Parkinson-Krankheit: Ursachen, Symptome und Behandlungsansätze

Die Parkinson-Krankheit, auch bekannt als Morbus Parkinson oder idiopathisches Parkinson-Syndrom (IPS), ist eine chronisch fortschreitende neurologische Erkrankung, die durch den Verlust von Nervenzellen in bestimmten Hirnregionen gekennzeichnet ist. Nach der Alzheimer-Krankheit ist sie die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. Die Diagnose Parkinson stellt Betroffene und ihre Angehörigen vor große Herausforderungen, da die Krankheit bis heute nicht heilbar ist. Dennoch gibt es vielfältige Therapieansätze, die dazu beitragen können, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen langfristig zu erhalten.

Ursachen der Parkinson-Krankheit

Bis heute konnte keine einheitliche, konkrete Ursache für die Parkinson-Erkrankung identifiziert werden. Es besteht die Möglichkeit, dass mehrere Faktoren zum Krankheitsausbruch beitragen können.

Dopaminmangel im Gehirn

Im Gehirn kommunizieren Nervenzellen über chemische Botenstoffe, sogenannte Neurotransmitter. Diese sind essenziell für die Steuerung von Bewegungsabläufen. Bei der Parkinson-Erkrankung kommt es zum Absterben von Neuronen, die für die Produktion des Neurotransmitters Dopamin zuständig sind. Warum diese Nervenzellen zugrunde gehen, ist noch nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass ein Dopamin-Mangel zu Einschränkungen in der Kommunikation der Neuronen führt. Dies führt letztendlich zu den ersten Symptomen der Parkinson-Krankheit, wie Zittern, Muskelsteifigkeit und Bewegungsverlangsamung.

Genetische Faktoren

Die Parkinson-Erkrankung ist in den meisten Fällen nicht genetisch bedingt, sondern tritt aus zunächst unbekannten Gründen auf. Rein erbliche Formen machen nur etwa 5-10 % der Fälle aus. Es gibt jedoch genetische Faktoren, die zum Krankheitsausbruch beitragen können. Eines der identifizierten "Parkinson-Gene" (PARK1) ist für die Herstellung von Alpha-Synuclein verantwortlich. Dieses Protein reguliert unter anderem die Dopamin-Ausschüttung. Liegt eine Genmutation vor, kann das Alpha-Synuclein defekt sein. Das "unbrauchbare" Protein lagert sich dann als sogenannte "Lewy-Körperchen" in den Zellen ab, wodurch diese nicht mehr richtig arbeiten können und schließlich absterben.

Darm-Hirn-Achse und gestörte Darmflora

Eine gestörte Darmflora könnte eine weitere Ursache der Parkinson-Erkrankung sein. Es ist bekannt, dass Darm und Gehirn über die "Darm-Hirn-Achse" miteinander verbunden sind und sich gegenseitig beeinflussen. Bei Parkinson-Patienten finden sich in der Darmflora vermehrt Bakterien, die Entzündungen verursachen. Zudem haben sie oft eine durchlässigere Darmschleimhaut, was das Risiko für Darmentzündungen erhöht. Auch das Alpha-Synuclein, das eine Schlüsselrolle bei der Krankheitsentstehung spielt, wurde im Darm und im Nervus vagus (Verbindung zwischen Gehirn und Darm) nachgewiesen. Möglicherweise wird das Protein im Darm durch Toxine und Bakterien gestört. Dies könnte erklären, warum Parkinson-Patienten häufig unter Verstopfungen leiden.

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Autoimmunreaktion

Experten vermuten, dass die Parkinson-Erkrankung zumindest teilweise eine Autoimmunerkrankung sein könnte. Auch in diesem Szenario spielt Alpha-Synuclein eine Rolle. Bei Parkinson-Patienten greifen die Abwehrzellen (T-Zellen) das Protein an, da das Immunsystem es fälschlicherweise als schädlichen Eindringling identifiziert.

Oxidativer Stress

Wie so viele Krankheiten könnte auch Parkinson auf oxidativen Stress zurückzuführen sein. Hierbei entsteht ein Ungleichgewicht aus Oxidantien und Antioxidantien, wodurch vermehrt toxische, sauerstoffhaltige Moleküle produziert werden. Diese greifen Mitochondrien (Energieversorgung der Zellen) und Lysosomen (Abbau von Stoffen) an, die überlebenswichtig für die Zellen sind. In der Folge kommt es zum Zelltod. Dopamin-produzierende Nervenzellen stehen im Verdacht, besonders empfindlich auf oxidativen Stress zu reagieren.

Medikamente und andere Erkrankungen

Die Parkinson-Symptome können auch durch bestimmte Medikamente oder andere Erkrankungen ausgelöst werden, wie z. B. Durchblutungsstörungen oder Verletzungen des Gehirns.

Aszensionshypothese

Die Aszensionshypothese besagt, dass Parkinson zumindest teilweise im Verdauungstrakt beginnt und sich über Nervenbahnen ins Gehirn ausbreitet. Diese Hypothese wurde von schwedischen Forschern bestätigt, die den Zusammenhang zwischen Darm und Gehirn bei Parkinson erforschten. Demnach breitet sich beim "body first type" die Erkrankung vom Darm über den Vagusnerv ins Gehirn aus. Ältere Untersuchungen an Mäusen zeigten bereits, dass Parkinson verlangsamt werden kann, wenn der Vagusnerv gekappt wird. Eine Studie von schwedischen Forschern zeigt, dass eine Vagotomie, bei der der Vagusnerv ganz oder teilweise getrennt wird, das Parkinson-Risiko senken kann.

Symptome der Parkinson-Krankheit

Die Parkinson-Krankheit entwickelt sich schleichend, und erste Anzeichen können schon Jahre vor den typischen motorischen Symptomen auftreten. Die Symptome verschlechtern sich nach und nach und beeinträchtigen die Betroffenen immer mehr in ihrem Alltag. Viele Symptome treten zunächst nur auf einer Körperseite auf.

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Frühsymptome

Zu den frühen Anzeichen von Parkinson gehören:

  • Schlafstörungen
  • Sehstörungen
  • Riechstörungen
  • Muskel- und Gelenkschmerzen
  • Beschwerden im Nacken- oder Lendenwirbelbereich
  • Störung der Feinmotorik (z. B. veränderte Handschrift)
  • Veränderung beim Mitschwingen der Arme beim Gehen
  • Abgeschlagenheit und Müdigkeit
  • Unsicherheit und Unruhe
  • Zittern
  • Depressive Verstimmung
  • Verstopfung

Hauptsymptome

Die klassischen Parkinson-Symptome sind:

  • Zittern (Tremor): Meist beginnen die Finger, Hände oder Arme im Ruhezustand zu zittern.
  • Bewegungsverlangsamung (Bradykinese): Die Bewegungen von Rumpf, Armen, Beinen und der Gesichtsmuskulatur sind verlangsamt. Dies bewirkt Veränderungen der Körperhaltung, des Gangs, der Mimik, Sprache und Feinmotorik.
  • Muskelsteifigkeit (Rigor): Die Muskeln sind steif und angespannt, was zu Schmerzen führen kann.
  • Gleichgewichtsstörungen: Durch die Störung der Reflexe, die für ein Ausbalancieren des Körpers während einer Bewegung sorgen, entstehen Gleichgewichtsstörungen. Unvorhergesehene Bewegungen können somit nicht mehr ausgeglichen werden.

Weitere Symptome

Zusätzlich zu den Hauptsymptomen können weitere Symptome auftreten, die sich in ihrer Schwere zwischen einzelnen Betroffenen unterscheiden oder nicht bei jedem Patienten vorkommen:

  • "Einfrieren" von Bewegungen (Freezing)
  • Sprachschwierigkeiten
  • Schluckbeschwerden
  • Störungen der vegetativen Funktionen (z. B. Blutdruck und Verdauung)
  • Schlafstörungen
  • Depressionen
  • Geistige Beeinträchtigungen bis hin zur Demenz
  • Verlust des Geruchssinns (Hyposmie)
  • Störung der Blutdruckregulation (orthostatische Hypotension)
  • Blasenfunktionsstörungen
  • Starkes Schwitzen (Hyperhidrose)
  • Sexuelle Funktionsstörungen (z. B. Erektionsschwäche)

Parkinson-Syndrome

Das Parkinson-Syndrom umfasst vier Gruppen, die die typischen Symptome wie Bewegungsstörungen, Muskelsteifheit und Zittern gemeinsam haben, auch wenn die Ursachen des jeweiligen Parkinson-Syndroms unterschiedlich sein können:

  • Idiopathisches oder primäres Parkinson-Syndrom (Morbus Parkinson): Die häufigste Form, deren Ursachen und Auslöser bisher unbekannt sind.
  • Genetisch bedingtes Parkinson-Syndrom: Die Krankheit tritt gehäuft in Familien auf.
  • Atypisches Parkinson-Syndrom: Tritt im Zusammenhang mit anderen neurologischen Erkrankungen wie etwa der Lewy-Körper-Demenz auf.
  • Symptomatisches oder sekundäres Parkinson-Syndrom: Kann durch Medikamente, Vergiftungen, Verletzungen des Gehirns oder andere Erkrankungen ausgelöst werden.

Diagnose der Parkinson-Krankheit

Die Diagnose der Parkinson-Krankheit wird in der Regel durch eine körperliche Untersuchung und ein ausführliches Gespräch bei einem Neurologen gestellt. Zusätzlich werden die Reflexe, die Empfindlichkeit gegenüber Schmerz oder Druck und die Beweglichkeit getestet.

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L-Dopa-Test

Für eine noch sicherere Diagnosestellung kann der sogenannte L-Dopa-Test durchgeführt werden. Dabei wird das Medikament Levodopa verabreicht und geprüft, ob die Symptome abnehmen.

Weitere Untersuchungen

Um andere neurologische Erkrankungen auszuschließen, können weitere Untersuchungen wie eine MRT (Magnetresonanztomographie) oder CT (Computertomographie) durchgeführt werden. Auch eine Ultraschalluntersuchung einer bestimmten Hirnregion (Substantia nigra) oder ein Riechtest können hilfreich sein. In bestimmten Fällen kann eine nuklearmedizinische Untersuchung (Dopamintransporter-SPECT) durchgeführt werden, um das Dopaminsystem im Gehirn darzustellen.

Differentialdiagnose

Es ist wichtig, die Parkinson-Krankheit von anderen Erkrankungen abzugrenzen, die ähnliche Symptome verursachen können. Dazu gehören beispielsweise:

  • Essentieller Tremor: Diese Krankheit ist die häufigste Ursache für Zittern. Im Unterschied zur Parkinson-Krankheit besteht beim essentiellen Tremor in der Regel kein Zittern bei entspannten Gliedmaßen. Auch die anderen typischen Symptome der Parkinson-Krankheit fehlen.
  • Atypische Parkinson-Syndrome: Diese Syndrome werden durch andere neurodegenerative Erkrankungen verursacht und weisen zusätzliche Symptome auf, die bei der Parkinson-Krankheit nicht typisch sind.
  • Medikamenten-induziertes Parkinson-Syndrom: Bestimmte Medikamente, insbesondere Neuroleptika (Psychopharmaka), können Parkinson-ähnliche Symptome verursachen.

Behandlung der Parkinson-Krankheit

Die Parkinson-Krankheit ist bisher nicht heilbar. Die Behandlung zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Medikamentöse Therapie

Die medikamentöse Therapie ist ein wichtiger Baustein der Parkinson-Behandlung. Es gibt verschiedene Medikamente, die den Dopaminmangel im Gehirn ausgleichen oder die Wirkung von Dopamin verstärken können:

  • Levodopa: Dieses Medikament wird im Körper in Dopamin umgewandelt und gleicht so den Dopaminmangel aus. Es ist eines der wirksamsten Medikamente bei Parkinson, kann aber bei längerer Anwendung zu Nebenwirkungen wie unkontrollierten Bewegungen (Dyskinesien) führen.
  • Dopamin-Agonisten: Diese Medikamente wirken ähnlich wie Dopamin und stimulieren die Dopamin-Rezeptoren im Gehirn. Sie haben oft eine längere Wirkdauer als Levodopa, können aber auch mehr Nebenwirkungen verursachen.
  • MAO-B-Hemmer: Diese Medikamente verhindern den Abbau von Dopamin im Gehirn und erhöhen so die Dopaminkonzentration.
  • COMT-Hemmer: Diese Medikamente verlängern die Wirkdauer von Levodopa, indem sie den Abbau von Dopamin verhindern.
  • Adenosin-Rezeptor-Antagonisten: Diese Medikamente können helfen, die "Wirklücke" bei Levodopa bis zur nächsten Gabe zu überbrücken.

Tiefe Hirnstimulation (THS)

Die tiefe Hirnstimulation ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem Elektroden in bestimmte Hirnregionen implantiert werden. Durch elektrische Impulse können so bestimmte Hirnregionen positiv beeinflusst werden und die Parkinson-Symptome gelindert werden. Die THS kommt vor allem für Patienten in Frage, bei denen die medikamentöse Therapie nicht mehr ausreichend wirkt oder zu starken Nebenwirkungen führt.

Nicht-medikamentöse Therapien

Neben der medikamentösen Therapie sind nicht-medikamentöse Therapien ein wichtiger Bestandteil der Parkinson-Behandlung. Dazu gehören:

  • Physiotherapie: Durch gezielte Übungen werden die Beweglichkeit, Reaktionsfähigkeit und die Stabilität des Körpers gefördert.
  • Ergotherapie: Hier werden Alltagsbewegungen und -tätigkeiten geübt, um die Selbstständigkeit im Alltag zu erhalten.
  • Logopädie: Die Sprechtherapie dient der Verbesserung von Sprach- und Schluckstörungen.
  • Sport und Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität kann den Krankheitsverlauf verlangsamen und die Symptome lindern.
  • Ernährung: Eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist wichtig für Parkinson-Patienten. Es wird empfohlen, auf eine mediterrane Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und gesunden Fetten zu achten.
  • Psychotherapie: Bei Depressionen, Angststörungen oder anderen psychischen Problemen kann eine Psychotherapie helfen, die Lebensqualität zu verbessern.

Innovative Therapieansätze

Die Forschung im Bereich der Parkinson-Krankheit ist sehr aktiv, und es gibt vielversprechende neue Entwicklungen, insbesondere in den Bereichen der Gentherapie und der Neuroimmunologie. Zielgerichtete Medikamente sollen entweder Gene ausschalten, die an der Entstehung von Parkinson beteiligt sind, oder Signalwege blockieren, die die typischen Parkinson-Symptome verursachen.

Leben mit Parkinson

Die Diagnose Parkinson stellt Betroffene und ihre Angehörigen vor viele Herausforderungen. Es ist wichtig, sich umfassend über die Krankheit zu informieren und sich Unterstützung zu suchen.

Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen

Der Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen kann sehr hilfreich sein. Hier können Erfahrungen ausgetauscht und praktische Tipps für den Alltag gegeben werden. Auch Beratungsstellen bieten Unterstützung und Informationen für Betroffene und ihre Angehörigen.

Alltagstipps

  • Aktiv bleiben: Regelmäßige körperliche und geistige Aktivität kann den Krankheitsverlauf verlangsamen und die Lebensqualität verbessern.
  • Soziale Kontakte pflegen: Der Kontakt zu Freunden und Familie ist wichtig für das seelische Wohlbefinden.
  • Hilfsmittel nutzen: Im Alltag können verschiedene Hilfsmittel wie Gehhilfen, spezielle Matratzen oder ergonomische Geräte die Selbstständigkeit unterstützen.
  • Offen über die Krankheit sprechen: Es ist wichtig, mit dem Partner, der Familie und Freunden über die Krankheit zu sprechen und Unterstützung anzunehmen.

Verlauf und Lebenserwartung

Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende Erkrankung, deren Verlauf individuell sehr unterschiedlich sein kann. Im Allgemeinen verläuft die Krankheit langsam, und die Symptome verschlimmern sich im Laufe der Zeit. Die Lebenserwartung von Menschen mit Parkinson hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Alter bei der Diagnose, dem Stadium der Erkrankung, dem allgemeinen Gesundheitszustand und der Wirksamkeit der Behandlung. Dank der Fortschritte in der medizinischen Versorgung haben Parkinson-Patienten heute jedoch oft eine nahezu normale Lebenserwartung.

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