Weisheitszahn-OP: Fäden, Nerven, Risiken und was Sie wissen müssen

Die Entfernung von Weisheitszähnen ist ein häufiger zahnchirurgischer Eingriff, der jedoch nicht immer ohne Komplikationen verläuft. Dieser Artikel bietet Ihnen einen umfassenden Überblick über die wichtigsten Aspekte der Weisheitszahn-OP, einschließlich der Gründe für den Eingriff, des Ablaufs, der möglichen Risiken und der Nachsorge. Beachten Sie, dass der Verlauf einer Weisheitszahn-OP individuell variieren kann.

Was sind Weisheitszähne?

Weisheitszähne sind die letzten Backenzähne am Ende der Zahnreihen. Sie werden Weisheitszähne genannt, weil sie meist im Alter zwischen 16 und 25 Jahren durchbrechen. In der Regel hat jeder Mensch vier Weisheitszähne, die bereits vor der Geburt angelegt sind.

Gründe für eine Weisheitszahn-OP

Eine Weisheitszahn-OP kann aus verschiedenen Gründen notwendig sein:

  • Platzmangel: Häufig haben Weisheitszähne nicht genügend Platz, um normal durchzubrechen. Sie können seitlich oder schräg im Kiefer liegen und gegen andere Zähne drücken, was zu Schäden führen kann.
  • Entzündungen: Aufgrund ihrer Lage am Ende der Zahnreihe sind Weisheitszähne schwer zu reinigen. Dies kann zu bakteriellen Zahnbelägen führen, die Karies, Zahnfleischentzündungen (Gingivitis), Entzündungen des Zahnhalteapparates (Parodontitis) oder Eiteransammlungen (Abszesse) verursachen können.
  • Kieferorthopädische Gründe: Eine Weisheitszahnentfernung kann notwendig sein, um den Erfolg einer kieferorthopädischen Behandlung zu gewährleisten.
  • Schmerzen: Spätestens wenn ein Weisheitszahn schmerzt, ist es Zeit, Ihren Zahnarzt aufzusuchen, damit die zugrundeliegenden Erkrankungen behandelt werden können. Nicht immer müssen die Weisheitszähne dazu entfernt werden. Manchmal können die Beschwerden auch mit einem kurzen Eingriff, Antibiotika und/oder einem antiseptischen Mundwasser beseitigt werden. Wichtig ist eine eingehende Diagnostik, um festzustellen, was mit Ihrem Weisheitszahn los ist.

Wann ist eine Weisheitszahn-OP notwendig?

Ob eine Weisheitszahn-OP notwendig ist, hängt von der individuellen Situation ab. Eine Übersichtsröntgenaufnahme beim Zahnarzt gibt Auskunft über die Lage der Weisheitszähne und hilft bei der Entscheidung für oder gegen den Erhalt des Zahnes.

Eine Weisheitszahn-OP empfiehlt sich, wenn:

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  • der Kiefer zu klein ist und Komplikationen wahrscheinlich sind
  • der Weisheitszahn Kiefer oder Nerven schädigt
  • Entzündungsgefahr besteht
  • Karies vorliegt

Ablauf der Weisheitszahn-OP

Die Dauer des Eingriffs hängt von der individuellen Konstellation, der Anzahl der zu entfernenden Weisheitszähne und der Form der Anästhesie ab. In den meisten Fällen dauert eine Weisheitszahn OP nicht länger als 20 Minuten. Je nach Anzahl der zu entfernenden Zähne, der Komplexität des Eingriffs sowie der gewünschten Form der Anästhesie kann die benötigte Zeit jedoch deutlich variieren.

Der Eingriff kann unter lokaler Betäubung, Sedierung oder Vollnarkose durchgeführt werden. Viele Zahnärzte empfehlen bei aufwendigeren Weisheitszahn-Entfernungen oder Zahnarztangst die Vollnarkose oder eine Sedierung.

Der Ablauf einer Weisheitszahn-OP unter Lokalanästhesie ist wie folgt:

  1. Betäubung: Der Zahnarzt setzt je zwei Betäubungsspritzen im Oberkiefer und Unterkiefer, um das OP-Areal vollständig zu betäuben.
  2. Freilegung: Das über dem Weisheitszahn liegende Zahnfleisch wird aufgeschnitten und vom Knochen gelöst.
  3. Entfernung: Der Weisheitszahn wird entfernt. Ist der Weisheitszahn verlagert oder besitzt er eine außergewöhnliche Form, wird er zerteilt und schichtweise abgetragen. Im Oberkiefer erfolgt die Entfernung normalerweise in einem Stück.
  4. Wundversorgung: Die Wunde wird vernäht. Die meisten Zahnärzte verwenden heute selbstauflösende Fäden, die nach etwa 10-14 Tagen von selbst verschwinden. Falls nicht-resorbierbares Material verwendet wurde, müssen die Fäden nach 7-10 Tagen gezogen werden.

Durch den Einsatz von Laser und der Piezochirurgie kann der Oralchirurg den Eingriff für den Patienten deutlich schonender und angenehmer gestalten als mit den klassischen Skalpellen, Bohrern und chirurgischen Fräsen. Die Piezochirurgie hat viele Vorteile für die Patienten. Diese moderne Operationstechnik arbeitet mit Ultraschall und wird häufig zum Schneiden oder Abtragen von Knochen eingesetzt. Der piezochirurgische Eingriff wirkt ausschließlich auf den Knochen ein, ohne dabei das umgebende Weichgewebe zu verletzen.

Vorbereitung auf die Weisheitszahn-OP

Gute Vorbereitung ist wichtig für eine schnelle Heilung nach der Weisheitszahn-OP. Hier einige Tipps:

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  • Kühlpacks: Legen Sie sich Kühlpacks zu, um Ihre Wangen an den ersten beiden Tagen kühlen zu können.
  • Essen planen: Essen Sie vor der OP ausgiebig, es sei denn, es ist eine Vollnarkose geplant. Planen Sie Ihr Essen für die Heilungsphase nach der OP. Beachten Sie, dass Sie nur Nahrung zu sich nehmen können, die Sie nicht kauen müssen. Diese darf zudem nicht hart, scharf und heiß sein. Empfohlen werden Kartoffelpüree, Tomatensuppe, Apfelmus, Rührei und Smoothies.
  • Geeignete Zahnbürste: Nach Entfernung der Weisheitszähne empfiehlt sich eine kleine Zahnbürste, die keine Entzündungen, Nachblutungen oder Reizungen des Zahnfleischs bewirkt.
  • Abholung: Es empfiehlt sich immer eine Begleitperson, da Sie nach der Behandlung beeinträchtigt sind. Sie sollten an dem Tag nicht aktiv am Straßenverkehr teilnehmen.

Nachsorge nach der Weisheitszahn-OP

Nach einer Weisheitszahn-OP ist es normal, unter Schwellungen und Schmerzen zu leiden. Hier einige Tipps für die Nachsorge:

  • Kühlung: Kühlen Sie die betroffene Stelle in den ersten 24 Stunden alle 20 Minuten für 20 Minuten. Nach 48 Stunden wechseln Sie zu Wärmeanwendungen, um die Durchblutung zu fördern. Gerne erklärt Ihnen Ihr Zahnarzt in Herne, wie Sie „richtig kühlen“.
  • Schmerzmittel: Nehmen Sie Schmerzmittel regelmäßig ein, nicht erst wenn der Schmerz unerträglich wird. In der Regel werden Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol verschrieben.
  • Ernährung: Essen Sie in den ersten 24 Stunden nur kalte, flüssige Speisen wie Eis, Joghurt oder Smoothies. Ab Tag 2-3 können Sie zu lauwarmen, weichen Speisen übergehen (Suppe, Pudding, Kartoffelbrei). Vermeiden Sie heiße Speisen, da Hitze die Schwellung verschlimmert.
  • Mundhygiene: Wir empfehlen unseren Patienten, die Zähne 24 Stunden nach dem Eingriff nicht zu putzen. Anschließend dürfen Sie die Zähne unter Aussparung des Wund-Areals wieder mit einer weichen Zahnbürste und Zahnseide reinigen. Hilfreich und vorbeugend gegen Entzündungen sind auch Spülungen mit Mundwasser, das Chlorhexidin enthält. Diese sind allerdings nicht für den Dauergebrauch geeignet.
  • Schonung: Vermeiden Sie körperliche Anstrengung für mindestens 3-5 Tage, um Nachblutungen zu verhindern. Leichte Aktivitäten wie Spaziergänge sind nach Tag 3-4 möglich. Intensive Trainingseinheiten sollten Sie erst nach 1-2 Wochen wieder aufnehmen. Auf Sport sollten Sie nach dem Ziehen der Weisheitszähne etwa zwei Wochen lang verzichten, da dieser den Blutdruck erhöht, wodurch es zu Nachblutungen kommen kann.
  • Rauchen und Alkohol: Verzichten Sie mindestens 48 Stunden nach der OP auf Rauchen und Alkohol. Rauchen reduziert die Blutgerinnung um 30 % und erhöht das Risiko einer trockenen Alveole um 400 %. Alkohol verdünnt das Blut und kann Nachblutungen verursachen.
  • Kontrolltermin: Nach einer Woche erfolgt meist eine Kontrolle durch den behandelnden Zahnarzt oder Oralchirurgen.

Mögliche Risiken und Komplikationen

Obwohl die Entfernung der Weisheitszähne als problemloser Routineeingriff gilt, gibt es seltene, aber mögliche Komplikationen:

  • Schmerzen: Ja, Schmerzen sind völlig normal und zu erwarten. Sie erreichen ihren Höhepunkt zwischen Tag 2 und 4 und sollten dann allmählich abklingen. Wenn Schmerzen nach Tag 5 zunehmen, könnte eine Komplikation wie eine trockene Alveole vorliegen. Viele Patienten sind überrascht von der Intensität der Zahnschmerzen nachts nach der OP. Dies liegt daran, dass im Liegen der Blutdruck im Kopf ansteigt und die Schwellung zunimmt.
  • Schwellung: Die Schwellung ist eine natürliche Entzündungsreaktion. Sie kann das Gesicht um mehrere Zentimeter vergrößern und bis zu 7 Tage andauern. Gegen die “Hamsterbacken” nach dem Ziehen der Weisheitszähne können Sie eine Menge selbst tun.
  • Blutungen: Leichte Blutungen sind in den ersten 24 Stunden völlig normal. Viele Patienten sind jedoch beunruhigt, wenn sich der Speichel rosa verfärbt. Dies ist kein Grund zur Sorge.
  • Trockene Alveole: Eine trockene Alveole ist eine der schmerzhaftesten Komplikationen. Sie tritt auf, wenn das Blutgerinnsel in der Zahnfleischtasche ausfällt oder sich auflöst. Eine trockene Alveole erfordert zahnärztliche Behandlung. Sie verursacht extreme Schmerzen, die nach Tag 3-4 auftreten und nicht mit normalen Schmerzmitteln kontrolliert werden. Weitere Symptome sind ein unangenehmer Geschmack und Mundgeruch. Dies erfordert sofortige zahnärztliche Behandlung.
  • Infektionen: Infektionen treten bei etwa 5-10 % der Weisheitszahn-Extraktionen auf. Sie entstehen, wenn Bakterien in die offene Wunde gelangen. Bei Verdacht auf Infektion sollten Sie sofort Ihren Zahnarzt aufsuchen. Warnsignale einer Infektion sind Fieber über 38,5 °C (nach Tag 2), eitrige Absonderungen, zunehmende Schwellung und Rötung, sowie Schmerzen, die nicht mit Schmerzmitteln kontrolliert werden. Lymphknotenschwellungen am Hals sind ebenfalls ein Zeichen.
  • Nervschäden: Der Unterkiefernerv (Nervus alveolaris inferior) verläuft in unmittelbarer Nähe zu den unteren Weisheitszähnen. Bei etwa 0,4-2 % der Extraktionen treten vorübergehende Nervenschäden auf. Die gute Nachricht: In 90 % der Fälle erholt sich der Nerv innerhalb von 3-6 Monaten vollständig. Nur bei etwa 0,1 % aller Patienten bleiben dauerhafte Nervenschäden bestehen. Ein Taubheitsgefühl nach einer Weisheitszahn-OP kann verschiedene Gründe haben. Als Auswirkung der lokalen Betäubung klingt die Taubheit üblicherweise nach 3 - 6 Stunden ab. Im Falle einer Nervenreizung, einer Druckschwellung oder eines Hämatoms kann das Taubheitsgefühl auch über mehrere Tage bis zu zwei Wochen andauern.
  • Kieferklemme: Eine Kieferklemme ist eine Einschränkung der Kieferöffnung durch Muskelverkrampfung. Sie tritt bei etwa 30 % der Patienten auf und ist normalerweise harmlos. Eine Kieferklemme klingt nach 7-10 Tagen ab.
  • Eröffnung der Kieferhöhle: Bei hoher Keimlage oder langen Wurzeln kann es zur Eröffnung der Kieferhöhle kommen. Auch die Verlagerung in die Kieferhöhle ist möglich.
  • Schädigung von Nachbarzähnen: Liegen die Wurzeln von Nachbarzähnen in direktem Kontakt mit dem Weisheitszahn, können diese evtl. geschädigt werden.
  • Kieferbruch: In extrem seltenen Fällen kommt es bei geschwächtem Unterkiefer (Zysten, Atrophie, ausgedehnte Knochenabtragung) zu einer Kieferfraktur.
  • Wurzelreste: Hat der Weisheitszahn lange Wurzeln, können die Wurzelspitzen bei der Entfernung abbrechen.

Kosten einer Weisheitszahn-OP

Die Kosten für die Entfernung werden von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen, jedoch können zusätzliche Kosten entstehen, die unter Umständen eine Zahnzusatzversicherung abdecken kann. Die gesetzliche Krankenversicherung übernimmt die Kosten nur, wenn medizinische Gründe vorliegen (Entzündung, Infektion, Druck auf benachbarte Zähne). Rein kosmetische Gründe werden nicht bezahlt. Eine Zahnzusatzversicherung kann bis zu 80-100 % der Kosten abdecken, besonders wenn Komplikationen auftreten. Viele Versicherungen haben Wartezeiten von 3-8 Monaten. Wenn Sie wissen, dass eine OP bevorsteht, sollten Sie sich frühzeitig absichern. Die Kosten für Implantate zeigen auch, dass schwerwiegende Komplikationen zu teuren Folgetherapien führen können. Wenn Sie eine Weisheitszahn-OP planen, sollten Sie sich frühzeitig über Zahnzusatzversicherungen ohne lange Wartezeiten informieren.

Fäden ziehen nach der Weisheitszahn-OP

Eine häufige Frage ist: Weisheitszahn op fäden ziehen - wann und wie? Die meisten modernen Zahnärzte verwenden selbstauflösende Fäden, die nach 10-14 Tagen von selbst verschwinden. Falls nicht-resorbierbares Material verwendet wurde, müssen die Fäden nach 7-10 Tagen gezogen werden. Dies ist ein schneller, schmerzfreier Prozess. Das Fädenziehen ist eine Standardprozedur, die in wenigen Minuten erledigt ist und in der Regel wenig bis gar keine Schmerzen verursacht.

Zusammenfassung

Eine Weisheitszahn-OP ist ein routinemäßiger, aber nicht trivial zu nehmender Eingriff. Während die meisten Patienten problemlos heilen, können Komplikationen wie Infektionen, trockene Alveolen oder Nervenschäden auftreten. Die beste Komplikationsprävention beginnt vor der Operation.

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