Der Blob: Was macht diesen intelligenten Schleimpilz so einzigartig?

Forscher sind fasziniert vom Blob, einem intelligenten Einzeller, der wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse liefern könnte. Dieser Artikel beleuchtet die Besonderheiten dieses Superorganismus und zeigt, wo man ihn bestaunen kann.

Was ist der Blob?

Der Blob, wissenschaftlich als Physarum polycephalum bekannt, ist weder Tier noch Pflanze, sondern ein Einzeller (Myxomyzet), der zu den ältesten Lebewesen der Erde gehört. Optisch erinnert die gelbliche, glibberige Masse an einen nicht ganz durchgebratenen Pfannkuchen. Obwohl er kein Gehirn besitzt, gilt der Blob als intelligent und hat 720 Geschlechter. Teilt man ihn, entstehen innerhalb von zwei Minuten zwei neue Blobs.

Der Schleimpilz kann sein Volumen pro Tag verdoppeln und mehrere Quadratmeter groß werden. Findet er keine Nahrung, versetzt er sich in einen Ruhezustand und kann so bis zu zwei Jahre überleben. Der Blob lebt bevorzugt im dunklen Unterholz und ernährt sich von Bakterien und Pilzen.

Sein Name leitet sich von einem Vielfraß aus einem Science-Fiction-Film ab. Im Pariser Zoo kann man den Superorganismus live erleben.

Aussehen und Merkmale

Der Blob ähnelt einem gelben, glibbrigen Kohlblatt. Seine Sporokarpe, die sporenbildenden Fruchtkörper, sind gelb bis grau, linsen- oder scheibenförmig, manchmal auch aufgerollt und zusammenfließend. Die Sporen sind feinstachelig und aufgeraut, messen acht bis elf Mikrometer im Durchmesser und erscheinen in der Masse schwarzbraun, einzeln im Durchlicht violett.

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Bemerkenswert ist, dass der Blob aus nur einer Zelle besteht, die sich jedoch ausdehnen kann. Er ernährt sich von Pilzen und Bakterien.

Lebensraum

Der Blob existiert seit fast einer Milliarde Jahre auf der Erde. Er bevorzugt dunkle Umgebungen und lebt in der gemäßigten Zone in Nadel-, Misch- oder Laubwäldern auf verrottetem Holz oder Pilzen.

Vermehrung

Der Blob vermehrt sich über Konjugation, wobei Gene direkt von einer Spender- auf eine Empfängerzelle übertragen werden, ohne dass es zu einer Verschmelzung der Zellen kommt. Mit seinen 720 Geschlechtern kann er sich mit allen Geschlechtern außer dem eigenen paaren. Das Geschlecht wird durch drei Gene bestimmt.

Wird der Blob geteilt, ist die Zelle innerhalb von zwei Minuten wieder voll funktionstüchtig. Er kann auf eine Größe von mehreren Quadratmetern anwachsen, indem er sein Volumen pro Tag verdoppelt. Selbst ohne Nahrung kann er bis zu zwei Jahre überleben, indem er sich in den Ruhemodus versetzt.

Treffen zwei Blobs aufeinander, können sie miteinander verschmelzen.

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Lebensweise und Intelligenz

Obwohl der Blob kein Gehirn hat, ist er in der Lage, Probleme zu lösen. Er ist lernfähig und gibt sein Wissen sogar an andere Blobs weiter, wenn er mit ihnen verschmilzt. Er erinnert sich an Wanderungen und Mahlzeiten und speichert dieses Wissen in seinem Venennetz.

Er kann sich orientieren und den kürzesten Weg zwischen Nahrungsquellen finden. Dafür wächst er und bildet ein großes schleimiges Geflecht. Hat er Nahrung gefunden, bildet er sich auf die direkten Verbindungen zum Futter zurück. Seine natürliche Nahrung sind Bakterien und Pilze, aber er frisst auch gerne Haferflocken.

In Experimenten hat der Blob gezeigt, dass er sich im Labyrinth zurechtfindet und bereits erkundetes Terrain über eine Schleimspur markiert, um Umwege zu vermeiden.

Erkenntnisse für die Forschung

Der Blob besteht aus vielen identischen Zellkernen und ist für Wissenschaftler ein beliebtes Forschungsobjekt. Sein Verhalten wird als ausgelagertes Gehirn bezeichnet, und die Tatsache, dass Organismen ohne Gehirn lernen können, gilt als Meilenstein.

Mögliche Anwendungen

Wissenschaftler erforschen den Schleimpilz weltweit, um Fortschritte in verschiedenen Bereichen zu erzielen:

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  • Krebsforschung: Erkenntnisse über das Wachstum von Tumoren, da Krebszellen ähnlich wachsen wie der Blob.
  • Umweltschutz: Der Blob könnte bei der Entgiftung der Umwelt helfen, da er chemische Substanzen aufnimmt.
  • Intelligente Roboter: Steuerung von Robotern in dunklen Ecken durch den lichtscheuen Schleimpilz.
  • Neue Medikamente: Der Blob scheidet Bakterien und Pilze über ein Enzym aus.

Der Blob in den Medien

Der Blob erlangte durch den Science-Fiction-Film "Blob - Schrecken ohne Namen" Bekanntheit. Heute ist er im Pariser Zoo eine Sensation. Audrey Dussutour, Forscherin am Centre national de la recherche scientifique (CNRS) in Toulouse, forscht seit über zehn Jahren an Physarum polycephalum.

Der Blob als "Einzeller des Jahres"

Die Deutsche Gesellschaft für Protozoologie kürte den Physarum polycephalum zum "Einzeller des Jahres" 2021. Er hat über 720 Geschlechter, besitzt weder Sinnesorgane, Gehirn noch Nervensystem, aber beherrscht Intelligenz. Sein Zellkern teilt sich, ohne dass sich die Zelle selbst teilt, wodurch er sich über mehrere Quadratmeter ausdehnen kann.

Gedächtnis des Blobs

Wissenschaftlerinnen des Max-Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorganisation (MPI-DS) und der Technischen Universität München (TUM) haben herausgefunden, dass sich der Schleimpilz über Botenstoffe Erinnerungen an Nahrungsorte in die Architektur seines netzwerkartigen Körpers webt. Ein Kontakt mit Nahrung löst die Freisetzung einer Chemikalie aus, die sich vom Fundort der Nahrung durch den gesamten Organismus bewegt und die Röhren weicher macht. Dadurch richtet sich der Organismus neu auf die Nahrung aus.

Lernen und Kommunikation

Der Blob kann lernen, negative Reize zu umgehen und dieses Wissen an verschmolzene Zellen weitergeben.

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