Der Waschzwang ist eine verbreitete Form der Zwangsstörung, die das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen kann. Menschen mit einem Waschzwang "müssen" ihren Körper und vor allem ihre Hände immer wieder exzessiv reinigen, um Ängste vor Bakterien, Schmutz und Krankheiten zu reduzieren. Dieses Verhalten nimmt oft so viel Zeit in Anspruch, dass die Betroffenen in ihrem beruflichen und sozialen Leben stark eingeschränkt sind.
Was ist ein Waschzwang?
Der Waschzwang ist eine Form der Zwangsstörung, bei der die Betroffenen unter der Angst leiden, sich durch Berührung mit Objekten mit einer Krankheit anzustecken oder schmutzig zu machen. Die Angst vor Bakterien und Ekelgefühle sind groß. Betroffene vermeiden es beispielsweise, Türklinken mit der bloßen Hand anzufassen oder anderen die Hand zu geben. Kommen sie dennoch in Kontakt mit einem gefürchteten Objekt, waschen sie wiederholt und gründlich ihre Hände, ihren ganzen Körper und manchmal sogar ihre Kleidung. Dabei folgen sie stets einem bestimmten Ritual, das sie penibel einhalten. Ein einziger Fehlgriff reicht aus, um die unangenehmen Gedanken erneut auszulösen - die Zwangshandlung wird dann von Neuem in Gang gesetzt.
Menschen mit Waschzwang ist bewusst, dass ihre Ängste übertrieben sind, und sie schämen sich daher für ihre Zwänge. Viele ziehen sich von Freunden und Familie zurück. Zwangsstörungen wie der Waschzwang beginnen oft bereits in der Kindheit oder im Teenageralter. Unbehandelt nehmen sie meist schleichend in ihrer Schwere zu. Studien geben Hinweise darauf, dass eine Zwangserkrankung häufig im Alter von zwölf bis 14 Jahren und im Alter von 20 bis 22 Jahren beginnt.
Ursachen des Waschzwangs
Ein Waschzwang entwickelt sich in der Regel schleichend. Experten vermuten als Ursache eine Kombination aus genetischen Faktoren, einer ängstlichen Persönlichkeit und einem traumatischen Erlebnis oder ungünstigen Erziehungsmethoden. Bei Kindern tritt oft ein Waschzwang nach einem Todesfall in der Familie, nach Krankheit oder nach der Scheidung der Eltern auf. Dann wird der Waschzwang zur Möglichkeit, das verlorene Gefühl der Sicherheit zurückzugewinnen.
Traumatische Erlebnisse stellen den häufigsten Auslöser für einen Waschzwang dar. Insbesondere wenn Betroffene keine Unterstützung bei der Bewältigung des Erlebnisses erhalten, ist die Psyche häufig überfordert. Die Antwort darauf ist die Entwicklung eines Zwangs bzw. Wenn sich ein Kind von seinen Bezugspersonen nicht geliebt fühlt oder schlecht behandelt wird, kann eine Zwangsstörung, wie ein Waschzwang, entstehen. Auch hier geht es wieder darum, Sicherheit zu erlangen. So ein Erlebnis kann wie bei Frau S. oben im Fallbeispiel einen direkten Zusammenhang mit einer Erkrankung haben oder aber auch eine außergewöhnliche Belastung durch den Tod eines Angehörigen oder eine Gewalttat sein. Gerade Menschen, die bereits unter Selbstwertproblemen und vielen Unsicherheiten leiden, versuchen häufig durch ihre Zwangssymptomatik wieder Kontrolle über die zu bewältigende Situation zu erlangen.
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Im Falle von Frau S. Betroffene von Zwängen besitzen in bestimmten Gehirnbereichen eine Überaktivität, welche zu einer fehlerhaften Kommunikation zwischen Frontalhirn und den tieferen Hirnstrukturen führt. Verschiedene Studien belegen ein kumuliertes Auftreten von Zwangserkrankungen bei verwandten Personen. Besonders stark sind Kinder von zwangserkrankten Eltern und Zwillinge betroffen. Auch wenn es viele mögliche Ursachen für einen Waschzwang gibt, sind es oft bestimmte Verhaltensweisen und Denkmuster, die den Zustand aufrechterhalten. Zwanghafte Verhaltensweisen, wie z.B. exzessives Händewaschen, dienen den Betroffenen dazu, ihre Angst vorübergehend zu reduzieren, verstärken aber langfristig die Problematik.
Symptome und Erscheinungsformen
Wie bei allen Formen der Zwangserkrankungen weisen auch Waschzwänge Zwangsgedanken und Zwangshandlungen auf. Zwangsgedanken sind aufdringliche Gedanken, Gefühle, Impulse und Zweifel, die eine ständige Anspannung verursachen. Wenn du deinen Waschzwang überwinden willst, musst du außerdem verstehen, wie er durch das Zusammenspiel aus Zwangsgedanken und Zwangshandlungen aufrechterhalten wird.
Externe Trigger für Zwangsgedanken sind häufig ein direkter oder indirekter Kontakt mit gewissen Objekten, Personen und Orten, die als unrein, infektiös, schmutzig oder gefährlich wahrgenommen werden. Diese Trigger direkt zu berühren oder auch nur in ihre Nähe zu kommen oder einen möglichen Kontakt nicht mit hundertprozentiger Gewissheit ausschließen zu können, löst daher eine starke Anspannung und den Drang zum Waschen oder Putzen aus. Auch interne Trigger können bei Betroffenen von Waschzwängen Zwangsgedanken und eine enorme Anspannung bedingen. Flecken und Farben, die an Blut, Sperma usw. Eigene Körperteile (z.B. Bakterien, Viren (z.B. HIV, Corona), BSE, Parasiten (z.B. Toxische Substanzen (z.B. Lichtstrahlen (z.B. Autoabgase oder andere giftige Gase (z.B. Bestimmte Menschen und Berufsgruppen, die als unrein, infektiös, schmutzig oder gefährlich wahrgenommen werden (z.B.
Nicht selten ist der Auslöser für eine Kontaktkontamination nicht die eigentliche Substanz (Primärquelle), sondern andere Gegenstände oder Menschen, die mit der Primärquelle in Kontakt gekommen sind. Man spricht hier von Sekundär- oder Tertiärquellen der Kontamination. Das macht sie aber in der Zwangslogik des Waschzwangs nicht minder gefährlich, da sich die Kontamination bei Kontakten von einem auf den anderen Gegenstand, Menschen oder Orte nie verdünnt und sich auch über nicht rationale „Übertragungswege" und Assoziationsketten unendlich weit verbreiten kann. So kann sich eine Kontaminationsbefürchtung nach und nach auch auf Situationen, Menschen oder Gegenstände ausweiten, die dem ursprünglichen Auslöser ähnlich sind, nur in dessen Nähe befanden oder wenn man sich nicht ganz sicher ist, ob eine tatsächliche Berührung stattgefunden hat.Überblick verloren? Dinge, die wie ein anderer kontaminierter Gegenstand aussehen bzw. Oft sind die Auslöser für eine Kontaktkontamination auch „Substanzen", die real nicht vorhanden sind, aber in der Zwangslogik durch einen direkten oder indirekten Kontakt übertragen werden. Von einer mentalen bzw. Sich durch die Erinnerung an eine (z.B. Auf den ersten Blick mag es für Außenstehende so aussehen, als würdest du dich in erster Linie vor den Dingen fürchten, die jeder sieht oder gut nachvollziehen kann - also beispielsweise Schmutz, Bakterien oder Giftstoffe. Wie bei allen anderen Zwängen stecken dahinter aber meist mehr oder weniger spezifische Befürchtungen, die du versuchst, um jeden Preis zu verhindern. Ansteckungs- oder Kontaminationsbefürchtungen: dass du oder eine andere Person beispielsweise durch eine Infektion oder den Kontakt mit einer krebserregenden oder toxischen Substanz, aber auch durch den Kontakt mit bestimmten Menschen, an einer schlimmen Krankheit erkranken könntet. Bei anderen Betroffenen steht mehr der Ekel vor Kontamination im Vordergrund, ohne Ängste vor konkreten Krankheiten oder Giftstoffen. Sie empfinden vieles als eklig, „schmuddelig" oder „unhygienisch" und leiden darunter. Mit zusätzlichen Krankheitsängsten gehen ebenso oft diffuse Befürchtungen einher, z.B. dass man sich „was wegholen" könnten.
Zwangshandlungen können sich bei einem Waschzwang bei den einzelnen Betroffenen ganz unterschiedlich äußern: als offene, sichtbare Zwangshandlungen, oft gemischt mit verdeckten, mentalen Zwangshandlungen, zudem als Vermeidungen, Sicherheitsverhalten und Rückversicherungen. Womöglich hast du einen extremen, sehr teuren Verbrauch an Desinfektions- und Reinigungsmitteln. Oft wäschst du unzählige Male sogar nicht waschbare Objekte, wie zum Beispiel Tapeten und Papiergeld, ab, musst kontaminiert erscheinende Gegenstände wegwerfen oder wechselst häufig deine Kleidung. Bestimmte Körperteile übermäßig säubern, auch mit drastischen Methoden, beispielsweise Bürsten und Desinfektionsmitteln (z.B. Da die o.g. Zwangshandlungen sehr anstrengend sind, vermeidest du vielleicht auch von vorneherein kontaminiert erscheinende Gegenstände, Orte, Situationen, bestimmte Menschen oder große Menschenmengen, was dich schmerzt und beschämt. Eventuell lässt du den Müll in deiner Wohnung stehen, weil du befürchtest, dich zu kontaminieren, wenn du ihn zum Entsorgen anfassen musst. Vielleicht vermeidest du alles mit undefinierbaren roten Flecken, da du nicht sicher weißt, ob es Blut sein könnte. Gegenstände, die als kontaminiert eingestuft werden (z.B. Müll, Geld, Lebensmittel), öffentlich sind (z.B. Flecken mit einer bestimmten Farbe oder Form (z.B. rote bzw. Orte, die als kontaminiert eingestuft werden (z.B. Krankenhäuser, Restaurants, öffentliche Verkehrsmittel, Kinos, Supermärkte, Kirchen, Friedhöfe), an etwas Belastendes erinnern, öffentlich sind oder auch nur von Menschen aufgesucht werden, die als kontaminiert angesehen werden (z.B. Umwege laufen, um kontaminierte Orte, Situationen oder Menschen zu vermeiden (z.B. Mit vor dem Körper verschränkten Armen und in gebückter Haltung herumlaufen, um sich „klein" zu machen und zu verhindern, dass die eigenen Arme nicht zufällig und unwillentlich „ausschlagen" und dann durch Kontakt mit Gegenständen (z.B. Bestimmte Aktivitäten im Haushalt (z.B. Wäschewaschen, Müll entsorgen) und Beruf (z.B. Fingerfood, was an einer Seite mit den Fingern angefasst werden muss (z.B. Falls du es nicht völlig vermeiden kannst, bestimmte Gegenstände zu berühren, dann hilfst du dir möglicherweise damit, als Sicherheitsverhalten Hilfsmittel oder Barrieren zu verwenden. Vielleicht benutzt du also Papiertücher oder Kugelschreiber, um Lichtschalter und Tastaturen zu betätigen. Verwenden von Einweghandschuhen, um bestimmte Dinge oder sich selbst anzufassen (z.B. Verwendung von Papiertüchern oder anderen Hilfsmitteln, um bestimmte Dinge anzufassen oder Aktivitäten zu verrichten (z.B. Lichtschalter nur mit Hilfsmitteln (z.B. Die Wohnung nur mit Desinfektionsmittel, Handy, Wasserflasche usw. Als „sauber" eingestufte Gegenstände (z.B. die Handtasche) nur in Umverpackung (z.B.
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Ein Trick des Zwangs ist, dass die sichtbaren Zwangshandlungen nicht immer einfach erkennbar, langwierig und ritualisiert sein müssen. Sie können auch versteckt und subtil als Mini-Rituale erfolgen: kurz, diskret und nicht wiederholend, so dass du sie eventuell erst im Laufe der Verhaltenstherapie oder wenn du achtsamer in Bezug auf deine Verhaltensweisen geworden bist als Zwangshandlungen einordnen kannst. Beim Betreten eines Sitzungszimmers kurz mit den Schuhsohlen diskrete, drehende Bewegungen auf dem Teppich machen, um etwaige Kontamination (z.B. Ebenso belastend wie deine sichtbaren Zwangshandlungen, die du aus Scham oft vor anderen zu verbergen versuchst, sind für dich auch die stundenlang in deinem Kopf ablaufenden, verdeckten, mentalen Zwangshandlungen. Oder du versucht, dir immerzu gute Gegenbilder in den Geist zu rufen, um deine aufdringlichen, schrecklichen Bilder im Kopf, zum Beispiel von deiner sterbenden Familie, zu neutralisieren. Eventuell sprichst du im Kopf auch stille Gebete zu Gott, damit er Unreinheit aus deinem Leben entfernt oder versicherst dir im Geiste „Ich bin sauber", um dich nicht mehr kontaminiert zu fühlen. Das alles wird von deinen Mitmenschen kaum oder gar nicht bemerkt. So kann es sein, dass deine Kontaminationsbefürchtungen und dein Leiden lange unerkannt bleiben und dir daher keiner Hilfe anbieten kann. Stundenlanges Grübeln: Du bist permanent in deinem Kopf und in deinen Gedanken verfangen, um scheinbar Probleme zu lösen. Häufig fragen Menschen mit Kontaminationsbefürchtungen bei ihren Mitmenschen fortwährend nach Rückversicherung - oft mehrfach hintereinander zu einem einzigen Thema. Deine Vergewisserungsfragen könnten aber auch ganz subtil in Form von fast beiläufig erscheinenden Bemerkungen, zum Beispiel „Die offene Stelle an meiner Hand heilt gut ab, da kann sich nichts mehr infizieren!", von dir kommen - und dann beobachtest du genau, wie deine Mitmenschen darauf reagieren. Den Partner wiederholt um Rückversicherung bitten (z.B. Subtile, beiläufig erscheinende Bemerkungen vor andere machen und dann beobachten, ob andere Menschen besorgt oder entspannt darauf reagieren (z.B. Stundenlange Recherche im Internet, z.B. Selbstvergewisserungen, z.B. Besonders wenn ihr im gleichen Haushalt lebt, sind vermutlich auch deine Angehörigen in die Zwangshandlungen mit einbezogen oder führen sie sogar ganz für dich aus. Abwischen und Desinfizieren von Gegenständen für den Betroffenen, z.B. Übernahme aller möglichen Tätigkeiten in und außerhalb der Wohnung, die der Betroffene selbst nicht mehr ausführen kann bzw. vermeidet, z.B. Dem Betroffenen Zeit für seine langwierigen Zwangsrituale geben, z.B. Es erfolgt keine Verdünnung. Auch in endloser Verdünnung verlieren die zwangsauslösenden Substanzen nicht ihre Gefahr oder Ekel auslösende Wirkung. Handlungsdurchgänge sind oft automatisiert. Stopp-Kriterien und das Gefühl für eine abgeschlossene Handlung im Gehirn fehlen. Zwangsrituale können aufgeschoben werden: du hast Listen im Kopf, was du später alles noch reinigen, wegwerfen usw.
Therapie des Waschzwangs
Es ist wichtig, dass sich Personen mit einem Waschzwang professionelle Hilfe suchen. Denn aus eigener Kraft lassen sich die Zwänge nur selten besiegen. Die Therapie der ersten Wahl für Waschzwänge ist die kognitive Verhaltenstherapie (KVT). Diese Therapieform zielt darauf ab, zwanghafte Verhaltensweisen herauszuarbeiten und zu verändern. Als effektiv erweist sich die sogenannte Exposition mit Reaktionsverhinderung. Bei dieser Methode werden die Patienten absichtlich mit “verunreinigten” Objekten in Berührung gebracht und lernen, die Ängste gemeinsam mit dem Therapeuten durchzustehen, ohne dem Drang des Waschens nachzugeben. Die Psychotherapie hilft Betroffenen, die tieferliegenden Ursachen ihres Waschzwangs zu erkennen.
Wie bei allen Zwangsstörungen empfehlen Experten die kognitive Verhaltenstherapie mit Konfrontationsübungen, bei denen der Patient mit seinen Ängsten konfrontiert wird. Er bekommt beispielsweise die Aufgabe, möglichst viele Gegenstände zu berühren, ohne sich anschließend die Hände zu waschen. Diese Übungen sind für Betroffenen zunächst eine äußerst große Herausforderung. Mit der Zeit lernen die Patienten allerdings, dass ihnen trotz dieses Kontakts mit Bakterien nichts Schlimmes passiert. Die Angst wird dadurch langsam abgebaut. Der Therapeut begleitet die Patienten bei ihrer Konfrontation, bis die Betroffenen in der Lage sind, die Übungen allein durchzuführen.
Zusätzlich werden in der Therapie von Zwangsstörungen Medikamente, etwa selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), eingesetzt. In einigen Fällen kann zusätzlich zur Psychotherapie eine medikamentöse Behandlung in Betracht gezogen werden.
Auswirkungen der Corona-Pandemie
Seitdem es Corona gibt, ist häufiges Händewaschen und Desinfizieren Normalität geworden. Über zwei Jahre nach Pandemiebeginn existieren inzwischen auch verschiedenste Studien, die sich mit den Auswirkungen auf Zwangserkrankungen, wie den Waschzwang, beschäftigen. Vorab ist es wichtig zu erwähnen, dass eine solche Pandemie nicht zwingend zu einem Waschzwang führen muss, jedoch aber einen bereits bestehenden verstärken kann! Wie bereits erwähnt, geht mit einem Waschzwang häufig eine Isolation aus Scham und Angst vor einer Infektion einher. Zudem nehmen die Waschrituale auch viel Zeit ein, was die Lebensqualität enorm einschränkt. Ebenfalls fällt es Betroffenen oft sehr schwer Hilfe anzunehmen. All diese Faktoren führen nicht selten zu Einsamkeit und Depressionen.
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Körperliche Folgen des Waschzwangs
Abgesehen von den genannten psychischen Belastungen birgt ein Waschzwang auch einige physische Langzeitfolgen. Für das Immunsystem ist es sehr wichtig regelmäßig mit Bakterien in Berührung zu kommen, damit es aktiv bleibt. Betroffene von einem Waschzwang sind meist so gut wie gar keinen Keimen ausgesetzt, was dazu führt, dass ihr Körper bei Kontakt mit harmlosen Keimen völlig überfordert ist. Darüber hinaus greift das häufige Waschen die Haut an. Betroffene haben nicht nur enorm trockene Haut, sondern auch oft blutige und entzündete Risse in ihr, wodurch wiederum Krankheitserreger in den Körper gelangen können.
Was tun bei Verdacht auf Waschzwang?
Bei Waschzwängen, gerade in einem fortgeschritteneren Stadium und bei starker Isolation, ist es von großer Bedeutung sich professionelle Hilfe zu suchen. Das ist meist schon eine riesige Hürde für Betroffene, doch aus eigener Kraft lässt sich diese Krankheit nur selten besiegen. Ziel ist es den Auslöser für den Waschzwang zu finden und an ihm zu arbeiten. Hierbei wird der Patient mit seinen Ängsten konfrontiert und soll lernen, dass trotz des Kontaktes mit Bakterien nicht automatisch eine Erkrankung erfolgt. In dem Zuge kann klein angefangen werden, indem verschiedene Objekte berührt werden ohne sich danach die Hände zu waschen und die Angst mit dem Therapeuten gemeinsam ausgehalten wird. Sobald eine Konfrontationsübung erfolgreich gemeistert wurde, kann Schritt für Schritt die Intensität gesteigert werden und auch geübt werden das Haus wieder zu verlassen und damit in den Alltag zurückzufinden.
Die "sauberen Hände" Debatte
Der Spruch "Bitte waschen Sie Ihre Hände, Ihr Gehirn waschen wir" wirft eine interessante Frage auf: Inwieweit beeinflusst Sauberkeit unser Denken und Handeln? Wissenschaftliche Studien zeigen, dass physische und moralische Reinheit miteinander verflochten sind. Wer sich an eine unmoralische Tat aus seiner Vergangenheit erinnert, findet ein Stück Seife begehrenswerter als einen Schokoriegel.
Dieser Zusammenhang wird auch durch den sogenannten "Macbeth-Effekt" bestätigt. Menschen, die sich an schlechte Handlungen erinnern, greifen eher zu Reinigungsprodukten. Eine körperliche Reinigung kann auch die Seele säubern: Wer sich mit einem antiseptischen Tuch die Hände wischt, vergisst offenbar unangenehme Erinnerungen schnell wieder. Allerdings betonen die Forscher, dass einem Stück Seife Grenzen gesetzt sind, um wieder den Grad der Unschuld zu erreichen.
Fazit
Der Waschzwang ist eine ernstzunehmende Zwangsstörung, die das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen kann. Es ist wichtig, sich professionelle Hilfe zu suchen und die Ursachen des Zwangs zu erkennen. Mit einer geeigneten Therapie können Betroffene lernen, ihre Ängste zu bewältigen und ein freies, unbeschwertes Leben zu führen. Gleichzeitig ist es wichtig, ein gesundes Maß an Hygiene zu wahren, ohne in exzessive Waschrituale zu verfallen.