Die Neurologie am Standort Osnabrück erfährt durch die Verzahnung von Akutversorgung, Frührehabilitation und spezialisierten Angeboten eine bemerkenswerte Entwicklung. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte der neurologischen Versorgung in Osnabrück, von personellen Veränderungen und Kooperationen bis hin zu spezifischen Behandlungsschwerpunkten und Netzwerken.
Umzug der Station 16A West
Aufgrund von Innensanierungsarbeiten im Ostturm des Klinikums Osnabrück zog die neurologische Station 16A West am 3. November auf die Ebene 12B West um.
Internationale Kooperation in der Dysphagieforschung
Die Klinik für Neurologie unter der Leitung von Prof. Dr. Tobias Warnecke und PD Dr. Sonja Suntrup-Krüger setzt ihre erfolgreiche Zusammenarbeit mit der japanischen Fujita Health University (FHU) fort. Eine Online-Feier am 15. April bekräftigte die Verlängerung der Kooperationsvereinbarung um weitere fünf Jahre. Die Partnerschaft, die bereits 2016 begann, hat zu einem regen wissenschaftlichen Austausch geführt, insbesondere im Bereich der Dysphagieforschung.
Erstmals beteiligt sich auch das Klinikum Osnabrück an der Kooperation, da Prof. Dr. Rainer Dziewas, ein Experte für Dysphagie, nun Chefarzt der dortigen Klinik für Neurologie und neurologische Frührehabilitation ist. Er hatte die Zusammenarbeit während seiner Zeit als leitender Oberarzt am UKM initiiert. Im Rahmen der bisherigen Kooperation konnte die AG Neurogene Dysphagie unter der Leitung von Sonja Suntrup-Krüger bereits Gastwissenschaftler Dr. Mao Ogawa für ein Jahr begrüßen, und es sind mehrere gemeinsame Publikationen entstanden.
Das Neuromedizinische Zentrum am Klinikum Osnabrück
Das Neuromedizinische Zentrum am Klinikum Osnabrück hat sein Team vervollständigt. Mit dem Dienstantritt von Prof. Dr. Tobias Warnecke, einem Spezialisten für Parkinson-Erkrankungen, ist die Chefarztriege komplett. Unter ihrer Leitung wird die Klinik für Neurologie und neurologische Frührehabilitation in ein Zentrum umgewandelt, das fächerübergreifend alle neurologischen Erkrankungen behandeln kann.
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Das Klinikum reagiert mit dem Ausbau der umfassenden wohnortnahen neuromedizinischen Versorgung auf den wachsenden Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung und die damit verbundene Zunahme neurologischer Erkrankungen. Prof. Dr. Florian Stögbauer, der langjährige Leiter der Neurologie, hat hier eine hervorragende Grundlage geschaffen. Durch die neuen Kollegen ist eine Abteilung entstanden, in der sämtliche Teilgebiete der Neurologie vorhanden und mit Experten besetzt sind. Dies macht das Neuromedizinische Zentrum zu einer Besonderheit. Die Versorgungsqualität, die hier erreicht wird, ist bundesweit nur an wenigen Standorten in vergleichbarer Form verfügbar.
Leitungsteam und Schwerpunkte
Zum Leitungsteam des Neuromedizinischen Zentrums gehören:
- Prof. Dr. Rainer Dziewas (Neurovaskuläre Medizin und Neurologische Intensivmedizin)
- Privatdozent Dr. Christoph Kellinghaus (Epileptologie und Allgemeine Neurologie)
- Dr. Philipp Küpper (Neurologische Frührehabilitation)
- Prof. Dr. Dr. Walter Stummer (Klinik für Neurochirurgie am Universitätsklinikum Münster (UKM) und am Klinikum Osnabrück)
- Prof. Dr. Tobias Warnecke (Parkinson-Krankheit, Bewegungsstörungen und neurodegenerative Erkrankungen)
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit und der Teamgeist werden im Klinikum Osnabrück großgeschrieben. Behandlungsentscheidungen werden nicht hierarchisch gefällt, sondern in Besprechungen mit allen beteiligten medizinischen Disziplinen und Bereichen wie der Pflege abgestimmt.
Spezialisiertes Leistungsspektrum
Das spezialisierte Leistungsspektrum des Zentrums für Neuromedizin ist wichtig, um den steigenden Behandlungsanforderungen bei neurologischen Erkrankungen individuell begegnen zu können. Neurodegenerative Erkrankungen wie Parkinson, die Warneckes Schwerpunkt bilden, gehören zu den Krankheiten, die typischerweise in höherem Alter auftreten und einhergehend mit dem Wandel der Bevölkerungsstruktur und der steigenden Lebenserwartung immer mehr Menschen betreffen werden. Die Anzahl der Parkinson-Patienten hat sich seit den 1990er Jahren mehr als verdoppelt. Weltweit geht man von 6,1 Millionen Erkrankten aus, und bereits 2030 werden es 9 Millionen sein. Damit ist Parkinson die neurologische Erkrankung mit den weltweit am schnellsten ansteigenden Patientenzahlen.
Parkinsonnetz Osnabrück+ (PNO+)
Prof. Dr. Tobias Warnecke engagiert sich über seine Tätigkeit in der Klinik hinaus beim Aufbau eines Parkinsonnetzes Osnabrück/Weser Ems. Nach dem Vorbild des niederländischen ParkinsonNet und dem Parkinsonnetz Münsterland+, das er zuvor initiiert hat, soll ein Verbund mit allen beteiligten Berufsgruppen entstehen, der auf eine Verbesserung der Versorgung von Parkinson-Patienten zielt.
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Das Netzwerk dient der optimalen Versorgung von Parkinsonpatienten. Alle Beteiligten, wie Ärzte, Therapeuten, Pflegekräfte, Vertreter von Sanitätshäusern oder Selbsthilfegruppen, arbeiten gezielt und koordiniert zusammen. Durch den Wissens- und Erfahrungsaustausch, die Weiterbildung und Schulung sowie die standardisierte Kommunikation wird die Behandlung verbessert. In der Folge gewinnen die Patienten an Lebensqualität und -dauer.
Die drei größten Herausforderungen in der Parkinson-Versorgung sind:
- Dass die Patienten die individuell und spezifisch passende Therapie bekommen, die sie im jeweiligen Stadium ihrer Krankheit brauchen.
- Dass sie dabei auf ein Team von Versorgern treffen, das alle gewünschten und notwendigen Therapieangebote bereithält, koordiniert und schließlich zur Verfügung stellen kann.
- Dass dieses Team gemeinsam und auf Augenhöhe die jeweils nächsten Schritte festlegt.
Als konkreten nächsten Schritt plant man in Osnabrück bereits das zweite Netzwerk-Treffen. Man hat die Hürden und Probleme in der Versorgung identifiziert; beim zweiten Treffen möchte man thematische Arbeitsgruppen bilden, die Lösungen dafür entwickeln. Um die Kommunikation zu standardisieren und zu steuern, plant man zudem die Implementierung sogenannter Quickcards. Als physischer Abreißblock oder als digitales Tool beinhalten Quickcards leitliniengerechte, evidenzbasierte Empfehlungen in Bezug auf Diagnostik und Therapie. Sowohl die Versorger als auch die Patienten können damit zukünftig besser nachvollziehen, was warum behandelt wurde.
Morbus Parkinson: Symptome und Behandlung
Morbus Parkinson, auch Schüttellähmung genannt, ist eine Erkrankung des Gehirns, bei der sich die Bewegungsfähigkeit der Erkrankten immer mehr einschränkt. Bewegungsarmut, Muskelsteife und Zittern gehören zu den Symptomen. Die Krankheit ist besonders komplex und sie lässt sich nicht heilen, aber die Beschwerden lassen sich durch einen multiprofessionellen Therapieansatz deutlich lindern, sogar sehr wirksam. Dadurch kommt es zu einer relevanten Verbesserung der Lebensqualität Betroffener.
Zu den Behandlungsverfahren bei Parkinson gehören neben den üblichen Medikamenten auch Pumpentherapien, bei der Patienten eine tragbare Infusionspumpe für ein Medikament erhalten. Zudem kommt die Tiefe Hirnstimulation zum Einsatz, bei der Elektroden ins Gehirn der Erkrankten platziert werden, die Bewegungsstörungen durch elektrische Impulse ausgleichen. Hier erfolgt zukünftig eine enge Zusammenarbeit mit der Neurologie der Uniklinik Münster. Es sind differenzierte Therapien erforderlich, die individuell und personalisiert eingesetzt werden müssen. Auch aktivierende Therapien, also insbesondere Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie spielen eine zentrale Rolle.
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Klinik für Neurologie und Neurologische Frührehabilitation: Umfassende Versorgung
Die Leitung der Neurologischen Klinik erfolgt gemeinsam durch Prof. Dr. R. Dziewas, Priv.-Doz. Dr. Ch. Kellinghaus, Dr. P. Küpper und Prof. Dr. T. Warnecke. Jedes Jahr vertrauen mehr als 4700 Patienten aus der Region Osnabrück auf die langjährige und etablierte Erfahrung der neurologischen Abteilung am Klinikum Osnabrück. Das große Team ermöglicht jederzeit die schnelle und umfassende Akutversorgung sämtlicher neurologischer Notfälle inklusive der optimalen Schlaganfallversorgung und eigenständigen neurologischen Intensivmedizin.
Landesweit außergewöhnlich ist die vollständige Integration von Akutneurologie, Neurologischer Intensivmedizin, Neurologischer (Früh-) Rehabilitation und umfassender stationärer und ambulanter Spezialangebote an einem Standort. Damit ist zu jeder Tages- und Nachtzeit an 365 Tagen im Jahr eine umfassende Diagnostik im Notfall, eine spezialisierte Therapie und die anschließende Rehabilitation neurologischer Erkrankungen in den modernen Räumlichkeiten sichergestellt. Für Patienten mit Epilepsien sowie Parkinson-Syndromen und andere Bewegungsstörungen (Tremor, Dystonie, Chorea etc.) stehen darüber hinaus hoch spezialisierte Bereiche zur Verfügung. In diesen Bereichen, die aus ambulanten und stationären Einheiten bestehen, erfolgt die komplexe Differentialdiagnostik und Differentialtherapie dieser Krankheitsbilder.
Die Gesamtklinik hat folgende Schwerpunkte:
- „Neurovaskuläre Medizin und neurologische Intensivmedizin“ (Prof. Dr. R. Dziewas)
- “Epilepsie und Anfallserkrankungen (PD Dr. Ch. Kellinghaus)
- Parkinson-Syndrome und andere Bewegungsstörungen (Prof. Dr. T. Warnecke)
- „Neurologische Frührehabilitation“ (Dr. P. Küpper, M.Sc.).
Jährlich werden unter anderem über 1500 Patienten mit Schlaganfällen aus der gesamten Region Osnabrück und den angrenzenden Landkreisen behandelt. Zentraler Bestandteil der neurovaskulären Versorgung ist die Schlaganfalleinheit, die als einzige überregional zertifizierten Stroke Unit im Landkreis Osnabrück (zusammen mit der neurologischen Überwachungsstation 24 Betten) das höchste Zertifikat der Deutschen-Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) führt und darüber hinaus zum 01.01.2019 durch das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung als eines von drei landesweit Neurovaskulären Schlaganfallzentren mit überregionaler Netzwerkstruktur ausgezeichnet wurde.
Kritisch kranke Patienten mit Versagen lebenswichtiger Organsysteme werden auf der eigenständigen neurologischen Intensivstation behandelt. Diese Intensivstation verfügt neben der üblichen intensivmedizinischen Ausstattung wie moderne Beatmungstechniken und Sedierungsverfahren, Hämofiltrationsverfahren und Monitoreinheiten zusätzlich über spezifische neurologische Überwachungs- und Behandlungsmethoden wie kontinuierliches EEG-Monitoring, Messung des intrakraniellen Drucks, Liquordrainageverfahren, Aphareseverfahren und Hypothermie.
Ebenfalls unter dem gemeinsamen Dach der Neurologischen Klinik sind das zertifizierte Epilepsiezentrum (EMOS Epilepsiezentrum Münster Osnabrück, Standort Osnabrück), das gemeinsam mit der Klinik für Geriatrie betriebene Zentrum für Parkinson und Bewegungsstörungen (ZPSB), das Schluckzentrum (DyMOS Dysphagiezentrum Münster Osnabrück, Standort Osnabrück) das Multiple Sklerose Schwerpunktzentrum der DMSG für ambulante und stationäre Patienten und das Neuromuskuläre Zentrum Münster-Osnabrück-Weserbergland zusammengefasst.
Der Bereich der Neurologischen Frührehabilitation stützt sich auf über 30 Jahre Behandlungserfahrung für die Region Osnabrück und weit darüber hinaus. Er gehört damit zu den ersten Einrichtungen auf dem Gebiet der neurologischen Rehabilitation und unterteilt sich in 30 Betten der Phase-B und 13 Betten der Phase-C Rehabilitation. Für 10 schwer erkrankte Patienten steht die eigenständige Intermediate Care Station der Frührehabilitation zur Verfügung, in dem auch beatmete Patienten im Weaning und mit komplexen Schluckstörungen betreut werden können. Ergänzend werden nach Bedarf bis zu 3 Betten auf der neurologischen Intensivstation belegt.
Darüber hinaus werden Spezialambulanzen für Multiple Sklerose und andere entzündliche ZNS Erkrankungen, Epilepsie und andere Anfallserkrankungen, Morbus Parkinson und andere Bewegungsstörungen sowie neurovaskuläre und neuromuskuläre Erkrankungen angeboten. Aufgrund der Integration vieler Sprechstunden in das MVZ des Klinikums sowie der Etablierung von Ermächtigungsambulanzen stehen diese Spezialsprechstunden sowohl gesetzlich wie auch privat versicherten Patienten und Patientinnen offen. Angegliedert ist das überregionale Zentrum für Erwachsene mit Behinderungen (MZEB) sowie die neurologisch-psychiatrische ambulante Versorgung im MVZ des Klinikums.
Die neurologische Klinik verfügt über gesamte Bandbreite der apparativen neurologischen Funktionsdiagnostik. In Zusammenarbeit mit der Radiologischen Klinik des Hauses steht das gesamte Spektrum der diagnostischen und interventionellen Neuroradiologie zur Verfügung (Computertomographie, Kernspintomographie, Angiographie). Die enge neurochirurgische Kooperation ist gewährleistet.
Das Team der Neurologischen Klinik wird durch erfahrene Physiotherapeuten, Logopäden, Ergotherapeuten und Neuropsychologen auf sämtlichen Ebenen der Akutbehandlung sowie der Rehabilitation ergänzt.
Als akademisches Lehrkrankenhaus des Universitätsklinikums Münster ist es ein zentrales Anliegen, Studierende in den verschiedenen Abschnitten des Medizinstudiums individuell auszubilden.
Fachärztliche Weiterbildung in der Neurologie
Das Leitungsteam der Klinik besitzt die volle Berechtigung für die Weiterbildung zur Fachärztin / zum Facharzt für Neurologie nach der aktuellen Weiterbildungsordnung (WBO 2023) der Ärztekammer Niedersachsen (48 Monate Neurologie). Seit vielen Jahren bietet die Klinik mit umfangreicher Erfahrung die erfolgreiche Ausbildung von Ärztinnen und Ärzten in allen notwendigen Bereichen an. Auch die obligatorische Ausbildung in der neurologischen Intensivmedizin ist auf der abteilungsinternen Station im Rotationsprinzip sichergestellt.
Sprechstunden und Ambulanzen
Die Neurologische Klinik bietet verschiedene Sprechstunden und Ambulanzen an, darunter:
- Privatambulanz PD Dr. Kellinghaus (Schwerpunkt Epilepsie und andere Anfallserkrankungen)
- Sprechstunde Neuroimmunologie / Multiple Sklerose (Dr. med. Susanne Windhagen, Dr. med. Bettina Gräfe)
- Sprechstunde Parkinson-Syndrome und andere Bewegungsstörungen (Dr. med. Michael Nagel)
- Sprechstunde Neurovaskuläre Erkrankungen (Dr. med. Lars Krause)
- Sprechstunde Neuroonkologie in Kooperation mit Klinik für Neurochirurgie
- Neuromuskuläre Sprechstunde (Ermächtigungsambulanz Dr. med. Frank Neumann)
- Schluckambulanz (Ermächtigungs-ambulanz Prof. Dr. Dziewas)
- Ambulanz für Neuroinfektiologie (Ermächtigungsambulanz Dr.
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