Die Alzheimer-Krankheit ist eine fortschreitende Demenzerkrankung, die das Gedächtnis und andere kognitive Fähigkeiten zunehmend beeinträchtigt. In Deutschland leben derzeit rund 1,8 Millionen Menschen mit Demenz, wobei die Alzheimer-Demenz mit etwa 70 Prozent die häufigste Form darstellt. Es handelt sich um ein neurologisches Krankheitsbild, das durch den Abbau und Verlust kognitiver Fähigkeiten gekennzeichnet ist.
Heilbar ist sie bisher nicht - aber behandelbar. Es gibt verschiedene Arten von Demenz, die teilweise auch unterschiedliche Ursachen haben. Neben der Alzheimer-Demenz gibt es noch die sogenannte vaskuläre Demenz, die etwa 15 Prozent aller Demenzen ausmacht und durch Schädigungen in den Hirngefäßen verursacht wird. Seltenere Demenzformen sind die Lewy-Body-Demenz, die frontotemporale Demenz und Demenzen, die als Folge anderer Krankheiten entstehen können. Häufig kann es auch zu Mischformen kommen.
Symptome und Ursachen von Alzheimer
Demenzsymptome betreffen die kognitiven Fähigkeiten. Gedächtnisleistung, Wahrnehmung, Erinnerungsvermögen - all das funktioniert bei einem gesunden Gehirn dank eines komplexen Netzwerks aus Milliarden von Nervenzellen. Bei einer Alzheimer-Demenz verändern sich diese Zellen. Im Inneren bilden sich Faserbündel, die sogenannten Tau-Fibrillen. Außerhalb der Zellen entstehen sogenannte Plaques, Ablagerungen, im Gehirn, die aus einem bestimmten Eiweiß, dem Amyloid bestehen. Dieser Angriff von außen und von innen zerstört die Nervenzellen, am Ende beginnt das Gehirn zu schrumpfen - unaufhaltsam.
Die Erkrankung ist unter anderem dadurch gekennzeichnet, dass sich im Gehirn verschiedene Moleküle ablagern und ansammeln, sogenannte Amyloid-Plaques und Tau-Proteine. Außerdem kommt es zu einem Untergang der Nervenzellen, dem Verlust ihrer Verbindungen (Synapsen) untereinander und zu einer Schrumpfung des Gehirns insgesamt. Warum genau ein Patient oder eine Patientin an Alzheimer erkrankt ist, bleibt meist unklar. Ein kleiner Teil der Alzheimer-Demenzen - insbesondere, wenn sie vor dem 65. Lebensjahr auftreten - ist genetisch bedingt. Bei den meisten Fällen spielen die Gene aber vermutlich nur eine untergeordnete Rolle.
Betroffene können sich zunehmend schlechter erinnern, ihnen fällt die Orientierung schwer oder das Lernen neuer Dinge. Es beginnt häufig mit sich wiederholenden Gedächtnislücken. Bald lassen die Fähigkeiten zu denken, sich zu orientieren und die Auffassungsgabe nach. Im fortgeschrittenen Stadium einer Demenz erkennen Betroffene oftmals ihre Liebsten nicht mehr. Sprachstörungen, Beeinträchtigungen des Bewegungsablaufs und teilweise auch psychiatrische Störungen gehören oft zum Krankheitsbild.
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Nicht-medikamentöse Therapien
Nicht-medikamentöse Therapien sind ein wichtiger Bestandteil der Alzheimer-Behandlung. Sie können helfen, die Selbstständigkeit zu fördern, den Alltag zu strukturieren und kognitive Fähigkeiten möglichst lange zu erhalten. Zum Beispiel:
- Kognitive Förderung (strukturierte Trainings, alltagsnahe Aufgaben)
- Ergotherapie
- Musik-, Kunst- oder Tanztherapie
- Biografiearbeit zur Aktivierung von Erinnerungen
- Gartentherapie
Wichtig ist, dass die Angebote zu den individuellen Möglichkeiten passen und regelmäßig von geschultem Personal angeleitet werden.
Was können Menschen mit Alzheimer selbst tun?
Selbst aktiv zu werden zu können erscheint nach einer Demenzdiagnose oft schwer vorstellbar. Doch der eigene Lebensstil kann einen wichtigen Unterschied machen - sowohl für die geistigen Fähigkeiten als auch für die Lebensqualität.
Bewegung
Regelmäßige körperliche Aktivität verbessert Fitness, Stimmung und Schlaf. Moderate Bewegung wie Walking, Tanzen oder Gymnastik wirkt ausgleichend und baut Ängste ab.
Geistige Anregung
Aktivitäten, die das Gehirn fordern, können den Krankheitsverlauf positiv beeinflusen. Geeignet sind Brettspiele, Puzzles, Handarbeiten oder Basteln. Wichtig ist, dass die Beschäftigung Freude macht und nicht überfordert.
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Soziale Kontakte
Ein gutes Miteinander macht zufriedener - und hält den Kopf fit. Lachen, reden, diskutieren, zuhören, spielen, tanzen, spazieren gehen - ob mit Freunden, Bekannten, Nachbarn oder Angehörigen ist unheimlich wichtig. Soziale Aktivitäten fordern das Sprachvermögen, das Kurzzeitgedächtnis, die Sinne und das Gefühlszentrum. Auch mit zunehmendem Alter nehmen soziale Kontakte ab.
Neue Therapien und Entwicklungen
Die Forschung zu Alzheimer macht große Fortschritte. Neu zugelassene Antikörper-Medikamente wie Leqembi (Lecanemab) und Kisunla (Donanemab) setzen direkt an einer möglichen Krankheitsursache an und eröffnen erstmals Behandlungsmöglichkeiten im frühen Krankheitsstadium.
Daneben rücken Prävention, Pflege und Diagnostik in den Mittelpunkt. Studien zeigen, dass sich das Alzheimer-Risiko durch Faktoren wie Bewegung, Blutdruckkontrolle oder soziale Teilhabe deutlich senken lässt.
Prävention: Risikofaktoren minimieren
Mindestens ein Drittel aller Fälle könnte verhindert werden, sagen Wissenschaftler - mit der richtigen Prävention. Wer unter Risikoerkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes oder Rheuma leidet, sollte besonders wachsam sein. Das Alter ist zwar der bedeutendste Risikofaktor für kognitiven Rückgang, aber eine Demenz im hohen Alter ist nicht unvermeidlich. Es gibt Risikofaktoren, die modifizierbar, also beeinflussbar sind. Relativ neu als Risikofaktoren anerkannt sind Kopfverletzungen, erhöhter Alkoholkonsum und Luftverschmutzung.
Ernährung
Dass ein Zusammenhang zwischen der Demenzform Alzheimer und Ernährung bestehen könnte, haben Wissenschaftler am Deutschen Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Bonn herausgefunden. Schlechte Ernährung kann laut ihren Studien das Risiko, an Alzheimer-Demenz zu erkranken, um ein Vielfaches erhöhen. Eine gesunde, eher mediterrane Ernährung kann vor Gedächtnisverlust und Alzheimer-Demenz schützen. Ungesunde Fette, Fleisch und jede Menge Weißbrot erhöhen dagegen das Risiko für Alzheimer-Demenz.
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Tierisches Fett wird charakterisiert durch große Mengen an gesättigten Fettsäuren, die wir in der Ernährungsphysiologie relativ ungünstig bewerten, weil sie dazu führen, dass es eher zu Veränderungen von Gefäßen kommt. Olivenöl ist charakterisiert durch die sogenannte Ölsäure. Bis zu 90 Prozent des Fettes ist Ölsäure. Das ist eine sogenannte einfach ungesättigte Fettsäure. Einfach ungesättigte Fettsäuren oxidieren nicht so schnell. Das heißt, sie werden nicht ranzig.
Eine ausgewogene Ernährung, die sich an den aktuellen Empfehlungen orientiert, geht mit einer besseren kognitiven Leistung einher, also mit einer besseren Denkfähigkeit. Das zeigen verschiedene Beobachtungsstudien. Klinische Studie ergeben hierzu jedoch kein einheitliches Bild. Fest steht, dass eine ausgewogene Ernährung das Risiko für Krankheiten wie Bluthochdruck und Diabetes senken kann. Weil diese Erkrankungen das Demenz-Risiko steigern, kann eine ausgewogene Ernährung so indirekt auch das Risiko für die Entwicklung einer Demenz reduzieren.
Laut der WHO enthält sie die tägliche Aufnahme von mindestens 400 Gramm Obst und Gemüse und höchstens 50 Gramm freiem Zucker. Weniger als 30 Prozent der aufgenommenen Energie sollte von Fetten stammen und der Salzkonsum sollte bei weniger als 5 Gramm pro Tag liegen. All dies erfüllt beispielsweise die sogenannte Mittelmeer-Diät, eine Ernährungsweise, die von der WHO auch zur Demenzprävention empfohlen wird. Die Mittelmeer-Diät steht vor allem auf fünf Säulen: Obst, viel Gemüse, wenig weißes Fleisch, Oliven und Knoblauch.
Hochverarbeitetes Fleisch wie Wurstprodukte, aber auch andere hochverarbeitete Produkte, denen oft größere Mengen Zucker oder Salz zugesetzt sind, gehören nicht zu einer gesunden Ernährung.
Bewegung und Sport
Auch Professor Eschweiler geht davon aus, dass im Trainingsprozess beim Sport Substanzen etwa aus den Muskeln freigesetzt werden, die auch die Nerven stabilisieren. "Von daher ist selbst bei beginnender Demenz die Bewegung und das körperliche Training sehr hilfreich." Es ist also nie zu spät, mit der Prävention zu beginnen.
Wie viel körperliche Aktivität braucht es, um sich vor Demenz zu schützen? „Es gibt da nicht einen bestimmten Schwellenwert. Am besten richtet man sich nach den Empfehlungen für körperliche Bewegung und ruhig auch ein wenig nach dem eigenen Gefühl“, sagt Neurowissenschaftler Remy.
Die WHO empfiehlt für Erwachsene bis 64 Jahren mindestens 150 Minuten moderate körperliche Aktivität pro Woche. Damit ist beispielsweise schnelles Walken oder langsames Joggen gemeint. „Das kann man in etwa als Orientierung sehen“, so Remy. „Körperliche Bewegung grundsätzlich ist für das Gehirn eine Vitalitätskur, auch wenn es weniger als die empfohlenen 150 Minuten sind.“
Regelmäßige körperliche Aktivität gehört zu den wichtigsten Maßnahmen, einer Demenzerkrankung vorzubeugen. Bewegung hält nicht nur den Körper Hals-abwärts fit, sondern auch das Oberstübchen. Sport wirkt sich direkt auf die Gehirnstruktur aus, indem es unter anderem die Ausschüttung des Wachstumshormon BDNF anregt. Dieses sorgt dafür, dass sich neue Nervenzellen bilden und vernetzen können.
Experten empfehlen mindestens 150 Minuten moderate Aktivität (spazieren gehen, Wandern oder Nordic Walking) pro Woche oder 75 Minuten Sport bei hoher Intensität (Schwimmen Laufen oder Radfahren). Bei eingeschränkter Mobilität wird an drei oder mehr Tagen pro Woche zu Übungen geraten. Als geeignet wird aerobes Ausdauertraining, Krafttraining oder ein Multikomponententraining erachtet.
Weitere Risikofaktoren und Präventionsmaßnahmen
- Bluthochdruck und Diabetes: Statistisch gesehen steht Bluthochdruck in Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung einer Demenz. Der hohe Druck kann die Gefäße schädigen und so eine vaskuläre Demenz begünstigen. Auch Diabetes mellitus kann das Risiko für eine Demenz erhöhen. Hier können Gefäßschädigungen durch den erhöhten Blutzuckerwert eine Rolle spielen. Generell ist wichtig, den Blutdruck auf ein akzeptables Maß zu senken und die Blutzuckerwerte unter Kontrolle zu haben.
- Blutfette und Übergewicht: Auch erhöhte Blutfettwerte und Adipositas - also deutliches Übergewicht - sollten aus Präventionssicht Beachtung finden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, erhöhte Werte zu senken und Adipositas zu behandeln.
- Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum: Rauchen geht mit einem erhöhten Demenz-Risiko einher, ebenso übermäßiger Alkoholkonsum. Beim Alkoholkonsum steigt das Risiko allerdings erst deutlich an, wenn tatsächlich ein jahrelanger Missbrauch stattgefunden hat.
- Soziale Kontakte: Experten sind sich einig: In Sachen Demenz-Prävention hilft zudem ein aktives Leben mit vielen sozialen Kontakten, in der Gruppe und in der sozialen Interaktion. Gerade die Kommunikation und die Lebensfreude in der Gemeinschaft sei zentral wichtig, um mental fit und aktiv zu bleiben.
- Gehirnjogging: Wer geistig aktiv ist, bleibt eher geistig flexibel und erhält oder steigert gar die Intelligenz. Dies ist eine weit verbreitete Vorstellung. Aber senkt geistige Aktivität auch das Demenz-Risiko? Womöglich ja, vielleicht hat geistige Aktivität aber auch keinen Einfluss auf das Demenz-Risiko. Denn bislang konnten wissenschaftliche Studien hier kaum einen Zusammenhang finden. Trotzdem listet die WHO in ihren Empfehlungen zur Demenzprävention zumindest auch die Möglichkeit auf, dass man mittels Gehirnjogging einer Demenz ein Stück weit vorbeugen kann. In der Praxis lässt sich das Gehirn auf ganz verschiedene Arten auf Trab halten, sei es durch eine geistig anspruchsvolle Arbeit, regelmäßige Denksportübungen oder das Erlernen einer Fremdsprache oder eines Instruments.
Früherkennung und Diagnose
Immer wenn die Diagnose einer Demenz im Raum steht sind Ärzte und Ärztinnen bestrebt evtl. Auslöser zu finden oder die als Demenz getarnte Erkrankungen zu detektieren. Somit finden Blutuntersuchungen um bspw. vorliegende Entzündungen zu erkennen statt.
Professor Wiltfang und seinen Mitarbeitern von der Universität Erlangen-Nürnberg ist es jetzt gelungen, ein Testverfahren zu entwickeln, das zwischen mehreren Untergruppen der Aß-Peptide im Blut unterscheidet. Mit der Analyse der sechs Unterformen im Blut verfolgen die Wissenschaftler mehrere Ziele: Sie wollen Alzheimer-Patienten sehr früh erkennen, das heißt zu einem Zeitpunkt, an dem erst minimale Defizite der geistigen Leistungsfähigkeit bestehen. Von einer frühen Diagnose profitieren die Betroffenen, denn inzwischen stehen Medikamente zur Verfügung, die den Krankheitsverlauf verlangsamen. Die Mittel müssen rechtzeitig eingenommen werden, um den Betroffenen möglichst lange zu einem normalen Leben zu verhelfen. Darüber hinaus soll die Analyse der Aß-Peptide helfen, die Alzheimer-Erkrankung von anderen Arten der Demenz zu unterscheiden, die etwa bei Durchblutungsstörungen des Gehirns auftreten können. Denn jede der Demenz-Formen erfordert eine andere Behandlung.