Taubheit: Ursachen, Diagnose und Behandlungsansätze

Hörverlust ist ein weit verbreitetes Problem, das Menschen aller Altersgruppen betrifft. Es gibt unterschiedliche Grade des Hörverlusts, wobei die Taubheit oder Gehörlosigkeit den schwersten Grad darstellt. Medizinisch wird die Gehörlosigkeit von der Schwerhörigkeit durch den Grad des Hörverlustes abgegrenzt: Wer im Bereich zwischen 125 und 250 Hz einen Hörverlust von mehr als 60 dB sowie im übrigen Frequenzbereich von mehr als 100 dB hat, gilt als gehörlos.

Das komplexe System des Hörens

Das menschliche Ohr ist ein komplexes Organ, das aus drei Hauptteilen besteht: dem äußeren Ohr, dem Mittelohr und dem Innenohr. Der äußere Teil des Ohrs, der sichtbare Teil, ist für das Sammeln von Schallwellen verantwortlich. Diese Schallwellen gelangen dann durch den Gehörgang zum Trommelfell. Das Trommelfell ist eine dünne Membran, die die Grenze zwischen äußerem und mittlerem Ohr bildet. Bei Schallwellen beginnt das Trommelfell zu vibrieren. Diese Vibrationen werden durch die drei kleinen Knochen im Mittelohr - Hammer, Amboss und Steigbügel - verstärkt und an das Innenohr weitergeleitet. Im Innenohr befindet sich die Cochlea, ein schneckenförmiges Organ, das die Schallwellen in elektrische Signale umwandelt. Diese Signale werden dann über den Hörnerv an das Gehirn gesendet, wo sie als Geräusche interpretiert werden. Der Mensch kann Töne in einem Frequenzbereich von 20 (tiefe Töne) und 20.000 (hohe Töne) Hertz wahrnehmen. Die Lautstärke, bei der ein Ton von 1.000 Hertz in ruhiger Umgebung gerade noch wahrgenommen werden kann, liegt für das gesunde Gehör zwischen null und zehn Dezibel. Mit fortschreitendem Alter werden hohe Töne schlechter wahrgenommen - doch in diesen höheren Frequenzen liegen die Konsonanten, die eine Schlüsselrolle im Verstehen von Sprache spielen.

Definition und Abgrenzung der Taubheit

Absolute Taubheit bedeutet einen Hörverlust von mehr als 60 Dezibel (dB) im Bereich zwischen 125 und 250 Hertz (Hz) sowie von mehr als 100 dB im restlichen Frequenzbereich. Praktische Taubheit bedeutet, dass Hörverluste zwischen 85 und 100 dB vorliegen. Diese sogenannte Resthörigkeit oder an Taubheit grenzende Schwerhörigkeit ermöglicht noch eine Wahrnehmung einzelner Töne oder Geräusche (sog. Rhythmen zu erkennen). Daneben definiert die Gemeinschaft der Gehörlosen die Gehörlosigkeit auch über sprachliche und kulturelle Identität: Demnach sind Gehörlose Hörbehinderte, die vorzugsweise in Gebärdensprache kommunizieren und sich als Teil dieser Sprachgemeinschaft und deren Kultur sehen.

Ursachen von Taubheit

Die Ursachen von Gehörlosigkeit sind vielfältig. Bei etwa 15 Prozent der Gehörlosen ist die Taubheit angeboren. Eine beidseitige Taubheit kann schon bei der Geburt bestehen (angeborene Taubheit oder Gehörlosigkeit) oder sich erst im Lauf des Lebens entwickeln (erworbene Taubheit). In der Bundesrepublik Deutschland sind etwa 80.000 Menschen von beidseitiger Taubheit oder Gehörlosigkeit betroffen, was einer Häufigkeit von etwa 0,1 Prozent entspricht.

Angeborene Taubheit

Angeborene Taubheit wird auch „genetisch bedingte Hörstörung“ genannt. Angeborene TaubheitEs gibt genetisch bedingte Hörstörungen. Ein Hinweis darauf ist das gehäufte Vorkommen von Taubheit in der Familie. Auslöser der genetisch bedingten Taubheit sind Fehlbildungen des Innenohres oder des Gehirns. genetischen Erkrankungen auf. Insbesondere das Down-Syndrom (Trisomie 21) kann eine angeborene Taubheit mit sich bringen.

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Während der Schwangerschaft können Viruserkrankungen der Mutter wie Röteln oder Toxoplasmose oder Medikamente das Gehör der ungeborenen Kinder hochgradig schädigen und so Gehörlosigkeit verursachen. Außerdem besteht die Gefahr, dass Infektionen der Mutter während der Schwangerschaft, zum Beispiel mit Röteln, eine normale Entwicklung des Gehörs beim ungeborenen Kind beeinträchtigen und damit zu einem gestörten Hörempfinden bis hin zu Taubheit führen. Als problematisch anzusehen ist darüberhinaus sowohl die Einnahme von Medikamenten, die ohrschädigende (ototoxische) Arzneistoffe wie etwa Thalidomid enthalten, als auch Antibiotika, die Aminoglykoside, Makrolide oder Glykopeptide beinhalten. Angeborene Taubheit kann zudem auch durch den Konsum von Drogen, wie Alkohol oder Nikotin, verursacht werden.

Bei der Geburt kann es durch Sauerstoffmangel oder mechanische Schädigungen zum Verlust des Gehörs kommen. Sauerstoff-Mangel und Hirn-Blutungen während der Geburt führen bei manchen Kindern ebenfalls zur Taubheit. So haben frühgeborene Kinder, die häufig aufgrund einer unzureichenden Lungenreife kurz nach der Geburt an Sauerstoff-Mangel leiden, ein erhöhtes Risiko für eine Hörstörung. Zuletzt können ebenso Komplikationen während der Geburt, wie zum Beispiel Sauerstoffmangel oder Hirnblutungen, zu einer angeborenen Taubheit führen.

Erworbene Taubheit

Tritt Gehörlosigkeit im Laufe des Lebens auf, sind z.B. Eine erworbene TaubheitHäufigste Ursache für eine erworbene Taubheit ist eine längere Infektion des Ohres. Diese schädigt in schweren Fällen sowohl das Mittelohr (Schall-Leitung) als auch das Innenohr (Schall-Empfindung). Auch Infektionen der Hirnhäute (Meningitis) oder des Gehirns (Enzephalitis) ziehen manchmal Taubheit nach sich.

Ferner kann selbst die Einnahme von Medikamenten die Ursache für eine schwere Hörschädigung sein. Einige Medikamente, wie bestimmte Krebs-Medikamente (Chemo-Therapeutika), gewisse Entwässerungsmittel (Diuretika) und eine ganze Reihe von Antibiotika, haben eine ohrschädigende Wirkung. Auch das gebräuchliche Schmerz- und Fiebermittel Acetylsalicylsäure wirkt ototoxisch - allerdings deutlich geringer als bei den zuvor genannten Arzneistoffen. Sogar bestimmte Tumore, wie z.B. das Akustikusneurinom, können eine Ursache für den Hörverlust sein. Schließlich können auch Lärmeinwirkung, Durchblutungsstörungen, ein Hörsturz oder auch chronische Erkrankungen wie Otosklerose zu erworbener Taubheit führen. Seltener führen auch Industrie-Schadstoffe (zum Beispiel Kohlenmonoxid) und Verletzungen zu Taubheit.

Formen des Hörverlusts

Unter dem Begriff „Hörverlust“ oder „Schwerhörigkeit“ sind verschiedene Ausprägungen eines Phänomens zusammengefasst, bei dem der oben beschriebene Vorgang des Hörens gestört ist.

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Schallleitungshörverlust

Bei einem Schallleitungshörverlust ist das äußere oder das Mittelohr beschädigt. Ursachen können Mittelohrentzündung, Otosklerose, Fehlbildungen wie unvollständige Ohrmuschel oder ein fehlender Gehörgang sein. Auch Kopfverletzungen, bei denen die Gehörknöchelchenkette geschädigt wurde, kommen als Ursache in Frage. Sie reichen normalerweise von einem leichten bis zu einem stärkeren Hörverlust. Betroffene haben möglicherweise das Gefühl, einen „Propfen“ im Ohr zu haben. Ihre eigene Stimme erscheint ihnen dagegen sehr laut. Hier kann das Mittel- oder Innenohr Schallwellen nicht mehr weiterleiten. Eine Schall-Leitungsstörung ist zwar eine mögliche Ursache für Schwerhörigkeit - als alleinige Ursache für eine Taubheit allerdings ausgeschlossen. Denn auch ohne die Weiterleitung des Schalls durch die Luft (Luft-Leitung) ist die Wahrnehmung von Schall möglich, da dieser zu einem geringen Teil auch über den Schädelknochen das Innenohr erreicht (Knochen-Leitung).

Sensorineuraler Hörverlust

Bei einem sensorineuralem Hörverlust ist das Innenohr betroffen. Bei der Schallempfindungsstörung liegt der Störungsherd im Innenohr. Abhängig von der Stärke des Signals, welches an den Hörvernerv weitergegeben wird, ist auch die Ausprägung der Schwerhörigkeit. Eine geringe Stärke bzw. Bei einer Schall-Empfindungsstörung ist die Schall-Weiterleitung bis zum Innenohr intakt. Dort aber werden die ankommenden akustischen Signale in der Regel nicht registriert (sensorische Hörstörung). In selteneren Fällen werden die Signale zwar im Innenohr registriert, aber dann nicht an das Gehirn weitergeleitet und dort wahrgenommen - entweder aufgrund einer Störung des Hörnervs (neurale Hörstörung) oder der zentralen Hörbahn (zentrale Hörstörung). Auch eine Schall-Empfindungsstörung ist bei manchen Menschen angeboren, bei anderen erworben.

Kombinierter Hörverlust

Ein kombinierter Hörverlust ist üblicherweise eine Kombination aus einem Schallleitungs- und sensorineuralem (durch Nervenschädigung verursachten) Hörverlust. Bei einem kombinierten Hörverlust können mehrere Ursachen zusammenkommen, z.B. eine Schädigung des Mittelohrs, der Cochlea oder des Hörnervs. Sie reichen von mäßigem bis schwerem Hörverlust (Taubheit).

Einseitige Taubheit

Dabei handelt es sich um eine völlige Taubheit auf einem Ohr. Ursachen sind angeborene Fehlbildungen, Tumore am Hörnerv, Kopfverletzungen oder -erkrankungen. Oft ist die Ursache auch unbekannt. Sie reichen von schwerem Hörverlust bis hin zur vollkommenen Taubheit auf einem Ohr. Sprache wird nur schwer oder gar nicht verstanden und Geräusche lassen sich nicht zuordnen.

Psychogene Hörstörung

In ganz seltenen Fällen können auch psychische Erkrankungen Ursachen für eine Taubheit sein. Psychogene Hörstörung: In seltenen Fällen führen psychiatrische Erkrankungen zu einer Taubheit. Psychische Belastungen stören bei manchen Menschen die Hörempfindung - auch ohne nachweisbare Schäden der Ohren. Hierbei kann es auch ohne nachweisbare Schäden am Ohr zu einer gestörten Hörempfindung kommen. Mit objektiven Hör-Untersuchungen lässt sich einschätzen, ob noch akustische Signale im Gehirn des Patienten ankommen oder nicht.

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Diagnose von Taubheit

Der Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde (HNO) ist der richtige Ansprechpartner, um Taubheit zu diagnostizieren. Zunächst wird der Arzt das Ohr des Betroffenen mit einer Lupe mit integrierter Lichtquelle, einem sogenannten Otoskop, untersuchen. Dabei sieht er, ob das Trommelfell intakt ist und ob sich dahinter gegebenenfalls ein Erguss im Mittelohr befindet. Diese Untersuchung liefert allerdings nur Aussagen über die Anatomie, nicht über die Hörleistung. Im Gespräch zur Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) wird der Arzt vor allem nach dem Grund für den Verdacht auf Taubheit, nach Risikofaktoren für Hörstörungen und bisherigen Auffälligkeiten fragen.

Anzeichen von Hörstörungen

Laut der amerikanischen Fachgesellschaft ASHA (American Speech Language Hearing Association) sind folgende Auffälligkeiten bei Kindern ernst zu nehmen, weil sie auf eine Hörstörung oder Taubheit hinweisen können:

  • Das Kind reagiert oft nicht auf Ansprache oder auf Rufen.
  • Anweisungen werden nicht korrekt befolgt.
  • Oft wird mit “Wie?” oder “Was?” nachgefragt.
  • Die Sprachentwicklung ist nicht altersgemäß.
  • Die Verständlichkeit der Sprache ist durch eine schlechte Artikulation erschwert.
  • Beim Fernsehen oder Musik hören stellt das Kind besonders hohe Lautstärken ein.

Diese Hinweise lassen sich auch auf betroffene Erwachsene übertragen, wobei allerdings die Artikulation bei Erwachsenen, die nicht seit der Kindheit taub sind, relativ normal ist.

Hörtests

Nach der Anamnese folgen verschiedene Untersuchungen und Tests, um den Verdacht auf Taubheit abzuklären. Die verschiedenen Hör-Tests erlauben aber zumeist nur in Kombination eine Aussage über das Hörvermögen. Die genaue Untersuchung des Hörvermögens und Sprach-Verständnisses dient auch dazu, den Grad der Hör-Behinderung oder bei Erwachsenen der Minderung der Erwerbsfähigkeit festzustellen.

Subjektive Methoden

Subjektive Methoden eines Hör-Tests erfordern die Mitarbeit des Patienten. So lässt sich der gesamte Weg des Hör-Prozesses überprüfen.

  • Tonschwellen-Audiometrie: Bei der Tonschwellen-Audiometrie wird die Hörbarkeit von Tönen über Kopfhörer oder Knochenleitungs-Kopfhörer zur Bestimmung der frequenzabhängigen Hörschwelle genutzt. Die Hörschwelle wird in Dezibel angegeben. Sie markiert die untere Grenze der Lautstärke, von der an Patienten den Ton gerade noch wahrnehmen.

  • Sprach-Audiometrie: Eine Ergänzung zur Tonschwellen-Audiometrie ist die Sprach-Audiometrie. Statt Tönen werden den Patienten Wörter oder Laute vorgespielt, die sie erkennen und nachsprechen müssen. Auf diese Weise wird auch das Verständnis von Sprache getestet. Dies hat für den Alltag einen besonders großen Stellenwert und hilft beispielsweise auch, Hörgeräte richtig einzustellen.

Die Ergebnisse der Tonschwellen-Audiometrie werden in einem sogenannten Audiogramm bildlich dargestellt. Auf diesem sieht der Arzt, bei welchen Frequenzen der Patient Einbußen seiner Hörleistung hat. Dies liefert ihm Hinweise auf mögliche Ursachen der Hörschädigung. Insbesondere bei Kindern werden neben der Audiometrie auch andere Hör-Tests genutzt, um das Hörvermögen zu überprüfen. Wenn das Tragen von Kopfhörern abgelehnt oder nicht möglich ist, werden Lautsprecher genutzt. Dieses Verfahren erlaubt zwar keine seitengetrennte Untersuchung der Ohren, liefert aber dennoch Hinweise auf die Hörfähigkeit. Weitere spezielle Verfahren für diese Fälle sind Verhaltens-Audiometrie, Reflex-Audiometrie, visuelle Konditionierung und konditionierte Spiel-Audiometrie.

Zusätzlich liefern Tests wie der sogenannte SISI- (Short Increment Sensitivity Index) oder der Fowler-Test Hinweise darauf, ob die Ursache der Schwerhörigkeit/Taubheit in der Schall-Registrierung in der Hörschnecke (Cochlea) oder aber in den sich anschließenden Nervenbahnen (Hörbahn) zu finden ist.

Objektive Methoden

Die objektiven Hör-Test-Verfahren erfordern nur eine sehr geringe Mitarbeit des Patienten. Durch Untersuchung von Teilabschnitten der Hörbahn helfen sie, Art und Ausmaß der Hörstörung festzustellen. Zumeist sind sie auch verwendbar, wenn subjektive Verfahren bei einem Patienten nicht möglich sind.

  • Tympanometrie: Bei der Tympanometrie führt der Arzt eine Sonde in das Ohr ein und schließt es damit luftdicht ab. Die Sonde sendet einen Ton aus und misst kontinuierlich den Widerstand des Trommelfells und damit den auch der nachgeschalteten Gehör-Knöchelchen. Das gibt Aufschlüsse über die Funktionalität des Mittelohrs.

  • Messung des Stapedius-Reflexes: Bei der Messung des Stapedius-Reflexes wird die Reflex-Schwelle bestimmt, also der Lautstärke-Wert, ab dem der Reflex ausgelöst wird. Durch diese Untersuchung lässt sich feststellen, ob die Gehör-Knöchelchen im Mittelohr normal beweglich sind.

  • Neugeborenen-Screening: Seit 2009 werden alle Neugeborenen auf Taubheit untersucht. Ziel ist es, Hörstörungen bis zum dritten Lebensmonat frühzeitig zu erkennen und bis zum sechsten Lebensmonat die Therapie einzuleiten. Die beiden folgenden Methoden werden auch bei diesem Neugeborenen-Screening eingesetzt.

    • Messung der otoakustischen Emissionen: Die Emissionen sind sehr leise Echos, die aus dem Innenohr kommen. Die äußeren Haarzellen im Innenohr senden als Antwort auf eine eintretende Schallwelle dieses Echo aus.

    • Hirnstamm-Audiometrie (BERA): Sie untersucht die Nerven- und Gehirn-Bereiche, die für das Hören verantwortlich sind. Mithilfe der auf der Kopfhaut gemessenen elektrischen Impulse lässt sich abschätzen, ob der Schall nicht nur im Innenohr registriert, sondern auch über die angeschlossenen Nervenbahnen weitergegeben und im Gehirn verarbeitet wird.

Weitere Untersuchungen

Vor allem bei plötzlicher Taubheit sucht der Arzt nach speziellen Ursachen, wie zum Beispiel einem den Gehörgang verstopfenden Fremdkörper, schweren Infektionen und der Anwendung bestimmter Medikamente. Bildgebende Verfahren kommen zum Einsatz, wenn der Patient ein Cochlea-Implantat erhält oder aber der Verdacht auf eine Krebs-Erkrankung oder eine Fehlbildung als Ursache für die Taubheit besteht. Dabei wird mit Hilfe der Magnetresonanztomografie (MRT) oder der Computertomografie (CT) das Gehirn beziehungsweise das Ohr detailliert abgebildet. Blut-Untersuchungen sind meist nicht aufschlussreich bei Verdacht auf Taubheit. Sie sind nur in bestimmten Fällen hilfreich, etwa zur Abklärung von Infektionen oder bei Hinweisen auf eine Stoffwechsel-Erkrankung. Eine Blut-Untersuchung kann hier helfen, eine Erklärung dafür zu finden. Eventuell sind bei Taubheit weitere Untersuchungen erforderlich, etwa Untersuchungen beim Augenarzt oder Neurologen. In bestimmten Fällen, vor allem bei genetischen Ursachen oder familiärer Taubheit wird eine humangenetische Beratung durchgeführt.

Behandlung von Taubheit

Weil es verschiedene Ursachen und Ausprägungen von Schwerhörigkeit gibt, kommen unterschiedliche Behandlungen infrage. Die Behandlung einer Taubheit hängt vom Ausmaß der Hörbehinderung ab: Einen einseitigen Hörverlust lassen viele Menschen - anders als eine völlige Gehörlosigkeit - gar nicht behandeln. Dabei kann auch jemand, der einseitig taub ist, von einer Behandlung profitieren: Wer auf einem Ohr taub ist, kann weder die Richtung noch die Entfernung einer Schallquelle feststellen - damit ist auch das Ausblenden von Hintergrundlärm erschwert.

Hörgeräte

Bei dauerhafter Schwerhörigkeit können Hörgeräte eine wichtige Hilfe sein. Bei leichter bis mäßiger Schwerhörigkeit können Hörgeräte helfen, die die Schallwellen verstärken. Hörgeräte nehmen über ein Mikrofon die eintreffenden Schallwellen auf, verstärken sie und leiten sie ins Innenohr. Dort können sie dann besser wahrgenommen werden. Hörgeräte erleichtern es vielen schwerhörigen Erwachsenen, andere Menschen wieder besser zu verstehen. Dadurch verbessert sich auch ihre Lebensqualität. Damit ein Hörgerät funktionieren kann, muss das Innenohr aber noch bis zu einem gewissen Grad fähig sein, Schallwellen wahrzunehmen. Die Krankenkasse übernimmt in der Regel die Kosten für ein ärztlich verordnetes Hörgerät, wenn die Schwerhörigkeit durch einen Hörtest nachgewiesen ist. Sind beide Ohren betroffen, sind zwei Hörgeräte sinnvoll und werden auch bezahlt.

  • Hinter-dem-Ohr-Geräte: Sie werden mit einem Bügel über der Ohrmuschel eingehängt und hinter dem Ohr getragen.

  • Knochenleitungshörgeräte: Diese Geräte wandeln den Schall in mechanische Wellen um und geben sie an den Schädelknochen weiter. Da das Innenohr im Knochen eingebettet ist, kann es die Wellen über ihn empfangen. Solche Geräte sind eine Möglichkeit, wenn die Schallleitung im Mittelohr gestört ist. Sie werden zum Beispiel am Bügel einer Brille oder an einem Stirnband befestigt oder hinter der Ohrmuschel aufgeklebt.

  • Implantierte Hörgeräte: Derzeit stehen vor allem teilimplantierte Gerätesysteme zur Verfügung. Man trägt dabei einen Teil hinter dem Ohr, der andere ist ins Körpergewebe implantiert. Der äußere Part nimmt die Schallwellen auf, verarbeitet sie und überträgt sie an den implantierten Teil. Dieser leitet sie - je nach System - an den Schädelknochen, die Gehörknöchelchen oder direkt ans Innenohr weiter.

Ein neues Hörgerät muss erst einmal individuell eingestellt werden. Auch danach sind regelmäßige Kontrollen und Hörtests nötig.

Man muss sich daran gewöhnen, das benötigte Hörgerät zu tragen - und dass sich auch mit einer Hörhilfe nicht alles genauso anhört wie zu Zeiten, als man noch gut hören konnte. Wer über Jahre schwerhörig war, hat oft erraten, was andere Menschen sagen. Sich jetzt wieder auf das Hören zu verlassen, muss man trainieren. Zudem ist etwas Übung nötig, um mit dem jeweiligen Gerätetyp umzugehen und zum Beispiel Batterien auszuwechseln und störende Pfeifgeräusche zu vermeiden.

Cochlea-Implantat

Bei ein- und beidseitiger Taubheit bietet sich (unter bestimmten Voraussetzungen) eine Innenohrprothese (sog. Cochlea-Implantat) an, um das Hörvermögen wiederherzustellen. Bei starker Innenohrschwerhörigkeit oder Gehörlosigkeit kommt ein sogenanntes Cochlea-Implantat infrage. Die Behandlung findet in spezialisierten HNO-Kliniken statt (Cochlea-Implantat-Zentren). Der sogenannte Sprachprozessor nimmt die Schallwellen per Mikrofon auf und verarbeitet sie zu digitalen Informationen. Diese werden mithilfe der runden Sendespule durch die Haut an den implantierten Empfänger übermittelt. Der Empfänger wandelt die erhaltenen Informationen in elektrische Impulse um und leitet sie über ein feines Elektrodenkabel in die Hörschnecke. Je nachdem, welche Töne vom Mikrofon aufgenommen werden, gibt das Elektrodenkabel die Reize an unterschiedliche Stellen in der Hörschnecke ab. Diese Reize werden vom Hörnerv ins Gehirn geleitet und dort verarbeitet. Um das Cochlea-Implantat ins Ohr einzusetzen, ist eine Operation (meist unter Vollnarkose) nötig.

Ist die Funktion des Innenohrs so eingeschränkt, dass schallverstärkende Hörgeräte nicht mehr helfen würden, spricht das für ein Cochlea-Implantat. Damit die Weiterleitung der elektrischen Signale ans Gehirn funktionieren kann, muss der Hörnerv noch intakt sein. Ansonsten hilft ein Cochlea-Implantat nicht. Nach der Operation beginnt die Phase der Prozessor-Einstellung sowie das Hör- und Sprachtraining. Das kann sich bei Erwachsenen bis zu einem Jahr, bei Kindern über mehrere Jahre erstrecken. Das Hören mithilfe eines Cochlea-Implantats unterscheidet sich davon, wie man vor der Schwerhörigkeit gehört hat. Das Training hilft, sich an dieses „neue Hören“ zu gewöhnen und zu lernen, wie sich nun zum Beispiel gesprochene Worte anhören. Außerdem lernt man, mit den technischen Eigenarten oder möglichen Zusatzfunktionen der verschiedenen Cochlea-Implantate umzugehen.

Auditorisches Hirnstamm-Implantat

Ist der Hörnerv geschädigt, kann statt eines Cochlea-Implantats möglicherweise ein sogenanntes auditorisches Hirnstamm-Implantat eingesetzt werden. Es reizt bestimmte Gebiete im Gehirn. Der Eingriff wird von spezialisierten HNO-Ärztinnen und -Ärzten vorgenommen und gilt als risikoarm. Selten ist ein erneuter Eingriff aufgrund eines Gerätefehlers nötig. Wie bei jeder Operation zählen vor allem Blutungen, Wundheilungsstörungen und Infektionen zu möglichen, aber insgesamt seltenen Komplikationen.

Rehabilitation

Vor allem bei beidseitiger Taubheit ist nach der Implantation eine Rehabilitation entscheidend: Nur ein intensives Hör- und Sprechtraining sowie eine hohe Motivation führen zu guten Erfolgen. Diese ist sehr umfangreich und langwierig und erfolgt in speziellen Zentren. Zunächst ist es notwendig, das Hören und Sprechen neu zu erlernen. Nur ein ständiges Training und eine entsprechende Motivation führen zu guten Erfolgen. Bei früher Gehörlosigkeit ist es - neben der Therapie durch Implantate und lautsprachliche Förderung - jedoch auch zu empfehlen, die Gebärdensprache zum festen Teil der Frühförderung zu machen.

Alternativen zur Operation

Ist es nicht möglich, die Taubheit durch eine Operation zu beheben, oder lehnen die Betroffenen sie aus persönlichen Gründen ab, ist die Gehörlosigkeit zu akzeptieren. In diesem Fall stehen andere Möglichkeiten der Kommunikation zur Verfügung: vor allem die Gebärdensprache, aber auch Lippenablesen oder Computer.

Prävention

Einer erblich bedingten angeborenen Taubheit oder Gehörlosigkeit können Sie nicht vorbeugen. Auch einige Erkrankungen oder Geburtstraumata, die zu Taubheit führen können, sind nur schwer zu verhindern.

Leben mit Taubheit

Das Leben mit einem Hörverlust erfordert Anpassungen, um die Kommunikation und die allgemeine Lebensqualität zu verbessern. Die Verwendung von Hörgeräten oder Cochlea-Implantaten kann entscheidend sein, um die Hörfähigkeit zu verbessern. Es ist auch wichtig, Kommunikationstechniken zu erlernen, wie das Ablesen von Lippen oder die Verwendung von Gebärdensprache. Menschen mit Hörverlust sollten ihre Freunde, Familie und Kollegen über ihre Bedürfnisse informieren, um Missverständnisse zu vermeiden. Technologische Hilfsmittel wie spezielle Telefone, Wecker und Türklingeln können ebenfalls hilfreich sein.

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