Was tun bei Krämpfen im Schienbein: Ursachen und Behandlung

Muskelkrämpfe sind ein weit verbreitetes Phänomen, das viele Menschen betrifft. Sie können plötzlich auftreten und starke Schmerzen verursachen. Besonders häufig sind Krämpfe in den Beinen, insbesondere im Schienbein. In diesem Artikel werden die Ursachen von Schienbeinkrämpfen beleuchtet und verschiedene Behandlungsmöglichkeiten sowie präventive Maßnahmen vorgestellt.

Muskelkontraktionen und Muskelkrämpfe

Damit sich unsere Muskeln gezielt an- und entspannen können, sendet unser Gehirn über die Nervenzellen Stromimpulse in die Muskeln. Daraufhin spannen sich die Muskeln an oder entspannen sich. Senden die Nerven aber zu viele, zu wenige oder falsche Spannungen, führt dies zu unkontrollierten Kontraktionen - was wir dann als schmerzhaften Krampf zu spüren bekommen. Davon häufig betroffen sind die Waden, Oberschenkel oder auch Hände und Füße.In der Regel hält ein Krampf nur wenige Minuten an, er kann aber auch Stunden dauern. Oft treten die Muskelkrämpfe nachts auf. Tagsüber sind insbesondere Sportler und Sportlerinnen davon betroffen - so manche Marathonläuferin oder so mancher Triathlet musste schon einmal wegen eines schmerzhaften Muskelkrampfs das Training oder den Wettkampf abbrechen.

Ursachen von Muskelkrämpfen

Die Ursachen für Muskelkrämpfe sind vielfältig und oft nicht vollständig geklärt. Es gibt verschiedene Theorien und Ansätze, die mögliche Auslöser identifizieren.

Elektrolytmangel

Die Theorie, dass Muskelkrämpfe durch einen Elektrolytmangel entstehen, ist bereits mehr als 100 Jahre alt. Und auch nach wie vor gehen Expertinnen und Experten davon aus, dass ein Magnesiummangel häufige Krämpfe in Wade oder anderen Muskeln auslösen kann. Neben Magnesium gehören auch Kalium und Natrium zu den wichtigen Elektrolyten im Körper.

Neuronale Probleme

Neuere Ansätze sehen Muskelkrämpfe eher als ein neuronales Problem: Die Nervenzellen, die im Rückenmark die Muskeln steuern, werden etwa bei hoher Belastung überregt. Das führt dazu, dass die Muskeln ermüden und Krämpfe entstehen.

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Weitere Faktoren

Auch ein schlechter Trainingsstand, verkürzte Muskeln und hohe Temperaturen können zu Krämpfen führen. Zentral bei der Entstehung von Krämpfen scheint auch eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr zu sein.

Weitere mögliche Ursachen von Muskelkrämpfen sind:

  • Medikamente, vor allem Arzneimittel mit entwässernder Wirkung, wie etwa bestimmte Blutdruck- oder Cholesterinsenker, können das Risiko von Muskelkrämpfen erhöhen.
  • Eine unerkannte Schilddrüsenfehlfunktion oder ein Diabetes kann ebenfalls zu vermehrten Krämpfen führen.

Was hilft bei Muskelkrämpfen?

Es gibt verschiedene Sofortmaßnahmen und langfristige Strategien, um Muskelkrämpfe zu behandeln und vorzubeugen.

Akute Maßnahmen

Die beste Sofortmaßnahme bei einem nächtlichen Muskelkrampf ist: dehnen - auch wenn es wehtut. Zudem hilft es, aufzustehen und umherzulaufen. Dadurch wird die Muskulatur automatisch gelockert. Tritt der Krampf während des Trainings auf, solltest du den betroffenen Muskel sofort entlasten. Auch das Massieren des Muskels wirkt durchblutungsfördernd, entspannend und wohltuend. Tipp: Wenn du zum Massieren eine Massagepistole nutzen willst, starte langsam und vorsichtig.

Vorbeugende Maßnahmen

Damit es gar nicht erst zu schmerzhaften Krämpfen kommt, solltest du ein paar Tipps befolgen. Wichtig: Treten trotz dieser Maßnahmen weiterhin Muskelkrämpfe auf, lasse die Ursache ärztlich abklären.

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  • Magnesium: Für viele Menschen ist Magnesium das erste Mittel der Wahl, wenn sie unter Muskelkrämpfen leiden. Tatsächlich aber ist die Wirksamkeit des Mineralstoffs bei Muskelkrämpfen wissenschaftlich nicht ausreichend belegt. Zu diesem Ergebnis kam zum Beispiel 2020 ein Team der Goethe Universität Frankfurt um den Sportmediziner Michael Behringer. Klar ist: Ein ausgeglichener Elektrolythaushalt ist generell wichtig für die Gesundheit und eine normale Muskelfunktion. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sollten Erwachsene 4000 Milligramm Kalium und 1500 Milligramm Natrium zu sich nehmen. Für Magnesium liegt der Schätzwert für Frauen bei 300, der für Männer bei 350 Milligramm. Statt zu Nahrungsergänzungsmitteln zu greifen, solltest du auf natürliche Mineralstofflieferanten wie Vollkornprodukte, Hülsenfürchte, Obst, Gemüse und Fisch setzen.
  • Elektrostimulation: Ein relativ neuer Ansatz, der sowohl zur Therapie als auch zur Vorbeugung von Muskelkrämpfen helfen könnte, ist die Elektrostimulation. Ein Forscherteam an der Deutschen Sporthochschule Köln entdeckte, dass diese Methode die Reizschwelle für Muskelkrämpfe erhöht - und somit die Häufigkeit für Krämpfe über einen langen Zeitraum deutlich verringert.
  • Muskeln dehnen: Nimm dir vor dem Schlafengehen ein paar Minuten Zeit, um deine Waden- und Oberschenkelmuskulatur jeweils dreimal für zehn Sekunden zu dehnen, indem du die Fersen kräftig nach unten durchdrücken.
  • Ausreichend trinken: Trinken wir nicht genug, kann unser Körper Nährstoffe nicht richtig transportieren. Dehydrierung ist insbesondere auch bei Sportlern und bei Hitze ein Risiko. Mindestens 1,5 Liter Wasser oder andere kalorienfreie Getränke wie Tee sollte es täglich sein. Bei hohen Belastungen ist Apfelsaftschorle ideal oder auch Wasser, dem etwas Salz zugesetzt ist.
  • Balance zwischen Ruhe und Bewegung: Achte darauf, dass du dich jeden Tag mindestens 30 Minuten bewegst. Das lockert die Muskeln und fördert die Durchblutung. Wenn du viel und gerne trainierst: Übertreibe es nicht und höre auf deinen Körper!

Das Schienbeinkantensyndrom

Das Schienbeinkantensyndrom (auch bekannt als mediales Tibiakantensyndrom, Shin-Splint-Syndrom, MTSS (Mediales Tibiales Stress Syndrom) oder Periostitis (Knochenhautentzündung)) ist eine weitere häufige Ursache für Schmerzen im Schienbeinbereich. Es handelt sich um eine Reizung der Innenseite des Schienbeins (Tibia), die typischerweise die unteren zwei Drittel der Schienbein-Innenseite betrifft. Besonders betroffen ist der Bereich des Muskelansatzes und der Sehne des Musculus tibialis posterior (hinterer Schienbeinmuskel). Wiederholte oder lang andauernde Belastungen können zu einer Reizung des Sehnenansatzes führen, die schließlich eine Entzündung des Schienbeins verursacht.

Ursachen des Schienbeinkantensyndroms

Eine Schienbein-Entzündung tritt häufig bei intensiven Lauf-, Sprung- oder Hallensportarten auf. Besonders betroffen sind Läuferinnen und Läufer, Tänzerinnen und Tänzer sowie Sportlerinnen und Sportler in Disziplinen wie Wandern oder Skilanglauf. Doch auch andere Sportarten können das Schienbeinkantensyndrom auslösen. In den meisten Fällen ist eine Überbeanspruchung durch hohe Trainingsumfänge oder zu intensive Einheiten die Hauptursache.

Harte Böden und ungewohnte Untergründe (z. B. unebene Waldwege) können ebenfalls das Schienbeinkantensyndrom begünstigen. Dem Schienbeinkantensyndrom liegen häufig muskuläre Verspannungssyndrome, sogenannte Myogelosen, zu Grunde.

Weitere Ursachen können sein:

  • Eine plötzliche Steigerung des Trainingsumfangs oder der Intensität
  • Die Verwendung ungeeigneter Sportschuhe mit unzureichender Dämpfung
  • Laufen auf harten oder unebenen Untergründen
  • Fußfehlstellungen wie Knickfuß
  • Schwächen oder Verkürzungen der Waden-, Fuß- und Schienbeinmuskulatur

Symptome des Schienbeinkantensyndroms

Das Schienbeinkantensyndrom äußert sich durch Schmerzen an der Vorder- und Innenseite des Unterschenkels, die oft als stechend oder dumpf beschrieben werden. Zunächst treten die Beschwerden nur während des Trainings auf, insbesondere bei anhaltender Belastung und Druck auf die Beine. In diesem frühen Stadium sind sie meist noch tolerierbar und zwingen Betroffene nicht zum Abbruch der Aktivität.

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Mit zunehmender Belastung verschlimmern sich die Schmerzen: Im fortgeschrittenen Stadium treten sie bereits zu Beginn der Belastung oder sogar beim Gehen auf. In diesem Fall muss die Aktivität häufig abgebrochen werden. Ohne ausreichende Erholung kann es zu Ruheschmerzen kommen, die sich schon bei geringer Belastung - etwa beim Gehen im Alltag - verstärken.

Typische Symptome umfassen:

  • Dumpfe Schmerzen entlang der Innenseite des Schienbeins, die bis zum Knöchel ausstrahlen können
  • Schmerzen, die zunächst nur bei Belastung auftreten, in späteren Stadien jedoch auch in Ruhephasen spürbar sind
  • Spannungsgefühle oder Schwellungen im betroffenen Bereich
  • Eine verstärkte Druckempfindlichkeit entlang des Schienbeins

Diagnose des Schienbeinkantensyndroms

Die Diagnose des Schienbeinkantensyndroms erfolgt zunächst durch eine ausführliche Anamnese und körperliche Untersuchung. Typische Hinweise sind die vom Patienten oder der Patientin beschriebenen Schmerzen an der Vorder- oder Innenseite des Schienbeins. Zur Abgrenzung weiterer Erkrankungen und zur genauen Ursachenanalyse kommen zusätzlich apparative Diagnoseverfahren zum Einsatz. Eine Laufanalyse kann helfen, Fehlstellungen zu erkennen, die das Schienbeinkantensyndrom begünstigen.

Die Magnetresonanztomographie (MRT) und das Röntgen sind besonders wichtig, um andere Erkrankungen auszuschließen. Die MRT hat dabei aufgrund ihrer hohen Sensitivität und Bildauflösung eine zentrale Bedeutung. Nur durch bildgebende Verfahren lassen sich Stressfrakturen, venöse Erkrankungen oder andere Differenzialdiagnosen sicher erkennen, sodass eine gezielte Therapie eingeleitet werden kann.

Behandlung des Schienbeinkantensyndroms

Die Behandlung des Schienbeinkantensyndroms erfolgt in der Regel konservativ. Ziel ist es, die akuten Symptome zu lindern und die Entzündung nachhaltig zu behandeln. Während der Schmerzphase sollte die sportliche Aktivität stark reduziert oder angepasst werden, um das Schienbein zu entlasten.

Was können Betroffene selbst tun? Die richtige Selbstbehandlung kann die Heilung beschleunigen und eine Chronifizierung verhindern. Bereits in der Akutphase sollte die Wadenmuskulatur regelmäßig gedehnt werden. Übungen auf instabilen Untergründen (z. B. auf einem Wackelbrett) können die Koordination verbessern und die Muskulatur stärken.

Weitere Maßnahmen umfassen:

  • Training vorerst unterbrechen: Jegliche Überlastung durch Laufen oder andere sportliche Aktivitäten, die die Schienbeinregion beanspruchen, sollten pausiert werden.
  • Kühlpacks: Kühlen der betroffenen Stelle kann Schwellungen reduzieren und Schmerzen lindern. Dies sollte jedoch in Absprache mit medizinischem Fachpersonal erfolgen.
  • Einlegesohlen: Liegt eine Fehlstellung der Füße, wie zum Beispiel ein Knick-Senkfuß vor, können orthopädische Einlagen helfen, diese Fehlstellungen zu korrigieren und die Belastung auf die Unterschenkelmuskulatur gleichmäßiger zu verteilen, wodurch die Beschwerden reduziert werden können.
  • Gezieltes Dehnen & Koordinationstraining: Bereits in der Akutphase sollte die Wadenmuskulatur regelmäßig gedehnt werden. Übungen auf instabilen Untergründen (z. B. auf einem Wackelbrett) können die Koordination verbessern und die Muskulatur stärken.

Prävention des Schienbeinkantensyndroms

Viele Maßnahmen, die in der Therapie des Schienbeinkantensyndroms eingesetzt werden, helfen gleichzeitig bei der Prävention von Schienbeinschmerzen. Wer diese Präventionsmaßnahmen konsequent umsetzt, kann das Risiko eines Schienbeinkantensyndroms erheblich reduzieren und langfristig beschwerdefrei bleiben.

Wiedereinstieg nach der Heilung: Erst wenn kein Druckschmerz mehr vorhanden ist, sollte die sportliche Aktivität wieder aufgenommen werden. Im Orthozentrum Bergstraße erstellen wir für unsere Patientinnen und Patienten ein individuelles Behandlungskonzept, das sowohl die akuten Beschwerden lindert als auch langfristig zur Prävention beiträgt.

Es gibt einfache Maßnahmen, mit denen sich das Risiko eines Schienbeinkantensyndroms deutlich verringern lässt. Eine davon ist die langsame Steigerung der Trainingsintensität, um dem Körper und dem Muskel ausreichend Zeit zur Anpassung zu geben. Ebenso wichtig ist die Verwendung von Sportschuhen mit guter Dämpfung und passender Unterstützung für den Fuß. Regelmäßiges Aufwärmen und gezieltes Dehnen tragen dazu bei, die Muskulatur optimal auf die Belastung vorzubereiten. Darüber hinaus sollten Kräftigungsübungen für die Waden- und Schienbeinmuskulatur sowie die Rumpfstabilität in das Training integriert werden.

Übungen zur Vorbeugung und Behandlung

Die folgenden Übungen bieten eine Kombination aus Dehnung und Kräftigung:

  • Step-ups: Mit einem Fuß zuerst auf eine Erhöhung (zum Beispiel auf einen Stepper oder eine Box) steigen und das Bein vollständig strecken, mit dem zweiten Bein nachkommen. Anschließend mit dem ersten Bein wieder zurück in die Ausgangsposition treten. Über die Zeit die Höhe der Box steigern. Führen Sie diese Bewegung in 8-12 Wiederholungen durch und absolvieren Sie insgesamt 3 Sätze.
  • Soleus-Squats: An eine Wand lehnen, Füße schulterbreit aufgestellt. So weit an der Wand herunterrutschen, bis die Knie einen 80-Grad-Winkel bilden. Nun die Fersen vom Boden abheben. Diese Position 20-30 Sekunden halten, führen Sie diese Bewegung in 3-5 Wiederholungen durch.
  • Wadenheben bei gebeugtem Knie: Auf einem Bein auf einer Stufe oder Stepper stehen, das Knie leicht beugen und langsam die Ferse heben und senken. Dabei wird die tieferliegende Wadenmuskulatur aktiviert. Führen Sie diese Bewegung in 8-12 Wiederholungen durch und absolvieren Sie 3 Sätze. Dann wechseln Sie das Bein.
  • Einbeinige Brücke: Mit angewinkelten Beinen auf dem Rücken liegen. Fußballen eines Beins auf der Kante einer Erhöhung positionieren. Während die Arme flach auf dem Boden liegen, die Hüfte anheben, wobei das andere Bein nach vorne (in Verlängerung der Hüfte) gestreckt bleibt. Führen Sie diese Bewegung in 8-12 Wiederholungen durch und absolvieren Sie 3 Sätze. Dann wechseln Sie das Bein.
  • Seitliches Abduktionsheben: Auf die Seite legen, das untere Bein ist angewinkelt. Das obere Bein gestreckt so weit wie möglich anheben und wieder senken, die Bewegung langsam und kontrolliert ausführen. Führen Sie diese Bewegung in 12-15 Wiederholungen durch und absolvieren Sie 3 Sätze.

Weitere Ursachen für Schienbeinschmerzen

Neben Muskelkrämpfen und dem Schienbeinkantensyndrom gibt es noch weitere mögliche Ursachen für Schmerzen im Schienbeinbereich.

Muskelverspannungen

Schmerzen am Schienbein liegen häufig muskuläre Verspannungssyndrome, sogenannte Myogelosen, zu Grunde. Mittels der Triggerpunktakupunktur können wir den Muskeltonus verlässlich senken und so eine schnelle Schmerzreduktion erreichen.

Muskuläre Überlastung

Schienbein Schmerzen können durch eine überbeanspruchte Muskulatur bei sportlichen Anstrengungen entstehen. Bekannt sind sie beispielsweise bei Ballsportarten oder intensiv betriebenem Nordic Walking. Sie treten bei Fußballspielern, Skateboard-Enthusiasten oder Joggern auf. Oftmals entsteht die muskuläre Überlastung durch schnelles Spurten und abrupte Richtungswechsel.

Entzündungen oder Verletzung an Muskeln

Schienbein Schmerzen, die fälschlicherweise auf eine Überbeanspruchung der Muskeln zurückgeführt werden, rühren oft von Knochenhaut-Entzündungen oder Reizungen im betroffenen Gewebe her. Oftmals quälen sich die Betroffenen tagelang mit den solchen Schmerzen herum, ohne zum Arzt zu gehen. Dadurch kann es zu Muskelfaserrissen kommen.

Trainingsfehler

Häufig entsteht Schmerz im Schienbein durch zu harte Sohlen, falsches Abrollen, falsches Auftreten auf der äußeren Fuß-Kante oder ähnliche Ursachen. Wenn ein Jogger hart auf der Ferse aufkommt, zwingt er dem vorderen Bereich des Fußes eine schnelle Ausgleich-Bewegung auf. Diese belastet die umliegenden Muskeln und Gewebe stark.

Vitamin-D-Mangel

Mindestens eine Studie legt nahe, dass sich das Schienbeinkantensyndrom möglicherweise durch einen latenten oder chronischen Vitamin-D-Mangel erklären lässt. Möglicherweise entsteht es aber auch multikausal - und der Vitamin-D-Status spielt dabei eine Nebenrolle. Interessant ist, dass die Studie bei Probanden mit Schienbeinkantensyndrom fast zehnmal öfter einen Vitamin-D-Mangel feststellte, als bei einer Vergleichsgruppe, die das Syndrom nicht aufwies.

Fußprobleme und Laufstil

Jemand, der Knick- oder Senkfüße hat, oder beim Laufen eine Überpronation erzeugt, ist schneller von Schienbeinschmerzen betroffen. Kippt der Fuß beim Laufen zu stark nach innen, überlastet das die hintere Schienbeinmuskulatur. Das kann zu Reizungen an der Knochenhaut oder zum "medialen Schienbeinkantensyndrom" führen. Gleichermaßen führt aber eine Supination - also das Abstoßen über die außen liegenden Zehen und eine Bewegung des Fußes nach Außen - zu Schmerzen an den Schienbeinen.

Diagnose von Schienbeinschmerzen

Der Orthopäde kann meist schon aufgrund der Beschreibung und Lokalisierung des Schmerzes erkennen, dass es sich um ein Schienbeinkantensyndrom handelt. Da es sich aber auch um eine Tibia-Stressfraktur handeln kann, sind weitere Untersuchungen notwendig. Im Orthozentrum Bergstrasse wird die Diagnose mittels Untersuchung und ggf. bildgebender Diagnostik gestellt. Der Arzt kann den Schmerz durch Druck auslösen. Per Tastbefund kann er oft muskuläre Verhärtungen oder Gewebeschwellungen verspüren. Der Patient kann bei Streckbewegungen des Fußes selbst den Schmerz am Schienbein auslösen. Außerdem kann per Blutbild ermittelt werden, ob eine Entzündung im Körper vorliegt.

Die Diagnose sollte bei Schmerzen am Schienbein mit zwei Schwerpunkten erfolgen: einer Untersuchung im offenen MRT und einer Laufbandanalyse. Tast- und Sichtbefunde alleine könnten zum Übersehen von Kompartment-Syndromen, Tibia-Stressfrakturen oder bereits entstandenen Muskelfaserrissen führen. Das MRT kann selbst die feinsten Schäden an Muskelapparat oder Knochengewebe ausmachen.

Am Anfang der Behandlung steht immer eine differenzierte Diagnostik. Beim Schienbeinschmerz empfiehlt sich meist eine Laufanalyse, da häufig Technikprobleme oder Becken-Beinachseninstabilitäten ursächlich sind.

Therapien bei Schienbeinschmerzen

Im Orthozentrum Bergstraße haben wir ein Therapiekonzept erarbeitet, mit dem Beschwerden in aller Regel zügig wieder verschwinden. Die Therapie von akuten Schmerzen am Schienbein kann von mehreren Seiten aus auf die Schmerzursache und die -lokalisierung einwirken. Auf medikamentöser Seite sind entzündungshemmende Tabletten, schmerzlindernde Salben oder Injektionen mit Antiphlogistika wie Ibuprofen- oder Diclofenac-haltige Arzneimitteln sinnvoll. Zusätzlich sollte es aber auch eine Verordnung für physikalische und elektrotherapeutische Therapiemaßnahmen geben.

Bei Sportlern müssen die benutzten Laufschuhe auf Abrieb oder auf Supination und Überpronation hin untersucht werden. Schon anhand der Abnutzungserscheinungen am Laufschuh lassen sich Überpronierer oder Supinierer ausmachen. Die Kräftigung der Fußmuskulatur steht im Fokus der Behandlung. Jede stärkere Belastung ist zu meiden, bis die Symptomatik sich bessert. Ergänzend können Wärme- und Kältebehandlungen angeraten sein, um die Schmerzen am Schienbein zu lindern.

Die Therapie variiert je nach Ursache der Beschwerden am Schienbein. Ein Bruch oder Muskelfaserriss muss anders behandelt werden als ein Schienbeinkantensyndrom. Bei nachgewiesenen Knochenbrüchen lässt sich oft eine Operation nicht vermeiden. Ob Bandagen, Schienen oder Gipsverbände notwendig werden, entscheidet der behandelnde Arzt aufgrund der gestellten Diagnose. Naturheilverfahren sollten lediglich ergänzend oder bei funktional bedingten Schienbeinschmerzen erwogen werden.

Prävention von Schienbeinschmerzen

Hobbysportler machen sich nicht halb so viele Gedanken über ihre Bewegungsabläufe wie Profis. Eine Laufanalyse kann klären, ob die gekauften Laufschuhe geeignet sind oder nicht. Sie kann dazu beitragen, dass zukünftig der Laufstil oder das dafür genutzte Schuhwerk den tatsächlichen Bedürfnissen angepasst werden.

Die Laufanalyse ist ein Instrument, das sowohl präventiven, wie auch therapeutischen Nutzen hat. Sie macht individuelle Gewohnheiten und Bewegungs-Zusammenhänge von Läufern sichtbar. Aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse einer Gangbildanalyse kann sich die Bewegungsqualität verbessern lassen. Das Training kann zukünftig effektiver und belastungsärmer durchgeführt werden.

Wadenkrämpfe: Ursachen, Behandlung und Prävention

Wadenkrämpfe, die vor allem nachts auftreten, sind ein häufiges und oft sehr schmerzhaftes Phänomen. Diese Krämpfe entstehen durch eine plötzliche, unwillkürliche Kontraktion der Wadenmuskulatur, die für wenige Sekunden bis Minuten anhalten kann.

Ursachen nächtlicher Wadenkrämpfe

Die Ursachen für nächtliche Wadenkrämpfe sind vielfältig. Häufig stehen sie in Zusammenhang mit einem Elektrolytmangel, insbesondere einem Mangel an Magnesium, Kalium oder Kalzium. Auch eine Dehydrierung durch unzureichende Flüssigkeitszufuhr oder starkes Schwitzen kann die Muskelkontraktionen auslösen. Weitere Risikofaktoren sind langes Sitzen oder Stehen, körperliche Überanstrengung sowie eine schlechte Durchblutung der Beine.

Behandlung nächtlicher Wadenkrämpfe

Um nächtliche Wadenkrämpfe zu lindern, helfen häufig einfache Maßnahmen. Das Strecken und Dehnen des betroffenen Beins kann den Muskel entspannen. Eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme sowie die regelmäßige Zufuhr von Elektrolyten über die Ernährung oder Nahrungsergänzungsmittel können vorbeugend wirken. Wärmebehandlungen wie ein warmes Fußbad vor dem Schlafengehen können ebenfalls hilfreich sein.

Selbsthilfemaßnahmen bei Wadenkrämpfen

  • Unterschenkel dehnen: Ziehen Sie die Fußspitze Richtung Körper, treten Sie mit der Ferse nach vorne oder strecken Sie das schmerzhafte Bein nach hinten durch und drücken dabei die Ferse auf den Boden.
  • Massage: Auch leichtes Massieren der Wade lockert sich die Muskulatur, das steigert die Durchblutung und kann entspannen.
  • Beim Sport: Trainingspause einlegen und trinken. Am besten eignen sich Magnesium-, Kalium- oder Natrium-haltige Getränke, um den Elektrolythaushalt auszugleichen.
  • Nachts im Bett: Aufstehen und vorsichtiges Herumlaufen kann den Krampf lösen.
  • Wärme: Gegen nächtliche Wadenkrämpfe nehmen Sie am besten eine kurze Fuß- oder Wadendusche oder legen eine Wärmflasche auf die schmerzende Muskulatur. Beim Sport machen sich warme Socken oder Strümpfe bezahlt.
  • Kälte: Auch kalte Auflagen können den Wadenkrampf lösen.

Wann zum Arzt?

Wirken diese Selbsthilfemaßnahmen nicht, könnte eine ernsthafte Ursache zugrunde liegen. Gehen Sie zum Arzt, wenn sich die Muskeln immer wieder schmerzhaft verkrampfen und sich die Schmerzen auf andere Körperpartien ausbreiten. Das Gleiche gilt, wenn der Wadenkrampf lange anhält oder auf Dauer Ihre Nachtruhe oder den Tagesablauf stört. Besonders hellhörig sollen Sie sein, wenn Sie unter einer chronischen Stoffwechselerkrankung wie Diabetes mellitus oder einer Nierenschwäche leiden: Hier ist ein Arztbesuch ratsam, um mögliche Komplikationen zu verhindern. Wer hohes Fieber und/oder Durchfall und Erbrechen hat, sollte ebenfalls dringend zum Arzt. Der Wadenkrampf kann auf ein bedrohliches Ungleichgewicht im Elektrolythaushalt und Mineralstoffmangel hinweisen.

Vorbeugung von Wadenkrämpfen

  • Vorbeugen mit Magnesium und Elektrolytpräparaten: Da der Wadenkrampf oft eine Folge von Mineralien ist, braucht Ihr Körper Nachschub: Natrium, Kalium, Magnesium und Kalzium können über die Nahrung aufgenommen werden. Häufig reicht dies aber nicht aus. Hochdosiertes Magnesium zum Vorbeugen gegen Krämpfe und Verspannungen bekommen Sie als Kapseln, Brausetabletten, Direktgranulat oder Trinkampulle in Ihrer Apotheke. Auch eine Kombination aus verschiedenen Mineralstoffen kann - je nach Ursache der Krämpfe - sinnvoll sein.
  • Ausreichend trinken: Wer genug trinkt, beugt Störungen des Elektrolythaushalts vor.
  • Regelmäßiges Training: Wenn Sie sich regelmäßig sanft bewegen, werden Ihre Muskeln gut durchblutet. Zusätzliches Dehnen wiederum wirkt einer Verkürzung entgegen.
  • Massage mit Latschenkiefernöl: Ein sanftes Massieren mit Latschenkiefernöl wirkt beim Wadenkrampf besonders wohltuend. Das ätherische Öl fördert die Durchblutung, wärmt und lindert Muskel- und Gelenksbeschwerden.

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