Warme oder kalte Umschläge bei Krämpfen: Eine umfassende Betrachtung

Wickel und Umschläge sind bewährte Hausmittel, die bei verschiedenen Beschwerden Linderung verschaffen können. Ob warme oder kalte Anwendungen besser geeignet sind, hängt von der Art der Beschwerden ab. Dieser Artikel beleuchtet die Wirkungsweise von Wärme- und Kälteanwendungen, gibt Anwendungsbeispiele und erklärt, wann Vorsicht geboten ist.

Einführung in die Thermotherapie

Die Thermotherapie, also die Behandlung mit Wärme oder Kälte, ist ein wichtiger Bestandteil der Physiotherapie und wird zur Behandlung von Schmerzen und nicht-entzündlichen Erkrankungen eingesetzt. Die Wahl zwischen Wärme und Kälte hängt von der Art der Beschwerden ab. Wärme wird oft bei Muskelverspannungen und Krämpfen eingesetzt, während Kälte bei akuten Entzündungen und Verletzungen bevorzugt wird.

Wärmetherapie: Entspannung und Durchblutungsförderung

Die Wärmetherapie ist eine Variante der Thermotherapie, die auf der Anwendung von Wärme basiert. Sie hilft auf dreifache Weise:

  • Gefäßerweiterung: Wärme erweitert die Gefäße und fördert die Durchblutung.
  • Geweberegeneration: Sie unterstützt die Wiederherstellung von geschädigtem Gewebe.
  • Schmerzlinderung: Sie erhöht die Temperatur des tiefen Gewebes und reduziert die Schmerzwahrnehmung.

Wirkungsweise der Wärmetherapie

Lokal angewendete Wärme steigert die Durchblutung im Gewebe. Durch den verstärkten Blutfluss sinkt die Konzentration schmerzerzeugender Entzündungsvermittler (Mediatoren), und Stoffwechselprodukte werden schneller abtransportiert. Zusätzlich werden größere Mengen an Sauerstoff und Nährstoffen zur geschädigten Stelle transportiert. Diese Stoffe helfen dabei, den Normalzustand des geschädigten Muskels wiederherzustellen.

Die aufgelegte Wärme bewirkt außerdem eine Stimulation der Wärmerezeptoren. Dieser Temperaturreiz konkurriert mit dem Schmerzreiz um die Weiterleitung ins Gehirn.

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Anwendungsgebiete der Wärmetherapie

Wärmetherapie wird eingesetzt, wenn die Steigerung der Durchblutung bei der Genesung hilft. Daher wirkt sie bei nicht-entzündlichen Muskelschmerzen und Verspannungen. Wärme hilft hingegen bei chronischen Beschwerden, wie verspannten Muskeln und Bauchkrämpfen. Anhaltende unspezifische Nacken- oder Rückenschmerzen nach Über- oder Fehlbelastung oder durch muskuläre Verspannungen, Zerrung oder Verstauchung sowie Arthritis können durch Wärmetherapie gelindert werden.

Kontraindikationen der Wärmetherapie

Bei akuten Entzündungsprozessen ist eine Wärmetherapie kontraproduktiv, da sie den Entzündungsprozess verstärken würde. Auch Herz-Kreislauf-Probleme, Fieber, Verletzungen an der zu behandelnden Stelle, Diabetes, rheumatoide Arthritis und Schwangerschaft sprechen meist gegen eine Wärmetherapie.

Methoden der Wärmetherapie

  • Rotlicht-Lampe: Infrarotlicht dringt in die obere Hautschicht ein und wird als Wärme in die tieferen Schichten weitergeleitet.
  • Wärmepackung: Eine Substanz, die Wärme speichert (z.B. Naturmoor, spezielle Gele, Fango), wird auf den Körper gebracht und eng angedrückt.
  • Ultraschall: Ein Ultraschallkopf wird auf die betroffene Stelle gelegt.
  • Kirschkernkissen/Wärmekissen: Das Kissen wird in der Mikrowelle erwärmt und auf die schmerzende Stelle gelegt.
  • Heiße Rolle: Dicke Handtücher werden fest zusammengerollt, mit heißem Wasser getränkt und auf die betroffene Stelle gelegt.
  • Wärmepflaster/Wärmeauflagen: Sie werden auf der schmerzenden Stelle aufgebracht und wärmen diese dann über viele Stunden. Wärmekissen wie Hirse- oder Kirschkernkissen werden einfach in der Mikrowelle erwärmt und auf die schmerzende Körperpartie gelegt. Besonders bei Nacken- und Rückenschmerzen eignen sich selbstklebende Wärmepflaster oder Wärmeauflagen wie die von ThermaCare. Einmal aufgebracht, gibt die Wärmeauflage mindestens 8 Stunden lang eine therapeutische Wärme von ca 40 °C ab.
  • Finalgon: Salben oder Cremes mit Inhaltsstoffen wie Cayennepfeffer-Extrakt, Nonivamid und Nicoboxil fördern die Hautdurchblutung und wirken schmerzstillend.

Anwendung zu Hause

Mit den richtigen Mitteln können Sie eine Wärmetherapie einfach zuhause durchführen. Dafür eignen sich besonders die Rotlicht-Lampe, das Wärmekissen und Wärmepflaster. Vorteil der Rotlicht-Lampe ist, dass sie flexibel auf jede Körperstelle gerichtet werden kann.

Kältetherapie: Entzündungshemmung und Schmerzlinderung

Wo Wärme nicht hilft, hilft häufig ihr Gegenteil. Bei Verletzungen und Entzündungen greifen Sie besser zur Kryotherapie, sprich Kälte.

Wirkungsweise der Kältetherapie

Kälte entzieht dem Körper Wärme und bewirkt eine Engstellung der Gefäße. Das verringert die Durchblutung. Mit zunehmender Abkühlung wird das Gewebe obendrein unempfindlicher und das subjektive Schmerzempfinden ist entscheidend herabgesetzt.

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Anwendungsgebiete der Kältetherapie

Kälte wirkt bei akuten Entzündungen entzündungshemmend und kann damit zum Beispiel gegen Schwellungen helfen. Bei akuten Entzündungen ist Kälte besser, da Wärme den Entzündungsprozess beschleunigen könnte. Ein kleiner Tipp für die schnelle Kältebehandlung: Haben Sie immer ein Kühlkissen im Eisfach - dann ist es bei Verletzungen schnell zur Hand und kann, sofort aufgelegt, schmerzhaftes Anschwellen verhindern.

  • Akute Entzündungen: Überwärmung, Schwellung, Rötung und Schmerz sind typische Symptome einer Entzündung. Kühlen mindert die Durchblutung und dämpft die lokalen Stoffwechsel- und damit auch die Entzündungsprozesse.
  • Sportverletzungen: Prellungen oder Stauchungen können durch Kühlung behandelt werden, um Schmerzen zu lindern und Schwellungen zu verhindern.
  • Migräne: Kälte kann bei Migräne helfen, da sie die Blutgefäße im Gehirn verengt und Entzündungsprozesse hemmt.

Methoden der Kältetherapie

  • Kühlkissen/Kühlpacks: Sie werden im Eisfach gelagert und bei Bedarf auf die betroffene Stelle aufgelegt.
  • Eisbeutel: Zerstoßene Eiswürfel werden in einen Plastikbeutel gefüllt und auf die Haut gelegt.
  • Kalte Umschläge/Kompressen: Ein Tuch wird in kaltes Wasser getaucht und auf die betroffene Stelle gelegt.

Wichtige Hinweise zur Kältetherapie

Vermeiden Sie direkten Hautkontakt mit der Kälte, denn sie kann das Gewebe schädigen. Besser ist es, zum Beispiel ein Handtuch zwischen Haut und Kühlmedium zu legen. Länger als 10 bis 20 Minuten sollte man die betroffene Körperstelle nicht kühlen, weil ansonsten die Durchblutung zu stark gebremst wird. Das Kühlpack sollte nicht eiskalt sein, sondern kühl. Kalte Wickel dürfen nur dort aufgelegt werden, wo der Körper auch warm ist. Kalte Wickel nicht anwenden, wenn Ihr Kind friert oder gar Schüttelfrost hat.

Wickel und Umschläge: Vielseitige Hausmittel

Wickel und Umschläge sind traditionelle Anwendungen, die bei verschiedenen Beschwerden eingesetzt werden können. Sie bestehen aus Tüchern, die um den Körper oder einen Körperteil gewickelt werden und mit verschiedenen Substanzen getränkt sein können.

Arten von Wickeln und Umschlägen

  • Warme Wickel: Sie fördern die Durchblutung und werden bei Muskelverspannungen, Krämpfen und chronischen Schmerzen eingesetzt.
  • Kalte Wickel: Sie wirken entzündungshemmend, abschwellend und schmerzlindernd und werden bei akuten Verletzungen, Entzündungen und Fieber eingesetzt.
  • Feuchte Wickel: Sie ermöglichen eine bessere Aufnahme von Wirkstoffen über die Haut.
  • Trockene Wickel: Sie halten den Wärme- oder Kältereiz länger aufrecht.

Materialien für Wickel und Umschläge

Für Wickel und Umschläge eignen sich natürliche Materialien wie Leinen, Baumwolle, Frottee, Wolle oder Seide.

Anwendung von Wickeln und Umschlägen

  1. Vorbereitung: Legen Sie die benötigten Materialien bereit: Innen-, Zwischen- und Außentuch, Wasser (warm oder kalt), ggf. Zusatzstoffe (z.B. Kräuter, Quark).
  2. Durchführung: Tränken Sie das Innentuch mit Wasser oder bestreichen Sie es mit der gewünschten Substanz. Wickeln Sie das Innentuch um die betroffene Körperstelle, legen Sie das Zwischentuch darüber und fixieren Sie alles mit dem Außentuch.
  3. Nachruhe: Gönnen Sie sich nach der Anwendung 15-30 Minuten Ruhe, um die Wirkung zu unterstützen.

Beispiele für Wickel und Umschläge

  • Wadenwickel: Sie werden bei Fieber eingesetzt, um den Körper zu kühlen. Die Tücher werden in handwarmem Wasser nass gemacht und um die Waden gewickelt.
  • Halswickel: Kalte oder warme Halswickel können bei Halsschmerzen die Beschwerden lindern und die Genesung unterstützen.
  • Brustwickel: Warme Brustwickel mit Zusätzen wie Honig oder Zwiebeln können bei Husten und Bronchitis helfen.
  • Essigwickel: Kalt angewendet hemmen Essigwickel Entzündungen und Krämpfe. Kalte Essig-Wadenwickel wirken fiebersenkend.
  • Zwiebelwickel: Sie wirken unter anderem antibakteriell und entzündungshemmend, was etwa bei Erkältungsbeschwerden genutzt wird.
  • Honigwickel: Warme Hals- oder Brustwickel mit Honig wirken entzündungshemmend. Honig wirkt zudem desinfizierend (z.B. Honigauflage bei Hautentzündung).
  • Ingwerwickel: Wärmende Auflagen und Wickel mit Ingwer wirken mild hautreizend und steigern die Wärmezufuhr (nicht nur oberflächlich, sondern bis in die Tiefe des Körpers).
  • Leinsamenkompresse: Eine warme Leinsamenkompresse löst Verspannungen und lindert Schmerzen.

Wann ist Vorsicht geboten?

Grundsätzlich sind Wickel und Auflagen dann nicht anzuwenden, wenn der Patient bekanntlich schlecht auf Kälte, Wärme oder die entsprechend verwendete Substanz reagiert. Auch bei offenen Verletzungen oder Hautirritationen, sowie Sensibilitäts- und Durchblutungsstörungen kann eine Wickeltherapie kontraproduktiv wirken. Bei akuten Entzündungen dürfen keine warmen oder wärmestauenden Wickel angewendet werden. Kalte Wickel entziehen dem Körper Wärme und senken die Durchblutung. Sie sollten daher nicht angewendet werden bei starker Kälteempfindlichkeit.

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Wärme oder Kälte? Die richtige Wahl treffen

Die Wahl zwischen Wärme und Kälte hängt von der Art der Beschwerden ab.

  • Wärme: Geeignet bei Muskelverspannungen, Krämpfen, chronischen Schmerzen und zur Förderung der Durchblutung.
  • Kälte: Geeignet bei akuten Verletzungen, Entzündungen, Schwellungen und zur Schmerzlinderung.

Im Zweifelsfall sollten Sie ärztlichen Rat einholen, um die richtige Behandlungsmethode zu wählen. Dies gilt unbedingt auch für den Fall, dass sich Ihre Beschwerden trotz Thermotherapie nicht bessern oder über Tage hinweg bestehen bleiben.

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