Was tun, wenn Eltern nerven: Tipps für einen entspannteren Umgang miteinander

Die Pubertät ist eine Zeit des Umbruchs, nicht nur für Jugendliche, sondern auch für Eltern. Ständige Ermahnungen, Diskussionen um Kleinigkeiten und das Gefühl, nicht verstanden zu werden, können die Beziehung belasten. Dieser Artikel gibt dir Tipps, wie du mit nervigen Eltern umgehen und den Haussegen wiederherstellen kannst.

Reden hilft: Die eigenen Grenzen aufzeigen

Oftmals entsteht Frust, weil Eltern ihre Kinder ständig ermahnen, Hausaufgaben zu machen, den Müll rauszubringen oder das Zimmer aufzuräumen. Es ist wichtig, das offene Gespräch zu suchen und den Eltern mitzuteilen, dass alles zusammen nicht geht. Wenn du dich auf die Hausaufgaben konzentrieren musst, bleibt vielleicht keine Zeit für andere Aufgaben. In einem ruhigen Moment kannst du die „Eltern-Rede-Technik“ anwenden und sagen: „Mir ist aufgefallen, dass ihr in letzter Zeit meine Grenzen nicht richtig respektiert. Ich wünsche mir, dass das in Zukunft anders ist.“ Nenne konkrete Beispiele und betone, dass du kein Kind mehr bist, sondern ein Jugendlicher, der auf dem Weg zum Erwachsenwerden ist und dafür Vertrauen und Freiraum benötigt.

Ich-Botschaften: Konflikte konstruktiv lösen

In Konflikten mit Eltern helfen sogenannte „Ich-Botschaften“. Statt Vorwürfe zu machen, beschreibe deine Gefühle und Bedürfnisse. Zum Beispiel: „Ich bin frustriert, weil ich in der Schule schlechter geworden bin, da mich die Schule im Moment nicht so interessiert.“ Erkläre, dass Ausrutscher in der Pubertät normal sind und erinnere deine Eltern an ihre eigene Jugend. Frage sie, wie sie sich damals gefühlt hätten und wie sie sich den Umgang ihrer Eltern gewünscht hätten.

Hilfe annehmen: Gemeinsam Lösungen finden

Wenn du wirklich nicht mehr weiterweißt, bitte deine Eltern um Hilfe. Ein „Ich merke, dass ich in Mathe nicht mehr mitkomme, könnt ihr mir da irgendwie helfen?“ wirkt entwaffnend und zeigt, dass du erwachsen genug bist, Probleme selbst zu erkennen und anzugehen. Gemeinsam könnt ihr nach Lösungen suchen, wie z.B. Nachhilfe.

Handy-Entzug: Was tun, wenn Eltern überreagieren?

Wenn deine Eltern dir einfach so dein Handy wegnehmen, ist das ärgerlich, hat aber wahrscheinlich einen Grund. Anstatt zu eskalieren, versuche herauszufinden, was dahintersteckt. Vielleicht gibt es Regeln für die Handynutzung, die du nicht eingehalten hast. Sprich mit deinen Eltern darüber und sucht gemeinsam nach einer Lösung.

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Vorwürfe und Forderungen: Herausfinden, was wirklich dahintersteckt

Nach dem Auszug oder auch schon während der Pubertät kommt es oft zu Vorwürfen und Forderungen. Es ist wichtig, herauszufinden, was wirklich dahintersteckt. Nimm dir Zeit, um in dich hineinzuhorchen und deine Reaktion auf den Vorwurf bewusst zu machen. Höre dann deinem Kind/Elternteil aufmerksam zu und versuche zu verstehen, was ihn/sie verletzt hat.

Fehler eingestehen und Vergebung suchen

Nachdem du verstanden hast, was dein Kind/Elternteil verletzt hat, solltest du ehrlich reagieren. Gehe auf deine Sicht der Dinge ein, ohne den Anspruch zu erheben, dass eine Sichtweise richtig und die andere falsch ist. Bitte um Vergebung für Versäumnisse und bewerte Entscheidungen neu: „Damals war uns diese Arbeit ein großes Anliegen, es ist uns auch heute noch total wichtig. Aber wenn ich nun höre, wie du dich dadurch nicht genug geliebt gefühlt hast, dann tut mir das sehr leid. Mit diesem Wissen würde ich es heute anders machen.“ Frage, was helfen würde, die Verletzung zu heilen und die Beziehung zu festigen.

Kompromisse finden: Geld und Wertvorstellungen

Konflikte entstehen oft auch bei finanziellen Forderungen oder unterschiedlichen Wertvorstellungen. Versuche, die Bedürfnisse und Möglichkeiten beider Seiten so klar wie möglich auf den Tisch zu legen. Suche gemeinsam nach Alternativen und Kompromissen. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass Eltern nicht mehr für die Entscheidungen ihrer erwachsenen Kinder verantwortlich sind, selbst wenn sie diese mitfinanzieren.

Liebe hat Priorität: Die Beziehung nicht aufs Spiel setzen

Die Beziehung zum Kind/Elternteil sollte immer oberste Priorität haben. Ein Beharren auf dem eigenen „Recht“ kann die Beziehung nachhaltig vergiften. Eltern sollten sich bewusst machen, dass sie ihre Kinder lieben und sie zur Eigenständigkeit führen wollen. Die Eigenständigkeit ist irgendwann erreicht - die Liebe aber bleibt.

Überforderung der Eltern: Ein Tabuthema

Viele Eltern fühlen sich überfordert, sprechen aber nicht offen darüber. Es ist wichtig, sich die eigene Belastung einzugestehen und die Symptome ernst zu nehmen.

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Symptome der Überforderung

  • Schlaffheit, chronische Erschöpfung, Müdigkeit, Schlafstörungen
  • Innere Unruhe, Nervosität, Gedankenkarussell
  • Starke Gereiztheit und Wutanfälle
  • Schmerzen, die nicht mit Verletzungen oder Infektionen zusammenhängen
  • Wiederkehrende oder anhaltende Muskelverspannungen
  • Antriebslosigkeit, Ohnmachtsgefühle, Panikattacken
  • Unzufriedenheit mit der eigenen Lebenssituation
  • Das Gefühl, krank zu sein und nicht zur Arbeit gehen zu können

Tipps gegen elterliche Überforderung

  • Binde Großeltern und Freunde ein: Während diese sich über ein wenig kindliche Energie freuen, kannst du eine wohlverdiente Pause einlegen.
  • Lass dich nicht aus der Ruhe bringen: Du musst nicht bei jedem Gezeter sofort die Feuerwehrstange runterrutschen. Trinke deinen Kaffee, solange er warm ist.
  • Setze auf Aufgabenverteilung: Neben Partner oder Partnerin kannst du allmählich auch leichte Aufgaben an die größeren Kinder abgeben. Das macht häufig nicht nur Spaß, sondern auch selbstständig.
  • Sei nicht zu penibel: Du musst nicht jeden Tag mit dem Staubsauger durch die Wohnung wüten.
  • Es muss nicht immer selbstgemacht sein: Mit Dreigänge-Menü und selbstgebackenem Kuchen kannst du zwar eindrucksvoll deine Kochkünste unter Beweis stellen, aber hin und wieder tut es auch das Fertigessen.
  • Du musst nicht überall dabei sein: Reduziere private Termine und Aktivitäten, die dir nicht so wichtig sind.
  • Nimm dir gezielt Auszeiten: Ob Wellnesswochenende, Spieleabend oder Restaurantbesuch - es gibt genügend Dinge, die ein willkommenes Gegenstück zum mitunter nervenaufreibenden Familienalltag bilden können.

Wenn die Symptome stärker werden, ist es ratsam, professionelle Hilfe zu suchen. Beratungsstellen für Erziehung oder das Jugendamt können dir weiterhelfen.

Geduld und Verständnis: Die Schlüssel zu einer besseren Beziehung

In Konfliktsituationen ist es wichtig, die Ruhe zu bewahren. Kinder spüren es, wenn Eltern gestresst sind, und reagieren oft mit noch mehr Trotz. Nimm dir Zeit, um dich dem Kind bewusst zu widmen. Je mehr du versuchst, dagegen anzugehen, desto mehr wird die Situation eskalieren. Versuche, das Verhalten deines Kindes zu verstehen und ihm auf Augenhöhe zu begegnen.

Entschuldigen: Fehler sind menschlich

Es gibt keine perfekten Eltern. Wenn du einmal die Fassung verlierst, entschuldige dich zeitnah und zeige ehrliche Gefühle. Kinder dürfen wissen, dass Mama und Papa auch Fehler machen.

Kommunikationspsychologie: Innere Teammitglieder

Beim Besuch der Eltern kommen häufig immer wieder die gleichen Diskussionen und Konflikte auf. Eltern und Kinder rutschen in alte Rollen hinein. Die Kommunikationspsychologie erklärt dies mit inneren Teammitgliedern, die in bestimmten Situationen reaktiviert werden.

Tipps für den Umgang mit inneren Teammitgliedern

  • Besinne dich einen Moment: Bevor du reagierst, atme tief durch und überlege, welcher Teil von dir reagieren soll - ein zorniger, ein gelassener oder ein humorvoller.
  • Verändere deine Körperhaltung: Eine aufrechte Haltung und ein entspannter Gesichtsausdruck können helfen, die Situation zu deeskalieren.
  • Formuliere deine Antwort bewusst: Statt pampig zu reagieren, versuche, deine Gefühle und Bedürfnisse klar und respektvoll zu kommunizieren.

Vereinbarungen treffen: Gemeinsam Regeln aufstellen

Um Konflikte zu vermeiden, ist es wichtig, klare Vereinbarungen zu treffen. Setzt euch zusammen, sprecht darüber, was euch jeweils stört, und was sich ändern muss. Formuliert konkrete Maßnahmen und trefft feste Absprachen. Was ihr ausmacht, wird auch eingehalten.

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Burnout bei Eltern: Ein wachsendes Problem

Care-Arbeit ist oft kräftezehrender als jeder Bürojob. Eltern-Burnout bezeichnet einen Zustand der anhaltenden Erschöpfung und Überlastung in der Elternrolle.

Anzeichen für Burnout bei Eltern

  • Sich in der Elternrolle körperlich oder emotional erschöpft und ausgelaugt fühlen
  • Sich von den Kindern zurückziehen
  • Keine Erfüllung mehr im Elternsein verspüren
  • Sich überfordert fühlen
  • Das Zusammensein mit den Kindern nicht mehr genießen können

Was tun gegen Burnout bei Eltern?

  • Sprich mit anderen Eltern über deine Gefühle: Überforderung ist oft immer noch ein Tabuthema unter Eltern. Dabei kann es bereits enorm entlasten, mit anderen über die eigene Erschöpfung, Gereiztheit, Ungeduld oder fehlende Erfüllung in der Elternrolle zu sprechen.
  • Ersetze das Wort "aber" durch "gleichzeitig" oder "und": Damit gibst du beiden Satzteilen und damit auch beiden Gefühlen oder Zuständen Raum.
  • Nimm dir Zeiten, in denen du nicht zuständig bist: Das kann bedeuten, ganz bewusst das Haus zu verlassen oder die Zimmertür zu schließen.
  • Finde Aktivitäten, nach denen du dich ausgeruhter und erholter fühlst: Finde vor allem Aktivitäten, nach denen du dich ausgeruhter und erholter fühlst.
  • Suche dir professionelle Hilfe: Wenn du merkst, dass deine eigenen Bewältigungsstrategien nicht mehr ausreichen, ist es wichtig, dir bei Eltern-Burnout Hilfe zu suchen.

Werte der Eltern akzeptieren und eigene Werte kommunizieren

Hinter den Kommentaren der Eltern stecken oft Werte wie Familie, gemeinsame Zeit, Kontakt und Miteinander. Akzeptiere die Werte deiner Eltern und spiegele ihnen wertschätzend zurück, dass du verstanden hast, worum es ihnen geht. Kommuniziere dann deutlich deine eigenen Werte und Bedürfnisse.

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