Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes Ereignis, das das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen grundlegend verändern kann. Die Folgen eines Schlaganfalls sind vielfältig und reichen von körperlichen Einschränkungen wie Lähmungen und Sprachstörungen bis hin zu kognitiven und psychischen Beeinträchtigungen. Ziel der Behandlung nach einem Schlaganfall ist es, die akuten Folgen zu mindern, dauerhafte Beeinträchtigungen so gering wie möglich zu halten und die bestmögliche Lebensqualität wiederzuerlangen.
Akutbehandlung im Krankenhaus
Die Erstversorgung eines Schlaganfalls erfolgt im Krankenhaus, idealerweise auf einer spezialisierten Station, der sogenannten Stroke Unit. Dort werden die akuten Folgen der Erkrankung behandelt, um Langzeitschäden zu minimieren. Je schneller die Behandlung beginnt, desto besser sind die Chancen, Nervenzellen zu retten und Folgeschäden zu begrenzen.
Therapieansätze in der Akutphase
- Thrombolyse: Bei einem ischämischen Schlaganfall, der durch ein Blutgerinnsel verursacht wird, kann eine Thrombolyse-Therapie eingesetzt werden, um das Gerinnsel aufzulösen und die Durchblutung des Gehirns wiederherzustellen.
- Thrombektomie: Bei größeren Blutgefäßverschlüssen kann eine Thrombektomie durchgeführt werden, bei der das Gerinnsel mechanisch mit einem Katheter entfernt wird.
- Operative Eingriffe: Bei Hirnblutungen kann ein operativer Eingriff erforderlich sein, um das Blut zu entfernen und den Druck auf das Gehirn zu reduzieren.
Rehabilitation: Fähigkeiten wiedererlangen und Alltag meistern
Die Rehabilitation spielt eine entscheidende Rolle bei der Wiederherstellung von Fähigkeiten und der Anpassung an das Leben mit den Folgen eines Schlaganfalls. Sie beginnt idealerweise bereits im Krankenhaus und wird anschließend in einer Rehaklinik oder ambulant fortgesetzt. Besonders wichtig ist die Reha in den ersten sechs Monaten nach dem Schlaganfall, da in dieser Zeit die größten Fortschritte erzielt werden können.
Ziele der Rehabilitation
Die Rehabilitation hat zum Ziel:
- Wiedererlangung von Selbstständigkeit
- Umgang mit Einschränkungen
- Linderung von Schlaganfallfolgen wie Lähmungen, Sprachstörungen, Gedächtnisprobleme und Depressionen
- Vorbereitung auf die Rückkehr nach Hause und in den Alltag
- Unterstützung für Angehörige
Therapieformen in der Rehabilitation
Die Rehabilitation umfasst verschiedene Therapieformen, die individuell auf die Bedürfnisse und Beeinträchtigungen des Patienten abgestimmt werden.
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- Physiotherapie/Krafttraining: Übungen zur Verbesserung von Gleichgewicht, Kraft und Ausdauer, um das Gehen wieder sicherer zu machen und Einschränkungen von Arm und Hand zu mindern.
- Logopädie: Behandlung von Sprach-, Sprech- und Schluckstörungen mit gezielten Übungen.
- Ergotherapie: Training von Alltagsfertigkeiten wie Anziehen, Essen sowie Wahrnehmungs- und Konzentrationsübungen.
- Neuropsychologische Therapie: Training von Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Wahrnehmung sowie Strategien zum Umgang mit Einschränkungen im Alltag.
- Pflege: Aktivierende Pflege, die beim Essen, Waschen, An- und Auskleiden unterstützt und zeigt, wie man sich trotz Einschränkungen selbst helfen kann.
Neurologische vs. geriatrische Rehabilitation
Es gibt verschiedene Formen der Rehabilitation, die sich an den Bedürfnissen der Patienten orientieren. Eine neurologische Rehabilitation beinhaltet mehr Therapiestunden und zielt vor allem darauf ab, die Rückkehr in den Beruf zu ermöglichen. Eine geriatrische Rehabilitation richtet sich hauptsächlich an ältere Menschen mit mehreren Vorerkrankungen.
Teilstationäre und ambulante Rehabilitation
Neben der stationären Rehabilitation in einer Rehaklinik gibt es auch die Möglichkeit einer teilstationären oder ambulanten Rehabilitation. Bei der teilstationären Reha verbringt man den Tag in der Rehaklinik, kehrt aber abends und am Wochenende nach Hause zurück. Die ambulante Reha findet in Einrichtungen statt, die nur für die Behandlungstermine besucht werden. Voraussetzung für eine teilstationäre oder ambulante Reha ist, dass man sich entweder selbst versorgen kann oder die Versorgung durch andere gesichert ist.
Leben nach der Rehabilitation: Alltag gestalten und Rückfälle vermeiden
Nach dem Aufenthalt in einer Rehaklinik werden die Maßnahmen meist ambulant fortgeführt. Dabei ist es wichtig, die erlernten Übungen selbstständig zu Hause durchzuführen und regelmäßig zu wiederholen. Auch die Anpassung des Lebensstils spielt eine wichtige Rolle, um das Risiko eines erneuten Schlaganfalls zu minimieren.
Wiedereingliederung in den Beruf
Für Menschen, die vor dem Schlaganfall berufstätig waren, gibt es verschiedene Wiedereingliederungshilfen. Eine Möglichkeit ist das „Hamburger Modell“, bei dem gemeinsam mit dem Arbeitgeber eine schrittweise Rückkehr an den Arbeitsplatz geplant wird. Dabei ist es wichtig, die Tätigkeiten an die eigene Belastungsfähigkeit anzupassen und sich nicht zu überfordern.
Sport und Bewegung
Sportvereine bieten Rehasport an, an dem auch Menschen nach einem Schlaganfall teilnehmen können. Dabei wird in Gruppen Ausdauer, Kraft und Koordination trainiert. Regelmäßige Bewegung kann helfen, Druckgeschwüre, Gelenkversteifungen und Beinvenenthrombosen zu verhindern.
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Unterstützung im Alltag
Viele Menschen benötigen nach einem Schlaganfall Unterstützung im Alltag. Diese kann durch Angehörige, ambulante Pflegedienste oder in einer Tagespflegeeinrichtung erfolgen. Bei Bedarf kann auch ein Antrag auf Pflegeleistungen bei der Pflegekasse gestellt werden.
Selbsthilfegruppen
Der Austausch mit anderen Betroffenen in einer Selbsthilfegruppe kann eine große Unterstützung sein. Dort können Erfahrungen ausgetauscht, Mut zugesprochen und neue Perspektiven gewonnen werden. In Deutschland gibt es über 400 Schlaganfall-Selbsthilfegruppen.
Ernährung nach dem Schlaganfall
Eine gesunde Ernährung spielt eine wichtige Rolle bei der Vorbeugung eines weiteren Schlaganfalls. Empfohlen wird eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und gesunden Fetten. Der Konsum von Zucker, Salz und gesättigten Fetten sollte reduziert werden. Auch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist wichtig, um das Blut nicht zu dickflüssig werden zu lassen.
Autofahren nach dem Schlaganfall
Ob man nach einem Schlaganfall wieder Auto fahren darf, hängt von den individuellen Einschränkungen ab. In der Regel ist eine ärztliche Untersuchung und gegebenenfalls eine Fahrprobe erforderlich, um die Fahrtüchtigkeit festzustellen.
Die Rolle der Angehörigen
Angehörige spielen eine wichtige Rolle im Rehabilitationsprozess und bei der Bewältigung des Alltags nach einem Schlaganfall. Sie begleiten den Patienten über einen oft langen Zeitraum und unterstützen ihn bei der Wiedererlangung von Fähigkeiten und der Anpassung an die neue Lebenssituation.
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Belastungen für Angehörige
Die Betreuung eines Schlaganfallpatienten kann für Angehörige sehr belastend sein. Es ist wichtig, auch auf die eigenen Bedürfnisse zu achten und sich Unterstützung zu suchen, beispielsweise in Selbsthilfegruppen oder bei Beratungsstellen.
Unterstützung für Angehörige
Es gibt verschiedene Unterstützungsangebote für Angehörige von Schlaganfallpatienten, wie zum Beispiel:
- Pflegestützpunkte: Beratung zu Leistungen der Pflegeversicherung und zu Kursen, die spezielles Wissen zur Pflege nach einem Schlaganfall vermitteln.
- Selbsthilfegruppen: Austausch mit anderen Angehörigen und gegenseitige Unterstützung.
- Beratungsangebote der Kliniken und Gemeinden: Informationen und Unterstützung bei der Organisation der Pflege und Betreuung.
Prävention: Risikofaktoren minimieren
Um einem erneuten Schlaganfall vorzubeugen, ist es wichtig, die Risikofaktoren zu minimieren. Dazu gehören:
- Bluthochdruck: Regelmäßige Kontrolle und gegebenenfalls medikamentöse Behandlung.
- Diabetes: Gute Blutzuckereinstellung.
- Hohe Blutfette: Ernährungsumstellung und gegebenenfalls medikamentöse Behandlung.
- Rauchen: Verzicht auf Nikotin.
- Übergewicht: Gewichtsreduktion durch eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung.
- Bewegungsmangel: Regelmäßige körperliche Aktivität.
- Herzrhythmusstörungen: Behandlung von Vorhofflimmern.
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