Während der Schwangerschaft ist es nicht ungewöhnlich, verschiedene Arten von Beschwerden zu erleben. Zwei häufige Beschwerdebilder, die werdende Mütter verunsichern können, sind Wehen und Magen-Darm-Krämpfe. Beide können Schmerzen im Bauchraum verursachen, sich jedoch in Ursache, Symptomen und Verlauf erheblich unterscheiden. Dieser Artikel soll Ihnen helfen, diese beiden Zustände zu unterscheiden, um unnötige Sorgen zu vermeiden und im Bedarfsfall die richtige medizinische Hilfe in Anspruch nehmen zu können.
Einführung
Viele schwangere Frauen, insbesondere Erstgebärende, fragen sich, wie sich Wehen anfühlen und wie sie diese von anderen Beschwerden unterscheiden können. Es ist wichtig zu wissen, dass jede Frau Wehen anders empfindet und dass es verschiedene Arten von Wehen gibt, die zu unterschiedlichen Zeiten während der Schwangerschaft auftreten können.
Arten von Wehen
Wehen sind rhythmische Kontraktionen der Gebärmuttermuskulatur, die während der Schwangerschaft, der Geburt und nach der Geburt auftreten können. Es gibt verschiedene Arten von Wehen, die sich in ihrer Funktion, Intensität und ihrem Zeitpunkt unterscheiden:
Übungswehen (Braxton-Hicks-Kontraktionen)
- Zeitraum: Ab ca. der 20. Schwangerschaftswoche (SSW), häufiger im letzten Trimester.
- Symptome und Funktionen: Der Körper bereitet sich auf die Geburt vor, indem er die Gebärmuttermuskulatur trainiert. Der Bauch wird hart, meist ohne Schmerzen. Übungswehen sind unregelmäßig und haben keine Kraft, die Geburt auszulösen. Sie können sich als Ziehen im Bauch und/oder Rücken bemerkbar machen.
- Unterscheidung: Übungswehen sind in der Regel unregelmäßig, nicht schmerzhaft und dauern weniger als 30 Sekunden. Bewegung oder Spaziergänge können sie lindern.
Senkwehen
- Zeitraum: Ab ca. der 36. SSW.
- Symptome und Funktionen: Der Kopf des Babys senkt sich tiefer in das Becken der Mutter bzw. den Geburtskanal. Der Bauch senkt sich sichtbar, was das Atmen erleichtern und dem Magen mehr Platz verschaffen kann. Einige Schwangere bemerken ein leichtes Ziehen im Rücken und allgemeines Unwohlsein, andere spüren sie kaum.
- Unterscheidung: Senkwehen können als Magenkrämpfe oder starke Schmerzen in der Lendenwirbelsäule fehlinterpretiert werden. Sie sind unregelmäßig und können ein Druckgefühl nach unten oder Schmerzen am Schambein verursachen.
Vorwehen
- Zeitraum: Ab ca. der 36. SSW.
- Symptome und Funktionen: Die Vorwehen treten noch sehr unregelmäßig auf, sind weder stark noch von langer Dauer. Der Bauch wird hart, es schmerzt im Rücken- und im Leistenbereich sowie im Unterleib durch das Zusammenziehen der Gebärmutter, manchmal strahlt es bis in die Beine aus. Sie können sich ähnlich wie echte Wehen anfühlen.
- Unterscheidung: Ein warmes Bad kann helfen, Vorwehen von echten Wehen zu unterscheiden. Vorwehen lassen sich durch ein warmes Bad beeinflussen, echte Wehen nicht. Ruhe und Entspannung können ebenfalls helfen.
Eröffnungswehen
- Zeitraum: Beginn der Geburt.
- Symptome und Funktionen: Eröffnungswehen sorgen dafür, dass sich der Muttermund öffnet und der Gebärmutterhals sich verkürzt. Sie sind noch nicht so schmerzhaft und lang (zwischen 30 und 45 Sekunden), sodass man sich noch ziemlich normal unterhalten und andere Dinge machen kann. Gegen Ende der Eröffnungsphase kommen die Wehen alle drei bis fünf Minuten und halten etwa eine Minute an. Sie sind so intensiv, dass man voll und ganz darauf konzentriert ist.
- Unterscheidung: Treten die Eröffnungswehen vor der 38. SSW auf, handelt es sich um vorzeitige Wehen.
Übergangswehen
- Zeitraum: Während der Geburt, nach der Eröffnungsphase.
- Symptome und Funktionen: Die Übergangswehen sind besonders intensiv und werden von vielen Frauen als der schwierigste Teil der Geburt empfunden. Der Muttermund ist ganz offen, das Kind muss nur noch etwas tiefer ins Becken rutschen. Jede Gebärende wächst über sich hinaus und vergisst alles um sich herum.
- Unterscheidung: Die Unterstützung der Hebamme und des Partners ist besonders wichtig, da viele Gebärende in dieser Phase an einen Punkt kommen, an dem sie glauben, dass es nicht mehr weiter geht.
Presswehen (Austreibungswehen)
- Zeitraum: Kurz vor Ende der Geburt.
- Symptome und Funktionen: Die Presswehen haben eine besondere Kraft. Sie sind ein Reflex, dem man jetzt unweigerlich nachgehen muss. Sie äußern sich durch ein intensives Druckgefühl, ähnlich wie wenn man aufs Klo muss.
- Unterscheidung: Die Hebamme kann anweisen, dem Pressdrang nicht gleich oder erst einmal nicht mit voller Kraft nachzugeben, damit das Gewebe geschont wird.
Nachwehen (Nachgeburtswehen)
- Zeitraum: Unmittelbar nach der Entbindung.
- Symptome und Funktionen: Die Nachwehen sorgen dafür, dass die Nachgeburt (Plazenta und Eihäute) vom Körper abgestoßen wird. Außerdem bewirken sie direkt im Anschluss daran, dass sich die Blutgefäße in der Gebärmutterwand wieder zusammenziehen und so die Blutung gestoppt wird.
- Unterscheidung: Beim zweiten und jedem weiteren Kind werden die Nachwehen stärker.
Wie fühlen sich Wehen an?
Jede Frau erlebt Wehen anders, aber es gibt einige allgemeine Merkmale, die helfen können, sie zu erkennen:
- Schmerz: Wehen werden oft als krampfartige Schmerzen beschrieben, die im Unterleib oder Rücken beginnen und sich wellenartig ausbreiten. Die Schmerzen können mit Menstruationsschmerzen vergleichbar sein, sind aber in der Regel intensiver.
- Regelmäßigkeit: Echte Wehen treten in regelmäßigen Abständen auf, die im Laufe der Zeit kürzer werden. Die Dauer der Wehen und die Pausen dazwischen können gemessen werden.
- Intensität: Die Intensität der Wehen nimmt im Laufe der Zeit zu. Was als leichtes Ziehen beginnt, kann sich zu starken, schmerzhaften Kontraktionen entwickeln.
- Veränderung: Echte Wehen werden durch Ruhe oder Positionswechsel nicht gelindert. Im Gegenteil, sie werden in der Regel stärker und regelmäßiger.
Einige Frauen beschreiben Wehen als ein Gefühl von Druck oder Ziehen im Unterleib, während andere sie als starke Krämpfe oder Schmerzen im Rücken empfinden. Es ist auch möglich, dass die Schmerzen in die Beine ausstrahlen.
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Magen-Darm-Krämpfe während der Schwangerschaft
Magen-Darm-Krämpfe sind in der Schwangerschaft ebenfalls keine Seltenheit. Sie können verschiedene Ursachen haben, die sowohl schwangerschaftsbedingt als auch unabhängig davon sein können.
Schwangerschaftsbedingte Ursachen
- Hormonelle Veränderungen: Das Hormon Progesteron, das während der Schwangerschaft vermehrt ausgeschüttet wird, kann die Muskulatur des Verdauungstrakts erschlaffen und die Enzymproduktion hemmen. Dies kann zu Verstopfung, Blähungen, Völlegefühl und Magenkrämpfen führen.
- Wachstum der Gebärmutter: Mit dem Wachstum des Fötus dehnt sich die Gebärmutter aus und drückt auf die umliegenden Organe, einschließlich des Magens und des Darms. Dies kann zu Magenkrämpfen und anderen Verdauungsbeschwerden führen.
- Übungswehen und Senkwehen: Wie bereits erwähnt, können Übungswehen und Senkwehen als Magenkrämpfe oder Schmerzen im Rücken fehlinterpretiert werden.
Schwangerschaftsunabhängige Ursachen
- Magen-Darm-Infekte: Infektionen des Magen-Darm-Trakts können Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Magenkrämpfe verursachen.
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten: Bestimmte Nahrungsmittel können bei manchen Schwangeren Magenkrämpfe und andere Verdauungsbeschwerden auslösen.
- Entzündungen: Entzündungen des Blinddarms (Appendizitis) oder der Magenschleimhaut (Gastritis) können ebenfalls Magenkrämpfe verursachen.
- Eileiterschwangerschaft: In seltenen Fällen können Magenkrämpfe in der Frühschwangerschaft ein Anzeichen für eine Eileiterschwangerschaft sein.
Symptome von Magen-Darm-Krämpfen
Magen-Darm-Krämpfe können sich durch folgende Symptome äußern:
- Schmerzen im Ober- oder Unterbauch
- Übelkeit und Erbrechen
- Durchfall oder Verstopfung
- Blähungen
- Völlegefühl
- Sodbrennen
Wie unterscheidet man Wehen von Magen-Darm-Krämpfen?
Die Unterscheidung zwischen Wehen und Magen-Darm-Krämpfen kann schwierig sein, insbesondere in den frühen Stadien der Schwangerschaft oder bei Übungswehen. Hier sind einige wichtige Unterschiede, die Ihnen helfen können:
| Merkmal | Wehen | Magen-Darm-Krämpfe |
|---|---|---|
| Schmerz | Krampfartige Schmerzen, die im Unterleib oder Rücken beginnen und sich wellenartig ausbreiten. Die Schmerzen können mit Menstruationsschmerzen vergleichbar sein, sind aber in der Regel intensiver. | Schmerzen im Ober- oder Unterbauch, die stechend, ziehend, pochend, stumpf oder krampfartig sein können. |
| Regelmäßigkeit | Treten in regelmäßigen Abständen auf, die im Laufe der Zeit kürzer werden. Die Dauer der Wehen und die Pausen dazwischen können gemessen werden. | Können regelmäßig oder unregelmäßig auftreten. |
| Intensität | Die Intensität nimmt im Laufe der Zeit zu. | Die Intensität kann variieren, bleibt aber in der Regel konstant oder nimmt allmählich ab. |
| Veränderung | Werden durch Ruhe oder Positionswechsel nicht gelindert. Im Gegenteil, sie werden in der Regel stärker und regelmäßiger. | Können durch Ruhe, Positionswechsel, Wärme oder bestimmte Medikamente gelindert werden. |
| Begleitsymptome | Können von einem harten Bauch, Ausfluss oder Blutungen begleitet sein. | Können von Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Verstopfung, Blähungen, Völlegefühl oder Sodbrennen begleitet sein. |
| Zeitpunkt | Treten während der Schwangerschaft, der Geburt und nach der Geburt auf. Übungswehen können bereits ab der 20. SSW auftreten, echte Wehen in der Regel erst kurz vor oder während der Geburt. | Können jederzeit während der Schwangerschaft auftreten. |
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Es ist wichtig, einen Arzt aufzusuchen, wenn Sie unsicher sind, ob es sich um Wehen oder Magen-Darm-Krämpfe handelt, oder wenn Sie eines der folgenden Symptome haben:
- Starke oder plötzliche Schmerzen
- Regelmäßige Wehen vor der 37. SSW
- Blutungen oder Ausfluss
- Fieber
- Übelkeit und Erbrechen, die nicht nachlassen
- Durchfall, der länger als 24 Stunden anhält
- Anzeichen einer Dehydration (z. B. dunkler Urin, Schwindel)
- Verdacht auf eine Eileiterschwangerschaft
Was kann man gegen Magenkrämpfe tun?
Es gibt verschiedene Maßnahmen, die Sie ergreifen können, um Magenkrämpfe während der Schwangerschaft zu lindern:
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- Ernährung: Nehmen Sie regelmäßig kleine Mahlzeiten zu sich und vermeiden Sie fettige, stark gewürzte oder blähende Lebensmittel. Essen Sie protein- und ballaststoffreich.
- Trinken: Trinken Sie ausreichend Flüssigkeit, vorzugsweise Wasser oder ungesüßten Tee. Kräutertees wie Kamillentee, Fencheltee oder Pfefferminztee können beruhigend wirken. Vermeiden Sie jedoch heiße Getränke, da diese Kreislaufprobleme verursachen können.
- Wärme: Legen Sie eine Wärmflasche oder ein Kirschkernkissen auf den Bauch.
- Massage: Sanfte Bauchmassagen mit mildem Öl können entspannend wirken.
- Entspannung: Sorgen Sie für ausreichend Ruhe und Entspannung. Vermeiden Sie Stress.
- Medikamente: Nehmen Sie keine Medikamente ohne Rücksprache mit Ihrem Arzt ein. Paracetamol kann bei leichten Schmerzen eingenommen werden. Bei starken Magenkrämpfen können Antazida oder Protonenpumpenhemmer in Ausnahmefällen in Betracht gezogen werden, sollten aber nur nach Rücksprache mit dem Arzt eingenommen werden.
- Magnesium: Ein Magnesiummangel kann zu Magenkrämpfen führen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über die Einnahme von Magnesiumpräparaten.
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