Ein plötzlicher, stechender Schmerz im unteren Rücken, der jede Bewegung fast unmöglich macht - das ist typisch für einen Hexenschuss. Doch auch ein eingeklemmter Nerv oder ein Wirbelgleiten können ähnliche Beschwerden verursachen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten dieser Rückenleiden und gibt Tipps zur Vorbeugung.
Hexenschuss (Lumbago): Wenn der Rücken plötzlich blockiert
Ein Hexenschuss, auch Lumbago oder Lumbalgie genannt, ist ein plötzlich einschießender, greller Schmerz im unteren Rücken, der sofort zu eingeschränkter Beweglichkeit führt. Betroffene nehmen oft eine vorgebeugte, gekrümmte Haltung ein, um den Schmerz zu vermeiden.
Ursachen eines Hexenschusses
Die Ursache eines Hexenschusses ist nicht immer eindeutig zu benennen. Häufig tritt er bei alltäglichen Bewegungen wie Bücken oder Aufstehen auf, die aber minimal anders ausgeführt werden als gewohnt. Diese ungewohnte Bewegung verursacht einen Schmerz, der zu einer schmerzhaften Muskelversteifung führt.
Weitere mögliche Ursachen sind:
- Blockierte Wirbelgelenke
- Verspannte Muskeln
- Gereizte Nerven
- Bestehende Muskelverspannungen (z. B. durch Zugluft oder zu wenig Bewegung)
- Muskelzerrungen (z. B. durch falsches Heben schwerer Gegenstände)
- Fehlbelastungen bei geschwächter Muskulatur
- Psychosoziale Faktoren wie Stress, Überarbeitung oder Übermüdung
Symptome eines Hexenschusses
Typisch für einen Hexenschuss sind:
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- Plötzlich einsetzender, stechender Schmerz im unteren Rückenbereich
- Heftige, meist einseitige Schmerzen im unteren Rücken, die jede weitere Bewegung fast unmöglich machen
- Schmerzen, die als stechend, ziehend oder bohrend im Bereich zwischen Gesäß und Lenden beschrieben werden
- Einnahme einer nach vornüber gebeugten Schonhaltung
- Mögliche Ausstrahlung der Schmerzen über das Gesäß bis in die Beine (Lumboischialgie)
- Missempfindungen wie Kribbeln oder "Ameisenlaufen"
Diagnose eines Hexenschusses
Die Diagnose Hexenschuss kann der behandelnde Arzt in der Regel bereits nach körperlichen Untersuchungen und der persönlichen Befragung des Patienten (Anamnese) stellen. Dabei wird er sich erkundigen, ob es ein Ereignis gab, das die Beschwerden ausgelöst haben könnte.
Bei Verdacht auf eine andere Erkrankung kann der Arzt ein Röntgenbild veranlassen, um andere Ursachen wie degenerative Erkrankungen der Wirbelsäule (Facettengelenksarthrose) oder einen Bandscheibenvorfall auszuschließen. Auch eine Reizung des Ischiasnervs (Ischiassyndrom) und eine Verspannung des Piriformis-Muskels (Piriformis-Syndrom) können ausgeschlossen werden.
Behandlung eines Hexenschusses
In den meisten Fällen verschwinden die Beschwerden eines Hexenschusses innerhalb weniger Wochen vollständig. Eine angepasste Schmerztherapie und regelmäßiges Training der Bauch- und Rückenmuskulatur können den Heilungsprozess unterstützen.
Folgende Maßnahmen können zur Behandlung eines Hexenschusses eingesetzt werden:
- Schmerzmedikamente: Herkömmliche Schmerzmedikamente (NSAR: nichtsteroidale Antirheumatika) mit den Wirkstoffen Paracetamol oder Ibuprofen lindern kurzfristig die Schmerzen. Bei Unverträglichkeiten kann der Arzt andere Schmerzmittel wie Novalgin (Metamizol) verschreiben. Auch eine Kombination mit muskelentspannenden Präparaten ist möglich.
- Wärmeanwendungen: Wärmflaschen, Wärmepflaster oder Kirschkernsäckchen können die Schmerzen lindern und die Verspannung lösen. Auch warme Duschen oder Bäder können helfen.
- Stufenlagerung: Die Stufenlagerung entlastet die betroffene Körperregion und entspannt die Muskulatur. Dabei legt man sich auf eine nicht zu harte Unterlage und legt die Unterschenkel im rechten Winkel auf einen Stuhl oder einen Kissenstapel.
- Physikalische Therapie: Die Kombination mit physikalischer Therapie ist sehr vielversprechend für eine schnelle Beseitigung der Schmerzen. Hier ist vor allem auch die ZRT-Matrix-Therapie zu erwähnen, die den Spannungszustand von hypertoner (überspannter) Muskulatur normalisiert und den Stoffwechsel im Muskel verbessert.
- Bewegung: Es ist wichtig, möglichst schnell wieder in Bewegung zu gelangen. Lange Schonphasen sollten Sie vermeiden. Geeignet sind z. B. Spaziergänge oder Bewegung im warmen Wasser.
- Manuelle Therapie: Chiropraktiker oder Osteopathen können mit manueller Therapie mögliche Blockaden in der Lenden- oder Halswirbelsäule beseitigen und das Gewebe lockern.
- Massage: Eine professionelle Massage kann helfen, Verspannungen zu lösen und die Muskulatur zu lockern.
Übungen zur Mobilisierung und Lockerung der Lendenwirbelsäule
Die folgenden Übungen ermöglichen eine sanfte Mobilisierung der Lendenwirbelsäule und eine Lockerung der umgebenden Muskulatur, ohne die Wirbelsäule zu belasten:
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- Dehnung im Vierfüßlerstand: Stützen Sie sich mit den Armen auf einem Tisch ab. Gehen Sie leicht in die Knie und ins Hohlkreuz. Strecken Sie langsam die Knie durch.
- Bein an der Wand: Stellen Sie in der Rückenlage die Beine an der Wand ab. Die Fußsohlen zeigen zur Decke. Rutschen Sie mit dem Gesäß bis zur Wand. Strecken Sie nun die Beine Richtung Decke.
- Beckenkippen: Rückenlage; die Beine sind angestellt. Versuchen Sie nun langsam mit sehr kleinen Schritten nach vorne zu wandern. Atmen Sie dabei ruhig und gleichmäßig. Versuchen Sie so weit zu kommen, bis die Beine ganz ausgestreckt sind. Gehen Sie jedoch nur so weit, wie es die Schmerzen zulassen.
- Massage des M. quadratus lumborum: Der Muskel M. quadratus lumborum zieht von der Hüfte über die Lendenwirbel zur untersten Rippe und ist bei einem Hexenschuss stark verspannt. Sie können diesen Muskel jedoch gut selber massieren. Üben Sie dazu mit Ihrem Daumen oder Ihren Fingerknöcheln gezielt Druck auf die festen Stellen im Muskel aus. Sie können diese Druckmassage auch mit leichten Bewegungen nach vorne und zur Seite sowie einfachem Gehen kombinieren.
- Massage der Gesäßmuskeln: Legen Sie sich dazu auf den Rücken und stellen Sie die Beine an. Den Massageball platzieren Sie unter dem Gesäß und suchen durch kleine Rollbewegungen den Bereich nach schmerzhaften und verspannten Punkten ab. Diese Punkte können Sie entweder mit statischem Druck oder mit kleinen Rollbewegungen behandeln.
- Beckenkreisen auf dem Ball: Rückenlage, die Beine sind angestellt. Das Kreuzbein ist auf einer weichen Unterlage, optimalerweise einem kleinen weichen Ball, aufgelegt. Führen Sie nun abwechselnd mit Ihren Beckenhälften eine sanfte Kreisbewegungen nach hinten unten Richtung Boden durch. Dabei verlängert sich jeweils Ihre Taille Richtung Fuß.
Eingeklemmter Nerv: Wenn der Druck auf die Datenleitung steigt
Ein eingeklemmter Nerv (Nervenkompression) wird umgangssprachlich oft mit plötzlich auftretenden, stechenden Schmerzen in Verbindung gebracht, die meist in Folge von plötzlichen Bewegungen auftreten können. Tatsächlich entsteht diese Art von Schmerz häufig durch eine vorübergehende Reizung des Nervs. Stattdessen üben meist weiche Strukturen wie Muskeln, Sehnen oder Gewebe Druck auf den Nerv aus, wodurch dessen Funktion beeinträchtigt wird.
Ursachen eines eingeklemmten Nervs
Häufige Ursachen sind:
- Verspannungen durch Fehlhaltungen
- Degenerative Erkrankungen wie Bandscheibenvorfälle oder Arthrose
- Verletzungen durch Stürze oder Überlastung
- Systemische Erkrankungen wie Diabetes
- Engpasssyndrome wie das Karpaltunnelsyndrom
Symptome eines eingeklemmten Nervs
Typische Symptome sind:
- Stechende oder brennende Schmerzen
- Kribbeln
- Taubheitsgefühle
- Lähmungserscheinungen
- Bewegungseinschränkungen
- Verminderte Berührungsempfindlichkeit
- Schwindel oder Erbrechen (bei Einklemmung empfindlicher Nerven im Bereich der Halswirbelsäule)
Diagnose eines eingeklemmten Nervs
Zur Diagnose eines eingeklemmten Nervs werden verschiedene Methoden eingesetzt:
- Anamnese: Der Arzt befragt den Patienten nach seinen Beschwerden und deren Auslösern.
- Körperliche Untersuchung: Der Arzt tastet den betroffenen Bereich ab und prüft die Bewegungsfähigkeit. Provokationstests wie das Hoffmann-Tinel-Zeichen oder der Phalen-Test können helfen, einen eingeklemmten Nerv zu diagnostizieren.
- Bildgebende Verfahren: Röntgen, MRT oder Ultraschall können eingesetzt werden, um die Ursache der Nervenkompression zu identifizieren.
- Messung der Nervenleitgeschwindigkeit: Diese Untersuchung kann Aufschluss darüber geben, ob der Nerv geschädigt ist.
Behandlung eines eingeklemmten Nervs
Die Behandlung eines eingeklemmten Nervs zielt darauf ab, die Beschwerden zu lindern und die Heilung zu fördern. Folgende Maßnahmen können eingesetzt werden:
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- Schmerzmedikamente: Entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente können helfen, die Beschwerden zu lindern.
- Schonung: Die betroffenen Stellen sollten zunächst geschont werden, besonders wenn der Nerv im Rücken, Nacken oder Schulterbereich betroffen ist. Unnatürliche Schonhaltungen und ruckartige Bewegungen sollten möglichst vermieden werden.
- Wärmebehandlung: Wärme hilft, verspannte Muskulatur zu lockern und den eingeklemmten Nerv zu entlasten.
- Massage und Gymnastik: Eine professionelle Massage oder sanfte Gymnastik wie Yoga können helfen, Verspannungen zu lösen und die Muskulatur zu lockern.
- Physiotherapie: Gerade bei einem leichten Bandscheibenvorfall oder einer Spinalkanalstenose können physiotherapeutische Maßnahmen und Rückenschule helfen, die Symptome zu lindern und die Mobilität zu verbessern.
- Operation: In einigen Fällen, besonders bei schwerwiegenden oder chronischen Nervenkompressionen, kann eine Operation zur Dekompression notwendig werden.
Wirbelgleiten (Spondylolisthesis): Wenn die Wirbel aus der Reihe tanzen
Beim Wirbelgleiten (Spondylolisthesis) verrutscht ein Wirbel gegenüber dem angrenzenden Wirbel. Dies kann durch einen Spalt in den Wirbelbögen ausgelöst sein (Spondylolyse) oder aufgrund einer einfachen Verschleißerkrankung. In der Regel zeigt sich diese Veränderung an der unteren Lendenwirbelsäule, weshalb es zu chronischen, tief sitzenden Rückenschmerzen im unteren Rückenbereich kommen kann.
Ursachen von Wirbelgleiten
Die Ursachen für Wirbelgleiten können vielfältig sein:
- Erbliche Veranlagung durch Fehlbildungen im Wachstumsalter
- Altersbedingte Verschleißerscheinungen der Wirbelsäule
- Überbeanspruchung der Wirbelsäule im Leistungssport, insbesondere durch Überlastung im Wachstumsalter
Symptome von Wirbelgleiten
Mehr als die Hälfte der Betroffenen ist beschwerdefrei. Symptome können jedoch sein:
- Chronische, tief sitzende Rückenschmerzen im unteren Rückenbereich
- Zunahme der Schmerzen im Alltag, z. B. beim Anheben und Tragen schwerer Lasten
- Bei Einklemmung einer Nervenwurzel: Symptome in den Beinen mit Taubheitsgefühlen, Schmerzen und teilweise auch Lähmungen
- In seltenen Fällen: Kontrollverlust der Blasen- und Mastdarmfunktion sowie sexuelle Störungen
Diagnose von Wirbelgleiten
In den Schön Kliniken überprüfen wir in einem Erstgespräch zunächst mögliche Auffälligkeiten, die den ersten Verdacht auf Wirbelgleiten erhärten. Das kann eine verstärkte Hohlkreuzbildung sein, aber auch ein Tastschmerz und die Verhärtung der Rückenmuskulatur. Bei ausgeprägten Fällen ist eine Stufenbildung zwischen den Dornfortsätzen spürbar. Zudem kann eine Schwäche bei Hüftbeugung, Kniestreckung oder beim Heben und Senken des Fußes möglich sein.
Zur sorgfältigen Diagnostik schließen sich moderne bildgebende Verfahren wie Röntgen und Magnetresonanztomografie (MRT) bzw. Mithilfe einer Röntgenuntersuchung kann man ein Wirbelgleiten sowie weitere Veränderungen der Wirbelsäule meist sicher erkennen. Zur genauen Abklärung empfehlen wir allerdings unbedingt die Magnetresonanztomografie (MRT). Mithilfe der MRT lassen sich Bandscheiben, Nervenwurzeln, Sehnen und Bänder darstellen. Der Verdacht auf einen verengten Nervenkanal oder Nervenquetschungen kann eindeutig erhärtet oder widerlegt werden. Auch Gelenkzysten oder Bandscheibenvorfälle werden in den Schichtbildern dargestellt.Alternativ kann auch eine Röntgenaufnahme unter Gabe von Kontrastmitteln (Myelografie) oder eine Computertomografie unter Gabe von Kontrastmitteln (CT-Myelografie) gemacht werden.
Behandlung von Wirbelgleiten
Die Behandlung von Wirbelgleiten richtet sich nach dem Schweregrad und den Beschwerden. Mögliche Behandlungen sind:
- Konservative Behandlung: Physiotherapie, Schmerzmittel, Rückenbandagen zur Stabilisierung der Lendenwirbelsäule
- Operative Behandlung: Bei starken Schmerzen, neurologischen Ausfällen oder Instabilität der Wirbelsäule kann eine Operation notwendig sein, um die Wirbel zu stabilisieren und den Druck auf die Nerven zu verringern.
Prävention von Rückenproblemen
Um Rückenproblemen wie Hexenschuss, eingeklemmten Nerven oder Wirbelgleiten vorzubeugen, können folgende Maßnahmen helfen:
- Regelmäßige Bewegung: Körperliche Aktivität beugt Verspannungen vor und stärkt die Muskulatur. Geeignet sind z. B. Rückenschwimmen, Wassergymnastik, Walken, Joggen oder Radfahren.
- Rückengerechtes Verhalten im Alltag: Achten Sie beim Sitzen, Stehen und Gehen auf eine aufrechte Körperhaltung. Heben Sie schwere Gegenstände rückenschonend, indem Sie in die Knie gehen und den Rücken gerade halten.
- Ergonomie am Arbeitsplatz: Gestalten Sie Ihren Arbeitsplatz ergonomisch, um Fehlhaltungen zu vermeiden.
- Stressmanagement: Muskelverspannungen können durch Stress begünstigt werden. Suchen Sie nach Möglichkeiten, Stress abzubauen, z. B. durch Entspannungsübungen oder Yoga.
- Gesundes Körpergewicht: Übergewicht kann zusätzlichen Druck auf die Wirbelsäule ausüben.
- Regelmäßiges Dehnen: Führen Sie regelmäßige Dehnübungen durch, um die Flexibilität der Rückenmuskeln zu verbessern.
- Rauchverzicht: Rauchen kann die Blutzirkulation beeinträchtigen, auch im Bereich der Wirbelsäule.
- Geeignete Matratze und Kopfkissen: Schlafen Sie auf einer Matratze und einem Kopfkissen, die Ihrem Körper- und Schlaftypus entsprechen.
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