Menschen mit Demenz stehen vor der Herausforderung, alltägliche Aufgaben zu bewältigen. Die gezielte Beschäftigung mit Spielen und anderen Tätigkeiten kann hier eine wertvolle Unterstützung bieten. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Gestaltung eines Wochenplans für Menschen mit Demenz, unter Berücksichtigung verschiedener Aspekte wie das Stadium der Erkrankung, persönliche Vorlieben und die Förderung von Wohlbefinden und Selbstständigkeit.
Herausforderungen und Ziele der Beschäftigung bei Demenz
Menschen mit Demenz haben Schwierigkeiten, alltägliche Aufgaben zu meistern und machen dabei oft "Fehler", weil sie Dinge nicht mehr genau wissen oder Handlungen nicht mehr ausführen können. Ein zentraler Aspekt der Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz ist daher die gezielte Beschäftigung mit Spielen oder anderen Tätigkeiten.
Es ist wichtig zu betonen, dass es nicht das Ziel sein sollte, Menschen mit Demenz durch die Beschäftigung herauszufordern oder sie vor schwierige Aufgaben zu stellen. Demenz lässt sich nicht "wegtrainieren", und Betroffene müssen nichts unter Beweis stellen. Stattdessen sollte die Beschäftigung Spaß machen und das Wohlbefinden fördern.
Grundlagen der Wochenplan-Gestaltung
Der berufliche Alltag eines Betreuungsassistenten ist abwechslungsreich und erfordert viel Flexibilität, Geduld und Kreativität. Jeder Tag ist anders und bringt neue Herausforderungen und wertvolle Momente mit sich. Um sich besser auf den Ablauf der Betreuung vorbereiten und diese so strukturiert wie möglich umsetzen zu können, kommen Wochenpläne zum Einsatz.
Die Erstellung eines Wochenplans sollte gut durchdacht sein und genügend Zeit in Anspruch nehmen. Die folgenden Fragen können als Anhaltspunkte dienen:
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- Für wen ist der Wochenplan gedacht (Senioren mit oder ohne Demenz, gemischte Gruppen etc.)?
- Wie viele Pläne sollen auf einmal erstellt werden?
Indem Sie den Wochenplan ausführlich und durchdacht gestalten, sparen Sie später Zeit. Programmüberschneidungen und Unklarheiten können zu Problemen im Betreuungsalltag führen.
Vorteile eines Wochenplans
Wochenpläne bieten sowohl für Betreuungsassistenten als auch für die Senioren und medizinischen Fachkräfte Vorteile. Sie fördern Transparenz, Sorgfalt und den Austausch zwischen den Beteiligten.
- Sicherheit und Halt: Eine klare Struktur vermittelt Sicherheit, insbesondere für Demenzkranke, die von festgelegten Routinen profitieren.
- Vorfreude: Der Wochenplan ermöglicht es den Betreuungskunden, genau zu sehen, wann welche Aktivitäten anstehen, was die Vorfreude steigert.
- Wertschätzung: Alltagsassistenten berücksichtigen die Wünsche ihrer Betreuungskunden, was zu einem Gewinn für alle Beteiligten führt.
- Zeitersparnis: Stehen die Pläne, muss keine weitere Zeit in die Tages- und Wochenorganisation gesteckt werden.
- Abwechslung: Die Kunst liegt darin, Vertrautes mit Abwechslung zu kombinieren, um Langeweile zu vermeiden.
- Perfekte Passung: Dank der Wochenpläne können Betreuungskräfte Senioren individuell unterstützen und fördern.
Inhalte eines guten Wochenplans
Ein guter Wochenplan sollte vielseitige Aktivitäten und Angebote enthalten, die den Alltag der Senioren positiv prägen. Folgende Aspekte sind dabei zu berücksichtigen:
- Bedürfnisse erfragen: Fragen Sie die Senioren nach ihren Wünschen und Anliegen.
- Einschränkungen berücksichtigen: Behalten Sie die Erkrankungen und Beeinträchtigungen der Senioren im Hinterkopf.
- Gezielte Förderung: Nutzen Sie die Möglichkeit, fördernde Maßnahmen in Ihr Betreuungsprogramm aufzunehmen.
- Zeit für Mottos: Ein thematisch stimmiges Angebot beweist Ihre Kreativität.
- Vielfalt und Abwechslung: Die richtige Balance zwischen Vertrautem und Neuem ist entscheidend.
Generell gilt: Die richtige Balance gewinnt. Das Betreuungsangebot sollte die Senioren nicht unterfordern, aber auch keine zu große Herausforderung darstellen. Der Umfang und die Häufigkeit der Angebote richten sich nach weiteren Behandlungen und Aktivitäten der Betreuungskunden.
Beispiele für Aktivitäten im Wochenplan
Ein ausgewogener Wochenplan enthält Aktivitäten aus verschiedenen Bereichen, die sowohl körperliche als auch geistige Aktivität fördern. Dazu gehören:
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- Bewegung: Spaziergänge, Ausflüge, Tanzen, Sitzgymnastik, Bewegungsspiele
- Kreativität: Basteln, Malen, Werken, Handarbeiten, Gärtnern
- Musik: Musikhören, Singen, Musizieren, Tanzen
- Erinnerung: Erinnerungsalben, Gespräche über frühere Zeiten, Vorlesen von Geschichten, Besuch von Orten mit biografischem Bezug
- Kognitives Training: Gedächtnisspiele, Rätsel, Wortspiele, Quizrunden, Zeitungsschau
- Sinnesanregung: Snoezelen, Aromapflege, Tastspiele, Riechbäume
- Soziale Interaktion: Gemeinsame Mahlzeiten, Kaffeekränzchen, Ausflüge, Feste feiern, Besuch von Veranstaltungen, Intergenerative Projekte
- Hauswirtschaftliche Tätigkeiten: Kochen, Backen, Gartenarbeit, Aufräumen, Waschen
Berücksichtigung des Krankheitsstadiums
Das Stadium der Demenz ist ausschlaggebend dafür, welche Aufgaben und Spiele Sie der betroffenen Person zumuten können. Gedächtnisübungen können zum Beispiel bei einer leichten Demenz noch sinnvoll sein und Spaß bereiten. Bei fortschreitender Demenz ist es wichtig, die Aktivitäten an die nachlassenden Fähigkeiten anzupassen und Überforderung zu vermeiden.
Umgang mit "Fehlern" und negativen Reaktionen
Tolerieren Sie "Fehler" und schimpfen Sie auf keinen Fall, wenn etwas nicht funktioniert. Überforderung bewirkt negative Reaktionen. Respektieren Sie die Entscheidung des Demenzerkrankten und lassen Sie es zu, wenn der Erkrankte nicht selbst aktiv werden möchte, sondern lieber beobachtet.
Bedeutung biografischer Erinnerung
Wenn sich Menschen mit Demenz an Beziehungen mit lieben Menschen oder lebensgeschichtliche Ereignisse erinnern, trägt dies zu ihrem Wohlbefinden bei und sie fühlen sich wieder stärker in ihrer Identität. Besonders gut funktioniert das Wecken von Erinnerungen mit Erinnerungsalben. Darin sammeln Sie Fotos und andere Erinnerungsstücke aus dem Leben der demenzerkrankten Person. Stellen Sie als Pflegender oder Angehöriger konkrete Fragen zur Kindheit oder Jugend des Demenzerkrankten. Zum Beispiel zu wichtigen historischen Ereignissen aus dieser Zeit.
Einsatz von Spielen und Spielzeugen
Es gibt Spiele, die speziell für Demenzerkrankte entwickelt wurden. Sie sollen gezielt motorische Fähigkeiten trainieren oder den Spaß am Raten und am Gedächtnistraining bei Demenz wecken. Daneben können Sie Ihren demenzerkrankten Angehörigen aber auch mit herkömmlichen Spielen herausfordern und beschäftigen. Am besten eignen sich dazu Spiele, die von Kindheit an vertraut sind, wie Würfelspiele oder Mensch ärgere Dich nicht. Achten Sie darauf, dass das Spielen nicht zu Leistungsdruck führt. Variieren Sie die Spielregeln lieber, als zu konsequent auf deren Einhaltung zu achten und Ihren demenzerkrankten Spielpartner damit zu verunsichern.
Neben Lego- und Duplo-Steinen, die Kreativität und Konzentrationsfähigkeit fördern, gibt es eine Vielzahl weiterer Spiele und Spielzeuge, die speziell für Demenzerkrankte geeignet sind. Dazu zählen beispielsweise einfache Puzzles mit großen Teilen, die das visuelle Erkennen unterstützen, sowie Gedächtnisspiele, die auf Bilder statt Text setzen, um die Erinnerungsfähigkeit anzusprechen.
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Digitale Angebote
Immer mehr Anbieter entwickeln spezielle Demenz-Tablets, die auf die Beschäftigung und Aktivierung von Demenzerkrankten ausgerichtet sind.
Selbst Spiele basteln
Sie müssen nicht viel Geld ausgeben, denn Sie können auch selbst Spiele für Demenzerkrankte basteln. Lassen Sie sich dabei am besten von dem Inspirieren, was der Demenzerkrankte gerne macht. Die Person fühlt gerne an Dingen? Die Person löst gerne Puzzle? Dann nehmen Sie Motive mit einem starken biografischen Bezug und machen Sie daraus einfache Puzzle. Die Person singt gern? Dann basteln Sie doch ein persönliches Singbuch mit den Lieblingsliedern der Person.
Wichtige Aspekte bei der Durchführung von Aktivitäten
- Sinneseindrücke fördern: Im Prinzip sind alle Spiele sinnvoll, die Sinneseindrücke fördern, Freude bereiten und dabei keinen Leistungsdruck erzeugen.
- Freude bereiten: Dinge zu entdecken, sich zu erinnern und kleine Herausforderungen zu meistern ist wichtiger als der Wettbewerb um den Sieg.
- Keinen Leistungsdruck erzeugen: Demenzerkrankten fällt es oft schwer, sich selbst Aufgaben vorzunehmen und diese gezielt zu verfolgen.
- Musik aus der Jugendzeit: Menschen mit Demenz entwickeln keinen neuen Musikgeschmack, sondern mögen oft besonders gerne die Musik, die sie in ihrer Jugend am liebsten gehört haben. Das weckt oft lebendige Erinnerungen.
- Positive Geschichten: Manche Demenzerkrankte lesen selbst, andere lassen sich lieber vorlesen. In beiden Fällen eignen sich Bücher mit kurzen, einfachen und vor allem positiven Geschichten. Es gibt etliche Bücher, die speziell für Demenzerkrankte geschrieben werden.
- Erinnerungsalben: Ein Erinnerungsalbum sammelt Fotos und Erinnerungsstücke aus dem Leben einer Person mit Demenz. Es dient der Erinnerungspflege und der Beschäftigung, denn es kann immer wieder Freude bereiten, ein solches Album durchzublättern und sich an Ereignisse aus dem eigenen Leben zu erinnern. Mehrere kleine Erinnerungsalben sind meistens sinnvoller als ein großes, das eher überfordert.
- Chaotische, laute Umgebungen vermeiden: Chaotische, laute Umgebungen sind ungeeignet, weil sie zu Verwirrung und Stress führen. Ideal sind hingegen Orte, die dem Demenzerkrankten immer schon gefallen haben oder einen biografischen Bezug bieten.
- Berührung: Neben der Erinnerung ist die Berührung an sich ein unverzichtbarer Bestandteil des menschlichen Lebens. Menschen mit Demenz, die Sie über Worte und Gesten nur noch schwer erreichen können, lassen sich manchmal leichter durch Berührung aktivieren. Sehr bekannt ist auch das „Snoezelen“. Dabei werden gezielt unterschiedliche Sinne aktiviert und stimuliert.
- Unruhige Hände beschäftigen: Oft haben Demenzerkrankte unruhige Hände, die ständig nach etwas zum Befühlen suchen. Es gibt Spiele, die speziell für Demenzerkrankte entwickelt wurden. Sie sollen gezielt motorische Fähigkeiten trainieren oder den Spaß am Raten und am Gedächtnistraining bei Demenz wecken.
Unterstützung und Beratung
Eine persönliche Beratung durch Fachleute vor Ort ist besonders hilfreich, um individuelle Fragen zu klären und Unterstützungsangebote in der näheren Umgebung zu finden. Solche Fachleute finden Sie bei:
- Einer Alzheimer-Gesellschaft in Ihrer Nähe
- Einem Pflegestützpunkt
- Der Pflegeberatung Ihrer Krankenkasse
- Einer Fachstelle für pflegende Angehörige (z. B. der Wohlfahrtsverbände)
- Einer Seniorenberatungsstelle (z. B. Ihrer Gemeinde oder der Wohlfahrtsverbände)
An manchen Orten werden Seminare für Menschen mit einer beginnenden Demenz und ihre Angehörigen angeboten. Diese Seminare sind in der Regel kostenfrei. Der Austausch in einer Gruppe mit anderen Menschen, die mit einer Demenz-Diagnose leben, kann sehr hilfreich sein. Erkundigen Sie sich bei einer Beratungsstelle danach.
Weitere Tipps für den Alltag mit Demenz
- Ausgewogene Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit vielen Vitaminen, wenig rotem Fleisch und ausreichend Omega-3-Fettsäuren hilft dem Gehirn dabei, möglichst fit zu bleiben. Achten Sie ganz besonders darauf, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen.
- Körperliche Aktivität: Körperliche Aktivität wirkt positiv auf das Gehirn. Ob Spaziergänge, Yoga oder Krafttraining - wichtig ist, dass Sie es gerne und regelmäßig tun.
- Soziale Kontakte: Kontakt zu anderen Menschen ist wichtig. Gespräche und gemeinsame Unternehmungen halten den Geist wach und trainieren geistige Fähigkeiten.
- Hirnleistungstraining: Auch ein gezieltes Hirnleistungs- oder Gedächtnistraining kann sinnvoll sein. Hier ist es aber hilfreich, ein Programm auszuwählen, das genau auf Ihre Fähigkeiten zugeschnitten ist. Sprechen Sie mit Ihrer Fachärztin oder Ihrem Facharzt darüber.
- Musik und Tanz: Musik kann die geistige Fitness unterstützen und dabei viel Freude machen. Tanzen ist für manche Menschen eine besonders schöne Aktivität, die vieles in sich vereint: Kontakt haben, sich bewegen und gleichzeitig das Gehirn anregen.
- Alltag vereinfachen: Durch die Demenz wird es zunehmend schwieriger, die Dinge des Alltags zu bewältigen. Versuchen Sie daher Ihren Alltag zu vereinfachen. Das macht es leichter, selbstständig zu bleiben.
- Unterstützungsnetzwerk aufbauen: Beginnen Sie frühzeitig, sich ein Unterstützungsnetzwerk aufzubauen. Wenden Sie sich an einen Pflegestützpunkt oder die Pflegeberatung Ihrer Kranken- und Pflegekasse.
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