Vollständige Lähmung: Ein umfassender medizinischer Überblick

Eine Lähmung, definiert als der Verlust von Muskelkraft in einem oder mehreren Körperteilen, ist keine eigenständige Krankheit, sondern vielmehr ein Symptom einer anderen Grunderkrankung. Betroffene können diese Körperteile nicht mehr oder nicht mehr willentlich bewegen. Dieser Zustand kann durch verschiedene Faktoren wie neurologische Erkrankungen, Verletzungen oder Infektionen verursacht werden und führt oft zu erheblichen Einschränkungen im Alltag der Betroffenen.

Was ist eine Hemiparese?

Unter dem medizinischen Begriff der Hemiparese sind unvollständige oder leichte Halbseiten- beziehungsweise Einseitenlähmungen zusammengefasst. Das Wort setzt sich aus den griechischen Termini "hemi" für "halb" und "páresis" für "erschlaffen" zusammen. Eine Hemiparese betrifft nur eine Körperhälfte und manifestiert sich in Lähmungen einzelner Muskelgruppen. Sie wird nicht als eigenständige Erkrankung definiert, sondern tritt als Begleiterkrankung oder Symptom einer Grunderkrankung auf.

Da sich eine Hemiparese in den meisten Fällen als Folge eines Schlaganfalls oder Apoplex entwickelt, sind vor allem ältere Menschen von dieser Form der Lähmung betroffen. Ein überwiegender Anteil der Patienten ist älter als siebzig Jahre. Einem Schlaganfall liegt in der Regel eine Arteriosklerose zugrunde. Da Männer rund fünfmal häufiger unter Arterienverkalkung leiden als Frauen, sind auch die Schlaganfall- und Hemiparese-Patienten zu einem überwiegenden Teil männlich. Abhängig von der Grunderkrankung können jedoch Menschen jeder Altersgruppe von einer Hemiparese betroffen sein. In Deutschland erkranken rund viertausend Menschen pro Jahre aus verschiedenen Gründen an einer unvollständigen Halbseitenlähmung.

Hemiparese vs. Hemiplegie

Hemiparese und Hemiplegie werden oft synonym als Halbseitenlähmung bezeichnet. Tatsächlich gibt es aber einen wichtigen Unterschied: Eine Hemiparese ist eine unvollständige Lähmung, bei der noch eine gewisse Restfunktion der Muskeln vorhanden ist.

Ursachen von Lähmungen

Lähmungen können durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden, die das Nervensystem beeinträchtigen. Hinsichtlich der Risikofaktoren der Lähmung sind im Wesentlichen genetische Veranlagungen, ein ungesunder Lebensstil (z.B. Lähmung ist nicht gleich Lähmung - das fängt bereits bei den Fachbegriffen an.

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Mögliche Ursachen einer Hemiparese

Jede Hemiparese ist auf eine Schädigung eines begrenzten Areals in einer Gehirnhälfte zurückzuführen. Dabei ist immer die der betroffenen Körperseite gegenüberliegende Gehirnhälfte geschädigt. Die spiegelverkehrten Ausfälle sind dadurch erklärbar, dass eine Gehirnhälfte immer die Muskulatur der gegenüberliegenden Körperseite steuert. Hemiparesen können unterschiedliche Ursachen haben und durch Stoffwechselstörungen, Unfälle oder entzündliche Erkrankungen bedingt sein.

Als häufigste Ursache solcher Hirnschäden gilt Sauerstoffmangel, der durch Durchblutungsstörungen entsteht. Ist ein Blutgefäß verstopft, verengt oder sogar verschlossen, kommt es zu einer Unterversorgung des Nervengewebes mit sauerstoffreichem Blut und lebenswichtigen Nährstoffen. Vorübergehender Sauerstoffmangel im Gehirn löst in erster Linie Schlaganfälle aus. Die Folge ist ein Absterben der betroffenen Nervenzellen, wodurch es zu abrupten Unterbrechungen der Reizweiterleitung vom Gehirn zur Muskulatur und damit verbunden zu plötzlich auftretenden Lähmungen kommt. Mehr achtzig Prozent aller Fälle von Hemiparesen entstehen durch eine Durchblutungsstörung in einem begrenzten Hirnareal.

Es kann aber auch vorkommen, dass eine Hemiparese durch einen epileptischen Anfall verursacht wird. Es ist auch möglich, dass sich eine Hemiparese als Folge oder Begleitsymptom einer durch Viren oder Bakterien ausgelösten entzündlichen Erkrankung entwickelt. Als Ursachen kommen verschiedene Ausprägungen der Meningitis und der Enzephalitis in Betracht.

Weitere Ursachen sind Kopfverletzungen, die als Folge von Unfällen entstehen. Auch bösartige Tumore, die sich im Gehirn ausbreiten und umliegendes Nervengewebe zerstören, lösen oft eine Hemiparese aus. Bei solchen erkrankungsbedingten Hemiparesen entwickeln sich die Symptome schleichend über einen längeren Zeitraum hinweg.

Genetische Faktoren können die Entstehung von unvollständigen Halbseitenlähmungen ebenso begünstigen. Solche Hemiparesen entwickeln sich bereits während der Schwangerschaft und sind daher angeboren. Die betroffenen Babys kommen dann mit einem gelähmten Arm oder Bein zur Welt. Auch vorgeburtliche Komplikationen sowie Gehirnblutungen und entzündliche Erkrankungen des Embryos können eine angeborene Hemiparese verursachen.

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  • Hemiparese durch Hirnverletzungen: Bei einem Schlag auf den Kopf, zum Beispiel durch einen Unfall, kann auch das Hirn verletzt werden.
  • Hemiparese durch Komplikationen während der Schwangerschaft: Kommt es beim Embryo zu Entzündungen oder Blutungen, kann es ebenfalls zu einer einseitigen Lähmung kommen. Auch ein Sauerstoffmangel bei der Geburt kann für eine Hemiparese verantwortlich sein.

Arten von Lähmungen

Lähmung ist nicht gleich Lähmung - das fängt bereits bei den Fachbegriffen an. Doch auch hinsichtlich der Plegie allein gibt es verschiedene Arten von Lähmungen, die je nach betroffenem Bereich und Schweregrad unterschieden werden. Daher unterscheiden sich diese Plegien auch in ihrer Definition.

  • Paraplegie: Diese Form der Lähmung betrifft die unteren Extremitäten und oft auch Teile des Rumpfes.
  • Tetraplegie (Quadriplegie): Hierbei sind alle vier Gliedmaßen sowie der Rumpf betroffen.
  • Hemiplegie: Diese einseitige Lähmung betrifft nur eine Körperhälfte und ist häufig die Folge eines Schlaganfalls oder einer Hirnverletzung.
  • Monoplegie: Diese Art der Lähmung betrifft nur einen Arm oder ein Bein.
  • Diplegie: Vor allem bei Kindern mit Zerebralparese kommt diese Form vor, bei der entweder beide Arme oder beide Beine gelähmt sind. Des Weiteren gibt es bei Kindern noch die sogenannte Kinderlähmung, die durch eine Viruserkrankung des Rückenmarks ausgelöst wird.

Unvollständige Lähmungen, Paresen und vollständige Lähmungen, Plegien, werden nach verschiedenen Faktoren eingeteilt, unter anderem nach den betroffenen Körperregionen.

Zentrale vs. Periphere Lähmungen

Zentrale Lähmungen haben ihren Ursprung im zentralen Nervensystem (ZNS) - also in Gehirn oder Rückenmark. Dabei sind keine einzelnen Muskeln, sondern immer Muskelgruppen betroffen. Bei einer zentralen Lähmung ist die Muskulatur dauerhaft angespannt. Zudem kommt es zu gesteigerten Muskelreflexen. Das zeigt sich in ruckartigen Zuckungen.

Periphere Lähmungen werden von Schädigungen im peripheren Nervensystem (PNS) ausgelöst. Dabei ist die Übertragung der Impulse an die Muskulatur geschwächt oder komplett unterbrochen. Im Gegensatz zur spastischen Lähmung besteht kaum oder keine Muskelspannung (Muskeltonus) mehr. Entsprechend kann das betroffene Körperteil nur schlecht oder nicht mehr bewegt werden und beispielsweise bei einer Lähmung der Hand schlaff herunterhängen.

Weitere Unterscheidungen

  • Motorische Lähmungen werden in der Regel im Laufe des Lebens erworben, als Folge eines Unfalls oder verschiedener Erkrankungen. In seltenen Fällen kann es bereits im Mutterleib oder während der Geburt zur sogenannten Erbschen Lähmung kommen.
  • Gesichtslähmung ist eine Form der peripheren Lähmung. Aufgrund einer gestörten Funktion des Gesichtsnervs ist die Gesichtsmuskulatur teilweise gelähmt.
  • Neben den körperlichen Schädigungen können motorische Lähmungserscheinungen auch psychische Ursachen haben. In diesem Fall spricht die Medizin von einer psychogenen Lähmung.

Anzeichen und Symptome einer Hemiparese

Eine Hemiparese manifestiert sich in erster Linien in Lähmungen der Extremitäten der rechten oder linken Körperhälfte. Abhängig von der Lokalisation des geschädigten Hirnareals ist entweder ein Bein oder ein Arm betroffen. Die Lähmung führt zu erheblichen Einschränkungen der Bewegungsfähigkeit, da Gehen und Laufen oder das Heben und Bewegen von Gegenständen nicht mehr möglich ist.

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In rund dreißig Prozent aller Fälle entwickeln die Patienten auch Spastiken in den betroffenen Extremitäten. Die Bewegungen finden dann überschießend oder unkoordiniert statt, da die Muskelspannung der betroffenen Körperhälfte durch die Störungen der Reizweiterleitung zu schwach oder zu stark ausgeprägt ist.

Ist nur der Arm betroffen, kann der Patienten weiterhin stehen und sich fortbewegen. Dennoch leiden viele Menschen mit einer Hemiparese an erheblichen Gleichgewichtsstörungen und Koordinationsproblemen. Hinzu kommen oft Sensibilitätsstörungen in den betroffenen Gliedmaßen. Die Patienten können dann Schmerzen oder Temperatureinwirkungen auf der Haut nur mehr ungenau wahrnehmen.

Vor allem nach einem Schlaganfall sind oft nicht nur Extremitäten, sondern auch die Gesichtsmuskeln betroffen. Bei dieser Ausprägung handelt es sich um eine sogenannte Faszialisparese, die sich in Lähmungen einer Gesichtshälfte bemerkbar macht. Die Betroffenen können die Muskeln in bestimmten Gesichtsbereichen nicht mehr kontrollieren, wodurch es zu Einschränkungen in der Mimik kommt. Diese sind in Form von eingefallenen oder hängenden Gesichtszügen deutlich zu erkennen.

Sind auch die Lippen und die Zunge beteiligt, können Probleme in der Artikulation die Folge sein. Neben Sprachstörungen, einem verlangsamten Sprechen und der Unfähigkeit, zu lächeln und beide Mundwinkel symmetrisch zu bewegen, leiden die Patienten auch daran, dass ihnen Speichel aus dem Mund tropft, ohne dass sie dies bemerken oder kontrollieren können.

Es ist zudem möglich, dass auch jene Muskeln, die für die Bewegungen der Augäpfel zuständig sind, nicht mehr ausreichend funktionieren. Dies kann zu verschwommenem Sehen oder Doppelbildern führen. Sind größere Hirnareale geschädigt, geht eine Hemiparese mitunter auch mit Einschränkungen der mentalen Leistungsfähigkeit einher. Kinder, die unter einer angeborenen Hemiparese leiden, entwickeln sich jedoch in geistiger Hinsicht meist völlig normal.

Wie sich eine Hemiparese äußert, kann je nach Art und Ausmaß der Schädigung variieren. Typischerweise ist der Arm und das Bein auf der gleichen Körperseite betroffen. Dies führt zu einer starken Einschränkung in der Beweglichkeit, der Koordination und dem Gleichgewicht. Tritt die Hemiparese als Folge eines Schlaganfalles auf, sind zusätzlich die Gesichtsmuskeln betroffen. Diese sogenannte Fazialisparese lässt die Gesichtszüge einfallen und beeinträchtigt die Sprachfähigkeit, wenn Mund und Zunge in Mitleidenschaft gezogen wurden. Ferner kann eine Hemiparese Sensibilitätsstörungen wie Taubheit oder Kribbeln sowie Sehprobleme und eine damit einhergehende, verminderte kognitive Leistungsfähigkeit hervorrufen.

Diagnose von Lähmungen

Die Diagnose einer Lähmung oder Plegie erfolgt durch eine Kombination verschiedener Untersuchungen. Zu Beginn wird in einer Anamnese ein ausführliches Gespräch über die Krankengeschichte und die aktuellen Symptome geführt. Bei einem entsprechenden Verdacht werden bildgebende Verfahren wie Röntgen, MRT oder CT-Scans genutzt, um strukturelle Probleme im Gehirn oder Rückenmark zu identifizieren. Durch eine Elektromyographie (EMG) kann zudem die elektrische Aktivität der Muskeln gemessen werden, was dem Arzt oder der Ärztin Aufschluss über den Zustand der Nerven gibt.

Zuständig für die Diagnostik bei Lähmungserscheinungen ist ein Facharzt für Neurologie. Erste Anlaufstelle kann allerdings auch Ihr Hausarzt sein. Nach einem ausführlichen Gespräch zu Ihrer Krankengeschichte (Anamnese) erfolgen neurologische Untersuchungen. Zur Diagnostik der Lähmungsursache können zudem Bluttests oder eine Muskelbiopsie (Untersuchung von Muskelgewebe mittels einer Gewebeprobe) herangezogen werden.

Behandlung von Lähmungen

Grundsätzlich sind nicht alle Lähmungen unheilbar. Je nach Schwere der Plegie und abhängig von der Geschwindigkeit, in der eine Behandlung begonnen wird, können einige Lähmungen vollständig oder teilweise geheilt werden. Um Lähmungen zu heilen oder zu behandeln, gibt es viele Therapieansätze. Auch diese hängen wieder stark von der Ursache, Art und Ausprägung der Lähmung ab und haben im Allgemeinen das Ziel, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und - sofern dies möglich ist - die Funktion der betroffenen Körperteile wiederherzustellen.

Die Behandlung einer Hemiparese hängt von der Ursache, dem Schweregrad und dem Zeitpunkt der Schädigung ab. In manchen Fällen können die Lähmungserscheinungen spontan zurückgehen oder sich verbessern, in anderen Fällen bleiben sie dauerhaft bestehen. Deshalb ist es besonders wichtig, dass Sie bei Verdacht auf einen Schlaganfall sofort in die Notaufnahme gehen, jede Sekunde zählt! Auch langanhaltende Taubheitsgefühle im Körper sollten Sie ernst nehmen und frühzeitig abklären lassen. Ist eine Hemiparese angeboren, können bei einigen Betroffenen dauerhafte Lähmungen bestehen bleiben. In diesem Fall ist es wichtig, die Einschränkung zu akzeptieren und nicht zu versuchen, gegen sie zu arbeiten. Investieren Sie Ihre Kraft besser für die Suche nach geeigneten Strategien und Hilfsmitteln wie Rollstühle, Treppenlifte oder Lagerungsschienen.

Am Anfang steht jedoch immer die Frage, wodurch die Muskeleinschränkungen ausgelöst wurden. Bei Unfällen steht die notfallmedizinische Versorgung im Zentrum, bei einem Schlaganfall versuchen Ärzte bzw. Ärztinnen, das blockierte Hirngefäß wieder freizubekommen. Im Anschluss an die Akutbehandlung steht die Rehabilitation im Zentrum, um die Bewegungsfähigkeit der Betroffenen zu verbessern. Mit den genannten Behandlungsmaßnahmen machen Betroffene in der Regel innerhalb weniger Monate gute Fortschritte.

Möglichkeiten der Behandlung von Hemiparesen

Wird im Rahmen einer neurologischen Untersuchung eine unvollständige Halbseitenlähmung diagnostiziert, kommen abhängig von den Auslösern verschiedene Behandlungsmethoden zur Anwendung. Nach einem Schlaganfall muss zunächst eine medikamentöse Therapie eingeleitet werden, um die Blutgerinnsel im Gehirn aufzulösen. Dazu stehen blutverdünnende Präparate mit verschiedenen Wirkstoffen wie etwa Tenecteplase zur Verfügung. Liegt der Hemiparese eine entzündliche Erkrankung zugrunde, erfolgt deren medikamentöse Behandlung abhängig vom Erreger als Gabe von Virostatika oder Antibiotika.

Operative Maßnahmen kommen zum Einsatz, wenn verletzungsbedingte Blutungen im Gehirn vorliegen oder ein Tumor Auslöser der Halbseitenlähmung ist. Bei Tumorerkrankungen können die behandelnden Ärzte auch eine Chemotherapie oder eine Strahlentherapie einleiten.

Im Anschluss an die Akutbehandlung wird ein interdisziplinäres Rehabilitationsprogramm konzipiert, das darauf abzielt, die Bewegungsfähigkeit des Patienten zu verbessern oder wiederherzustellen. Abhängig von den Einschränkungen und den betroffenen Körperbereichen stützt sich die Behandlung auf physiotherapeutische, ergotherapeutische und logopädische Maßnahmen. Das ganzheitliche und interdisziplinäre Bobath-Konzept ist heute die Therapieform erster Wahl. Es bewirkt bei vielen Patienten eine Anbahnung angepasster beidseitiger Bewegungsabläufe, eine Normalisierung des Muskeltonus und der Wahrnehmung der eigenen Körperfunktionen sowie die Wiederherstellung einer intakten Mund-, Schluck-, Zungen- und Gesichtsmotorik.

In vielen Fällen zeigt eine Bewegungstherapie vor allem nach Schlaganfällen bereits innerhalb einiger Monate deutliche Erfolge. Die Betroffenen lernen durch gezielte Übungen, die Muskulatur im Rahmen alltäglicher Bewegungen bewusst zu trainieren. Auch die Forced Used Therapie und die Anwendung von Orthesen haben sich in der Behandlung von Hemiparesen erfolgreich bewährt.

In der Ergotherapie steht das Trainieren der Feinmotorik im Vordergrund, damit alltägliche Handlungen geübt und dadurch ein gewisses Maß an Selbständigkeit wiedererlangt werden. Eine intensive logopädische Betreuung ermöglicht den Patienten, die Lippen- und Zungenmuskulatur wieder gezielt zu nutzen, um Laute zu bilden und sich sprachlich verständigen zu können.

Eine Hemiparese, die von einer Spastik begleitet wird, erfordert eine besonders enge Zusammenarbeit zwischen Therapeuten und Medizinern. Zusätzlich zum individuell erarbeiteten Therapie-Konzept können die behandelnden Ärzte Botox in die betroffenen Muskelregionen injizieren. Dies führt zu einer Entspannung der Muskulatur, bewirkt eine Linderung der spastischen Schübe und erleichtert die Arbeit der Ergotherapeuten.

Menschen, die aufgrund einer Hemiparese Depressionen oder Ängste entwickeln, werden zusätzlich psychotherapeutisch betreut. Dies ist nicht nur für die Wiederherstellung der seelischen Gesundheit notwendig, sondern fördert auch die Motivation der Patienten und beeinflusst dadurch den Erfolg des interdisziplinären Therapie-Konzeptes.

Weitere Therapieansätze

Grundbaustein hierfür ist häufig die Physiotherapie, mit der die Muskelfunktion verbessert, Spastiken reduziert und die Mobilität erhöht werden können. Ergänzend dazu kann eine Ergotherapie dabei helfen, Selbstständigkeit der Patient*innen im Alltag zu fördern.

  • Funktionelle Elektrostimulation mit dem STIWELL® kann bei der Therapie von Plegien eingesetzt werden.

Leben mit Lähmungen

Ein Leben mit Hemiparese bringt verschiedene Herausforderungen mit sich. Sie sind jedoch nicht alleine! Sich mit anderen Betroffenen auszutauschen hilft, neue Lösungen und Perspektiven zu finden.

Eine Lähmung kann für Betroffene einen schwerwiegenden Einschnitt bedeuten. Gerade, wenn die Plegie nicht vollständig geheilt werden kann, ist die Erfahrung eines so immensen Kontrollverlustes über den eigenen Körper für viele Patient*innen eine verstörende Erfahrung. Mit den richtigen Hilfsmitteln und Strategien lässt sich die Lebensqualität wieder erheblich verbessern und der Alltag bewältigen.

Hilfsmittel und Unterstützung

Damit Sie Ihren Alltag trotz Lähmung bestreiten können, steht Ihnen das Team von Seeger gerne beiseite. Wir sind jederzeit über unser Servicetelefon erreichbar und helfen, wo wir können - besonders in der umfassenden Beratung über geeignete Hilfsmittel und Therapieformen sind wir erfahren. Ebenso können Sie uns mit Ihrem Anliegen online oder in einer unserer Seeger Filialen besuchen.

  • Pflegegrad: Lähmungen können die Selbstständigkeit im Alltag beeinträchtigen. Je nach Ausmaß stehen Betroffenen verschiedene Leistungen der Pflegekasse zu. Voraussetzung hierfür ist ein anerkannter Pflegegrad.
  • Pflegehilfsmittel: Mit anerkanntem Pflegegrad zahlt die Pflegekasse monatlich bis zu 42 Euro für sogenannte Pflegehilfsmittel zum Verbrauch.
  • Grad der Behinderung (GdB): Ähnlich wie der Pflegegrad ist ein Grad der Behinderung (GdB) in unterschiedliche Bereiche und Stufen eingeteilt. Ab einem GdB 50 haben Sie Anspruch auf einen Schwerbehindertenausweis, mit dem Sie Vergünstigungen und bestimmte Nachteilsausgleiche bekommen.
  • Hilfsmittel auf Rezept: Bei medizinischer Notwendigkeit stellt Ihnen Ihr Arzt ein Rezept für das geeignete Hilfsmittel aus.
  • Notrufsystem: Bei Gangunsicherheiten und einem erhöhten Sturzrisiko sorgt ein Notrufsystem - ob zuhause oder mobil - für mehr Sicherheit. Das gibt nicht nur der betroffenen Person ein besseres Gefühl, sondern auch ihren Angehörigen.
  • Barrierefreier Umbau: Häufig werden auch Umbaumaßnahmen notwendig, um die Wohnung barrierefrei zu gestalten. Dazu gibt es eine Bandbreite an Möglichkeiten. Werden Treppen zur echten Herausforderung in Ihrem Alltag, kann ein Treppenliftsystem für Sie in Frage kommen.

Patientenverfügung

Eine Patientenverfügung stellt sicher, dass Ihre medizinischen Wünsche auch in unerwarteten Situationen respektiert werden und bewahrt so Ihre Selbstbestimmung. Sie greift in Situationen, in denen Sie aufgrund von Krankheit oder Verletzung nicht in der Lage sind, sie selbst auszudrücken. Dieses Dokument entlastet zudem Ihre Angehörigen von schwierigen Entscheidungen, vermeidet Missverständnisse und schützt vor unerwünschter Über- oder Unterbehandlung.

Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen

Da eine Lähmung oftmals ganz plötzlich auftritt, stellt sie Patienten und deren Angehörige vor große Herausforderungen. Wertvolle Hilfestellungen von Mensch zu Mensch in dieser schwierigen Situation können Verbände und Beratungsstellen zu speziellen Erkrankungen bieten. Eine mögliche Anlaufstelle für Menschen mit Querschnittslähmung ist die Fördergemeinschaft der Querschnittsgelähmten in Deutschland e. V. (FGQ). Oftmals ist auch ein Austausch mit anderen Betroffenen in Online-Foren oder regionalen Selbsthilfegruppen möglich.

Wichtige Hinweise

  • Wählen Sie bitte den Notruf 112, wenn plötzlich Lähmungserscheinungen an Extremitäten oder Gesicht auftreten oder es nach einem Unfall oder Verletzungen zu motorischen Störungen kommt.
  • Verständigen Sie einen Arzt bei einer kurzzeitigen Lähmung, die am selben Tag wieder verschwindet. Es könnte sich um ein Anzeichen eines drohenden Schlaganfalls handeln.

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