Demenzursachen: Ein umfassender Überblick

Demenz ist ein fortschreitender Verlust der geistigen Fähigkeiten, der Millionen von Menschen weltweit betrifft. Es handelt sich dabei nicht um eine einzelne Krankheit, sondern um ein Syndrom, das durch verschiedene Erkrankungen verursacht werden kann. Die Alzheimer-Demenz ist die bekannteste und häufigste Form, aber es gibt über 50 verschiedene Demenzerkrankungen, die sich in ihren Ursachen und Symptomen unterscheiden.

Formen der Demenz

Etwa 80 Prozent der Demenzerkrankungen werden durch Krankheiten des Gehirns hervorgerufen, bei denen mit der Zeit Nervenzellen verloren gehen. Es gibt verschiedene Arten von Demenz, die sich nach dem Auslöser unterscheiden lassen:

  • Neurodegenerative Demenzen: Diese werden durch das Absterben von Nervenzellen im Gehirn verursacht. Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Form.
  • Vaskuläre Demenzen: Diese entstehen infolge von Durchblutungsstörungen im Gehirn, die zu Schädigungen des Hirngewebes führen.
  • Sekundäre Demenzen: Diese werden indirekt durch äußere Einflussfaktoren wie Medikamente, Alkoholmissbrauch oder schädliche Umwelteinflüsse ausgelöst.
  • Mischformen: Viele Demenzpatienten haben Mischformen, z. B. eine neurodegenerative und gleichzeitig eine vaskuläre Demenz.

Alzheimer-Demenz

Die Alzheimer-Demenz ist mit einem Anteil von circa 60 bis 65 Prozent die häufigste irreversible Demenzform. Sie ist eine degenerative Erkrankung des Gehirns, bei der Nervenzellen unumkehrbar zerstört werden. Charakteristisch ist ein schleichender Beginn mit leichten Gedächtnislücken, Stimmungsschwankungen und Sprachschwierigkeiten. Im weiteren Verlauf nehmen die Symptome zu, und die Betroffenen sind zunehmend auf die Unterstützung anderer angewiesen. Im Spätstadium sind sie vollkommen pflegebedürftig.

Ursachen der Alzheimer-Demenz:

Die Ursachen sind bislang noch nicht ausreichend erforscht. Bekannt sind jedoch Veränderungen im Gehirn, wie das Absterben von Nervenzellen, die Zerstörung ihrer Verbindungen, Eiweißablagerungen (Plaques und Fibrillen) und die Verminderung des Botenstoffs Acetylcholin. Genetische Faktoren spielen nur in weniger als zwei Prozent der Fälle eine Rolle.

Vaskuläre Demenz

Vaskuläre Demenzen sind mit etwa 20 bis 30 Prozent die zweithäufigste Form. Sie entstehen infolge von Durchblutungsstörungen des Gehirns, die zum Absterben von Nervengewebe führen. Eine besondere Form ist die Multiinfarktdemenz, bei der wiederholte kleine Durchblutungsstörungen zum Absterben von Hirnzellen führen. Die Symptome ähneln denen der Alzheimer-Demenz, oft kommen jedoch körperliche Beschwerden hinzu.

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Frontotemporale Demenz (FTD)

Die eher seltene frontotemporale Demenz (FTD) ist durch absterbende Nervenzellen in den Schläfenlappen (Temporallappen) sowie im Stirnlappen (Frontallappen) gekennzeichnet. Im Gegensatz zur Alzheimer-Demenz stehen hier weniger Gedächtnisprobleme als Veränderungen im Verhalten und der Persönlichkeit im Vordergrund.

Lewy-Körper-Demenz

Die Lewy-Körper-Demenz (auch Lewy-Body-Demenz) ist ebenfalls eine neurodegenerative Erkrankung. Ihren Namen hat sie von den sogenannten „Lewy-Körperchen“, welche für den Rückgang von Nervenzellen in der Hirnrinde verantwortlich sind. Typische Symptome sind optische Sinnestäuschungen sowie motorische Störungen.

Parkinson-Demenz

Im Zusammenhang mit Parkinson entwickelt sich bei circa 30 bis 40 Prozent der Betroffenen auch eine dementielle Erkrankung. Man spricht dann von einer Parkinson-Demenz.

Risikofaktoren für Demenz

Auch wenn die Ursachen vieler Demenzerkrankungen noch nicht vollständig geklärt sind, gibt es eine Reihe von Risikofaktoren, die das Auftreten einer Demenz begünstigen können:

  • Alter: Das Risiko, an einer Demenz zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter deutlich an.
  • Genetische Faktoren: Erbliche Faktoren können die Entstehung einer Demenz begünstigen, spielen aber meist eine untergeordnete Rolle.
  • Geschlecht: Frauen sind häufiger von Demenz betroffen als Männer.
  • Lebensstil: Ein ungesunder Lebensstil mit Bewegungsmangel, ungesunder Ernährung, Rauchen, übermäßigem Alkoholkonsum und sozialer Isolation erhöht das Demenzrisiko.
  • Vorerkrankungen: Bestimmte Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht, Depressionen, Hör- oder Sehminderung erhöhen das Demenzrisiko.
  • Umwelteinflüsse: Luftverschmutzung und schädliche Umwelteinflüsse können das Demenzrisiko erhöhen.
  • Kopfverletzungen: Schwere oder wiederholte Kopfverletzungen erhöhen das Risiko für Demenzerkrankungen.

Eine Schlüsselfunktion für das Gehirn hat das Herz. Es pumpt Blut als Treibstoff für das Gehirn nach oben, denn es verbraucht 20 Prozent unserer Energie. Wichtig für Herz und Hirn sind gesunde Blutgefäße und ein gesunder Blutdruck. Bei vielen Demenzerkrankungen ist der hohe Blutdruck eine entscheidende Ursache, Mediziner sprechen dann sogar von einer vaskulären Demenz. Bewegung senkt hohen Blutdruck und hilft, frisches Blut ins Gehirn zu schicken. Außerdem bilden sich durch die Bewegung Muskeln, die Hormone produzieren. Im Tierversuch zeigte sich, dass diese sogenannten Myokine bis ins Gehirn wandern. Dort sorgen sie zum Beispiel dafür, dass bestimmte Wachstumsfaktoren vermehrt freigesetzt werden.

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Prävention von Demenz

Auch wenn es keine Garantie dafür gibt, einer Demenz vorzubeugen, gibt es eine Reihe von Maßnahmen, die das Risiko deutlich senken können:

  • Körperliche Aktivität: Regelmäßige Bewegung fördert die Durchblutung des Gehirns und stärkt die Nervenzellen.
  • Ausgewogene Ernährung: Eine gesunde Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Omega-3-Fettsäuren kann das Gehirn schützen.
  • Geistige Aktivität: Geistige Stimulation durch Lesen, Rätsel lösen oder das Erlernen neuer Fähigkeiten hält das Gehirn fit.
  • Soziale Teilhabe: Regelmäßige soziale Kontakte und die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben sind wichtig für die geistige Gesundheit.
  • Vermeidung von Risikofaktoren: Die Vermeidung von Übergewicht, Bluthochdruck, Rauchen, übermäßigem Alkoholkonsum und Diabetes kann das Demenzrisiko senken.
  • Schutz des Kopfes: Kopfverletzungen sollten vermieden werden, z. B. durch das Tragen eines Fahrradhelms.
  • Gedächtnistraining: Gedächtnistraining und Stressbewältigung können die geistige Reserve stärken.
  • Frühe Behandlung von Hör- und Sehschwächen: Ein schlechtes Hör- oder Sehvermögen sollte frühzeitig behandelt werden, um das Gehirn ausreichend zu stimulieren.

Forschende haben 12 Faktoren ausfindig gemacht, die vorbeugend wirksam sein können gegen das Vergessen. Die Ergebnisse wurden aus Daten weltweit errechnet. Da sich die Lebensumstände, also die Ausgangslage in den Regionen unterscheiden, sind wohl nicht alle Faktoren in allen Ländern gleich bedeutend. In der sogenannten Livingston Studie kommt die internationale Expertenkommission zur Demenzprävention (International Commission on Dementia Prevention, Intervention ad Care) in der Zeitschrift Lancet zu dem Schluss, dass es neben genetischen und weiteren unbekannten und damit nicht vermeidbaren Ursachen auch etliche veränderbare Risikofaktoren für eine Demenz gibt. Die Vermeidung aller schädigenden Faktoren könnte bis zu 40 Prozent des Risikos senken und dazu beitragen, den kognitiven Abbau zu bremsen.

  1. geringe Bildung in jungen Jahren (7 Prozent)
  2. unbehandelte Schwerhörigkeit (8 Prozent)
  3. Hirnverletzungen (3 Prozent)
  4. Bluthochdruck (2 Prozent)
  5. Alkoholkonsum (1 Prozent)
  6. Adipositas mit BMI über 30 (1 Prozent)
  7. Rauchen (5 Prozent)
  8. Depression (4 Prozent)
  9. Soziale Isolation (4 Prozent)
  10. Bewegungsmangel (2 Prozent)
  11. Luftverschmutzung (2 Prozent)
  12. Diabetes (1 Prozent)

Die Faktoren 2 bis 6 sind wirksam, wenn sie bereits im mittleren Lebensalter berücksichtigt werden. Die Vermeidung der Faktoren 7 bis 12 kann in jedem Lebensalter zur Risikoreduktion beitragen, auch im höherem Lebensalter.

Diagnose und Behandlung von Demenz

Wenn der Verdacht auf eine Demenz besteht, sollte frühzeitig ein Arzt aufgesucht werden. Eine frühe Diagnose erleichtert den Umgang mit der Krankheit und bietet größere Chancen, das Fortschreiten der Krankheit aufzuhalten oder zu verlangsamen.

Diagnostische Verfahren:

  • Patientengespräch (Anamnese): Erhebung der Krankengeschichte und der aktuellen Beschwerden.
  • Körperliche Untersuchung: Untersuchung des allgemeinen Gesundheitszustands.
  • Demenz-Tests: Messung der geistigen Leistungsfähigkeit, z. B. mit dem MMST (Mini-Mental-Status-Test).
  • Bildgebende Verfahren: Untersuchungen des Gehirns, z. B. mit Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT), um organische Ursachen auszuschließen.

Behandlungsmöglichkeiten:

Alzheimer-Demenz, Frontotemporale Demenz, Lewy-Körper-Demenz, Parkinson-Demenz und Vaskuläre Demenz sind bis heute leider nicht heilbar. Dennoch ist die Behandlung von Demenz wichtig, weil sie die Lebensqualität der Betroffenen im weiteren Verlauf erheblich steigert. Je nach Demenzform, Stadium und individuellem Gesundheitszustand kommen unterschiedliche Medikamente und nicht-medikamentöse Therapien in Frage.

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  • Medikamentöse Therapie: Medikamente können die Symptome lindern und das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen. Seit 2023 stehen zwei Antikörper zur ursächlichen Behandlung der frühen Alzheimer-Demenz zur Verfügung, die aktiv Amyloid-Plaques abbauen.
  • Nicht-medikamentöse Therapie: Ergotherapie, Physiotherapie, Logopädie, Gedächtnistraining, Musiktherapie und andere nicht-medikamentöse Therapien können die kognitiven und körperlichen Fähigkeiten der Betroffenen verbessern.
  • Psychosoziale Unterstützung: Gespräche, Beratung und Unterstützung für Betroffene und Angehörige können helfen, mit der Krankheit umzugehen.

Leben mit Demenz

Die Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz ist eine echte Herausforderung. Zu Beginn der Erkrankung reicht oft ein wenig Unterstützung im Alltag aus, doch im weiteren Verlauf wird der Bedarf an Hilfe immer größer. Es ist wichtig, sich frühzeitig mit der Erkrankung auseinanderzusetzen und sich auf das vorzubereiten, was noch kommt.

Tipps für den Umgang mit Demenz:

  • Kommunikation: Achten Sie auf eine wertschätzende und respektvolle Kommunikation.
  • Umgang mit Verhaltensänderungen: Versuchen Sie, die Ursachen für Verhaltensänderungen zu verstehen und angemessen darauf zu reagieren.
  • Demenzgerechte Umgebung: Gestalten Sie die Umgebung so, dass sie den Bedürfnissen von Menschen mit Demenz entspricht.
  • Beschäftigung: Bieten Sie Beschäftigungsmöglichkeiten an, die die geistige und körperliche Aktivität anregen.
  • Entlastung für Angehörige: Sorgen Sie für Entlastung, um die eigenen Belastungsgrenzen nicht zu überschreiten.

Demenzdörfer:

Inzwischen gibt es weitere Demenzdörfer in Deutschland. Die Kosten für die Pflege und Unterbringung ähneln denen eines normalen Pflegeheims.

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