Kopfschmerzen sind weit verbreitet und beeinträchtigen viele Menschen. Schätzungsweise leiden 4 bis 5 Prozent der deutschen Bevölkerung täglich unter Kopfschmerzen, während etwa 70 Prozent anfallsweise oder wiederkehrende Kopfschmerzen haben. Es gibt über 250 verschiedene Arten von Kopfschmerzen, wobei Migräne und Spannungskopfschmerzen die häufigsten sind.
Wie Kopfschmerzen im Gehirn entstehen
Entgegen der landläufigen Meinung entstehen Kopfschmerzen nicht im Gehirn selbst. Das Gehirn hat keine Schmerzrezeptoren und ist daher schmerzunempfindlich. Stattdessen werden Kopfschmerzen durch die Reizung schmerzempfindlicher Strukturen im Kopf verursacht, darunter:
- Schädel
- Hirnhäute
- Blutgefäße im Gehirn
- Hirnnerven
- Oberste Spinalnerven
Ein zu starker Druck auf die Hirnhäute und die darin verlaufenden Nervenbahnen kann Schmerzen auslösen, ebenso wie eine verminderte Durchblutung.
Primäre und sekundäre Kopfschmerzen
Experten unterteilen Kopfschmerzen in primäre und sekundäre Formen.
- Primäre Kopfschmerzen: Bei primären Kopfschmerzen ist der Schmerz selbst die Erkrankung. Dazu gehören Migräne, Spannungskopfschmerzen und Cluster-Kopfschmerzen. Die Ursache ist oft nicht genau bekannt und kann daher nicht immer beseitigt werden. Die Behandlung zielt auf eine schnelle und anhaltende Schmerzlinderung ab.
- Sekundäre Kopfschmerzen: Sekundäre Kopfschmerzen sind Begleiterscheinungen einer anderen Erkrankung, wie z. B. einer Hirnhautentzündung, einer Blutung oder eines Tumors im Gehirn. Sie sind seltener, müssen aber gut beobachtet und ihre Ursachen abgeklärt werden.
Häufige Kopfschmerzformen und ihre Ursachen
Spannungskopfschmerzen
Spannungskopfschmerzen sind die häufigste Form von Kopfschmerzen. Sie werden als dumpf-drückender Schmerz um den Kopf herum beschrieben, oft wie ein "Helm um den Kopf". Die Schmerzintensität ist leicht bis mäßig.
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- Ursachen: Die genauen Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt. Faktoren wie Stress, Muskelverspannungen (z. B. durch Zähneknirschen oder Schlafmangel) und Infekte spielen eine Rolle. Es wird auch eine zentrale Änderung der Schmerzschwelle angenommen. Stress, seelische Belastung oder auch Wetterwechsel sind häufige Auslöser. Auch wenig Schlaf, zu wenig Flüssigkeit oder Umweltfaktoren wie schlechte Luft oder Lärm können weitere Ursachen sein. Hormonschwankungen bei Frauen begünstigen Kopfschmerzen, und auch psychische Probleme gehen in manchen Fällen mit Kopfschmerzen einher.
- Was passiert im Gehirn? Bei Spannungskopfschmerzen ist der Reizfilter des Gehirns gestört. Reize, die zum allgemeinen Hintergrund-Rauschen des Hirns gehören, gelangen ungehindert in die Impulsbahnen des Schmerz-Systems. Die Betroffenen nehmen dies als Schmerz wahr.
Migräne
Migräne tritt anfallartig in Form von pochend-pulsierenden, meist einseitigen Kopfschmerzen auf. Häufige Begleitsymptome sind Übelkeit, Erbrechen sowie Licht- und Lärmempfindlichkeit. Eine Migräneattacke kann zwischen 4 und 72 Stunden dauern. Bei 10 bis 15 Prozent der Betroffenen tritt vor der Attacke eine Aura auf, die sich durch Sehstörungen, Missempfindungen oder Sprachstörungen äußern kann.
- Ursachen: Die genauen Ursachen sind noch nicht bekannt. Es wird angenommen, dass genetische Faktoren, ein Ungleichgewicht von Hirnbotenstoffen (insbesondere Serotonin) und bestimmte Auslösefaktoren (Trigger) eine Rolle spielen.
- Was passiert im Gehirn? Im Gehirn kommt es vorübergehend zu einer gestörten elektrischen Funktion von Nervenzellen, Veränderungen der Durchblutung sowie einer Störung von Stoffwechselsystemen. Ein Bereich im Hirnstamm, das "Migräne-Zentrum", wird aktiviert und verstärkt durchblutet. Dies führt dazu, dass Nervenzellen Schmerzsignale an das Gehirn senden und Botenstoffe ausgeschüttet werden, die eine Dehnung der Blutgefäße bewirken und Entzündungen verursachen.
Mögliche Auslöser von Migräne-Kopfschmerzen sind:
- Veränderungen des Lebensrhythmus oder von Schlafzyklen (z. B. am Wochenende)
- Ernährung
- Stress
- Saunabesuch
- Veränderte Wetterbedingungen
- Hormonelle Schwankungen, insbesondere während der Periode
- Einnahme von Hormonpräparaten wie der Pille
- Psychische Belastung
Cluster-Kopfschmerz
Cluster-Kopfschmerzen treten in einem Bündel von heftigen Anfällen auf. Ein solcher Anfall hält meist zwischen 20 und 180 Minuten an und kann sich innerhalb weniger Stunden bis Tage mehrmals wiederholen. Der Schmerz tritt meist einseitig im Bereich eines Auges bzw. der Schläfe auf. Das betroffene Auge schwillt häufig an, tränt und ist gerötet. Unruhezustände und Rastlosigkeit begleiten diese Symptomatik.
- Ursachen: Die Ursachen sind nicht genau bekannt. Es wird vermutet, dass Nervenzellen im Gehirn, die den Tag-Nacht-Rhythmus regeln, überaktiv sein könnten. Auch eine genetische Veranlagung wird diskutiert.
- Was passiert im Gehirn? Die genauen Mechanismen sind noch nicht vollständig verstanden.
Mögliche Cluster-Kopfschmerz Auslöser:
- Alkohol
- Aufenthalt in großer Höhe
- Nitroglyzerinhaltige Medikamente (gefäßerweiternde Medikamente)
- Histamin in Lebensmitteln
- Licht
Kopfschmerz bei Medikamentenübergebrauch
Werden Kopfschmerzen zu lange und regelmäßig mit frei verkäuflichen Schmerzmitteln behandelt, kann dies zu einer Zunahme der Kopfschmerzen führen. Die eingenommenen Medikamente können ihrerseits Ursache für eine neue Art von Kopfschmerz sein, dem Medikamentenkopfschmerz.
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Diagnose und Therapie
Grundlage der Diagnostik von Kopfschmerzen ist die ausführliche Anamnese, bei der Dauer, Häufigkeit, auslösende Faktoren, Lokalisation, Schmerzart, Begleitsymptome und Medikamenteneinnahme erfragt werden. Zusätzlich kommt oft eine bildgebende Diagnostik wie Computertomographie oder Kernspintomographie des Schädels zum Einsatz.
Die Therapie ist vielfältig und richtet sich nach der Art des Kopfschmerzes. In der Selbstmedikation stehen pflanzliche, homöopathische (z. B. Pfefferminzöl) und synthetische Medikamente (z. B. Paracetamol, Ibuprofen) zur Verfügung. Bei Spannungskopfschmerzen können auch Wärmeanwendungen, Massagen und Dehnübungen helfen.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Ein Arzt sollte aufgesucht werden bei:
- Anfallsartigem Kopfschmerz
- Cluster-Kopfschmerz
- Kopfschmerz, der länger als 3 Tage andauert
- Kopfschmerz in Zusammenhang mit Übelkeit und Erbrechen
- Kopfschmerz bei eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion
- Kopfschmerz in Zusammenhang mit der Einnahme anderer Medikamente
- Kopfschmerz bei Kindern unter 7 Jahren
- Erstmaligem Auftreten von Kopfschmerzen nach dem 60. Lebensjahr
- Akutem Auftreten von heftigstem Kopfschmerz
- Kopfschmerz in Verbindung mit hohem Fieber oder epileptischen Anfällen
- Veränderung oder Verstärkung bekannter Kopfschmerzen
Mythen rund um Kopfschmerzen
- Mythos: Alkohol mischen macht einen Schädel. Stimmt nicht. Die Reihenfolge, in der man Bier und Wein trinkt, spielt keine Rolle. Wer zu viel trinkt, riskiert einen Kater.
- Mythos: Smartphones verursachen Kopfschmerzen. Stimmt. Die einseitige Belastung durch das ständige Vorneigen des Kopfes kann Muskelverspannungen im Nacken-Schulter-Bereich auslösen, die Spannungskopfschmerzen verursachen können.
- Mythos: Wasser trinken kann helfen. Stimmt - aber ein Glas Wasser allein reicht nicht aus. Sieben Gläser Wasser am Tag können Kopfschmerzen und Migräne lindern.
- Mythos: Schmerztabletten besser vermeiden. Stimmt nicht. Bei nur gelegentlich auftretenden Kopfschmerzen kann es sinnvoll sein, frühzeitig ein rezeptfreies Schmerzmittel einzunehmen. Länger als vier Tage hintereinander und an mehr als zehn Tagen im Monat sollten Sie allerdings keine Schmerzmittel ohne ärztlichen Rat einnehmen.
- Mythos: Schokolade löst Migräne aus. Stimmt nicht. Der Heißhunger auf Schokolade kann bereits ein Symptom der Migräne sein.
- Mythos: Gewitter im Kopf? Das Wetter ist schuld. Nicht ausreichend belegt. Studien konnten bislang keinen ursächlichen Zusammenhang belegen.
Was Sie selbst tun können
- Stress reduzieren: Erlernen Sie Entspannungstechniken und bauen Sie Stressoren ab.
- Regelmäßiger Schlaf: Achten Sie auf einen regelmäßigen Schlaf-Wach-Rhythmus.
- Ausreichend trinken: Trinken Sie ausreichend Wasser über den Tag verteilt.
- Gesunde Ernährung: Vermeiden Sie Trigger-Nahrungsmittel, die bei Ihnen Kopfschmerzen auslösen.
- Bewegung: Regelmäßige Bewegung kann Verspannungen lösen und Kopfschmerzen vorbeugen.
- Kopfschmerztagebuch: Führen Sie ein Kopfschmerztagebuch, um Auslöser zu identifizieren.
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