Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes Ereignis, das nicht nur den Betroffenen, sondern auch seine Angehörigen vor große Herausforderungen stellt. Neben der medizinischen Versorgung des Patienten ist die Unterstützung und Begleitung durch die Familie von entscheidender Bedeutung für den Genesungsprozess. Dieser Ratgeber soll Angehörigen helfen, die Situation besser zu verstehen, die richtigen Schritte einzuleiten und die bestmögliche Unterstützung zu leisten.
Der erste Schock und die ersten Schritte
Der Anruf, der Ihnen mitteilt, dass Ihr Angehöriger einen Schlaganfall erlitten hat, reißt Sie aus Ihrem Alltag. In diesem Moment ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Versuchen Sie, alles stehen und liegen zu lassen, um so schnell wie möglich ins Krankenhaus zu gelangen.
Im Krankenhaus:
- Lassen Sie sich vom Anblick Ihres Angehörigen nicht erschüttern. Konzentrieren Sie sich darauf, dass er jetzt Ihre Fürsorge braucht.
- Halten Sie seine Hand, sprechen Sie ruhige Worte und strahlen Sie Zuversicht aus.
- Wenn Ihr Angehöriger nicht sprechen kann, stellen Sie einfache Fragen, die er mit Nicken oder Kopfschütteln beantworten kann. Überfordern Sie ihn jedoch nicht.
- Erzählen Sie von positiven Erlebnissen und scheinbar belanglosen Dingen, um eine Verbindung herzustellen. Auch wenn Ihr Angehöriger bewusstlos ist, bekommt er mehr mit, als Sie vermuten.
Rehabilitation: Der Weg zurück ins Leben
Je früher eine Rehabilitation beantragt wird, desto besser sind die Chancen auf eine erfolgreiche Genesung. Der Sozialdienst des Krankenhauses hilft Ihnen bei der Antragstellung. Üblicherweise übernehmen die Kranken- oder Rentenversicherung die Kosten.
Unterstützung während der Rehabilitation:
- Besuchen Sie Ihren Angehörigen so oft wie möglich im Krankenhaus.
- Erkundigen Sie sich frühzeitig nach einer anschließenden Rehabilitation.
- Begleiten Sie Ihren Angehörigen, wenn möglich, in den stationären Reha-Aufenthalt.
- Bringen Sie Arztbriefe und Befunde zur Rehaklinik mit, damit gezielte Maßnahmen ergriffen werden können.
- Erkundigen Sie sich nach dem Therapiefortschritt und lernen Sie ergotherapeutische, logopädische und physiotherapeutische Übungen, um diese später selbst mit Ihrem Angehörigen durchzuführen.
- Bleiben Sie hartnäckig, wenn Kostenträger Anträge zur Kostenübernahme von Logopädie, Ergotherapie und Physiotherapie ablehnen. Ihr Angehöriger hat bis zu zwei Jahre nach dem Schlaganfall darauf Anspruch.
Das Leben zu Hause: Anpassung und Unterstützung
Wenn Ihr Angehöriger nach Hause kommt, ist es wichtig, die Wohnung so einzurichten, dass er sich möglichst selbstständig bewegen und agieren kann.
Wohnraumanpassung:
- Beseitigen Sie Stolperfallen wie Teppiche und hohe Türschwellen.
- Installieren Sie Haltegriffe im Bad und neben der Toilette.
- Beantragen Sie Hilfsmittel wie Rollstuhl oder Rollator.
- Platzieren Sie Einrichtungsgegenstände so, dass die beeinträchtigte Körperseite angeregt wird.
- Schaffen Sie um das Bett herum ausreichend Platz für die Pflege.
Pflege und Betreuung:
- Sorgen Sie für eine regelmäßige Einnahme der Medikamente.
- Kontrollieren Sie regelmäßig Blutdruck, Puls und Blutzucker.
- Achten Sie auf eine fettarme Ernährung und ausreichende Flüssigkeitszufuhr.
- Motivieren Sie Ihren Angehörigen zu sportlicher Betätigung, um die Muskulatur zu stärken und Bewegungsabläufe zu verbessern.
- Unterstützen Sie ihn bei der Bewältigung psychischer Instabilität.
- Ermutigen Sie zu Reisen, sofern der Gesundheitszustand dies zulässt.
Kommunikation und emotionale Unterstützung
Ein Schlaganfall kann die Kommunikationsfähigkeiten beeinträchtigen. Geduld und Verständnis sind daher besonders wichtig.
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Kommunikationstipps:
- Nehmen Sie Ihrem Angehörigen die Wörter nicht vorweg.
- Reden Sie langsam und deutlich.
- Geben Sie positive Rückmeldungen und lassen Sie Fehler Fehler sein.
- Animieren Sie Freunde, Bekannte und Angehörige zur Kontaktaufnahme.
Selbstfürsorge für Angehörige
Die Pflege eines Schlaganfallpatienten kann sehr anstrengend sein. Es ist wichtig, die eigenen Bedürfnisse nicht aus den Augen zu verlieren und sich nicht aufzuopfern.
Tipps zur Selbstfürsorge:
- Vernachlässigen Sie Ihre Freunde und Hobbys nicht.
- Achten Sie auf Ihre eigenen Grenzen und überfordern Sie sich nicht.
- Scheuen Sie sich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
- Suchen Sie Unterstützung in Selbsthilfegruppen oder bei Beratungsstellen.
- Nutzen Sie Entlastungsangebote wie Tagespflege oder Kurzzeitpflege.
Rechtliche und finanzielle Aspekte
- Beantragen Sie einen Pflegegrad bei der Pflegekasse.
- Informieren Sie sich über mögliche Leistungen wie Pflegegeld, Entlastungsbetrag, Pflegesachleistungen und Pflegehilfsmittel.
- Beantragen Sie einen Schwerbehindertenausweis, um weitere Leistungen in Anspruch nehmen zu können.
- Erkundigen Sie sich nach Zuschüssen für den barrierefreien Umbau der Wohnung.
Hilfreiche Adressen und Anlaufstellen
- Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe: Bietet Informationen, Broschüren, Kontaktdaten zu Selbsthilfegruppen und Regionalbüros. Telefonberatung: 05241 9770 0, www.schlaganfall-hilfe.de
- Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Informationen rund um die Pflege: www.wege-zur-pflege.de
- Bundesministerium für Gesundheit: Online-Ratgeber Pflege und Pflegeleistungs-Helfer: www.bundesgesundheitsministerium.de
- Stiftung Warentest: Themenspecial für pflegende Angehörige: www.test.de
- BAGSO - Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen: Beratung zu Themen wie „Pflege zu Hause“ und „Pflege im Heim“.
- Pflegekassen: Persönliche Pflegeberatung.
- Pflegestützpunkte: Kombinieren die Beratungsangebote von Kommunen und Pflegekassen.
- Telefonseelsorge: Telefon 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222, www.telefonseelsorge.de
- Psychologische Onlineberatung: www.pflegen-und-leben.de
- Notruftelefon bei Gewalt in der Pflege: Bonner Initiative gegen Gewalt im Alter e.V.
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