Vaskuläre Demenz ist die zweithäufigste Form der Demenz nach der Alzheimer-Krankheit. In Deutschland sind etwa 250.000 Menschen davon betroffen. Aufgrund der alternden Bevölkerung wird ein Anstieg der Fälle erwartet. Die vaskuläre Demenz ist eine von bis zu 50 bekannten Demenzformen.
Was ist vaskuläre Demenz?
Der Begriff "vaskulär" bedeutet "gefäßbedingt", und Demenz (lat.) steht für "Wahnsinn" oder "Torheit". Vaskuläre Demenz ist ein medizinischer Fachbegriff für Demenz-Erkrankungen, die durch Durchblutungsstörungen im Gehirn verursacht werden. Sie ist der Oberbegriff für Demenzformen, die durch Durchblutungsstörungen im Gehirn ausgelöst werden. Die vaskuläre Demenz entsteht also durch eine gestörte Blut- und Sauerstoffversorgung des Hirngewebes. Ursächlich für die Durchblutungsstörungen im Gehirn sind meist Ablagerungen in den Blutgefäßen (Arteriosklerose).
Pathophysiologische Grundlagen und Risikofaktoren
Die vaskuläre Demenz resultiert aus Schädigungen der Blutgefäße im Gehirn, die zu einer unzureichenden Sauerstoff- und Nährstoffversorgung der Nervenzellen führen. Häufige Ursachen sind Schlaganfälle, chronische Gefäßveränderungen und Mikroangiopathien. Risikofaktoren umfassen Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Hyperlipidämie und Nikotinkonsum. Auch eine ungesunde Lebensweise ist ein Risikofaktor.
Ursachen der vaskulären Demenz
Es gibt unterschiedliche Ursachen für eine vaskuläre Demenz. Sie sind jedoch alle auf Ablagerungen in Blutgefäßen, Blutgerinnsel oder auch Hirnblutungen zurückzuführen. Eine oder mehrere dieser Ursachen können dazu führen, dass weniger Sauerstoff und Nährstoffe in bestimmte Gehirnbereiche gelangen. Zu den häufigsten Ursachen von vaskulärer Demenz gehören:
- Schlaganfälle: Verschlossene Arterien im Hirn führen zu einem Schlaganfall, der auch mit einer vaskulären Demenz einhergehen kann. Das muss nicht zwangsläufig ein großer Schlaganfall sein, denn das Risiko besteht selbst bei mehreren oder kleineren Anfällen. Entsteht aus mehreren kleinen Schlaganfällen eine vaskuläre Demenz, spricht die Medizin von einer Multiinfarktdemenz.
- Arteriosklerose: Bei einer Arteriosklerose kommt es zu einer Verhärtung und einem Elastizitätsverlust der Arterienwände. In den Wänden setzen sich Kalzium, Fett oder Cholesterin ab, was eine vaskuläre Demenz begünstigen kann.
- Hirnblutung: Die Ursache für eine Hirnblutung sind kleine Blutgefäße, die im Schädel bzw. Gehirn platzen und zu einer Schwäche des Hirngewebes führen. Hierdurch kann es zu einer Unterversorgung einiger Gehirnareale kommen und eine vaskuläre Demenz verursachen.
- Verengung kleiner Blutgefäße (zerebrale Mikroangiopathie): Dabei werden die hirneigenen Blutgefäße durch Ablagerungen und Wandverdickungen so eng, dass die abhängigen Bereiche des Gehirns nicht mehr genügend Sauerstoff erhalten. Diese Form der Mangeldurchblutung kann langsam voranschreiten und sich ausbreiten. Sie kann aber auch zu einzelnen oder mehreren kleinen Schlaganfällen führen.
- Blutgerinnsel: Eine andere Ursache der vaskulären Demenz sind Blutgerinnsel aus Halsarterien oder dem Herzen, welche hirnversorgende Gefäße verstopfen. Durch den plötzlichen Verschluss des zuführenden Gefäßes stirbt das nachgeschaltete Hirngewebe ab. Mediziner sprechen dann von einem Hirninfarkt. Die Blutgerinnsel entstehen an Ablagerungen in den Halsgefäßen (Arteriosklerose) oder im Herzen beim Vorhofflimmern, einer Herzrhythmusstörung. Wenn mehrere kleine Hirninfarkte an verschiedenen Orten auftreten und zu vaskulärer Demenz führen, spricht man von einer Multiinfarkt-Demenz. Aber auch ein einzelner Hirninfarkt kann Demenz auslösen, wenn er eine für die geistige Leistung wichtige Region betrifft. Wird eine größere Schlagader durch ein Blutgerinnsel verlegt, stirbt auch ein größerer Bereich des nachgeschalteten Hirngewebes ab. Mindestens ein Viertel der Menschen mit einem solchen Schlaganfall entwickeln im weiteren Verlauf eine Demenz.
Unterformen der vaskulären Demenz
Hier die drei bekanntesten Unterformen der vaskulären Demenz:
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- Morbus Binswanger
- Multiinfarktdemenz
- genetisch bedingte Demenz
Stadien der vaskulären Demenz
Eine vaskuläre Demenz verläuft in sieben Stadien, die sich in leichte, mittelschwere, fortgeschrittene und Demenz im Endstadium unterteilen lassen. Ein gängiges Modell hierfür ist die Reisberg-Skala.
Klinisches Bild: Variabilität der Symptome
Das klinische Bild ist heterogen und hängt von den betroffenen Hirnarealen ab. Die Symptome einer vaskulären Demenz variieren teilweise sehr stark. Welche Anzeichen für eine vaskuläre Demenz auftreten, hängt davon ab, wie weit die Schädigung schon fortgeschritten ist und in welcher Gehirnregion sie sich befindet. Typische Symptome sind verlangsamtes Denken, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen sowie Gangunsicherheit. Der Verlauf kann schubweise oder kontinuierlich progredient sein.
Zu Beginn äußern sich die Symptome häufig darin, dass Erkrankte nicht mehr so aufmerksam sind wie sonst. Das Denken verlangsamt sich. Mit fortschreitender Erkrankung an einer vaskulären Demenz verschlimmern sich auch die Symptome.
Zu den typischen Symptomen einer vaskulären Demenz gehören neurologische Defizite, wie beispielsweise eine Gangstörung oder anhaltender Schwindel. Hinzu kommen Konzentrationsschwierigkeiten, verlangsamtes Denken, Sprachstörungen und eine Einschränkung des Wortschatzes sowie Probleme bei der Blasenkontrolle und nicht zuletzt Persönlichkeitsveränderungen. Je nach betroffener Hirnregion können die Symptome sehr unterschiedlich ausgeprägt sein, was die Diagnose erschwert. Die Veränderungen können außerdem sowohl plötzlich als auch schrittweise auftreten. Bei der vaskulären Demenz stehen Gedächtnisprobleme am Anfang nicht im Vordergrund (können aber dennoch Teil der Symptomatik sein). Typischer sind körperliche Symptome wie Unsicherheit beim Gehen oder Schwäche eines Körperteils sowie Schwierigkeiten, sich zu organisieren und zu konzentrieren. Außerdem tritt die vaskuläre Demenz oft schon früher auf als Alzheimer.
Anders als bei der Alzheimer-Demenz steht die nachlassende Gedächtnisleistung weniger im Vordergrund. Die häufigste Form der vaskulären Demenz, die auf einer Erkrankung der kleinen Gehirngefäße beruht, hat folgende charakteristische Symptome:
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- Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörung
- Verlangsamung, zum Beispiel von Denkprozessen
- Vergesslichkeit
- erschwerte Umsetzung von Alltagsaufgaben
- Antriebsstörung bis hin zu Teilnahmslosigkeit (Apathie)
- rasche geistige und körperliche Erschöpfung
Häufig treten zusätzlich folgende körperliche Symptome auf:
- Gangstörungen
- Verlust der Kontrolle über die Blase, zum Beispiel verstärkter Harndrang oder Inkontinenz
- Probleme beim Schlucken und Sprechen
- grundloses Lachen und Weinen
- Schwindelgefühl
Sind größere Hirnregionen von einer plötzlichen Minderdurchblutung betroffen, kommt es zu Schlaganfallsymptomen wie Lähmungen, Taubheitsgefühlen und Sehstörungen.
Ganz allgemein lassen bei einer Demenz-Erkrankung die geistigen Fähigkeiten immer mehr nach, bis sie schließlich ganz verloren gehen.
Bei der vaskulären Demenz ist es sehr unterschiedlich, welche Symptome im Vordergrund stehen oder auftreten. Dies hängt von der Art der Schädigung im Gehirn ab und davon, wo sie entstanden ist.
Je nach Ursache können die Symptome plötzlich, schleichend oder schrittweise auftreten. Auch im weiteren Verlauf können sich die Symptome entweder schleichend oder plötzlich verschlechtern. Dazwischen kann es auch längere stabile Phasen geben.
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Typisches Kennzeichen einer vaskulären Demenz ist, im Gegensatz zur Alzheimer Demenz, ein plötzlicher Beginn und ein stufenhafter Verlauf. Auch die Symptome sind stark abhängig davon, in welcher Hirnregion und wie stark die Hirnschläge sich ereignen. Mall kann das Sprach-, das Seh- oder das Bewegungszentrum betroffen sein, mal das Lang- bzw. Typisch ist das plötzliche Auftreten der Symptome in Form eines Schlaganfalls. Das Auftreten und die Stärke der Symptome können von Tag zu Tag schwanken. Entgegen der Alzheimer Erkrankung entwickelt sich eine vaskuläre Demenz meist in Sprüngen, die von langen stabilen Phasen unterbrochen sein können.
Spezifische Verlaufsformen
- Morbus Binswanger: Diese Form wurde zum ersten Mal von dem deutschen Nervenarzt Otto Ludwig Binswanger beschrieben. Ursächlich ist eine Wandverdickung in kleinen Blutgefäßen im Gehirn (Arteriosklerose), die die tiefen Hirnstrukturen mit Blut versorgen. Dadurch werden kleine Hirninfarkte und eine Schädigung von Nervenfasern bewirkt. Die Störung der Gedächtnisleistung setzt meist schleichend ein. Ein langsamer, fortschreitender Verlauf ist charakteristisch.
- Multiinfarkt-Demenz: Eine Multiinfarkt-Demenz beginnt meist plötzlich. Sie entsteht durch mehrere Hirninfarkte, die gleichzeitig oder zeitlich auftreten. Diese Hirninfarkte lassen Nervenzellgewebe im Gehirn absterben. Eine Multiinfarkt-Demenz schreitet meist stufenweise fort. Die Symptome sind ähnlich wie bei der Alzheimer Demenz.
Diagnose der vaskulären Demenz: Multimodaler Ansatz erforderlich
Die Diagnose basiert auf einer Kombination aus Anamnese, neuropsychologischen Tests und Bildgebung (MRT, CT), um vaskuläre Läsionen sichtbar zu machen. Wichtig ist die Differenzialdiagnose zur Abgrenzung von anderen Demenzformen. Bei der Diagnose gibt es häufig einige Schwierigkeiten, da sich die vaskuläre Demenz kaum von Alzheimer unterscheiden lässt. Ältere Betroffene klagen häufig über Symptome, die auf beide Demenzerkrankungen (gemischte Demenz) schließen lassen können.
Um eine Diagnose stellen zu können sind einige Untersuchungsmethoden nötig. Zunächst ist die persönliche Krankengeschichte der Patientin/des Patienten zu beachten. Dabei muss besonderes Augenmerk auf Medikamente, Blutdruck, Diabetes und Herzerkrankungen gelegt werden. Eine körperliche Untersuchung bringt Aufschluss über mögliche Ausfallerscheinungen (z.B. Lähmungserscheinungen, Sensibilitätsstörungen, Bewegungskoordination). Verschiedene Testverfahren, bei denen Fragen beantwortet oder Aufgaben gelöst werden müssen, sind ebenfalls wichtig für den diagnostischen Prozess.
Die Diagnose erfolgt in ein paar zentralen Schritten:
- Anamnese: Zu Beginn erfolgt eine ausführliche Anamnese. Ärztinnen und Ärzte stellen gezielte Fragen zum Alltag der Patientinnen und Patienten, zu aktuellen Beschwerden, typischen Symptomen und deren Verlauf. Bereits anhand dieser Informationen kann eine erste Einschätzung getroffen werden, ob eine vaskuläre Demenz in Betracht gezogen werden kann.
- Körperliche Untersuchungen: Im Anschluss folgen körperliche Untersuchungen, bei denen insbesondere das Herz-Kreislauf-System sowie die neurologischen Funktionen überprüft werden. Ziel ist es, mögliche Ursachen für die Beschwerden zu identifizieren und andere Erkrankungen auszuschließen. Ebenso wichtig ist der neurologische Status, der die Koordination, Motorik, den Tastsinn und den Gleichgewichtssinn umfasst.
- Kardiologische Diagnostik: Zur kardiologischen Abklärung werden in der Regel ein Langzeit-Elektrokardiogramm (EKG) und eine Echokardiographie durchgeführt. Diese Untersuchungen helfen dabei, Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern, Bluthochdruck oder Diabetes mellitus zu erkennen, die das Risiko für eine Durchblutungsstörung im Gehirn erhöhen.
- Neuropsychologische Tests: Mithilfe neuropsychologischer Tests lässt sich feststellen, welche Bereiche der geistigen Leistungsfähigkeit beeinträchtigt sind. Die Ergebnisse werden anhand von Zahlenwerten beurteilt und mit Durchschnittswerten der Allgemeinbevölkerung verglichen. Die neuropsychologische Untersuchung hat zwei Ziele: Zum einen kann man den empfundenen geistigen Abbau objektivieren, indem man ihn messbar macht. Es zeigt sich also, ob die von der Person empfundenen Defizite tatsächlich vorhanden sind. Zum anderen lässt sich feststellen, welche Kombination von Symptomen im individuellen Fall vorliegt. Daraus ergeben sich wichtige Hinweise auf die Ursache einer Demenz. Medizinische Demenztests dienen der Beurteilung der geistigen Leistungsfähigkeit. Dabei werden bestimmte geistige Leistungsbereiche, wie Gedächtnis und die Konzentrationsfähigkeit getestet.
- Bildgebende Verfahren: Ergänzend kommen bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomografie (MRT) oder die Computertomografie (CT) zum Einsatz. Sie liefern präzise Aufnahmen des Gehirns und der Halsschlagader und zeigen, ob bereits Schädigungen oder Durchblutungsstörungen vorliegen. Ultraschall-Untersuchungen der Halsgefäße und spezielle CT- und MRT-Aufnahmen der Hirnschlagadern dienen dazu, Verengungen zu erkennen, die Durchblutungsstörungen im Gehirn verursachen können. Außerdem wird das Gehirn mit bildgebenden Verfahren untersucht, um digitale Schnittbilder des Gehirns zu erstellen. Das ermöglicht, chronische Durchblutungsstörungen und frühere Hirninfarkte oder Hirnblutungen nachzuweisen.
- Untersuchung der Herz-Kreislauf-Funktionen: Zusätzlich nimmt die Ärztin oder der Arzt Blut ab und misst den Blutdruck, um mögliche Risiko-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes oder erhöhte Cholesterinwerte zu erkennen. Außerdem wird ein Langzeit-Elektrokardiogramm (EKG) gemacht, um beispielsweise Vorhofflimmern zu entdecken.
Therapeutische Strategien: Symptomkontrolle und Prävention
Eine kausale Therapie existiert nicht. Ziel ist die Verlangsamung des Krankheitsverlaufs und die Prävention weiterer vaskulärer Ereignisse. Die Symptome einer vaskulären Demenz verlaufen sehr individuell und unterscheiden sich von Person zu Person. Das Ziel der Therapie einer vaskulären Demenz ist es also, den Verlauf zu verlangsamen und sowohl die körperlichen als auch die geistigen Fähigkeiten der Betroffenen zu erhalten. Im Fokus steht die Behandlung der Risikofaktoren.
Die Behandlung einer vaskulären Demenz zielt vor allem darauf ab, Risikofaktoren zu minimieren.
Medikamentöse Therapie
- Kontrolle von Risikofaktoren: Antihypertensiva, Statine, Antidiabetika. Einige Risikokrankheiten, wie Bluthochdruck, Diabetes Mellitus oder Durchblutungsstörungen lassen sich mit Medikamenten behandeln. Erhöhter Blutdruck muss behandelt werden, Fett- und Zuckerwerte im Blut sollten durch die Gabe von Medikamenten optimal eingestellt werden. Sollte ein Blutgerinnsel im Gehirn vorliegen, verschreiben Medizinerinnen und Mediziner den Patientinnen oder Patienten gerinnungshemmende Medikamente. Diese helfen dabei, das Schlaganfallrisiko zu senken.
- Symptomatische Behandlung: Antidepressiva, Antipsychotika bei Bedarf. Durch die Einnahme von Cholinesterasehemmer und Memantin lassen sich die Symptome lindern. Hier ist es wichtig zu beachten, dass diese Medikamente nur kurzzeitig die Symptome mildern, jedoch nicht den Verlauf einer vaskulären Demenz stoppen. Auf die Erkrankung selbst hat die Einnahme keine Wirkung und kann mit Nebenwirkungen für die Patientin oder den Patienten einhergehen. Eine Demenz kann für betroffene Personen auch mit einer großen psychischen Herausforderung verbunden sein. Gelegentlich kann deshalb auch Psychopharmaka zum Einsatz kommen. Sie unterstützen u. a.
Nichtmedikamentöse Therapie
- Kognitive Rehabilitation: Gespräche (kognitive Stimulation) oder Erinnerungsarbeit (autobiographische Arbeit) können helfen. Für Menschen mit leichter bis mittelschwerer Demenz gibt es unterschiedliche Übungen im Rahmen der sogenannten kognitiven Stimulation. Beispiele sind Rechenaufgaben, Orientierungstrainings, Gesprächsübungen und kreative Arbeit, wie Malen, Basteln oder Töpfern. Diese Therapie soll geistige Fähigkeiten wie Erinnerungsvermögen und sprachliche Ausdrucksfähigkeit fördern, aber auch die Lebensqualität verbessern. Studien weisen darauf hin, dass die Reminiszenz-Therapie die Stimmung heben und die geistige Leistungsfähigkeit etwas verbessern kann.
- Physiotherapie und Ergotherapie: Physiotherapie und Ergotherapie zur Förderung der Selbstständigkeit. Betroffene benötigen außerdem Unterstützung, um die körperlichen und geistigen Funktionen so lange wie möglich aufrechtzuerhalten. Hierzu kommen solche Therapieansätze zum Einsatz: Logopädie, Physiotherapie, Ergotherapie, Krankengymnastik, Musiktherapie. Welche der genannten Therapien die Patientin oder der Patient benötigt, ist individuell. Ergotherapie ist eine wirksame Möglichkeit zum Training von Alltagsfertigkeiten wie zum Beispiel Anziehen oder Haushaltsarbeiten. Ergotherapeutinnen und -therapeuten helfen dabei, das Leben so eigenständig wie möglich zu gestalten. Dazu bieten sie verschiedene Übungen und Aktivitäten an, beraten und schlagen Anpassungen im Alltag vor. Ergotherapie kann auch Konzentrations- und Gedächtnistraining beinhalten.
- Rehabilitationsprogramme: An einer vaskulären Demenz erkrankten Personen stehen spezielle Rehabilitationsprogramme offen. Die behandelnden Ärztinnen und Ärzte stimmen sich eng mit der Patientin oder dem Patienten ab. An diesen Angeboten nehmen Betroffene entweder stationär, teilstationär oder ambulant teil. Eine Reha ist bspw. ein wichtiger Bestandteil für Menschen, die einen Schlaganfall erlitten haben. Zu den unterschiedlichen Therapieansätzen gehören: Erinnerungstherapie, Rechen- und Rätselaufgaben, Bewegungs- und Sporttherapien, Sprachförderung. Welche davon infrage kommt, hängt vom Schweregrad und Verlauf der Erkrankung ab.
- Musiktherapie: Musiktherapie wird in Einzel- (persönlich abgestimmt) oder in Gruppensitzungen angeboten. Dabei wird je nach Angebot und Möglichkeit aktiv Musik gemacht - zum Beispiel gesungen - oder (passiv) Musik gehört.
- Körperliche Aktivität: Wie bei vielen anderen Erkrankungen auch, hat körperliche Aktivität bei vaskulärer Demenz gesundheitliche Vorteile. Es ist wichtig, in Bewegung zu bleiben, um beispielsweise Bettlägerigkeit zu vermeiden. Studien zeigen, dass Menschen mit Demenz, die an Bewegungsprogrammen teilnehmen, dadurch länger mobil sein können. Kombinierte Programme zur Verbesserung von Kraft, Beweglichkeit und Gleichgewicht können helfen, Alltagsaktivitäten länger selbstständig zu erledigen. Sie bestehen beispielsweise aus Gehübungen, Gymnastik (auch im Wasser), Kräftigungs- und Konditionstraining. Solche Trainings finden etwa 2- bis 3-mal pro Woche für 30 bis 60 Minuten statt. Bei einer Demenz ist auch sogenannter Reha-Sport in festen Gruppen möglich.
Prävention der vaskulären Demenz
Einer vaskulären Demenz beugt man vor, indem man einem Schlaganfall vorbeugt. Wer sich regelmäßig bewegt, kann (weiteren) Schlaganfällen vorbeugen. Wichtig ist vor allem darauf zu achten, die vorher beschriebenen vaskulären Risikofaktoren, wie z.B. Ein aktiver Lebensstil, im Sinne von körperlicher Betätigung (z.B. Man sollte auf eine gesunde, mediterrane Ernährung (z.B. Empfohlen wird zudem auf das Rauchen und einen übermäßigen Alkoholkonsum zu verzichten.
- Behandlung von Risiko-Erkrankungen: Bluthochdruck, Diabetes mellitus und zu hohe Cholesterinwerte lassen sich gut durch Änderungen des Lebensstils und mit Medikamenten behandeln. Bei Herzerkrankungen wie Vorhofflimmern, koronarer Herzkrankheit oder Herzschwäche wird ebenfalls gezielt therapiert.
- Gerinnungshemmende Medikamente: Wenn Blutgerinnsel im Gehirn aufgetreten sind, kommen gerinnungshemmende Medikamente zum Einsatz - ASS bei Gefäßleiden und Gerinnungshemmer bei Vorhofflimmern. So lassen sich weitere Schlaganfälle verhindern.
- Operation oder Stent: Ist eine stark verengte Halsschlagader die Ursache, kann die Engstelle auch durch eine Operation oder einen Stent behandelt werden.
- Herz-Kreislauf-System schützen: Wer das Herz-Kreislauf-System schützt, senkt ganz grundsätzlich das Risiko für Schlaganfälle und eine vaskuläre Demenz. Sport und Bewegung sowie eine ausgewogene und gesunde Ernährung können dabei helfen.
Leben mit vaskulärer Demenz
Demenz ist eine fortschreitende Erkrankung. Mit der Zeit ist es betroffenen Menschen immer weniger möglich, Aktivitäten des täglichen Lebens nachzugehen. Die selbstständige Lebensführung wird schwieriger. Im fortgeschrittenen Stadium benötigen Menschen mit Demenz umfassende Unterstützung im Alltag und meist dauerhafte Pflege. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine vaskuläre Demenz ohne Medikamente zu behandeln. Sie sollen helfen, die geistige Leistungsfähigkeit und die Selbstständigkeit zu verbessern.
Unterstützung für Betroffene und Angehörige
Viele Menschen stehen nach einer Demenzdiagnose vor großen Fragen. Eine gute Begleitung und Versorgung im Alltag sowie psychosoziale Unterstützung sind deshalb sehr wichtig. Ein wichtiger Bestandteil der Therapie sind auch Angehörigenschulungen.
Für Angehörige gibt es praktische Unterstützungsangebote und Schulungen. Sie sollen helfen, die Krankheit besser zu verstehen und im Alltag mit ihr zurechtzukommen. Praktische Angebote umfassen Informationen über Leistungen der Kranken- und Pflegekassen und über finanzielle Hilfen. Die psychosoziale Beratung unterstützt bei der Antragstellung und berät unter anderem dazu, wie man mit schwierigen Situationen im Pflegealltag umgehen kann.
Für Angehörige ist es hilfreich, in die Diagnose und Behandlungsplanung eingebunden zu sein. Da die Betreuung und Pflege für Angehörige belastend sein kann, gibt es Angebote, in denen man Bewältigungsstrategien erlernen kann. Das soll die Belastung senken und kommt dann auch der oder dem Erkrankten zugute. Unterstützung für Angehörige kann persönlich, aber auch telefonisch oder per Videoanruf genutzt werden - je nachdem, was besser in den Alltag passt.
Erfahrungen einer pflegenden Angehörigen
Kirstin Puchner pflegt ihren Ehemann, der an vaskulärer Demenz erkrankt ist. Sie berichtet, dass es wichtig ist, eine feste Tagesstruktur zu haben, die Ernährung umzustellen und viel Bewegung in den Alltag zu integrieren. Sie bindet ihren Mann beim Kochen ein und unternimmt nachmittags etwas mit ihm. Wichtig ist auch, Vorkehrungen für Notfälle zu treffen, wie z.B. ein Handy mit wenigen Klicks und eine Notfallkarte im Portemonnaie. Kirstin Puchner betont, dass ein großes Vertrauensverhältnis und Wertschätzung wichtig sind, um gut mit der Erkrankung leben zu können. Sie rät Betroffenen und Angehörigen, erste Anzeichen ernst zu nehmen und sich gut zu informieren.
Frühzeitig an Betreuungsverfügung, Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung denken
Je weiter eine Demenz fortschreitet, umso mehr nimmt die Selbstständigkeit ab. Irgendwann ist es erkrankten Menschen nicht mehr möglich, eigenständig wichtige Entscheidungen zu fällen. Daher ist es ratsam, möglichst im frühen Stadium der Erkrankung gezielte Vorkehrungen hinsichtlich Betreuung und Vorsorge zu treffen: Mit einer Vorsorgevollmacht oder Betreuungsverfügung lässt sich regeln, wer später Aufgaben in der Versorgung übernehmen und Entscheidungen treffen soll.