Polyneuropathie (PNP) ist eine Erkrankung des peripheren Nervensystems, die durch Schädigung oder Zerstörung der Nervenfasern gekennzeichnet ist. Dies führt zu einer Störung der Reizweiterleitung, wodurch Patienten Reize wie Berührungen oder Schmerzen gar nicht, vermindert oder verstärkt wahrnehmen. Die Symptome machen sich aufgrund der langen Nervenbahnen vor allem in Armen und Beinen bemerkbar. Erste Symptome sind in den meisten Fällen kribbelnde, brennende oder taube Hände und Füße, eine leichte Gangunsicherheit und sporadisch auftretende Muskelzuckungen.
Was ist Polyneuropathie?
Die Erkrankung äußert sich durch Funktionsstörungen von Nervengruppen im peripheren Nervensystem. Betroffen sind dementsprechend ausschließlich Nerven außerhalb des Gehirns und des Rückenmarks. Besonders häufig sind dies die Nervenfasern in den Gliedmaßen, meist in den Füßen, aber auch teilweise in den inneren Organen, je nachdem, ob motorische, autonome oder sensible Nerven angegriffen sind. Polyneuropathie ist eine Erkrankung, die sich auf unterschiedlichsten Wegen ausbilden kann. In der medizinischen Literatur sind über dreihundert verschiedene Ursachen für die Entstehung einer Polyneuropathie beschrieben. Die Symptome reichen von Missempfindungen oder Taubheit der Hautoberfläche bis zu Lähmungen, heftigen Schmerzattacken und Störungen von Organsystemen. Wie es genau zu den fortschreitenden Nervenschäden kommt, ist zur Zeit noch nicht bis ins Detail geklärt.
Ursachen und Risikofaktoren
Unzählige Erkrankungen und Substanzen können die Nerven schädigen. Die Ursachenforschung gleicht manchmal der berühmten Suche nach der Nadel im Heuhaufen und bleibt in etwa 20 % der Fälle erfolglos.
Zu den häufigsten Ursachen gehören:
- Stoffwechsel- oder hormonelle Erkrankungen: Diabetes mellitus, Akromegalie, Schwangerschaft
- Mangelernährung: z. B. Vitamin-B12-Mangel
- Infektionen: Borreliose, Lepra, Syphilis, HIV-Infektion, Zytomegalie, Influenza
- Entzündungen: rheumatische Erkrankungen, Guillain-Barré-Syndrom
- Therapeutische Bestrahlung: z. B. Begleiterscheinung einer Krebserkrankung
- Alkoholmissbrauch: Chronischer Alkoholmissbrauch führt vor allem in Kombination mit vitaminarmer Ernährung häufig zu nachhaltigen Nervenschäden. Schätzungen zufolge sind bis zu 66 Prozent aller chronischen Alkoholiker betroffen.
Symptome der Polyneuropathie
Die Symptome einer Polyneuropathie können vielfältig sein und hängen davon ab, welche Nervenarten betroffen sind: sensible, motorische oder autonome Nerven.
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- Sensible Nerven: Kribbeln, Brennen, Taubheitsgefühl oder stechende Schmerzen, eingeschränktes Tastgefühl, Gangunsicherheit, brennende Schmerzen in den Füßen (Burning-Feet-Syndrom).
- Motorische Nerven: Unwillkürliches Zucken von Muskelpartien, Krämpfe, Muskelschwäche, Muskelschwund.
- Autonome Nerven: Verstopfung oder Durchfall, Magenlähmung, Störungen bei der Entleerung der Blase, Schwindel, Ohnmacht, Herzrhythmusstörungen, Blutdruckschwankungen, Impotenz, herabgesetzte Schweißbildung.
Diagnose
Die Diagnostik beginnt mit diversen neurologischen Untersuchungen, wobei der Arzt Sensibilität, Vibrationsempfinden, Motorik und Reflexe genau prüft. Außerdem folgen Blutuntersuchungen auf mögliche Auslöser. Erhärtet wird der Verdacht auf eine Polyneuropathie durch eine Messung der Nervenleitgeschwindigkeit und eine Elektromyografie. Im Zweifel werden auch kleine Gewebeproben entnommen. Ob die autonomen Nervenfasern des Herzens geschädigt sind, wird mithilfe des EKGs geprüft. Eine Schädigung der Blasennerven äußert sich zumeist durch die inkomplette Blasenentleerung der Blase, d. h., es verbleibt nach dem Wasserlassen Restharn in der Blase. Diesen Restharn wird z. B.
Therapieansätze bei Polyneuropathie
Zur Polyneuropathie-Therapie gehört, deren Ursache zu beseitigen oder zu behandeln - sofern möglich. Das nennt man eine kausale oder ursächliche Therapie. Zudem lassen sich die Beschwerden gezielt behandeln (symptomatische Therapie).
Ursächliche Therapie
Einige Beispiele für die ursächliche (kausale) Behandlung von Polyneuropathie (PNP) sind:
- Alkoholiker sollten einen Entzug machen.
- Bei Diabetes-Patienten muss der Blutzucker richtig eingestellt werden.
- Wurde ein Vitamin-B12-Mangel festgestellt, sollte man sich ausgewogener ernähren und den Mangel durch ein Vitaminpräparat ausgleichen.
- Sind Giftstoffe oder Medikamente der Auslöser der Polyneuropathie, müssen sie möglichst gemieden werden.
Medikamentöse Therapie
Bei vielen Polyneuropathie-Patienten verursachen die Nervenschäden brennende Schmerzen. Diese lassen sich mit einer symptomatischen Therapie lindern. Oft empfiehlt der Arzt Schmerzmittel wie ASS (Acetylsalicylsäure) oder Paracetamol. Bei sehr schweren Nervenschmerzen kann er unter Umständen auch sogenannte Opioide verschreiben - dies jedoch nur im Ausnahmefall. Krampflösende Mittel, beispielsweise Gabapentin oder Pregabalin, können ebenfalls helfen. Im Rahmen der Schmerztherapie kommen oft auch stimmungsaufhellende Mittel (Antidepressiva) wie Amitriptylin zum Einsatz.
Physikalische Therapie
Vor allem bei sensiblen und motorischen Störungen einer Polyneuropathie können generell physikalische Therapien helfen. Dazu gehören zum Beispiel Physiotherapie, Elektrobehandlung gelähmter Muskeln sowie warme und kalte Wickel. Diese Verfahren können unter anderem die Durchblutung steigern und geschwächte Muskeln stärken. Außerdem trägt die physikalische Therapie dazu bei, dass Polyneuropathie-Patienten trotz Schmerzen und anderen einschränkenden Beschwerden mobil bleiben.
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Wechselbäder als Teil der physikalischen Therapie
Wechselbäder sind eine einfache und effektive Methode, um die Durchblutung zu fördern und die Symptome der Polyneuropathie zu lindern. Sie wirken durchblutend und kreislaufregulierend und sind ein hervorragendes Gefäßtraining.
Anwendung von Wechselfußbädern
- Du brauchst zwei einfache Eimer, in denen deine Füße bequem Platz finden.
- Genehmige Deinen Füßen zunächst 5 angenehme Minuten im warmen Wasser, ca. 36 bis 38 Grad Celsius.
- Wechseln Sie dann für 1 Minute in kaltes Wasser.
- Wiederholen Sie den Wechsel zwischen warmem und kaltem Wasser mehrmals.
- Beende das Wechselfußbad immer mit kaltem Wasser.
- Sorge danach für Wiedererwärmung - zum Beispiel mit einer Massage (Hanföl ist durch die entzündungshemmende und Nervenfunktion-regulierende Eigenschaft sehr geeignet), mit warmen Socken oder Bewegung.
Weitere Tipps für die Anwendung von Wechselbädern
- Reisen: Eine Fahrt in den Urlaub ist natürlich etwas Herrliches. Nur unsere Beine fühlen sich unterwegs gern mal etwas sitzengelassen. Warum also nicht nach mehrstündiger Tour im Auto einfach mal eine Fußbad-Pause einlegen? Zwei fußgroße Behältnisse finden praktisch in jedem Reisegepäck Platz - genauso wie zwei Thermoskannen, in die du vor der Abfahrt kaltes bzw. warmes Wasser füllst (wenn das dann beim Fußbad nicht bis zu den Waden reicht, ist es kein Beinbruch).
- Kinder: Fußbäder, bei denen das kühle und warme Nass nur bis zu den Knöcheln geht, empfehlen sich übrigens auch für die Anwendung bei Kindern. Besonders viel Spaß haben die Kleinen, wenn man sie zum Beispiel einen besonderen Duftzusatz aussuchen lässt oder ein paar bunte Murmeln zur Fußmassage ins Wasser gibt.
- Ältere Menschen: Bei älteren Menschen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, lassen sich die kalten Füße nach einem Wechselbad durch das Rollen auf Igelbällen rasch erwärmen.
- Homeoffice: Wechselfußbäder nach Pfarrer Kneipp sind auch in der kleinen Homeoffice-Pause eine echte Wohltat für Körper und Geist.
Weitere Maßnahmen zur Linderung von Polyneuropathie-Beschwerden
- Fußpflege: Die Empfindungsstörungen bei Polyneuropathien können gefährliche Folgen haben. Vor allem Diabetiker sind häufig vom diabetischen Fußsyndrom betroffen, weil bei ihnen zusätzlich die Wundheilung gestört ist.
- Mobil bleiben: Nutzen Sie physikalische Therapien und Krankengymnastik, um gelenkig zu bleiben.
- Wadenkrämpfe lindern: Zur Behandlung von Wadenkrämpfen kann Magnesium versucht werden.
- Schwindel- und Schwächegefühle behandeln: Wenn die Blutdruckregulation gestört ist und Sie unter einer orthostatischen Dysregulation leiden, tragen Sie Stützstrümpfe. Außerdem sollten Sie immer langsam aufstehen, um keinen Schwindel zu provozieren.
- Blasenstörungen in den Griff bekommen: Gehen Sie regelmäßig zur Toilette, damit sich nicht zu viel Restharn in der Blase ansammelt.
- Erektionsstörungen ansprechen: Polyneuropathien machen auch vor dem vegetativen Nervensystem nicht halt. Zudem stören auch die zur Behandlung der Missempfindungen eingenommenen Medikamente manchmal die Erektion.
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