Meningokokken-Impfung: Schutz vor Hirnhautentzündung und Blutvergiftung

Meningokokken-Erkrankungen können jeden treffen und schwerwiegende Folgen wie Hirnhautentzündung (Meningitis) oder Blutvergiftung (Sepsis) verursachen. Glücklicherweise gibt es wirksame Impfungen, die vor diesen gefährlichen Infektionen schützen können. Dieser Artikel gibt einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Meningokokken-Impfungen, Impfempfehlungen und wichtige Informationen rund um das Thema.

Was sind Meningokokken und welche Erkrankungen verursachen sie?

Meningokokken sind Bakterien der Art Neisseria meningitidis. Es gibt verschiedene Untergruppen, sogenannte Serogruppen, von denen einige besonders häufig schwere Erkrankungen auslösen. Dazu gehören die Serogruppen A, B, C, W, X und Y. In Deutschland sind die Serogruppen B (rund 62 Prozent) und C, W und Y (jeweils 9 bis 16 Prozent) am häufigsten für Erkrankungen verantwortlich.

Meningokokken können den Nasen-Rachen-Raum besiedeln und durch engen Kontakt, beispielsweise über Speichel oder Nasensekret, übertragen werden. Da die Bakterien außerhalb des Körpers schnell absterben, ist eine Ansteckung bei flüchtigen Begegnungen eher unwahrscheinlich.

Eine Meningokokken-Infektion kann zu einer Entzündung der Hirnhäute (Meningokokken-Meningitis) oder zu einer bakteriellen Blutvergiftung (Meningokokken-Sepsis) führen. In manchen Fällen treten beide Erkrankungen gleichzeitig auf.

Symptome einer Meningokokken-Erkrankung

Die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit beträgt in der Regel 3 bis 4 Tage, kann aber auch zwischen 2 und 10 Tagen liegen. Zunächst treten oft grippeähnliche Symptome auf. Danach folgen plötzlich starke Kopfschmerzen, hohes Fieber, Schüttelfrost und Schwindel. Viele Betroffene entwickeln auch Hautveränderungen. Bei einer Meningitis kommen Nackensteifigkeit und Erbrechen hinzu. Eine Sepsis kann sich durch einen Blutdruckabfall äußern und bis zum Organversagen führen.

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Bei Säuglingen und Kleinkindern sind die Symptome oft schwer zu erkennen. Anzeichen können Fieber, schrilles Schreien, Reizbarkeit oder Teilnahmslosigkeit sein.

Wichtig: Bei Verdacht auf eine Meningokokken-Erkrankung sollte sofort ein Arzt oder das nächste Krankenhaus aufgesucht werden, da die Erkrankung innerhalb weniger Stunden lebensbedrohlich werden kann.

Behandlung von Meningokokken-Erkrankungen

Meningokokken-Erkrankungen müssen schnellstmöglich im Krankenhaus mit Antibiotika behandelt werden. Trotz Behandlung können schwere Komplikationen und Spätfolgen auftreten.

Mögliche Spätfolgen einer Meningokokken-Meningitis sind Krampfanfälle, Taubheit und Entwicklungsstörungen bei Kindern. Eine Sepsis kann zu Gewebeschädigungen bis hin zum Absterben von Gliedmaßen führen, was Amputationen erforderlich machen kann. In schweren Fällen kann eine Meningokokken-Erkrankung tödlich verlaufen.

Impfempfehlungen der STIKO

Aufgrund der Schwere der Erkrankungen und der möglichen Komplikationen empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) verschiedene Impfungen gegen Meningokokken:

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Impfung gegen Meningokokken B (MenB)

  • Für Säuglinge: Die STIKO empfiehlt allen Säuglingen ab dem Alter von 2 Monaten die Impfung gegen Meningokokken B. Die Impfserie sollte frühzeitig begonnen und im Alter von 2, 4 und 12 Monaten verabreicht werden.
  • Für versäumte Impfungen: Versäumte Impfungen sollten so bald wie möglich und spätestens bis zum 5. Geburtstag nachgeholt werden. Das Impfschema richtet sich nach dem Alter des Kindes zum Zeitpunkt der ersten Impfung.
  • Impfschema:
    • Alter 2-5 Monate: 2 Dosen im Abstand von 2 Monaten, 3. Dosis im Alter von 12-15 Monaten (frühestens 6 Monate nach der 2.)
    • Alter 6-11 Monate: 2 Dosen im Abstand von 2 Monaten, 3. Dosis im 2. Lebensjahr (frühestens 2 Monate nach der 2.)
    • Alter 12-23 Monate: 2 Dosen im Abstand von 2 Monaten, 3. Dosis 12-23 Monate nach der 2.)
    • Alter 2 Jahre und älter: 2 Dosen im Abstand von 1 Monat, Notwendigkeit einer 3. Dosis noch nicht bekannt
  • Impfstoff: In Deutschland ist der Protein-basierte Vierkomponenten-Impfstoff 4CMenB ab 2 Monaten zugelassen.
  • Zusätzliche Hinweise: Um Fieber oder Schmerzen nach der Impfung zu vermeiden, wird eine vorbeugende Gabe von Paracetamol empfohlen, die zeitgleich mit der Impfung oder kurz danach begonnen werden sollte. Die Impfung kann zusammen mit anderen von der STIKO empfohlenen Impfungen erfolgen.

Impfung gegen Meningokokken C (MenC)

  • Für Kinder: Allen Kindern wird zu Beginn des 2. Lebensjahres (im Alter von 12 Monaten) eine einmalige Impfung gegen Meningokokken C empfohlen.
  • Für versäumte Impfungen: Versäumte Impfungen gegen Meningokokken C sollten so bald wie möglich und spätestens bis zum 18. Geburtstag nachgeholt werden.
  • Impfstoff: In Deutschland sind Meningokokken-C-Konjugatimpfstoffe für Säuglinge ab dem Alter von 2 Monaten zugelassen.
  • Erstattung der Kosten: Die Mobil Krankenkasse übernimmt die Kosten für die Meningokokken C Impfung für Kinder ab 5 Jahren und Jugendliche bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres.

Impfung gegen Meningokokken ACWY

  • Für Risikogruppen: Personen aller Altersgruppen, bei denen ein erhöhtes Risiko für eine Meningokokken-Erkrankung besteht, wird die Impfung mit einem Meningokokken-Kombinationsimpfstoff gegen die Serogruppen A, C, W und Y empfohlen. Außerdem sollten sie gegen Meningokokken B geimpft werden, wenn dies im Säuglings- oder Kleinkindalter noch nicht erfolgt ist.
  • Risikogruppen: Zu den Risikogruppen zählen Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung aufgrund einer angeborenen oder erworbenen Immunschwäche (zum Beispiel bei fehlender Milz) sowie gefährdetes Laborpersonal.
  • Für Reiseimpfungen: Darüber hinaus können Impfungen gegen Meningokokken ACWY und/oder Meningokokken B als Reiseimpfungen sinnvoll sein, insbesondere bei Reisen in Gebiete mit einem erhöhten Infektionsrisiko.
  • Impfstoffe: Die ACWY-Impfstoffe sind in Deutschland, je nach Hersteller, ab dem Alter von ≥6 Wochen, bzw. ab dem Alter von ≥12 Monaten, bzw. ab dem Alter von ≥2 Jahren zugelassen. Die Impfschemata variieren je nach Fachinformation.

Weitere Impfempfehlungen

  • Haushaltsmitglieder von Erkrankten: Ungeimpfte Haushaltsmitglieder von Erkrankten sowie Personen mit engem haushaltsähnlichem Kontakt sollten sich (zusätzlich zur Gabe von Antibiotika) so bald wie möglich impfen lassen, falls die Infektion beim Erkrankten durch Meningokokken A, C, W, Y oder B verursacht wurde.
  • Bei Ausbrüchen: Bei gehäuftem Auftreten von Meningokokken-Erkrankungen oder Ausbrüchen können von den Gesundheitsbehörden Impfungen für Personen im Umfeld empfohlen werden.
  • Vor Langzeitaufenthalten: Bei Schülern und Studenten vor Langzeit-Aufenthalten in Ländern mit allgemein empfohlener Impfung für diese Altersgruppen (z.B. USA, Kanada).

Meningokokken-Impfung als Reiseimpfung

Eine Impfung gegen Meningokokken kann auch als Reiseimpfung sinnvoll sein, insbesondere bei Reisen in Regionen mit einem erhöhten Risiko für Meningokokken-Erkrankungen. Dazu gehören:

  • Saudi-Arabien: Für Reisen nach Saudi-Arabien und in einzelne Länder im sogenannten „Meningitisgürtel“ besteht eine Nachweispflicht über die Impfung gegen Meningokokken.
  • Meningitisgürtel: Zum Meningitisgürtel zählen insgesamt 26 Länder (bzw. Teile davon) der Sahelzone in Afrika.
  • Endemiegebiete: Wenn Freunde/Verwandte in Ländern mit epidemischen Vorkommen besucht werden.

Als Reiseimpfung wird in der Regel der Meningokokken-ACWY-Konjugat-Impfstoff verwendet. Auch die Impfung gegen Meningokokken B kann zusätzlich erforderlich sein.

Wichtig: Wer bei Einreise einen Impfnachweis gegen Meningokokken ACWY benötigt, sollte darauf achten, dass diese Impfung im Impfpass in englischer Sprache vermerkt wird („conjugate vaccine“).

Mögliche Impfreaktionen und Nebenwirkungen

Die Impfungen gegen Meningokokken sind in der Regel gut verträglich. Wie bei jeder Impfung können jedoch Nebenwirkungen auftreten, die je nach verwendetem Impfstoff variieren können.

Häufige vorübergehende Impfreaktionen sind:

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  • Rötungen, Schwellungen und Schmerzen an der Impfstelle
  • Fieber
  • Kopfschmerzen
  • Muskel- und Gelenkschmerzen
  • Allgemeines Unwohlsein

Schwere Nebenwirkungen sind sehr selten. In Einzelfällen kann es bei Säuglingen und jungen Kleinkindern zu einem Fieberkrampf kommen, der jedoch in der Regel ohne Folgen bleibt. Auch allergische Reaktionen sind möglich.

Kostenübernahme durch Krankenkassen

Die Kosten für von der STIKO empfohlene Meningokokken-Impfungen werden in der Regel von den Krankenkassen übernommen. Einige Krankenkassen erstatten auf Anfrage auch die Kosten für die Meningokokken-ACWY-Impfung, welche vor allem bei Reisen empfohlen wird. Es empfiehlt sich, vor der Impfung bei der jeweiligen Krankenkasse nachzufragen, welche Kosten übernommen werden.

Die Mobil Krankenkasse übernimmt beispielsweise die Kosten für die Meningokokken B Impfung für Säuglinge, Kinder und Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr.

Geschichte der Meningokokken-Impfstoffe

Die Entwicklung von Impfstoffen gegen Meningokokken begann in den 1940er Jahren. Nachdem in den 1960er Jahren erste Sulfonamid-resistente Meningokokken auftraten, fand die Impfstoffentwicklung neues Interesse. In der Folge wurden Polysaccharidimpfstoffe gegen die Serogruppen A und C, später auch W und Y, entwickelt. Seit 2010 steht ein quadrivalenter Meningokokken-Konjugatimpfstoff (A, C, W und Y) zur Verfügung, der eine bessere Immunogenität aufweist als die älteren Polysaccharid-Impfstoffe. Ende 2013 wurde in der EU ein erster Impfstoff gegen Meningokokken B zugelassen, der auf Proteinen der Zellwand der Bakterien basiert.

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