Filmriss: Ursachen, Folgen und Prävention

Ein Filmriss, auch bekannt als Blackout, ist ein Zustand vorübergehenden Gedächtnisverlusts in Bezug auf Ereignisse, die während eines Rausches stattgefunden haben. Er ist ein weit verbreitetes Phänomen, das jeden treffen kann, unabhängig von Alter oder Erfahrung mit Alkohol. Ein Filmriss kann beängstigend und gefährlich sein, da er die Entscheidungsfähigkeit beeinträchtigt und die Risikobereitschaft erhöht.

Wie entsteht ein Filmriss?

Ein Filmriss entsteht, wenn eine Person so viel Alkohol trinkt, dass die Übertragung von Erinnerungen aus dem Kurzzeit- in den Langzeitspeicher im Hippocampus, einem für die Gedächtniskonsolidierung wichtigen Bereich des Gehirns, vorübergehend blockiert wird. Alkohol wirkt in höheren Dosen sedierend und beeinträchtigt die Funktionsfähigkeit des Gehirns, sodass es keine neuen Informationen mehr einspeichern kann.

Dr. Andreas Jähne, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Suchtmediziner, erklärt, dass die Wirkung von Alkohol auf das Gehirn massiv sedierend ist, da es ein Zellgift ist. Die Hirnzellen kommunizieren nicht mehr so schnell und präzise miteinander.

Es gibt zwei Arten von Blackouts, die sich im Schweregrad der Gedächtnisstörung unterscheiden:

  • Fragmentarischer Blackout: Dies ist die häufigste Form, bei der punktuelle Erinnerungen an Ereignisse vorhanden sind, die jedoch durch fehlende Zeitabschnitte getrennt sind. Diese Form wird auch als "Greyout" oder "Brownout" bezeichnet, da sie keine kompletten Gedächtnislücken hinterlässt.
  • "En bloc"-Blackout: Dies ist eine vollständige Amnesie, die sich oft über Stunden erstreckt. Erinnerungen an Ereignisse verschwinden komplett und können in der Regel auch nicht wiederhergestellt werden. Es ist für die Person so, als hätten die Ereignisse nie stattgefunden.

Ab welchem Level von Alkoholkonsum tritt ein Filmriss auf?

Blackouts können schon ab einer Blutalkoholkonzentration (BAK) von etwa 0,16 Prozent auftreten. Bei diesen Blutalkoholkonzentrationen sind die meisten kognitiven Fähigkeiten wie die Impulskontrolle, die Aufmerksamkeit, das Urteilsvermögen und auch die Entscheidungsfindung bereits erheblich beeinträchtigt. Bei Menschen, die Alkoholkonsum mit Schlaf- und Beruhigungsmitteln kombinieren, können Blackouts übrigens schon bei viel niedrigeren BAK-Werten auftreten.

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Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Blackouts wahrscheinlicher sind, wenn Alkohol schnell in den Blutkreislauf gelangt und die Blutalkoholkonzentration somit rapide ansteigt. Dies kann passieren, wenn jemand zum Beispiel auf nüchternen Magen trinkt oder in kurzer Zeit große Mengen Alkohol zu sich nimmt. Da Frauen im Durchschnitt weniger wiegen als Männer und im Verhältnis weniger Wasser im Körper haben, erreichen sie mit jedem Getränk tendenziell höhere und schnellere Spitzenwerte der BAK als Männer. Dies hilft zu erklären, warum Frauen tendenziell öfter einen Filmriss haben. Da Blackouts in der Regel bei hohen BAK-Werten auftreten, sind sie meist die Folge von Alkoholexzessen, also von einem Trinkverhalten, das die BAK einer Person auf 0,08 % oder mehr ansteigen lässt. Dies kann grundsätzlich bereits nach vier Getränken bei Frauen und fünf Getränken bei Männern innerhalb von etwa zwei Stunden der Fall sein.

Ursachen und Risikofaktoren

Mehrere Faktoren können das Risiko eines Filmrisses erhöhen:

  • Hoher Alkoholkonsum: Je mehr Alkohol in kurzer Zeit konsumiert wird, desto höher ist das Risiko.
  • Schneller Alkoholkonsum: Wenn Alkohol schnell in den Blutkreislauf gelangt, steigt die Wahrscheinlichkeit eines Blackouts. Dies kann passieren, wenn man auf nüchternen Magen trinkt oder in kurzer Zeit große Mengen Alkohol zu sich nimmt.
  • Weibliches Geschlecht: Frauen neigen eher zu Filmrissen als Männer, da sie oft ein geringeres Körpergewicht haben und im Verhältnis weniger Wasser im Körper.
  • Genetische Faktoren: Es gibt genetische Unterschiede in der Verträglichkeit von Alkohol. Menschen asiatischer Abstammung haben beispielsweise oft eine geringere Verträglichkeit aufgrund von Enzymen, die für den Alkoholabbau zuständig sind.
  • Psychischer Zustand: Erschöpfung und Stress können das Risiko eines Filmrisses erhöhen.
  • Kombination mit anderen Substanzen: Die Kombination von Alkohol mit Schlaf- oder Beruhigungsmitteln kann das Risiko eines Blackouts erhöhen, auch bei niedrigeren BAK-Werten.

Folgen eines Filmrisses

Ein Filmriss kann verschiedene negative Folgen haben:

  • Verletzungen: Während eines Filmrisses ist die Kontrolle über den Körper eingeschränkt, was zu Stürzen, Unfällen oder Unterkühlungen führen kann.
  • Gefährdung: Betroffene sind in dieser Zeit hilflos ausgeliefert und können Opfer von Gewalt oder anderen Straftaten werden.
  • Schäden an Organen: Die schiere Menge an Alkohol schadet der Leber und anderen Organen.
  • Schäden an Nervenzellen: Abhängig von Dauer und Dosis des Konsums kann es zu Schädigungen der Nervenzellen aufgrund der direkten toxischen Wirkung von Alkohol kommen.
  • Psychische Belastung: Ein Filmriss kann zu Scham, Schuldgefühlen und Angstzuständen führen.
  • Erhöhtes Risiko für Alkoholabhängigkeit: Häufige Blackouts können ein Zeichen für problematischen Alkoholkonsum sein und das Risiko für eine Alkoholabhängigkeit erhöhen.
  • Kognitive Beeinträchtigungen: Regelmäßiger Alkoholkonsum, der zu Filmrissen führt, kann die kognitive Leistungsfähigkeit vermindern und das Risiko für Demenz erhöhen.

Prävention

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einem Filmriss vorzubeugen:

  • Kontrollierter Alkoholkonsum: Trinken Sie weniger Alkohol und überschreiten Sie Ihre persönlichen Grenzen nicht.
  • Langsames Trinken: Vermeiden Sie es, Alkohol in kurzer Zeit zu sich zu nehmen.
  • Essen Sie vor und während des Trinkens: Nahrung im Magen verlangsamt die Aufnahme von Alkohol ins Blut.
  • Trinken Sie nicht-alkoholische Getränke: Wechseln Sie zwischen alkoholischen und nicht-alkoholischen Getränken, um Ihren Alkoholkonsum zu reduzieren und hydratisiert zu bleiben. Am besten nach jedem Glas Alkohol ein Glas Wasser nachtrinken.
  • Vermeiden Sie Hochprozentiges: Konzentrierte alkoholische Getränke begünstigen einen Filmriss. Bleiben Sie bei weniger konzentrierten Alkoholsorten und lassen Sie sich mehr Zeit.
  • Achten Sie auf Ihren psychischen Zustand: Vermeiden Sie es, Alkohol zu trinken, wenn Sie erschöpft oder gestresst sind.
  • Seien Sie sich der Risiken bewusst: Machen Sie sich bewusst, welche Risiken mit einem Filmriss verbunden sind und überlegen Sie sich gut, ob Sie das Risiko eingehen möchten.
  • Alkoholfreie Alternativen: Ziehen Sie alkoholfreie Alternativen in Betracht, um den Alkoholkonsum zu reduzieren oder zu vermeiden.

Was tun nach einem Filmriss?

Wenn Sie einen Filmriss hatten, ist es wichtig, sich bewusst zu machen, was passiert ist und die Konsequenzen daraus zu ziehen.

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  • Sprechen Sie mit Freunden: Fragen Sie Freunde, die anwesend waren, was passiert ist, um die Lücken in Ihrer Erinnerung zu füllen.
  • Reflektieren Sie Ihr Trinkverhalten: Überlegen Sie, warum es zu dem Filmriss gekommen ist und wie Sie Ihr Trinkverhalten in Zukunft ändern können.
  • Suchen Sie professionelle Hilfe: Wenn Sie häufig Filmrisse haben oder Schwierigkeiten haben, Ihren Alkoholkonsum zu kontrollieren, suchen Sie professionelle Hilfe bei einem Arzt oder Therapeuten.

Transiente globale Amnesie (TGA)

Es ist wichtig zu beachten, dass ein vorübergehender Gedächtnisverlust auch andere Ursachen haben kann als Alkoholkonsum. Neurologen bezeichnen einen plötzlichen, vorübergehenden Gedächtnisverlust, der vor allem das Kurzzeitgedächtnis betrifft und innerhalb von 24 Stunden von selbst wieder verschwindet, als transiente globale Amnesie (TGA). Obwohl eine TGA in der Regel harmlos ist, müssen andere mögliche Ursachen des Gedächtnisverlustes ausgeschlossen werden, wie z.B. Schlaganfall, Infektion des Gehirns oder Epilepsie.

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