Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes Ereignis, das das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen von einer Sekunde auf die andere verändern kann. Die Folgen eines Schlaganfalls sind vielfältig und individuell. Während sich einige Patienten schnell erholen, leiden andere unter schwerwiegenden, dauerhaften Beeinträchtigungen. Die Art und Schwere der Folgen hängen vor allem von der betroffenen Hirnregion ab. Häufige Folgen sind halbseitige Lähmungen, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen sowie psychische Belastungen. Dieser Artikel beleuchtet, was man nach einem Schlaganfall vermeiden sollte, um die Genesung zu fördern, das Risiko weiterer Schlaganfälle zu minimieren und die Lebensqualität zu verbessern.
Die vielfältigen Folgen eines Schlaganfalls
Die Folgen eines Schlaganfalls lassen sich grob in drei Bereiche unterteilen:
- Neurologische Folgen: Diese betreffen die körperlichen Auswirkungen und die Motorik. Betroffene können eine Körperhälfte nicht mehr richtig spüren oder kontrollieren. Auch Sprachstörungen (Dysarthrophonie) und Spastiken können auftreten.
- Neuropsychologische Folgen: Hierzu zählen Beeinträchtigungen der Sinneswahrnehmung und der kognitiven Funktionen. Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen, Neglect (Vernachlässigung einer Körperseite) und Gedächtnisprobleme sind häufig.
- Psychische Folgen: Viele Schlaganfall-Betroffene leiden unter Depressionen, Angststörungen oder emotionaler Instabilität.
Ernährung nach einem Schlaganfall: Was sollte man vermeiden?
Eine bewusste Ernährung spielt nach einem Schlaganfall eine entscheidende Rolle. Sie dient nicht nur der Versorgung des Körpers mit wichtigen Nährstoffen, sondern auch der Vorbeugung weiterer Schlaganfälle.
Warum ist eine besondere Ernährung nötig?
- Körperliche Einschränkungen: Schlaganfälle können zu Schluckstörungen (Dysphagie) führen, die die Nahrungsaufnahme erschweren. In solchen Fällen ist eine Anpassung der Konsistenz der Nahrung erforderlich (püriert, zerkleinert).
- Risikoreduktion: Eine ausgewogene Ernährung kann einer Verkalkung der Gefäße (Arteriosklerose) entgegenwirken und somit das Risiko eines erneuten Schlaganfalls verringern.
- Vorbeugung von Mangelernährung: Schluckstörungen können zu einer unzureichenden Nährstoffaufnahme führen. Eine bedarfsgerechte Ernährung ist daher essenziell.
Was sollte man vermeiden?
- Fett- und Zuckerkonsum: Um Arteriosklerose zu verhindern, sollten Sie Ihren Fett- und Zuckerkonsum reduzieren.
- Salz: Kochsalz in hohen Mengen erhöht nachgewiesenermaßen das Schlaganfall-Risiko. Verzichten Sie möglichst auf Fertigprodukte und Fast Food, denn in diesen Lebensmitteln steckt oft mehr Salz, als Sie denken.
- Übermäßiger Alkoholkonsum: Alkohol erhöht das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Trinken Sie Alkohol, wenn überhaupt, in sehr kleinen Mengen.
- Raffiniertes Olivenöl: Raffiniertes Olivenöl ist chemisch verarbeitet und besitzt kaum noch gesunde Inhaltsstoffe. Bevorzugen Sie kaltgepresstes Olivenöl.
- Verarbeitete Lebensmittel: Verarbeite Lebensmittel und übermäßigen Salz- oder Zuckerkonsum sollten gemieden werden.
Was ist empfehlenswert?
- Mediterrane Ernährung: Orientieren Sie sich an den Grundregeln der „mediterranen Diät“: Eine Mischkost aus viel Obst und Gemüse, Olivenöl, Fisch sowie wenig rotem Fleisch.
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Trinken Sie reichlich, mindestens 1,5 Liter am Tag. Am besten Wasser oder ungesüßten Tee.
- Vollkornprodukte: Wählen Sie bei Brot, Nudeln, Reis und Müsli die Vollkornvariante.
- Hülsenfrüchte: Essen Sie mindestens einmal die Woche Hülsenfrüchte wie Linsen, Kichererbsen, Bohnen und Erdnüsse.
- Fisch: Fisch sollte ein- bis zweimal pro Woche auf Ihrem Speiseplan stehen. Fette Fische (Lachs, Makrele, Hering) enthalten wichtige Omega-3-Fettsäuren.
Spezielle Ernährung bei Schluckstörungen
Bei Schluckstörungen ist es wichtig, die Nahrung in eine geeignete Konsistenz zu bringen. Der Schlucktherapeut gibt die Schluckkoststufe vor (püriert, zerkleinert, etc.). Achten Sie darauf, dass die Konsistenz glatt und einheitlich ist. Es gibt auch spezielle Menüs für Schlaganfall-Patienten mit Schluckstörungen, die in IDDSI-Level kategorisiert sind.
Körperliche Aktivität und Sport: Was ist zu beachten?
Bewegung ist ein wichtiger Bestandteil der Rehabilitation nach einem Schlaganfall. Sie hilft, verlorengegangene Fähigkeiten wiederzuerlangen, die Muskelkraft zu stärken und die Koordination zu verbessern. Allerdings ist es wichtig, die Belastung richtig zu dosieren und bestimmte Dinge zu vermeiden.
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Was sollte man vermeiden?
- Körperliche Überanstrengung: Intensive sportliche Aktivitäten oder schwere körperliche Arbeiten können die Genesung behindern.
- Sport in Eigenregie: Selbst nach einem leichten Schlaganfall sollten Betroffene keinesfalls in Eigenregie mit Sport beginnen, sondern den Wunsch mit ihrem Arzt besprechen.
- Plötzliche Drehbewegungen des Kopfes: Vermeiden Sie plötzliche Drehbewegungen des Kopfes sowie Übungen mit nach unten geneigtem Kopf.
- Starkes Pressen: Tabu ist zudem starkes Pressen. Geräte sollten Sie also mit niedriger Intensität beziehungsweise mit wenigen Gewichten verwenden.
- Starke Hitze und direkte Sonneneinstrahlung: Bei Sport im Freien sollten Schlaganfallpatienten auch darauf achten, starke Hitze und direkte Sonneneinstrahlung zu vermeiden.
Was ist empfehlenswert?
- Rehabilitationssport (Rehasport): Rehasport ist ein guter Einstieg in die körperliche Aktivität nach einem Schlaganfall. Er wird von einem Arzt verschrieben und in speziellen Rehasportgruppen durchgeführt.
- Ausdauersport: Geeignete Ausdauersportarten sind Schwimmen, Walking, Nordic Walking, Rad fahren und schnelles Spazierengehen. Beginnen Sie zunächst mit wenigen Minuten Sport und steigern Sie sich nach und nach.
- Gymnastik: Eine umfangreiche Physiotherapie gehört in der Regel zu den Rehabilitationsmaßnahmen nach einem Schlaganfall.
- Bewegung im Alltag: Ergänzen Sie das leichte Sportprogramm um mehr Bewegung im Alltag, zum Beispiel, indem Sie häufiger mal ein Stück zu Fuß gehen oder die Treppen nehmen.
Sport als Prävention
Bewegung hat positiven Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System. Sie senkt den Blutdruck und ist eine wichtige Unterstützung, um den Zucker- und Fettstoffwechsel zu regulieren. Damit beugt sie einer Arterienverkalkung (Arteriosklerose) vor beziehungsweise verlangsamt deren Fortschreiten - was wiederum das Risiko für Blutgerinnsel erheblich senkt. Gleichzeitig wird die Elastizität der Gefäße erhalten. Gerade nach einem Schlaganfall ist Sport daher eine wichtige Maßnahme, um erneute Herz-Kreislauf-Probleme zu vermeiden.
Psychische Belastung und Stress: Was sollte man vermeiden?
Ein Schlaganfall ist nicht nur eine körperliche, sondern auch eine psychische Belastung. Viele Betroffene leiden unter Depressionen, Angststörungen oder emotionaler Instabilität. Stress kann den Blutdruck erhöhen und das Risiko eines weiteren Schlaganfalls steigern. Daher ist es wichtig, Stress zu reduzieren und Strategien zur Bewältigung der psychischen Belastung zu entwickeln.
Was sollte man vermeiden?
- Stress: Stress kann den Blutdruck erhöhen und das Risiko eines weiteren Schlaganfalls steigern.
- Soziale Isolation: Die Zusammenkunft mit Menschen, die mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben, hilft bei der seelischen Auseinandersetzung mit der eigenen Erkrankung.
- Dauerstress: Gelegentlicher Stress ist nichts Schlimmes. Dauerstress dagegen kann den Blutdruck erhöhen und anfälliger für Krankheiten machen.
Was ist empfehlenswert?
- Unterstützung suchen: Scheuen Sie sich nicht davor, ärztlichen Rat einzuholen und nach weiteren Unterstützungsmöglichkeiten zu suchen.
- Selbsthilfegruppen: Als Betroffener bietet sich die Möglichkeit, sich innerhalb einer Selbsthilfegruppe gegenseitig zu unterstützen und zu motivieren.
- Entspannungstechniken: Finden Sie heraus, was Ihrer Psyche am besten hilft: Sport oder ein interessantes Hobby?
- Offene Kommunikation: Sprechen Sie mit Ihrem Arzt und Ihrem Umfeld möglichst offen über alle Herausforderungen in Ihrer Alltagsgestaltung, die Sie seit Ihrem Schlaganfall begleiten.
Weitere wichtige Aspekte
- Nikotin: Nikotin verengt die Blutgefäße und erhöht den Blutdruck. Wer mit dem Rauchen aufhört, verringert sein Schlaganfallrisiko. Schon fünf Jahre nach dem Rauch-Stopp sinkt das Risiko auf das Level eines Nichtrauchers.
- Regelmäßige Kontrollen: Die regelmäßige Kontrolle von Blutdruck und Blutzucker ist wichtig, um potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen und zu minimieren.
- Medikamente: Die Einnahme von Medikamenten, die vom Arzt verschrieben werden, kann eine wichtige Rolle bei der Schlaganfallprävention spielen.
- Autofahren: Ob Sie nach einem Schlaganfall wieder Auto fahren können, sollten Sie zunächst mit Ihrem Arzt besprechen. Zur Überprüfung Ihrer Eignung können Sie sich bei der zuständigen Fahrerlaubnisbehörde Ihrer Kommune melden.
- Fliegen: Sofern Personen mobil sind und der zuständige Arzt die Erlaubnis gegeben hat, dürfen sie nach einem Schlaganfall fliegen.
Rehabilitation und Nachsorge
Die Rehabilitation nach einem Schlaganfall ist stets individuell, denn letztlich gleicht kaum ein Schlaganfall dem anderen. Ziel ist es, das gewohnte Alltagsleben - so weit wie möglich - wiederherzustellen. Vor allem in den ersten sechs Monaten nach einem Schlaganfall sollte besonders viel trainiert werden. Je nach Bedarf beziehungsweise dem Ausmaß der verbliebenen Schäden können dabei verschiedene Maßnahmen sowie Therapien zur Anwendung kommen, die ärztlich verordnet werden können.
Nach einem Reha-Aufenthalt erfolgt die Schlaganfall-Nachsorge durch einen Neurologen. Gemeinsam mit dem behandelnden Hausarzt wird unter Umständen auch der Lebensstil angepasst.
Fazit
Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes Ereignis, das viele Veränderungen mit sich bringt. Es ist wichtig, sich der Herausforderungen bewusst zu sein und aktiv an der Genesung zu arbeiten. Dazu gehört, bestimmte Dinge zu vermeiden, die die Genesung behindern oder das Risiko eines weiteren Schlaganfalls erhöhen könnten. Eine bewusste Ernährung, regelmäßige Bewegung, Stressreduktion und die Einhaltung ärztlicher Empfehlungen sind wichtige Bausteine für eine erfolgreiche Rehabilitation und eine hohe Lebensqualität nach einem Schlaganfall.
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