblutungsstörungen im Gehirn verursacht wird. Sie betrifft schätzungsweise 0,3 Prozent der Bevölkerung und ist nach der Alzheimer-Demenz die zweithäufigste Demenzerkrankung. Es ist wichtig, die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten dieser Erkrankung zu verstehen, um Betroffenen und ihren Angehörigen bestmöglich zu helfen.
Was ist vaskuläre Demenz?
Der Begriff "vaskulär" bedeutet "gefäßbedingt", und Demenz (lat.) steht für "Wahnsinn" oder "Torheit". Vaskuläre Demenz entsteht aufgrund von Durchblutungsstörungen im Gehirn. Diese Störungen können durch Ablagerungen in Blutgefäßen, Blutgerinnsel oder Hirnblutungen, auch in kleinerem Umfang, verursacht werden. Dadurch werden Bereiche des Gehirns mit zu wenig Sauerstoff versorgt, was zu Schädigungen oder dem Absterben von Hirnzellen in unterschiedlichen Bereichen des Gehirns führen kann. Das Risiko für eine vaskuläre Demenz kann steigen, wenn das Herz-Kreislauf-System beeinträchtigt ist.
Unterformen der vaskulären Demenz
Es gibt verschiedene Unterformen der vaskulären Demenz, darunter:
- Morbus Binswanger: Eine subkortikale vaskuläre Demenz, die durch eine Verdickung der Wände kleiner Blutgefäße entsteht, die tiefer liegende Gehirnbereiche mit Blut versorgen.
- Multiinfarktdemenz: Entsteht aus mehreren kleinen Schlaganfällen.
- Genetisch bedingte Demenz: Seltene Form, die auf genetischen Faktoren beruht.
- Strategische Infarkte: Ein einziger Infarkt an einer strategisch wichtigen Hirnschaltstelle (z. B. dem Thalamus) kann eine vaskuläre Demenz auslösen.
- Hämorrhagische Demenz: Durch Hirnblutungen ausgelöste vaskuläre Demenz.
Ursachen und Risikofaktoren
Die Hauptursache für vaskuläre Demenz sind Faktoren, die Gefäßerkrankungen, Gefäßverschlüsse und Durchblutungsstörungen fördern. Dazu zählen insbesondere:
- Schlaganfälle: Verschlossene Arterien im Hirn führen zu einem Schlaganfall, der mit einer vaskulären Demenz einhergehen kann. Auch mehrere kleine Schlaganfälle können eine Multiinfarktdemenz verursachen.
- Arteriosklerose: Verhärtung und Elastizitätsverlust der Arterienwände, wodurch sich Kalzium, Fett oder Cholesterin absetzen können.
- Hirnblutung: Kleine Blutgefäße im Schädel bzw. Gehirn platzen und führen zu einer Schwäche des Hirngewebes.
- Lebensstil-Faktoren: Rauchen, Bewegungsmangel und starkes Über- oder Untergewicht.
- Erkrankungen: Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Herzprobleme wie Vorhofflimmern sowie Gefäßveränderungen.
- Weitere Risikofaktoren: Alter, genetische Veranlagung und ein regelmäßig hoher Konsum von Alkohol.
Symptome und Verlauf
Die Symptome einer vaskulären Demenz variieren stark und hängen davon ab, wie weit die Schädigung schon fortgeschritten ist und in welcher Gehirnregion sie sich befindet. Zu Beginn äußern sich die Symptome häufig darin, dass Erkrankte nicht mehr so aufmerksam sind wie sonst und das Denken sich verlangsamt.
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Typische Symptome
- Probleme mit Aufmerksamkeit und Konzentration
- Verlangsamtes Denken und Reagieren
- Sprachschwierigkeiten (z. B. Wortfindungsstörungen)
- Verhaltensänderungen, Antriebsstörungen und Stimmungsschwankungen
- Müdigkeit
- Schwindel
- Neurologische Ausfälle wie Unsicherheit beim Gehen, Störungen verschiedener Reflexe, Taubheitsgefühle und Lähmungen
- Starker Harndrang oder Inkontinenz
- Sehstörungen
- Depressionen
Verlauf
Der Verlauf einer vaskulären Demenz ist sehr unterschiedlich und hängt maßgeblich von der Art und dem Ort der Gehirnschädigung sowie von Begleiterkrankungen des Betroffenen ab. Typisch kann ein plötzlicher Beginn (beispielsweise nach einem Schlaganfall) sein. Im Gegensatz zur schleichenden Alzheimer-Demenz verschlechtert sich die vaskuläre Demenz in den meisten Fällen nicht kontinuierlich, sondern eher schubweise. Es gibt oft stabile Phasen, dann wieder verschlechtert sich der Zustand des Betroffenen sehr schnell.
Im Endstadium der vaskulären Demenz sind Betroffene bettlägerig, können nicht mehr für sich selbst sorgen und sind auf Hilfe angewiesen. In der Regel erkennen sie im Verlauf ihre Angehörigen und andere nahestehende Personen nicht mehr. Es stellen sich Schluckstörungen ein und Betroffene verlieren die Kontrolle über Darm und Blase. Außerdem steigt die Infektanfälligkeit der Patienten.
Stadien der vaskulären Demenz
Die vaskuläre Demenz verläuft in sieben Stadien, die sich in leichte, mittelschwere, fortgeschrittene und Demenz im Endstadium unterteilen lassen. Ein gängiges Modell hierfür ist die Reisberg-Skala.
Diagnose
Die Diagnose einer vaskulären Demenz erfolgt in ein paar zentralen Schritten:
- Anamnese: Ärztinnen und Ärzte stellen gezielte Fragen zum Alltag der Patientinnen und Patienten, zu aktuellen Beschwerden, typischen Symptomen und deren Verlauf.
- Körperliche Untersuchungen: Überprüfung des Herz-Kreislauf-Systems sowie der neurologischen Funktionen.
- Kardiologische Diagnostik: Langzeit-Elektrokardiogramm (EKG) und Echokardiographie, um Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck oder Diabetes mellitus zu erkennen.
- Neuropsychologische Tests: Feststellung, welche Bereiche der geistigen Leistungsfähigkeit beeinträchtigt sind.
- Bildgebende Verfahren: Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT), um Schädigungen oder Durchblutungsstörungen im Gehirn zu zeigen.
Behandlung
Eine vaskuläre Demenz ist nicht heilbar. Die im Gehirn entstandenen Schäden können nicht rückgängig gemacht werden. Ziel der Therapie ist es, weiteren Schäden vorzubeugen und eine Verschlimmerung der Beschwerden aufzuhalten, beziehungsweise zu verlangsamen.
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Medikamentöse Behandlung
- Blutverdünnende Medikamente: Behandlung von Durchblutungsstörungen im Gehirn, um weiteren Schlaganfällen vorzubeugen.
- Medikamente gegen Risikofaktoren: Behandlung von Bluthochdruck, erhöhtem Cholesterinspiegel und erhöhtem Blutzucker.
- Cholinesterasehemmer und Memantin: Linderung der Symptome, jedoch keine Wirkung auf den Verlauf der Erkrankung.
- Psychopharmaka: Unterstützung bei psychischen Herausforderungen.
Nicht-medikamentöse Behandlung
- Logopädie: Verbesserung der Sprachfähigkeit.
- Physiotherapie: Erhaltung der körperlichen Funktionen.
- Ergotherapie: Unterstützung bei alltäglichen Aufgaben.
- Krankengymnastik: Förderung der Beweglichkeit.
- Musiktherapie: Verbesserung des Wohlbefindens.
- Erinnerungstherapie: Aktivierung von Erinnerungen.
- Rechen- und Rätselaufgaben: Förderung der kognitiven Fähigkeiten.
- Bewegungs- und Sporttherapien: Verbesserung der körperlichen Fitness.
- Sprachförderung: Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit.
- Kognitive Stimulation: Gespräche zur Anregung der geistigen Aktivität.
- Autobiographische Arbeit: Erinnerungsarbeit zur Stärkung der Identität.
- Kunsttherapie: Kreativer Ausdruck zur Förderung des Wohlbefindens.
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