Die Vibrationsplatten-Therapie hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung in der Behandlung von Parkinson-Patienten gewonnen. Ursprünglich aus der Sportmedizin stammend, wird diese Therapieform nun auch zur Linderung von Symptomen und zur Verbesserung der Lebensqualität bei Menschen mit Parkinson eingesetzt.
Historischer Hintergrund
Bereits im 19. Jahrhundert erkannte der französische Nervenarzt Professor Jean-Martin Charcot, dass Vibrationen positive Auswirkungen auf Parkinson-Patienten haben können. Er beobachtete, dass sich der Zustand seiner Patienten verbesserte, wenn sie mit der Kutsche zu seiner Praxis fuhren. Daraufhin entwickelte er einen "Schüttelstuhl" als ersten Vibrationstrainer für Parkinson-Patienten.
Moderne Vibrationstherapie
Die moderne Vibrationstherapie unterscheidet zwischen Teilkörper- und Ganzkörpervibration (WBV). Es gibt verschiedene Arten von Vibrationsplatten, die sich in der Art der Schwingungen unterscheiden:
- Vertikal schwingende Platten: Diese Platten erzeugen vertikale Auf- und Abbewegungen.
- Seitenalternierend/wippende Platten: Diese Platten bewegen sich seitlich alternierend, ähnlich einer Wippe. Galileo-Geräte gehören zu dieser Kategorie.
- Stochastische Systeme: Diese Systeme verwenden zwei unabhängige Vibrationsplatten, die zufällige Vibrationsreize erzeugen. Ein Beispiel hierfür ist der SRT-Zeptor®.
Wirkungsweise und Anwendungsbereiche
Die Vibrationstherapie zielt darauf ab, durch mechanische Schwingungsreize verschiedene positive Effekte im Körper auszulösen. Dazu gehören:
- Verbesserung der Muskelkraft und Flexibilität: Studien zeigen, dass Vibrationstraining eine effektive Methode sein kann, um die Maximalkraftfähigkeit und Flexibilität zu verbessern.
- Förderung der posturalen Stabilität: Vibrationstraining kann die Fähigkeit des Körpers verbessern, das Gleichgewicht zu halten und Stürze zu vermeiden.
- Aktivierung tiefer Muskeln: Insbesondere der Schwingstab (Flexi-Bar) dient dem propriozeptiven Training und aktiviert durch die erzeugten Vibrationen vor allem tiefe Muskeln.
- Verbesserung von Gleichgewicht und Koordination: Durch die Aktivierung bestimmter Gehirnbereiche können Vibrationen das Gleichgewicht und die Koordination verbessern.
- Anregung der Durchblutung: Vibrationen können die Durchblutung in den Beinen fördern, was besonders für Patienten mit eingeschränkter Mobilität von Vorteil sein kann.
Studienlage und Forschungsergebnisse
Einige Studien haben die Auswirkungen der Vibrationstherapie auf Parkinson-Patienten untersucht. Eine Studie untersuchte den Effekt von dreiwöchiger Galileo-Therapie auf die Gehstrecke und die Balance bei Parkinson-Patienten. Beide Gruppen erhielten ein umfangreiches Physiotherapieprogramm, das auf Lockerung, Dehnung, Balance und Körpergefühl abzielte. Die Galileo-Gruppe erhielt zusätzlich Galileo-Therapie. Die Galileo-Gruppe zeigte eine deutliche Verbesserung der Gehstrecke und vor allem eine massive Verbesserung der Balance im Vergleich zur Kontrollgruppe.
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Eine weitere Studie aus dem Jahr 2015 untersuchte die Auswirkungen von zufälliger Ganzkörpervibration auf die posturale Kontrolle bei Parkinson-Patienten. Eine systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse aus dem Jahr 2019 untersuchte die Auswirkungen von Ganzkörpervibrationstraining auf Muskelkraft und Mobilität bei Parkinson.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Studienlage noch begrenzt ist und weitere Forschung erforderlich ist, um die langfristigen Auswirkungen und optimalen Anwendungsprotokolle der Vibrationstherapie bei Parkinson zu bestimmen.
Praktische Anwendung
Die Vibrationstherapie kann in verschiedenen Stadien der Parkinson-Erkrankung eingesetzt werden, wobei die Galileo- und Zeptor-Therapie aufgrund der geringeren Belastung insbesondere für Wirbelsäule und Kopf auch für Parkinson-Patienten geeignet sind. Die Therapie sollte jedoch immer in Absprache mit einem Arzt oder Physiotherapeuten erfolgen.
Galileo-Therapie:
- Frequenz: In Studien wurden Frequenzen von 25 Hz verwendet.
- Position: Die Patienten stehen in leicht gebeugten Knien auf der Platte (Position 3-5).
- Dauer: 2 x 15 Minuten pro Tag, 5 x pro Woche.
Schwingstab (Flexi-Bar):
- Der Schwingstab wird durch schnelles und kurzes Rütteln in der Mitte in Schwingung versetzt.
- Er aktiviert Rückenstrecker, Nackenmuskeln, Schulter- und Rumpfbereich.
- Er verbessert Koordination, Konzentration und Gleichgewicht.
SRT-Zeptor®:
- Der Zeptor verfügt über zwei Platten, auf denen man mit beiden Füßen steht.
- Diese Platten rütteln und schütteln den Körper unregelmäßig.
- Die Stärke des „Durchschüttelns“ stellt der Therapeut am Gerät ein.
Es ist wichtig, die Übungen immer in der Phase der guten Beweglichkeit ("ON" Phase) durchzuführen, wenn Schwankungen der Beweglichkeit im Tagesverlauf bestehen.
Ergänzende Therapieansätze
Neben der Vibrationstherapie gibt es weitere Therapieansätze, die bei Parkinson-Patienten eingesetzt werden können:
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- BIG-Methode: Diese speziell für Parkinson-Patienten entwickelte Bewegungstherapie zielt auf die Verbesserung von Bewegungsausmaß und -geschwindigkeit ab.
- Konventionelle Physiotherapie: Ein umfassendes Physiotherapieprogramm, das auf Lockerung, Dehnung, Balance und Körpergefühl abzielt, ist ein wichtiger Bestandteil der Parkinson-Behandlung.
- Laufbandtherapie: In Kombination mit Vibrationstherapie kann die Laufbandtherapie die Muskelfunktion und das Gangbild verbessern.
Wichtige Hinweise
- Die Kostenübernahme für die Vibrationstherapie durch die Krankenkasse sollte vor Beginn der Therapie geklärt werden.
- Nicht jeder Schwingstab, der im Handel angeboten wird, ist sicher und gut. Lassen Sie sich vor dem Kauf von Ihrem Physiotherapeuten beraten.
- Die Vibrationstherapie ist nicht für alle Parkinson-Patienten geeignet. Kontraindikationen sollten mit einem Arzt oder Therapeuten besprochen werden.
- Der Besuch von Webseiten ersetzt in keinster Weise den Besuch bei einem Arzt oder Juristen.
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