Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die durch den Verlust von dopaminproduzierenden Zellen im Gehirn gekennzeichnet ist. Die Krankheit manifestiert sich durch Symptome wie Bewegungsverlangsamung (Bradykinese), Muskelsteifigkeit (Rigor), Zittern (Tremor) und Gleichgewichtsstörungen. Neben diesen motorischen Symptomen leiden viele Parkinson-Patienten auch unter nicht-motorischen Symptomen, darunter Verdauungsstörungen wie Verstopfung.
Die Rolle der Ernährung bei Parkinson
Eine passende Ernährung kann das Risiko für eine Parkinsonerkrankung senken, den Verlauf verlangsamen und die Wirksamkeit der Medikamente stärken. Bestimmte Ernährungsweisen sind mit einer geringeren Inzidenz, einem späteren Krankheitsbeginn und einem günstigen Verlauf vergesellschaftet. Die "Mediterranean DASH Intervention for Neurodegenerative Delay“ (MIND-Diät) hat sich in diesem Zusammenhang als vielversprechend erwiesen. Diese Diät legt den Fokus auf grünes Blattgemüse und Beeren und rückt von bestimmten Milchprodukten, insbesondere Käse, ab.
Warum ist Käse problematisch?
Die in Käse enthaltenen Fette scheinen epidemiologisch ungünstig zu sein. Fisch, Hülsenfrüchte, Nüsse, Blattgemüse und Beeren hingegen werden aufgrund ihrer antioxidativen und Flavonoid-reichen Zusammensetzung als neuroprotektiv angesehen. Diese Empfehlungen decken sich mit den aktuellen Ernährungsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, die zudem Wert auf Nachhaltigkeit, regionale und saisonale Produkte legt.
Die Bedeutung des Darms bei Parkinson
Chronische Verstopfung stellt ein Risiko dar, später im Leben Parkinson zu entwickeln. Eine darmgesunde Ernährung ist für bereits Erkrankte wichtig, da sie häufig unter Verstopfung leiden, was nicht nur die Lebensqualität beeinträchtigt, sondern auch die Aufnahme der Medikamente beeinflusst. Wenn sich der Darm nicht bewegt, kann das Medikament Levodopa im Dünndarm nicht richtig resorbiert werden.
Ernährungsempfehlungen für Parkinson-Patienten
Parkinsonpatient*innen sollten sich ausgewogen ernähren, mit viel Obst und Gemüse sowie Hülsenfrüchten als Proteinquelle. Beeren und Nüsse sind ebenfalls sinnvoll. Statt tierischer Fette sollten pflanzliche Öle wie Olivenöl bevorzugt werden. Auch Rohkost und andere Ballaststoffe sind wichtig. Dazu ist es notwendig, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, damit die Ballaststoffe quellen können und den Darm anregen.
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Wichtige Hinweise zur Medikamenteneinnahme
Das Medikament Levodopa sollte idealerweise mindestens eine halbe Stunde vor oder frühestens anderthalb Stunden nach einer Mahlzeit mit ausreichend Flüssigkeit, vorzugsweise Wasser, eingenommen werden. Bei Fortschreiten der Erkrankung und häufigen Levodopa-Einnahmen sind diese Karenzzeiten jedoch möglicherweise nicht mehr praktikabel, und es müssen Kompromisse eingegangen werden.
Individuelle Unterschiede berücksichtigen
Wie man essen sollte, ist individuell und hängt vom Erkrankungsstadium und dem Ansprechen auf Levodopa ab. Im Stadium der Levodopa-Wirkungsschwankungen kann eine Mahlzeit eine Off-Phase auslösen, in der sich die Patient*innen kaum mehr bewegen können. Levodopa benötigt freie Bahn in den proximalen Dünndarm.
Problematische Lebensmittel
Fleisch und Wurst sind problematisch aufgrund ihrer schlechten Verdaulichkeit und des hohen Eiweißgehalts. Auch Joghurt und Fisch können die Aufnahme von Levodopa erschweren, sind aber schneller verdaut. Patient*innen mit Wirkungsschwankungen sollten lieber mehrere kleinere Mahlzeiten zu sich nehmen. Eine Protein-Redistributionsdiät, bei der die Proteine abends eingenommen werden, kann helfen, tagsüber aktiver zu sein.
Zucker, verarbeitete und frittierte Lebensmittel sowie rotes Fleisch werden in den Diäten als schädlich betrachtet, auch bei Parkinson. Allerdings haben Parkinsonpatient*innen häufig einen Heißhunger auf Süßigkeiten, was auf den Dopamin-freisetzenden Effekt von Zucker oder Impulskontrollstörungen durch Dopaminagonisten zurückzuführen sein kann.
Verstopfung bei Parkinson: Ursachen und Behandlung
Verstopfung ist eine häufige Darmstörung, unter der Parkinsonbetroffene leiden. Ursache ist die verlängerte Darmpassagezeit, die auf eingeschränkte Mobilität, langsame Bewegungsabläufe und Muskelsteifheit zurückzuführen ist. Auch Bewegungsmangel, zu wenig Flüssigkeitszufuhr und ballaststoffarme Ernährung können die Verstopfung verstärken.
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Maßnahmen gegen Verstopfung
- Ballaststoffreiche Ernährung: Empfehlenswert sind Getreide, Gemüse und Kartoffeln.
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Mindestens zwei Liter Flüssigkeit pro Tag trinken.
- Bewegung: Ausreichend Bewegung oder Physiotherapie können hilfreich sein.
- Probiotika: Können die Darmflora positiv beeinflussen und die Verstopfung verbessern.
Schluckstörungen bei Parkinson
Mit fortschreitender Parkinsonerkrankung kann eine Schluckstörung (Dysphagie) das Risiko für Mangelerscheinungen und Gewichtsverlust erhöhen. Der Ernährungsstatus sollte bei Menschen mit Parkinson frühzeitig nach Diagnose der Erkrankung regelmäßig überprüft werden.
Maßnahmen bei Schluckstörungen
- Schluckendoskopie: Zur Abklärung der Schluckstörung.
- Schlucktraining: Durch Logopäd*innen.
- EMST (expiratory muscle strength training): Kann die Schlucksicherheit steigern.
- Kaugummi-Kauen: Kann die Schluckfrequenz steigern.
- Kostanpassung: Weiche, ballaststoffreiche Speisen wie Hummus können leichter zu schlucken sein.
Weitere wichtige Aspekte
- Vitamin-D-Mangel: Menschen mit Parkinson haben oft niedrigere Vitamin-D-Spiegel, was zu Osteoporose und einem erhöhten Risiko für Knochenbrüche führen kann. Eine Supplementierung kann sinnvoll sein.
- Vitamin-B12-Mangel: Kann unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und Reizbarkeit auslösen. Ein Mangel kann durch Wechselwirkungen mit L-Dopa verursacht werden.
- Mangelernährung: Verzögerte Magenentleerung, Appetitlosigkeit, Völlegefühl und Schluckstörungen können zu Mangelernährung führen. Der Ernährungszustand sollte besonders bei älteren Betroffenen gut beobachtet werden.
- Bewegung: Sowohl aerobes Training als auch Krafttraining können den Verlauf günstig beeinflussen.
Neue Entwicklungen in der Forschung
Derzeit laufen über 150 kontrollierte Studien, die sich mit der Modifikation des Krankheitsverlaufs beschäftigen. Ein besonderer Fokus liegt auf der Rolle des Mikrobioms bei der Krankheitsentstehung von Parkinson. Eine veränderte Zusammensetzung der Bakterienarten im Darm könnte eine bedeutsame Rolle spielen.
Medikamentenpumpen
Es gibt eine neue Art von Medikamentenpumpe zur subkutanen Infusion von Foslevodopa/Foscarbidopa, die die Aufnahme der Dopaminersatzstoffe vom oberen Gastrointestinaltrakt unabhängig machen und damit die Wirkungsschwankungen von Levodopa glätten soll.
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