Ein Neurologe ist ein hochspezialisierter Facharzt, der sich mit der Diagnose und Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems befasst. Dieses komplexe System umfasst das Gehirn, das Rückenmark und die peripheren Nerven, die zusammen alle Funktionen des Körpers steuern. Neurologen sind Experten für eine Vielzahl von neurologischen Krankheitsbildern, darunter Schlaganfälle, Multiple Sklerose, Parkinson und Epilepsie. Der Artikel beleuchtet die vielfältigen Aufgaben eines Neurologen, von der Diagnose über die Therapie bis hin zu den Karrierewegen und Verdienstmöglichkeiten in diesem wichtigen medizinischen Fachgebiet.
Was ist ein Neurologe?
Ein Neurologe ist ein Arzt mit einer abgeschlossenen Facharztausbildung in der Neurologie, der sich auf die Diagnose und Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems spezialisiert hat. Der Begriff "Neurologe" stammt aus dem Griechischen, wobei "neuron" für Nerv und "logos" für Lehre steht. Neurologen befassen sich mit dem zentralen, peripheren und dem vegetativen Nervensystem sowie deren Erkrankungen.
Historisch gesehen wurden die Fachgebiete Neurologie und Psychiatrie unter dem Überbegriff "Nervenheilkunde" zusammengefasst. Heute sind sie jedoch als eigenständige Disziplinen anerkannt. Ein Nervenarzt war ursprünglich ein Arzt, der in beiden Fachbereichen ausgebildet war. Seit der Änderung in den Ausbildungsrichtlinien Anfang der 2000er Jahre werden diese Disziplinen jedoch separat gelehrt und praktiziert.
Was macht ein Neurologe?
Die Hauptaufgabe eines Neurologen ist die Diagnose und Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems. Dazu zählen das Gehirn, das Rückenmark sowie die peripheren Nerven und die Muskulatur. Der Facharzt untersucht und therapiert neurologische Störungen, die sich in Symptomen wie Lähmungen, Gefühlsstörungen, Muskelzittern oder Sprachproblemen äußern können.
Bevor ein Neurologe weitere Diagnose- und Therapiemaßnahmen ergreift, führt er beim Patienten eine sogenannte neurologische Anamnese durch. Hierbei befragt er den Betroffenen hinsichtlich seiner Beschwerden und Vorerkrankungen. Im Anschluss führt der Neurologe eine erste neurologische Untersuchung durch. Hierbei überprüft der Hirnarzt die Körperhaltung des Patienten auf Bewegungs- und Gleichgewichtsstörungen und hört Herz und Lunge ab. Ausgehend von den Ergebnissen dieser Voruntersuchungen führt der Neurologe dann gegebenenfalls weitere Untersuchungen durch.
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Neurologische Untersuchung
Eine neurologische Untersuchung dient dazu, Krankheiten des Nervensystems zu erkennen. Dazu gehören so unterschiedliche Erkrankungen wie Schlaganfall, Parkinson, chronische Migräne, Hirnhautentzündung, Epilepsie oder Multiple Sklerose. Sie können sich zum Beispiel in Lähmungserscheinungen in Armen oder Beinen, Schwindel oder Sprachproblemen, Muskelschwäche, Empfindungsstörungen oder Verwirrtheit äußern.
Eine neurologische Untersuchung umfasst deshalb eine ganze Reihe von Tests, etwa der Muskelkraft, der Koordination und des Gedächtnisses. Eine Vorbereitung ist nicht nötig. Um die richtige Diagnose stellen zu können, prüft die Ärztin oder der Arzt ganz normale Bewegungen und Reaktionen. Da das Nervensystem so gut wie alle Vorgänge im Körper steuert, von der Atmung über die Muskelbewegungen bis hin zu Verdauung und Tastsinn, ist eine neurologische Untersuchung manchmal zeitaufwendig.
Ablauf einer neurologischen Untersuchung
Eine neurologische Untersuchung folgt einem klaren Ablauf. Sie beginnt stets mit einem Gespräch, in dem die Ärztin oder der Arzt unter anderem nach Beschwerden und Vorerkrankungen fragt (Anamnese). Danach wird geprüft, ob es äußere Anzeichen für eine Erkrankung gibt. Dies lässt sich zum Beispiel an der Art zu gehen, an der Körperhaltung, am Gleichgewicht oder an Bewegungseinschränkungen erkennen. Bei einer kurzen körperlichen Untersuchung hört die Ärztin oder der Arzt die Lunge und das Herz ab und misst den Puls.
Es folgen verschiedene Tests, deren Aufwand und Ablauf vom vermuteten Krankheitsbild abhängen. Grundsätzlich können vom Gehirn bis zum Beinmuskel alle Bereiche des Körpers neurologisch untersucht werden, die von Nervenkrankheiten betroffen sein können. Wenn eine Patientin oder ein Patient nicht oder nur eingeschränkt in der Lage ist, Fragen zu beantworten und aktiv bei den Tests mitzumachen, können nahestehende Menschen helfen.
Untersuchung der Hirnnerven
Jeder Mensch hat zwölf Hirnnerven. Sie steuern zum Beispiel die Muskeln der Augen, des Kiefers oder der Zunge. Zudem gibt es je einen Riech-, Seh-, Hör- und Gleichgewichtsnerv. Beeinträchtigtes Sehen, Hören, Riechen, Schmecken oder Sprechen können auf eine Nervenerkrankung hindeuten.
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Der Geruchssinn wird mit bestimmten Duftstoffen getestet. Dazu hält die Ärztin oder der Arzt neutral gestaltete Röhrchen mit Proben zum Beispiel von Kaffee, Vanille, Zimt oder Seife einzeln unter jedes Nasenloch. Der Duftstoff ist dann von einer Leerprobe zu unterscheiden. Auch Naserümpfen oder Zähneblecken gehört zur Untersuchung - so wird der Gesichtsnerv überprüft. Wie in der Augenarztpraxis kann das Sehvermögen durch Erkennen von Buchstaben oder Zeichen auf Lesetafeln untersucht werden. Zudem kann die Ärztin oder der Arzt mit einem Fingertest prüfen, ob das Gesichtsfeld eingeschränkt ist. Dabei wird ein Auge mit der Hand verdeckt, das andere blickt geradeaus.
Untersuchung der Beweglichkeit, Feinmotorik und Koordination
Die allgemeine Beweglichkeit, Feinmotorik und Koordination sind ein weiterer Untersuchungsabschnitt. Wie gut kann man Arme und Beine bewegen, Knopfverschlüsse öffnen oder schreiben? Wie viele Schritte sind nötig, um sich einmal um die eigene Achse zu drehen? Wie sicher führt man mit geschlossenen Augen und im weiten Bogen einen Finger zur Nase oder berührt im Liegen mit der Ferse das andere Knie?
Überprüfung der Sensibilität
Ob das Schmerz- und Berührungsempfinden gestört ist, stellt die Ärztin oder der Arzt meist mit einem weichen Stoff und einer Nadel fest. In diesen Bereich gehören Sprach- und Rechentests sowie Fragen und Tests zur Merkfähigkeit und zur Orientierung, etwa nach der Jahreszeit, nach dem Datum, dem Beruf oder dem aktuellen Ort.
Untersuchung des vegetativen Nervensystems
Hier rücken unwillkürliche Körpervorgänge wie Gefäßsystem, Kreislauf, Atmung, Schwitzen, Wasserlassen und Verdauung ins Blickfeld.
Untersuchung der kognitiven Fähigkeiten und psychischer Probleme
Die Leistungsfähigkeit des Gehirns lässt sich anhand von standardisierten Tests überprüfen. Auch für Gedächtnisprobleme gibt es spezielle Fragen und Tests. Konzentrationsprobleme oder eine Energiemangel oder Antriebsschwäche können auch auf psychische Probleme hindeuten, weshalb der Neurologe oder die Neurologin auf mögliche Anzeichen besonders achtet.
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Medizintechnische Untersuchungen
Konkrete Veränderungen im Gehirn, die mit einer neuronalen Erkrankung in Verbindung stehen, können mit Medizintechnik näher untersucht werden - entweder zur Bestätigung oder zum Ausschluss eines Verdachts.
Solche Untersuchungen sind beispielsweise:
- Elektroenzephalogramm (EEG) zur Messung der Hirnströme
- Elektromyografie (EMG) zur Messung der Nerven- und Muskelaktivität
- Elektroneurografie (ENG) zur Messung der Nervenleitung
- Bildgebende Verfahren wie Ultraschall der hirnversorgenden Gefäße, Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT)
- Laboruntersuchungen von Blut, Urin oder der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit
Behandlungsschwerpunkte in der Neurologie
Das Nervensystem, ein komplexes Netzwerk aus Gehirn, Rückenmark und peripheren Nerven, steuert alles, von einfachen motorischen Bewegungen bis hin zu komplexen kognitiven Prozessen. Aufgrund seiner zentralen Bedeutung für das menschliche Wohlbefinden hat die Neurologie die Aufgabe, Erkrankungen zu adressieren, deren Spektrum von genetisch bedingten Störungen bis hin zu erworbenen Bedingungen reicht. Zu den wichtigsten behandelten Krankheitsbildern gehören:
- Alzheimer-Krankheit und andere Demenzformen: Diese degenerativen Erkrankungen führen zu einem fortschreitenden Gedächtnisverlust und anderen kognitiven Beeinträchtigungen. Sie resultieren aus dem Absterben von Gehirnzellen und anderen pathologischen Veränderungen im Gehirn.
- Parkinson-Krankheit: Eine Bewegungsstörung, die durch Zittern, Steifheit und Schwierigkeiten bei der Bewegung und Koordination gekennzeichnet ist. Sie ist auf den Verlust von Nervenzellen zurückzuführen, die Dopamin produzieren.
- Multiple Sklerose: Eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die Myelinscheiden angreift, die die Nervenzellen im Zentralnervensystem umgeben. Dies führt zu einer Vielzahl von Symptomen, darunter motorische und sensorische Beeinträchtigungen.
- Epilepsie: Eine Gruppe von Erkrankungen, die durch das Auftreten von wiederholten Anfällen charakterisiert sind. Diese Anfälle sind das Ergebnis von plötzlichen, abnormen elektrischen Aktivitäten im Gehirn.
- Schlaganfall: Tritt auf, wenn die Blutzufuhr zu einem Teil des Gehirns unterbrochen wird, was zu einem plötzlichen Verlust von Gehirnfunktionen führt. Es gibt zwei Haupttypen von Schlaganfällen: ischämische und hämorrhagische. Für die effiziente Behandlung von Schlaganfallpatienten sind spezielle Abteilungen in Krankenhäusern (stroke units) unerlässlich.
- Amyotrophe Lateralsklerose (ALS): Eine fortschreitende neurodegenerative Krankheit, die die Nervenzellen betrifft, die für die Steuerung willkürlicher Muskelbewegungen verantwortlich sind.
- Migräne: Eine Form des Kopfschmerzes, die oft einseitig auftritt und von Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen und Empfindlichkeit gegenüber Licht und Lärm begleitet wird.
- Guillain-Barré-Syndrom: Eine seltene Störung, bei der das Immunsystem die Nervenzellen angreift, was zu Schwäche und oft zu Lähmungen führt.
Diagnostik in der Neurologie
Grundlage für die präzise Erkennung und Behandlung neurologischer Störungen ist eine moderne Diagnostik. Die wichtigsten diagnostischen Instrumente und Methoden, die in der Neurologie verwendet werden, sind:
- Computertomografie (CT): Diese bildgebende Methode verwendet Röntgenstrahlen, um detaillierte Querschnittbilder des Körpers zu erstellen, was besonders nützlich ist, um Probleme im Gehirn und in der Wirbelsäule zu diagnostizieren.
- Magnetresonanztomografie (MRI): MRI nutzt starke Magneten und Radiowellen, um detaillierte Bilder der Organe und Strukturen im Körper zu erzeugen, einschließlich des Gehirns und anderer Teile des Nervensystems.
- Elektroenzephalogramm (EEG): Diese Methode zeichnet die elektrische Aktivität des Gehirns auf und wird häufig zur Diagnose von Epilepsie und anderen Gehirnstörungen verwendet.
- Lumbalpunktion (Spinaltap): Hierbei wird eine Probe der Zerebrospinalflüssigkeit entnommen, um auf Infektionen, Blutungen oder andere neurologische Zustände zu testen.
- Positronenemissionstomografie (PET): Diese nuklearmedizinische Bildgebungstechnik wird verwendet, um die zelluläre Funktion und den Metabolismus im Gehirn zu beobachten, was bei der Früherkennung von Krankheiten wie Alzheimer hilfreich sein kann.
- Elektromyografie (EMG) und Nervenleitgeschwindigkeit (NCV): Diese Tests messen die elektrische Aktivität in Muskeln und Nerven, um neuromuskuläre Erkrankungen wie ALS zu diagnostizieren.
- Duplexsonographie der hirnversorgenden Arterien: Eine Ultraschalltechnik, die verwendet wird, um den Blutfluss in den Arterien zu beurteilen und Störungen wie Verengungen oder Blockaden zu erkennen.
- Arteriogramm (Angiogramm): Ein Röntgenbild der Arterien und Venen, das verwendet wird, um Verengungen oder Blockierungen in den Blutgefäßen zu identifizieren, insbesondere im Gehirn und Rückenmark.
Ambulant oder stationär?
Als Neurologe hat man die Möglichkeit, sowohl ambulant in einer Praxis, stationär in einer Klinik oder auch in spezialisierten Rehabilitationszentren und Forschungseinrichtungen zu arbeiten. Der Unterschied zwischen der Tätigkeit eines Neurologen im ambulanten und im stationären Bereich liegt hauptsächlich in der Art der Patientenversorgung und der Arbeitsumgebung.
Ambulante Tätigkeit
Ein Neurologe, der ambulant arbeitet, ist meist in einer Praxis oder einem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) tätig. Hier werden Patienten in der Regel mit weniger akuten oder chronischen neurologischen Erkrankungen behandelt. Die häufigsten Aufgaben in der ambulanten Neurologie umfassen die Diagnostik und Langzeitbetreuung von Erkrankungen wie Migräne, Multiple Sklerose, Parkinson, Epilepsie und neuropathischen Schmerzen.
Stationäre Tätigkeit
Neurologen, die stationär arbeiten, sind in Krankenhäusern oder spezialisierten neurologischen Kliniken tätig. Hier stehen die Akutversorgung und die Behandlung schwerer oder komplexer neurologischer Krankheitsbilder im Vordergrund. Zu den typischen stationären Aufgaben gehören die Betreuung von Schlaganfallpatienten, die Versorgung neurologischer Notfälle wie Schädel-Hirn-Verletzungen und die intensive Betreuung von Patienten auf neurologischen Intensivstationen. Im stationären Bereich wird eng mit anderen Fachabteilungen, wie der Neurochirurgie oder der Radiologie, zusammengearbeitet.
Wie werde ich Neurologe?
Um Neurologe zu werden, ist ein klar strukturierter Ausbildungsweg notwendig, der in mehrere Phasen unterteilt ist. Der Einstieg erfolgt über ein Studium der Humanmedizin, gefolgt von einer Facharztausbildung, die auf Neurologie spezialisiert ist.
Das Medizinstudium
Das Medizinstudium bildet die Grundlage für die Karriere als Neurologe. Es dauert in der Regel sechs Jahre und gliedert sich in drei Abschnitte: Vorklinik, Klinik und das Praktische Jahr (PJ). In den ersten beiden Jahren (Vorklinik) erwerben Studierende grundlegende Kenntnisse in Fächern wie Anatomie, Biochemie und Physiologie.
Im klinischen Abschnitt des Studiums (Jahre 3 bis 5) werden diese Grundlagen in praxisorientierten Fächern wie Innerer Medizin, Chirurgie und Neurologie vertieft. Während der dreijährigen Klinikphase absolvieren die Studierenden unter anderem vier Famulaturen, bei denen sie praktische Erfahrungen sammeln. Wer sich bereits früh für Neurologie interessiert, kann in dieser Zeit erste Einblicke in den Alltag einer neurologischen Klinik oder Praxis gewinnen. Das Praktische Jahr im sechsten Studienjahr besteht aus drei Tertialen, von denen eines frei gewählt werden kann.
Die Facharztausbildung
Nach dem erfolgreichen Abschluss des Medizinstudiums mit dem dritten Staatsexamen erfolgt die Facharztausbildung zum Neurologen. Diese dauert insgesamt fünf Jahre und wird in einer neurologischen Klinik mit Weiterbildungsermächtigung absolviert. Die Ausbildung ist detailliert strukturiert und folgt den Vorgaben der Musterweiterbildungsordnung der Bundesärztekammer.
- Stationäre neurologische Patientenversorgung (24 Monate): Der erste Schwerpunkt der Facharztausbildung liegt auf der stationären Versorgung von Patienten. In diesen zwei Jahren erlernen angehende Neurologen die grundlegenden diagnostischen und therapeutischen Verfahren in der Neurologie. Dazu gehört die Durchführung von neurologischen Untersuchungen, die Interpretation von bildgebenden Verfahren wie MRT oder CT sowie der Einsatz von spezifischen diagnostischen Methoden wie EEG, EMG und NLG.
- Psychiatrie und Psychotherapie (12 Monate): Ein fester Bestandteil der Facharztausbildung sind mindestens 12 Monate in der Psychiatrie und Psychotherapie. Da viele neurologische Erkrankungen auch psychische Symptome hervorrufen, ist dieses Modul essenziell.
- Intensivmedizinische Versorgung (6 Monate): Weitere 6 Monate müssen in der intensivmedizinischen Betreuung neurologischer Patienten abgeleistet werden. Hier liegt der Fokus auf der Behandlung schwerer neurologischer Notfälle, wie Schädel-Hirn-Verletzungen, Schlaganfällen und Bewusstseinsstörungen.
- Ambulante und weitere stationäre Versorgung (bis zu 24 Monate): Bis zu 24 Monate der Facharztausbildung können in der ambulanten Versorgung, also in neurologischen Praxen und in weiteren fachverwandten Gebieten absolviert werden. Diese Phase bietet die Möglichkeit, zusätzliche Schwerpunkte zu setzen und das Fachwissen zu erweitern.
Die gesamte Facharztausbildung wird durch eine enge Supervision von erfahrenen Fachärzten begleitet. Während der Weiterbildung lernen die angehenden Neurologen nicht nur die medizinisch-technischen Aspekte des Berufs, sondern auch den sensiblen Umgang mit Patienten, die oft mit lebensverändernden Diagnosen konfrontiert sind.
Spezialisierung
Nach Abschluss der Facharztausbildung haben Neurologen die Möglichkeit, sich auf bestimmte Teilgebiete der Neurologie zu spezialisieren. Eine solche Spezialisierung erlaubt eine noch gezieltere Diagnostik und Behandlung komplexer Erkrankungen des Nervensystems. Häufige Spezialisierungen sind unter anderem die Epileptologie, die sich mit der Diagnose und Therapie von Epilepsien beschäftigt, sowie die Neuroimmunologie, die entzündliche Erkrankungen wie Multiple Sklerose in den Mittelpunkt stellt.
Weitere Spezialisierungsrichtungen umfassen die Behandlung neuromuskulärer Erkrankungen wie der Amyotrophen Lateralsklerose (ALS) oder Myasthenia gravis, die Neuroonkologie mit dem Fokus auf Tumorerkrankungen des Gehirns und Rückenmarks sowie die Schlaganfallmedizin in spezialisierten Stroke Units. Auch die Schmerztherapie, insbesondere bei chronischen Schmerzen, und die geriatrische Neurologie, die sich mit altersbedingten neurologischen Erkrankungen wie Demenzen oder Morbus Parkinson befasst, bieten Neurologen attraktive Spezialisierungsfelder. Darüber hinaus bestehen Möglichkeiten in der neurologischen Intensivmedizin oder der neurorehabilitativen Medizin.
Gehalt eines Neurologen
Das Durchschnittsgehalt eines Neurologen liegt in Deutschland bei etwa 85.000 bis 90.000 € brutto im Jahr. Das genaue Einkommen variiert jedoch je nach Berufserfahrung, Arbeitsort und Position. Ein Berufseinsteiger, der als Assistenzarzt in der Neurologie tätig ist, verdient im ersten Jahr durchschnittlich rund 58.000 € jährlich. Mit zunehmender Erfahrung und Verantwortung steigt das Gehalt erheblich. So kann ein erfahrener Oberarzt in einer neurologischen Abteilung etwa 100.000 bis 130.000 € pro Jahr verdienen.
Neben dem Grundgehalt haben Neurologen auch die Möglichkeit, durch Bereitschaftsdienste, Gutachtertätigkeiten oder die Leitung spezialisierter Abteilungen ihr Einkommen zu steigern. In der niedergelassenen Praxis hängt das Einkommen stark von der Anzahl der Patienten und der regionalen Nachfrage ab.
Gehalt in der stationären Versorgung
Die Gehälter von Neurologen in der stationären Versorgung in Deutschland unterscheiden sich je nach Position, Art der Einrichtung, Komplexität der Aufgaben und der Berufserfahrung. In Krankenhäusern und Kliniken sind die Gehälter in der Regel tarifgebunden, was bedeutet, dass sie durch Tarifverträge festgelegt werden, die für die jeweilige Einrichtung gelten.
Zur Orientierung: Grundgehälter für Ärztinnen und Ärzte an den kommunalen Krankenhäusern im Geltungsbereich des TV-Ärzte/VKA nach Position und 3 Jahren Berufserfahrung (gerundet):
- Assistenzärzte/-ärztinnen 5.800 EUR
- Fachärzte/-ärztinnen 8.100 EUR
- Oberärzte/-ärztinnen 10.000 EUR
Einkommen in der ambulanten Versorgung
In ambulanten Praxen liegt der Arbeitsschwerpunkt von Neurologen hauptsächlich auf die Behandlung von Folgeerscheinungen von Schlaganfällen und chronischen Erkrankungen. Der Reinertrag pro Praxis lag Jahr 2021 bei etwa 238.000 € lag, was rund 20 % unter dem Durchschnitt aller ambulanten Praxen ist.
Berufliche Perspektiven im Fachbereich Neurologie
Die Neurologie ist ein medizinisches Fachgebiet, das aufgrund der alternden Bevölkerung stetig wächst. Der steigende Anteil älterer Menschen führt zu einem erhöhten Bedarf an neurologischer Versorgung, da mit dem Alter häufig neurologische Erkrankungen wie Schlaganfälle, Demenz und Parkinson zunehmen. Dieser demographische Wandel erzeugt eine kontinuierliche Nachfrage nach spezialisierten Fachkräften sowohl in der stationären als auch in der ambulanten Versorgung.
Die Attraktivität des Berufs liegt unter anderem in den vielfältigen Spezialisierungsmöglichkeiten, die hervorragende Berufschancen bieten. Zu diesen Spezialisierungen zählen unter anderem Bereiche wie Schlaganfallmedizin, neuromuskuläre Erkrankungen, Epileptologie und Bewegungsstörungen. Jede dieser Subspezialitäten erfordert tiefgehendes Wissen über spezifische Störungen des Nervensystems und deren Behandlungsstrategien, was Neurologen ermöglicht, sich in einem oder mehreren dieser hochspezialisierten Felder zu etablieren.
Die zunehmende Bedeutung der Neurologie wird durch den fortschreitenden medizinischen Fortschritt und die Entwicklung neuer Behandlungsansätze weiter gestärkt. Dies bietet Neurologen nicht nur die Möglichkeit, an der Spitze medizinischer Innovationen zu arbeiten, sondern auch eine führende Rolle in der Erforschung und Anwendung neuer Technologien und Therapien zu übernehmen, die das Potenzial haben, die Lebensqualität von Patienten signifikant zu verbessern.
Insgesamt sind die beruflichen Perspektiven für Neurologen sehr positiv, mit einer stabilen Nachfrage nach Fachkenntnissen in einem Bereich, der direkt zur Behandlung und Pflege einer wachsenden Zahl von Patienten beiträgt.
Die Entwicklung der Neurologie
Die neurologische Forschung begann Anfang des 19. Jahrhunderts. Da sich viele neurologische Erkrankungen in Form von körperlichen Beschwerden äußern, war die Neurologie in ihrer einen Quelle ein Teilgebiet der inneren Medizin. Die Behandlung der Erkrankungen von "Geisteskranken" stellte hingegen schon im 18. Jahrhundert eine selbstständige Fachrichtung dar und führte zur Gründung der Psychiatrie.
Heinrich-Moritz Romberg (1799-1873), Nicolaus Friedreich (1825-1882), Wilhelm Heinrich Erb (1840-1921) und Heinrich Quincke (1842-1922) gehörten Mitte des 19. Jahrhunderts zu den ersten Ärzten, welche die Neurologie als von der inneren Medizin unabhängige Disziplin beschrieben. Andere Forscher wie Wilhelm Griesinger (1817-1866) und Carl Westphal (1833-1890) strebten eine Verbindung der Neurologie mit der Psychiatrie an.
Unter Medizinern blieb die Frage bis Anfang des 20. Jahrhunderts umstritten, ob die Neurologie als Teilgebiet der inneren Medizin oder der Psychiatrie einzuordnen ist bzw. Mit der Gründung der "Gesellschaft Deutscher Nervenärzte" trennte sich die Neurologie 1906 erstmals offiziell als Spezialgebiet von der inneren Medizin. Hintergrund war die Überzeugung der Gründungsmitglieder, zu denen u.a. der Berliner Hermann Oppenheim (1858-1919) und Erb aus Heidelberg gehörten, dass die Internisten aufgrund der Vielfalt ihrer Aufgaben nicht mehr in der Lage seien die Nervenkrankheiten weiterhin mit abzudecken. Erb wurde zum ersten Vorsitzenden (bis 1911) der Gesellschaft gewählt, in den Jahren 1918 bis 1924 leitete der Hamburger Max Nonne (1861-1959), ein Schüler Erbs, die Gesellschaft.
Schließlich verfügte aber die nationalsozialistische Regierung 1935 die Auflösung der Gesellschaft und ihre Vereinigung mit der Psychiatrie zu einer "Gesellschaft Deutscher Neurologen und Psychiater". Nach dem Krieg leitete Heinrich Pette die neurologische Sektion der Gesellschaft Deutscher Neurologen und Psychiater bis zu deren Auflösung im Jahre 1955 weiter. 1950 gelang es Pette in Bonn die alte Gesellschaft Deutscher Nervenärzte als "Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN)" wiederzugründen.
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