Fast Food ist aus dem modernen Alltag vieler Menschen nicht mehr wegzudenken. Es ist schnell verfügbar, oft kostengünstig und auf den Geschmack der Konsumenten abgestimmt. Doch der regelmäßige Konsum von Burgern, Pommes, Pizza und anderen Fertigprodukten hat nicht nur Auswirkungen auf die Figur, sondern auch auf unser Gehirn. Studien zeigen, dass Fast Food die Gehirnstruktur verändern, das Belohnungssystem beeinflussen und sogar das Risiko für psychische Erkrankungen erhöhen kann.
Die Auswirkungen von Junkfood auf das Gehirn
Mehrere Studien haben gezeigt, dass der übermäßige Konsum von Junkfood negative Auswirkungen auf das Gehirn hat. Dazu gehören:
- Beeinträchtigung des Hippocampus: Eine australische Studie der Macquarie-Universität in Sydney hat gezeigt, dass bereits eine Woche einer an Junkfood reichen Ernährung die Funktion des Hippocampus beeinträchtigen kann. Der Hippocampus ist eine Hirnregion, die für das Gedächtnis, die räumliche Orientierung und die Appetitregulation verantwortlich ist. Eine Beeinträchtigung des Hippocampus kann zu einem erhöhten Verlangen nach Junkfood führen, selbst wenn man eigentlich schon satt ist.
- Veränderung der Gehirnstruktur: Eine Studie, die im Fachmagazin "Metabolic Health and Disease" veröffentlicht wurde, hat gezeigt, dass der regelmäßige Konsum von Ultra-Processed Foods (UPFs) mit strukturellen Veränderungen in bestimmten Hirnregionen verbunden ist. Diese Veränderungen betreffen unter anderem den Hypothalamus, den Nucleus accumbens, das Putamen und das Pallidum.
- Störung der Insulinwirkung im Gehirn: Eine Studie der Universität Tübingen und des Helmholtz-Zentrums München hat gezeigt, dass bereits fünf Tage voller Junk Food zu dauerhaften Veränderungen der Gehirnaktivität bei gesunden jungen Männern führen können. Der Mechanismus dahinter ist, dass das kurzfristige Überessen mit kalorienreichen, süßen und fettigen Lebensmitteln eine Fettansammlung in der Leber auslöst, die wiederum die Insulinwirkung im Gehirn stört.
- Erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen: Eine Studie der Universität Göteborg in Schweden hat gezeigt, dass schlechte Ernährung mit Fast Food das Risiko für psychische Erkrankungen wie Angst und Depression erhöht und zudem Gedächtnisprobleme sowie neurodegenerative Krankheiten wie Alzheimer begünstigen kann.
Die Rolle von Zucker und Fett
Zucker und Fett spielen eine Schlüsselrolle bei den negativen Auswirkungen von Fast Food auf das Gehirn.
- Zucker: Der Konsum von zuckerhaltigen Lebensmitteln aktiviert unser dopaminerges System, das im Gehirn für Motivation und Belohnung zuständig ist. Dies führt zur Ausschüttung von Dopamin, was ein Gefühl von Glück und Zufriedenheit auslöst. Ein ständiger Zuckerkonsum kann jedoch dazu führen, dass wir immer mehr Zucker essen wollen, da sich das Gehirn an die Überstimulation gewöhnt und eine Art Toleranz entwickelt.
- Fett: Fettreiche Lebensmittel haben ähnliche Auswirkungen auf das Gehirn wie zuckerhaltige Lebensmittel. Sie aktivieren das Belohnungssystem und führen zur Ausschüttung von Dopamin. Zudem können gesättigte Fette die räumliche Orientierungsfähigkeit beeinträchtigen und den altersbedingten kognitiven Verfall beschleunigen.
Wie Fast Food das Belohnungssystem beeinflusst
Unser Gehirn verfügt über ein Belohnungssystem, das uns bevorzugt das tun lässt, was wir als angenehm empfinden - zum Beispiel leckeres Essen genießen. Insbesondere sehr süße oder sehr fettige Gerichte werden als lecker empfunden, am leckersten gar jene, die sowohl süß als auch fettreich sind. Wenn wir nun Junkfood essen, werden die Belohnungsschaltkreise in unserem Gehirn aktiviert, und der Botenstoff Dopamin wird ausgeschüttet. Wenn ständig entsprechende Nahrungsmittel eintreffen, reagiert das Gehirn darauf mit einer verstärkten Bildung von Dopaminrezeptoren. Das bedeutet, dass jetzt eine größere Menge an Junkfood erforderlich ist, um den gleichen „Kick“ zu erzeugen, was nun natürlich dazu führt, dass noch mehr Junkfood gegessen wird. Es entwickelt sich eine Art Toleranz - so ähnlich wie bei einer Drogensucht. Auch hier benötigt der Süchtige irgendwann immer mehr von seinem Suchtmittel, um die entsprechende Befriedigung zu erreichen.
Wenn uns nun aber das Gehirn belohnt, sobald wir fett- und zuckerhaltige Nahrungsmittel essen, dann sind wir natürlich auch ständig auf der Suche nach solchen Nahrungsmitteln und greifen zu, wenn wir sie irgendwo sehen oder riechen.
Lesen Sie auch: Neuronale Kommunikation durch Synapsen
Auswirkungen auf den Hippocampus
Australische Forscher haben kürzlich gezeigt, dass eine Diät mit zuckerhaltigen Getränken, mit Kuchen und Keksen bereits nach fünf Tagen zu erhöhten Entzündungswerten im Hippocampus führt. Man spricht von Neuroinflammation, ein Zustand, der noch weitere Prozesse auslösen kann, die nun wiederum zu weiteren Entzündungen führen. Der Hippocampus ist ein Bereich im Gehirn, der die Sättigungssignale aus dem Verdauungssystem empfängt und auswertet (also dafür sorgt, dass wir aufhören zu essen, wenn das Magen-Darm-System ausreichend gefüllt ist).
Im Hippocampus werden aber auch Informationen aus dem Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis verschoben. Er wird daher auch als Gedächtniszentrum bezeichnet. Bei Demenzen ist bekanntlich genau das ein Problem (man kann sich nichts mehr merken), weil hier oft der Hippocampus geschädigt ist. Der Grund dafür ist der folgende: Unsere Erfahrungen werden als Erinnerungen gespeichert, die im Gehirn durch Verbindungen (Synapsen) zwischen den einzelnen Nervenzellen gebildet werden. Dies geschieht ständig als natürliche Reaktion auf die dynamische Umgebung, in der wir leben, damit wir uns anpassen, schnell Neues lernen und so auch überleben können. Man nennt diesen Prozess Neuroplastizität. Eine Ernährung aber, die reich an Junkfood ist, vermindert die Neuroplastizität.
Die Bildung neuer Nervenzellen (Neurogenese) findet während des gesamten Lebens im Hippocampus statt. Junkfood aber hemmt die Bildung neuer Nervenzellen. Dies wiederum wird mit psychischen Störungen, einschliesslich Depressionen, in Verbindung gebracht. Ein Teufelskreis entsteht: Erst macht Junkfood durch die Ausschüttung von Dopamin glücklich, weshalb wir davon essen, wenn wir traurig sind.
Die gute Nachricht: Das Gehirn kann sich erholen
Die gute Nachricht ist, dass die negativen Auswirkungen von Fast Food auf das Gehirn nicht irreversibel sind. Studien haben gezeigt, dass sich das Gehirn erholen und "umprogrammiert" werden kann, wenn man seine Ernährung umstellt und weniger fett- und zuckerhaltige Lebensmittel konsumiert. Ernährungsmediziner gehen davon aus, dass der Körper etwa 60 Tage benötigt, um sich an weniger fett- und zuckerhaltige Kost zu gewöhnen.
Tipps für eine gesunde Ernährung
Um die Gesundheit Ihres Gehirns zu schützen, sollten Sie folgende Tipps beachten:
Lesen Sie auch: Serotonin: Ein Schlüsselregulator im Gehirn
- Reduzieren Sie den Konsum von Fast Food und Fertigprodukten: Versuchen Sie, so oft wie möglich frisch zu kochen und auf unverarbeitete Lebensmittel zurückzugreifen.
- Essen Sie ausgewogen und abwechslungsreich: Achten Sie auf eine ausreichende Zufuhr von Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Nüssen und Samen.
- Begrenzen Sie den Konsum von Zucker und gesättigten Fetten: Vermeiden Sie zuckerhaltige Getränke, Süßigkeiten und fettreiche Snacks.
- Achten Sie auf eine ausreichende Zufuhr von Ballaststoffen: Ballaststoffe fördern die Verdauung und haben schützende Effekte auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes, Adipositas, Bluthochdruck, Dickdarm- und Brustkrebs sowie das Sterblichkeitsrisiko.
- Trinken Sie ausreichend Wasser: Wasser ist wichtig für alle Körperfunktionen, einschließlich der Gehirnfunktion.
- Bewegen Sie sich regelmäßig: Regelmäßige Bewegung fördert die Durchblutung des Gehirns und kann die kognitive Funktion verbessern.
- Schlafen Sie ausreichend: Schlaf ist wichtig für die Regeneration des Gehirns und die Konsolidierung von Gedächtnisinhalten.
- Vermeiden Sie Stress: Chronischer Stress kann negative Auswirkungen auf das Gehirn haben. Suchen Sie nach Möglichkeiten, Stress abzubauen, z. B. durch Entspannungsübungen, Yoga oder Meditation.
Lesen Sie auch: Puzzeln: Ein mentaler Booster