Verbale Aggression bei Demenz: Ursachen und Maßnahmen

Demenz ist eine Erkrankung, die das Leben von Menschen tiefgreifend verändert - nicht nur für Betroffene, sondern auch für pflegende Angehörige und Pflegekräfte. Besonders schwierig wird es, wenn Menschen mit Demenzerkrankung, etwa Alzheimer, Aggressionen zeigen. Für Angehörige und Pflegekräfte kann der Umgang mit solchen Situationen belastend sein. Menschen mit Demenz, insbesondere bei Alzheimer, erleben die Welt oft anders, was zu Missverständnissen und Frustration führen kann. Aggressionen sind dabei keine Seltenheit, sondern ein häufiges Symptom der Demenzerkrankung. Diese Verhaltensweisen sind für pflegende Angehörige und Pflegekräfte oft schwer nachvollziehbar, da sie scheinbar ohne Grund auftreten. Doch hinter jedem Ausbruch steckt meist ein Auslöser, der erkannt werden muss, um die Situation zu entschärfen.

Einführung

Menschen mit Demenz können unfreundlich und aggressiv erscheinen. Das liegt oft daran, dass sie Handlungen und Situationen nicht verstehen. Sie finden sich in ihrer Umgebung nicht mehr zurecht und können sich immer weniger verständigen. Im Zuge einer Demenz kann sich auch das Wesen verändern oder ein altes Familienproblem zutage treten. Angehörige und Pflegende können durch ihr Verhalten dazu beitragen, Konflikte zu vermeiden. Es kann sinnvoll sein, Hilfe von außen in Anspruch zu nehmen, da diese Auseinandersetzungen sehr anstrengend und zugleich nicht zu „gewinnen“ sind.

Ursachen verbaler Aggression bei Demenz

Aggressives und scheinbar bösartiges Verhalten bei Demenz ist ein komplexes und oft missverstandenes Verhaltensmuster, das bei etwa 50 Prozent der Menschen mit Demenz auftreten kann. Hier spielt besonders die Frustration über den kognitiven Abbau sowie äußere Faktoren eine große Rolle. Auch wenn der Ausdruck vom „aggressiven Demenzerkrankten“ noch vielfach Verwendung findet, wird in der Fachwelt zunehmend versucht, darauf zu verzichten. Die Definition des Begriffes „Aggression“ beinhaltet, dass von „aggressivem Verhalten“ nur dann gesprochen werden kann, wenn dieses mit Absicht erfolgt. Aggression bedeutet also, dass ich etwas tue, um zielgerichtet einen anderen Menschen oder eine Sache zu schädigen, zu verletzen, zu beleidigen usw. Ein an einer Demenzursache erkranktes Gehirn jedoch verliert zumeist die Fähigkeit zu geplantem, zielgerichtetem, absichtsvollem Handeln. Die uns herausfordernden Verhaltensweisen von Demenzerkrankten sollten vielmehr als Affekt eingeordnet werden. Also als eine - oft heftige - Gefühlsregung, deren Ursache sehr viel mit Frustration der Erkrankten zu tun hat. Wir verwenden hier trotzdem den Begriff der „Aggression“, um das Erleben der Umwelt aufzugreifen.

Neurologische Beeinträchtigungen

Wer an Demenz leidet, durchlebt einen fortschreitenden Abbau seiner Gedächtniskraft sowie emotionaler und sozialer Kompetenzen. Das liegt vor allem daran, dass die Nervenzellen und ihre Verbindungen im Gehirn zerstört oder verändert werden. Im Verlauf der Krankheit führt die zunehmende Schädigung des Gehirns zu Defekten der Regionen, die für die Steuerung von Emotionen und der Impulskontrolle verantwortlich sind. Betroffene geraten so schneller aus der Fassung und neigen zu aggressiven Handlungen.

Kommunikationsprobleme

In späteren Stadien führen die Einschränkungen der Gedächtnisleistung bei einigen Demenzpatient:innen zum Verlust der verbalen Kommunikationsfähigkeiten. Bei bestimmten Krankheitsbildern wird zudem das Sprachzentrum direkt angegriffen. Die Pflegebedürftigen haben Schwierigkeiten damit, ihre Bedürfnisse oder Gedanken auszudrücken. Das führt nicht nur zu Missverständnissen bei der Interaktion mit anderen Menschen, sondern häufig auch zu Frust. So münden angespannte Gespräche hin und wieder in aggressivem Verhalten durch Demenzkranke.

Lesen Sie auch: Demenz und Aggressivität

Körperliche Beschwerden

Schmerzen, Unwohlsein oder medikamentöse Nebenwirkungen - niemand versprüht mit diesen Gefühlen die pure Lebensfreude. Bei Demenzpatient:innen kommt erschwerend hinzu, dass sie oft nicht dazu in der Lage sind, ihre Leiden verständlich mitzuteilen. Stattdessen legen sie häufig ungewöhnliche Verhaltensmuster an den Tag, um verzweifelt auf ihre Gefühle aufmerksam zu machen. Diese Reaktionen werden oft missverständlich als Aggression interpretiert.

Ungewohnte Umgebung

Menschen mit Demenz fällt es schwer, sich an neue Situationen oder Orte anzupassen. Sie reagieren verwirrt und ängstlich auf Veränderungen in ihrer Umgebung. Ein Umzug in ein Pflegeheim oder der Aufenthalt in einem Krankenhaus setzen sie unter immensen Stress. Schnell setzen Orientierungslosigkeit und Panikattacken ein. Eine Folge dieser belastenden Umstände sind unkontrollierte Wutausbrüche, die im schlimmsten Fall eine Kaskade aus weiteren aggressiven Handlungen mit sich ziehen.

Fehlende Routine und Struktur

Neben einer ungewohnten Umgebung lösen auch chaotische Lebensumstände ein unbehagliches Gefühl bei Menschen mit einer demenziellen Erkrankung aus. Unregelmäßige Tagesabläufe verunsichern die Patient:innen und begünstigen Aggressionen - insbesondere außerhalb ihres vertrauten Umfeldes.

Verlust der Autonomie

In der Regel erleben demente Patient:innen nicht nur den schrittweisen Verlust ihrer geistigen, sondern auch ihrer körperlichen Fähigkeiten. Je nach Krankheitsbild und Stadium entgleitet ihnen das autonome Leben, wie sie es kennen. Eine gesunde Pflege und fürsorgliche Angehörige ermöglichen zwar den partiellen Erhalt ihrer Selbstbestimmtheit. Trotzdem löst das Gefühl, bei alltäglichen Aufgaben auf externe Hilfe angewiesen zu sein, bei einigen Demenzkranken Wut, Verzweiflung und Aggressionen aus.

Weitere Faktoren

  • Schmerzen: Körperliche Schmerzen oder Unwohlsein können eine Ursache sein. Fragen Sie direkt nach, ob und was ihnen wehtut, wenn sie noch durch verbale Kommunikation zu erreichen ist. Beobachten Sie auch ihre Körpersprache genau: Werden bestimmte Körperteile gerieben oder gehalten? Ist eine Schonhaltung zu sehen? Lässt eine flache, schnelle Atmung auf Schmerzen schließen? Weist starkes Schwitzen auf Fieber hin? Könnte das plötzlich deutlich häufigere Aufsuchen der Toilette ein Anzeichen für einen Harnwegsinfekt sein? Holen Sie sich im Zweifelsfall ärztlichen Rat.
  • Zu viele Reize: Umweltfaktoren spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Bitte beachten Sie, dass das demenzerkrankte Gehirn nur noch einen Input, eine Information - also zum Beispiel ein Geräusch in der Umgebung - verarbeiten kann. Schon ein nebenbei laufender Fernseher, Radio oder Gespräche von mehreren Personen gleichzeitig wie auch unsere Missbilligung und Kritik am Tun oder Lassen der Erkrankten, können zu Unruhe und heftigen Reaktionen der Betroffenen führen.
  • Allgemeiner Stress: Im Alltag von Menschen mit Demenz kommt es immer wieder zu Überforderungssituationen, die Frustration oder Angst auslösen können. Sie reagieren dann oft ungeduldig, gereizt oder verärgert.
  • Unerfüllte Bedürfnisse: Es kann aber auch Langeweile sein, jemand fühlt sich nicht beschäftigt, jemand ist traurig, all dass, was wir als unerfüllte Bedürfnisse bezeichnen, kann "Verhalten" auslösen.

Maßnahmen zur Vorbeugung und zum Umgang mit verbaler Aggression

Für pflegende Angehörige ist es besonders belastend, wenn die vertraute Person plötzlich aggressiv reagiert. Die Demenzerkrankung verändert nicht nur das Verhalten, sondern auch die Beziehung. Demenz und Aggression erfordern daher nicht nur fachliches Wissen, sondern auch emotionale Stärke. Sie stehen vor der Aufgabe, die Bedürfnisse der betroffenen Person zu erkennen und gleichzeitig Ihre eigenen Grenzen zu schützen.

Lesen Sie auch: Demenz, Aggression und Zwangseinweisung: Ein Überblick

Allgemeine Strategien

  • Sich in die Person einfühlen: Dass man nachts aufwacht und einen Moment lang nicht weiß, wo man ist, passiert wahrscheinlich auch Ihnen manchmal. Menschen mit Alzheimer oder einer anderen Form der Demenz erleben Situationen wie diese sehr oft - auch tagsüber. Allerdings dauert bei ihnen die Phase, bis sie sich wieder zurecht finden, viel länger. Viele von ihnen fühlen sich permanent verloren. Keine Aufgabe mehr zu haben, macht sie unzufrieden. Tagtäglich neue Defizite zu erleben und an ihrem Verstand zu zweifeln, stimmt einige auch ängstlich oder gar wütend. Als Angehörige und Pflegende sollten Sie sich dies bewusst machen, wenn Ihr Geduldsfaden zu reißen droht. Beschuldigt Sie die betroffene Person, etwas verlegt oder gar gestohlen zu haben, dann denken Sie daran, dass sie ihre Fehler und Gedächtnislücken aus Selbstschutz verleugnet. Versuchen Sie herauszufinden, was sie möchte oder über was sie sich aufregt, wenn sie ihrem Ärger lautstark Luft macht.
  • Ruhe bewahren: Sie haben sich viel Mühe gegeben, etwas Leckeres zuzubereiten, Ihr Angehöriger mit Demenz schmeißt "den Fraß" aber einfach auf den Boden? Solche Situationen sind selbst für ausgebildete Pflegekräfte schwer auszuhalten. Doch einige Menschen mit Demenz werden leider gelegentlich so wütend, dass sie anfangen, um sich zu schlagen und mit Sachen zu werfen. Versuchen Sie, auch in diesen Situationen Ruhe zu bewahren. Verzichten Sie darauf, zu schimpfen und sich auf den Konflikt einzulassen, auch wenn das sehr schwer fällt: einen Streit mit einem Menschen mit Demenz kann man nicht gewinnen, weder mit rationalen noch mit emotionalen Argumenten! Gehen Sie stattdessen aus dem Raum und lassen Sie Ihr Familienmitglied mit Demenz kurz allein. Oftmals beruhigt es sich schnell und wird wieder zugänglich. Häufig ist für eine solche Reaktion eine Überforderung seitens des Menschen mit Demenz verantwortlich. Möglicherweise haben Betroffene Schwierigkeiten das Besteck zu benutzen oder befürchten, sich zu bekleckern. Unter Umständen sind sie sogar verzweifelt, weil sie kein Geld bei sich haben und nicht wissen, wie sie das Essen bezahlen sollen oder dergleichen. Bedenken Sie die mögliche Ursache Überforderung - das hilft Ihnen, mit solchen Situationen besser umzugehen und eventuell sogar, sie künftig zu vermeiden.
  • Die eigene Ausstrahlung reflektieren: Menschen mit Demenz werden zunehmend von den Emotionen und Verfassungen der Personen in ihrer Umgebung beeinflusst. Zudem deuten sie manche nonverbalen Signale falsch. So können sie beispielsweise einen konzentrierten Gesichtsausdruck irrtümlicherweise als Anzeichen für Ärger und schlechte Laune wahrnehmen. Daher ist es zur Vorbeugung herausfordernder Verhaltensweisen wie beispielsweise Schreien und Um-sich-Schlagen auch sinnvoll, seine eigenen Verhaltensweisen und seine Körpersprache zu reflektieren:
    • Um Angst und Erschrecken zu vermeiden, sollten Sie niemals von hinten an Betroffene herantreten oder sie ohne Vorankündigung berühren.
    • Um keine Blockaden und Widerstände bei irgendwelchen gemeinsamen Aktivitäten hervorzurufen, sollten Sie Menschen mit Demenz niemals hetzen: Je mehr Sie sie zum Beeilen drängen, desto langsamer werden sie nämlich in der Regel und desto schlechter „funktionieren“ sie.
    • Um Missverständnisse und Aufregung zu verhindern, sollten Sie niemals mit sehr lauter und überdies hoher, schriller Stimme mit ihnen sprechen, denn das interpretieren sie als Anzeichen für Wut. Machen Sie sich zudem klar, dass sie bei Schwerhörigkeit hohe Töne deutlich schlechter hören können. Sie verstehen also das Gesagte nicht besser, sondern schlechter - insbesondere, wenn Sie zu laut und mit zu hoher Stimme mit den betroffenen Personen sprechen.
    • Um Gereiztheit und Überforderung von Menschen mit Demenz vorzubeugen, hilft es schließlich auch, unnötigen Hintergrundlärm auf ein Minimum zu reduzieren.
  • Gefühle ernst nehmen: Wird ein Mensch mit Demenz „boshaft“ oder handgreiflich, will er mit seinem Verhalten vielleicht auf sich aufmerksam machen und Hilfe erhalten.
  • Ablenken, nachgeben und erklären: Erzählt Ihr Vater, dass er sich mit Freunden zum Skatspielen verabredet hat, obwohl diese schon lange tot sind? Um Streit zu vermeiden, sollten Sie ihn nicht korrigieren. Sprechen Sie stattdessen über die erwähnten Freunde und lenken Sie ihn mit Erinnerungen an gemeinsame Erlebnisse mit seinen „Skatbrüdern“ von der vermeintlichen „Verabredung“ ab. Geben Sie nach, wenn er auf Behauptungen beharrt, obwohl sie nachweislich falsch sind. Falls er dazu neigt, die Wohnung zu verlassen und herumzuwandern, informieren Sie die Nachbarschaft über die Demenz und ihre Auswirkungen auf sein Verhalten in Stresssituationen. Im besten Fall haben Ihre Mitmenschen dann ein Auge auf ihn, zeigen mehr Verständnis und können ihn nach Hause begleiten.
  • Selbstvertrauen stärken: Sprechen Sie mit Menschen mit Demenz über früher, besonders über Dinge, die ihnen am Herzen liegen und auf die die betroffenen Personen stolz sind. Egal, ob Sie beispielsweise über den hausfraulichen Einfallsreichtum in der Nachkriegszeit oder über frühere wissenschaftliche Leistungen reden, vermitteln Sie das Gefühl, dass Sie sie ernst nehmen und ihre Lebensleistungen anerkennen. Lassen Sie sie beispielsweise im Haushalt helfen, auch wenn die ihnen übertragene Aufgabe vielleicht sehr langsam oder auch fehlerhaft von der Hand geht. Lassen Sie sie weiter einkaufen, auch wenn sie dabei die Hälfte vergessen. Loben Sie sie für das Mitgebrachte und danken Sie den Menschen mit Demenz für die Hilfe. Das fördert die Zufriedenheit, gibt Selbstvertrauen und vermindert Aggressionen. Vielleicht lassen Sie auch die Angestellten im Supermarkt wissen, dass Ihr Familienmitglied eine Demenz hat. Wenn dann zehn Tuben Zahncreme im Einkaufskorb liegen, weiß die Kassiererin, dass Sie neun davon wahrscheinlich wieder zurückbringen werden.
  • Den Rettungsanker Humor nutzen: Um Konflikten und Aggressionen vorzubeugen, hilft es auch, den Sinn für Humor zu trainieren. Gemeinsames Lachen entspannt nämlich alle Beteiligten und hat nachweislich gesundheitsfördernde Auswirkungen. Versuchen Sie deshalb, neben all dem Tragischen und Nervenaufreibenden in der Begleitung von Menschen mit Demenz gezielt sich ergebende Situationskomik wahrzunehmen und gemeinsam mit ihnen darüber zu lachen (allerdings nicht über die Betroffenen!). Schauen Sie sich immer mal wieder gemeinsam lustige Filme an, am besten solche, die ohne viel Sprache auskommen (zum Beispiel „Die kleinen Strolche“, „Väter der Klamotte“, „Dick und Doof“ aus der Stummfilmzeit, oder aktuellere wie „Mr. Bean") - das hebt die Stimmung. Sie können den Aggressionen von Menschen mit Demenz auch vorbeugen, indem sie ihnen zum Ausgleich für die von ihnen erlebten Niederlagen und Frustrationen Momente von Schadenfreude ermöglichen: Es tut ihnen erwiesenermaßen gut, wenn wir sie auf unsere eigenen Ungeschicklichkeiten hinweisen, uns bewusst dümmer anstellen, als wir sind, und ihnen so Gelegenheit geben, uns auszulachen. Ist die Demenz weiter fortgeschritten, bleibt Humor weiterhin wichtig. Denken Sie jedoch daran, dass Sarkasmus und Ironie zwar viele Menschen als lustig empfinden - aber nur so lange, wie Sinn und Zweck verstanden werden. Ironie und Sarkasmus können schnell als abwertend und beleidigend empfunden werden. Deshalb sollten Sie auf solche Bemerkungen verzichten.

Spezifische Maßnahmen

  • Individuelle Verhaltenspläne: Jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf bestimmte Reize. Im ersten Schritt ist es sinnvoll, die individuellen Auslöser für Aggressionen zu identifizieren. Daraus werden im Anschluss entsprechende Maßnahmen abgeleitet, um einen ganzheitliche Behandlungsstrategie zu entwerfen. Ziel ist es, kritische Reize und Praktiken zu vermeiden sowie langfristig den Therapieplan möglichst passgenau auf jede einzelne demente Person abzustimmen. Zusätzlich werden konkrete Notfallmaßnahmen definiert, die im Ernstfall deeskalieren sollen.
  • Anpassung der Umgebung: Eine ruhige Wohn- oder Pflegeumgebung trägt wesentlich zur Entspannung dementer Patient:innen bei. Deshalb ist von aufgeregten Mustern und starken Farben eher abzuraten. Stattdessen sollten die Räume mit sanfter Beleuchtung, vertrauten Gegenständen und milden Farben gestaltet sein. Das mindert das Aggressionspotenzial bereits im Vorfeld. Die Angehörigen können versuchen, eine demenzgerechte Raumgestaltung einzusetzen, so dass Verlockungen wie Türen weniger einladend wirken. Zum Beispiel kann eine Tür mit einem großformatigen Bild eines Bücherregals verdeckt werden.
  • Musiktherapie: Einige Demenzkranke reagieren positiv auf Musik. Probier es aus. Erkundige dich nach den Lieblingsliedern deiner Patient:innen und spiele sie bei Gelegenheit ab. Das hebt nicht nur die Laune, sondern stärkt auch eure Bindung. Hast du beispielsweise regelmäßig Probleme damit, die Pflegebedürftigen zu waschen, wird dieser bisher unangenehme Akt möglicherweise durch etwas Hintergrundmusik erleichtert. Achtung: Die falsche Anwendung von Musik kann unter bestimmten Umständen negative Effekte erzielen. Deshalb ist es wichtig, diese Methode verantwortungsvoll und in der richtigen Dosis anzuwenden. Die richtige Auswahl der Musik ist abhängig von den individuellen Demenzstadien und…
  • Beschäftigung und Aktivierung: Betroffene aktivieren: Studien deuten darauf stark hin, dass Aktivitäten im Freien und körperzentrierte Therapien wie Massagen weitaus effektiver sind als Medikamente, um körperliche und verbale Aggressionen zu mindern. Feste Tagesstrukturen und ausreichend Auslastung verhindern Langeweile und Aggressivität. Ein Ergotherapeut kann Aktivitäten entwickeln, die sowohl stimulierend als auch beruhigend wirken. In manchen Fällen kann der Umgang mit Tieren eine beruhigende Wirkung haben.
  • Schmerzmanagement: Sorgen Sie für regelmäßige Untersuchungen auf körperliche Beschwerden und verabreichen Sie bei Bedarf angemessene Schmerzmedikation.
  • Einfühlungsvermögen und Kommunikation: Erklären Sie eine bevorstehende Aktivität behutsam und vergewissern Sie sich, dass die betroffene Person verstanden hat, was geschieht. Auf jeden Fall ist es wichtig, in einem ruhigen Tonfall zu sprechen und in kurzen Sätzen.

Medikamentöse Behandlung

Die Behandlung von sogenannten Aggressionen bei Demenz braucht eine sorgfältige Planung. Grundsatz der Begleitung und Pflege von Menschen mit Demenz ist, dass zuerst alle nicht-medikamentösen Maßnahmen ausprobiert werden. Aggressives Verhalten bei Menschen mit Demenz kann durch Frustration, Schmerz oder Verwirrung ausgelöst werden. Der nicht-medikamentöse Ansatz zur Behandlung von „Aggressionen bei Demenz“ sollte immer zuerst gewählt werden. Wenn die Person auf bestimmte Reize mit Aggression reagiert, kann ein Verhaltensplan helfen, diese Reize zu vermeiden oder darauf zu reagieren. Die Anpassung der Wohn- oder Pflegeumgebung kann wesentlich zur Beruhigung beitragen. Die Schulung von Angehörigen oder Pflegekräften im Umgang mit Demenz kann ihnen helfen, Warnzeichen zu erkennen und proaktiv zu handeln. Manche Demenzkranke reagieren positiv auf Musik. Ein Ergotherapeut kann Aktivitäten entwickeln, die sowohl stimulierend als auch beruhigend wirken. In manchen Fällen kann der Umgang mit Tieren eine beruhigende Wirkung haben.

Mangelnde Impulskontrolle, Angstzustände, Wahnvorstellungen und Halluzinationen bei Demenz sind komplexe Symptome, die auf die Erkrankung des Gehirns zurückzuführen sind.

Medikamente zur Beruhigung sollten nur unter strenger fachärztlicher Aufsicht eingesetzt werden, da sie Nebenwirkungen haben können. Auch die Wechselwirkung mit anderen Medikamenten bedarf der genauen ärztlichen Überprüfung. Beobachten Sie bitte, ob verordnete Psychopharmaka die gewünschte Wirkung bei den Patienten zeigen. Gegebenfalls muss die medikamentöse Behandlung verändert werden. Manche Psychopharmaka wirken auch paradox, das heißt sie führen nicht zur Beruhigung, sondern verstärken das aufgeregte Verhalten der Patienten. Wie erwähnt, muss immer hinterfragt und abgeklärt werden, ob Medikamente tatsächlich die Ursachen der Symptome von Unruhe, Angst und bedrohlichem Verhalten zugrunde liegende Ursache der Aggression oder Angst behandeln können oder ob für das herausfordernde Verhalten andere Ursachen vorliegen.

Risperidon und Haloperidol sind Medikamente, die bei mittelschwerer bis schwerer Alzheimer-Demenz eingesetzt werden können, insbesondere wenn die Person sehr streitsüchtig oder aggressiv ist. Haloperidol kann auch eingesetzt werden, wenn der Patient falsche Vorstellungen von der Realität hat oder Stimmen hört. Medikamente bei Demenz sollten nur eingesetzt werden, wenn andere Behandlungen ohne Medikamente nicht geholfen haben und wenn die Gefahr besteht, dass die Person mit Demenz sich selbst oder andere gefährdet. Es sollte ein Plan mit nicht-medikamentösen und medikamentösen Methoden erstellt werden. Die medikamentöse Behandlung sollte nicht nur das Problem, zum Beispiel die Aggressivität, behandeln, sondern auch die Ursache. Bevor Medikamente für die Psyche gegeben werden, sind andere Krankheiten zu behandeln. Diese Medikamente sollten nur für eine begrenzte Zeit eingesetzt werden, wenn andere Hilfen versagt haben oder wenn ernsthafte Probleme wie Wahnvorstellungen oder Gefährdung bestehen. Der Einsatz von Psychopharmaka und Medikamente aller Art bei Demenz bedarf der fachärztlichen Erfahrung und Kompetenz. Die medizinische Wissenschaft hat dafür eine spezielle Regel erstellt (S3-Behandlungsleitlinie „Demenzen“ der medizinischen Fachgesellschaften).

Eskalation und Zwangseinweisung

Aggressive Situationen bei Menschen mit Demenz können für alle Beteiligten potenziell gefährlich werden. Wenn die Situation eskaliert, sollte eine Zwangseinweisung in Erwägung gezogen werden. Oberste Regel ist, bei entstehender Eskalation, die Handlung zu beenden bzw. die Situation zu verlassen. Und nach einigen Minuten noch einmal zu versuchen, die die anstehende Aktion umzusetzen. Natürlich gibt es Situationen, wo das nicht möglich sein wird, weil etwas unerlässlich getan oder unterlassen werden muss. Dann versuchen Sie bitte nach den folgenden Tipps zu handeln. Und bedenken Sie bitte, dass wenn Sie aufgeregt und nervös sind, Ihr Erkrankter das spüren wird, auch wenn Sie sich noch so viel Mühe geben, es zu verbergen. Menschen mit Demenz haben sehr feine „Antennen“ und spüren unsere emotionale Verfasstheit. Beruhigen Sie bitte sich selbst und versuchen Sie, von Anfang an souverän zu agieren. In einem solchen Extremfall müssen Sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, um das Wohl aller Beteiligten zu gewährleisten. Zwangseinweisung bedeutet, dass die Unterbringung gegen den Willen des Betroffenen erfolgt.

Lesen Sie auch: Ursachen aggressiven Verhaltens bei Parkinson

Unterstützung für Angehörige und Pflegekräfte

Es ist normal wütend zu werden, wenn Betroffene zum Beispiel jedes Mal Widerstand leisten, sobald sie gewaschen werden sollen. Es ist auch nachvollziehbar, dass man früher oder später erschöpft ist. Die eigene Gesundheit leidet, wenn Menschen mit Alzheimer oder einer anderen Form der Demenz jede Nacht um Hilfe rufen. Kein Mensch hat die Kraft, dies über längere Zeit allein auszuhalten. Lassen Sie sich von anderen unterstützen. Verteilen Sie die Aufgaben innerhalb der Familie oder holen Sie sich professionelle Hilfe. Ein ambulanter Pflegedienst oder eine Kurzzeit- oder Verhinderungspflege können Ihnen notwendige Auszeiten verschaffen.

Neben Internetforen oder Weblogs können Sie sich auch in Angehörigenschulungen und Selbsthilfegruppen Rat holen und Erfahrungen austauschen. Informieren Sie sich über Angebote bei Beratungsstellen oder Pflegestützpunkten. Adressen für diese Hilfsangebote erhalten Sie bei den regionalen Alzheimer Gesellschaften, den Gedächtnisambulanzen und den Krankenkassen.

Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. (DAlzG) bietet eine kostenlose Beratungshotline unter der Rufnummer 030 - 259 37 95 14 an, auch in türkischer Sprache. Erfahren Sie mehr über psychisch entlastende Demenz-Hilfen für Angehörige. Als Angehörige oder als Interessierter können Sie sich Wissen zum Umgang mit Demenz in Pflegekursen aneignen. Von Tipps zum Umgang bis zur Entlastung für Angehörige. Lernen Sie mehr über Alzheimer & Demenz - in Ihrem Tempo und wann es Ihnen passt.

tags: #verbale #aggression #demenz #ursachen #maßnahmen