Weisheitszähne, die sich in unmittelbarer Nähe zu Nerven befinden, stellen eine besondere Herausforderung in der Zahnmedizin dar. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte der Behandlung solcher Fälle, von der Diagnostik bis hin zu den verschiedenen Therapieansätzen.
Die Bedeutung der präzisen Diagnostik
Wenn Weisheitszähne nahe am Nerv des Unterkiefers liegen, der sich wie ein Stromkabel durch den Unterkiefer zieht, ist eine sorgfältige Diagnostik unerlässlich. Die Digitale Volumen-Tomografie (DVT) ist ein hochmodernes, dreidimensionales, bildgebendes Verfahren, welches mit Röntgenstrahlung arbeitet. Die Notwendigkeit einer dreidimensionalen Aufnahme ist erforderlich, damit der genaue Verlauf sichtbar gemacht werden kann. Anhand der Analyse dieser hochpräzisen Bildgebung, kann ein risikominderndes chirurgisches Procedere geplant werden, sodass eine Schädigung des Nerven umgangen werden kann. Ob die Erstellung einer solchen dreidimensionalen Aufnahme notwendig ist oder nicht, entscheiden wir als Behandlerteam anhand des normalen Röntgenbildes (OPG), welches zuvor bei uns oder beim Hauszahnarzt erstellt wurde. In den meisten Fällen reichen diese herkömmlichen Aufnahmen jedoch völlig aus. Da die „Gesetzlichen Krankenkassen“ diese DVT 3D-Analyse leider bislang nicht bezuschussen, muss diese Leistung im Falle der Notwendigkeit privat in Rechnung gestellt werden.
Mögliche Risiken und Komplikationen
Eine mögliche schwerwiegende, aber seltene Komplikation ist die Verletzung eines Nervs bei der Entfernung eines Weisheitszahns. Im rechten und linken Unterkieferknochen verläuft in einem Kanal jeweils ein Nerv, der für das Gefühl an Unterlippe, Zähnen und Zahnfleisch verantwortlich ist. Die Weisheitszähne liegen zum Teil sehr nahe am knöchernen Kanal des Unterkiefernervs. Wird dieser Nerv verletzt, kann es zu Taubheitsgefühl oder Störungen der Wahrnehmung wie Kribbeln oder Überempfindlichkeit führen. Auf einem Röntgenbild lassen sich der Verlauf des Nervs und die Lage des Zahns beziehungsweise der Zahnwurzel zueinander darstellen. Wenn ein erhöhtes Risiko besteht, den Nerv bei der Zahnentfernung zu verletzen, prüfen der Arzt oder die Ärztin sorgfältig, ob die Entfernung der Weisheitszähne tatsächlich notwendig ist.
Der untere Weisheitszahn liegt in der Nähe zweier Gefühlsnerven, von denen einer das Gefühl der Unterlippe, der unteren Zähne und des Zahnfleisches, der andere das Gefühl der Zunge und einen Teil des Geschmacksempfindens vermittelt. Diese Nerven können bei der Zahnentfernung geschädigt werden, so dass eine vorübergehende Gefühlsstörung (beispielsweise ein Taubheitsgefühl oder eine Geschmacksstörung) entstehen kann.
Behandlungsoptionen
Konservative Behandlung
In manchen Fällen ist es möglich, den Weisheitszahn zu belassen und den Bereich um den Zahn herum sorgfältig zu reinigen, um Entzündungen vorzubeugen. Dies ist jedoch nur dann ratsam, wenn der Zahn keine Beschwerden verursacht und keine Gefahr für die umliegenden Zähne besteht.
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Chirurgische Entfernung
Wenn der Weisheitszahn Beschwerden verursacht oder eine Gefahr für die umliegenden Zähne darstellt, ist eine chirurgische Entfernung in der Regel die beste Option. Dieser Eingriff sollte von einem erfahrenen Zahnarzt oder Kieferchirurgen durchgeführt werden, um das Risiko von Komplikationen zu minimieren.
Um Weisheitszähne zu entfernen, genügt in der Regel ein ambulanter Eingriff bei einem Zahnarzt, einer Zahnärztin oder in einer Praxis für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Diese ambulante Weisheitszahn-OP erfolgt unter örtlicher Betäubung. Je nach Lage zieht der Zahnarzt oder die Zahnärztin die Weisheitszähne in einem Stück oder in mehreren Stücken oder hebelt sie aus dem Kieferknochen heraus.
Zur Entfernung eines Weisheitszahnes ist in den meisten Fällen ein Schleimhautschnitt erforderlich. Es folgt das Abheben der Schleimhaut, die Freilegung und gegebenenfalls die Teilung des Zahns. Nach der Zahnentfernung wird die Wunde mit Nähten verschlossen. Die Entfernung von Weisheitszähnen ist einer der häufigsten oralchirurgischen Eingriffe.
Narkosemöglichkeiten
Wer schon Erfahrung mit den herkömmlichen zahnärztlichen Spritzen gesammelt hat und daher das Gefühl einer lokalen Betäubung kennt, kann am ehesten entscheiden, welche Narkoseart er bevorzugt. Für die Weisheitszahnentfernung bieten wir zwei unterschiedliche Arten der Narkose an. Zum einen kann dieser Eingriff in einer lokalen Betäubung durchgeführt werden, also durch Spritzen mit einer sehr, sehr feinen Kanüle. Es ist natürlich selbstverständlich, dass keine Schmerzen während des eigentlichen Eingriffs auftreten, lediglich ein leichtes Druckgefühl ist spürbar. Zum anderen bieten wir die Weisheitszahnentfernung unter Vollnarkose an. Hierfür arbeiten wir bereits seit über 10 Jahren eng mit einem erfahrenen Anästhesisten-Team zusammen, welches während der gesamten OP anwesend ist und die Patienten überwacht. Wichtig zu wissen ist, dass man 6 Stunden vor der Vollnarkose nichts mehr essen darf. Da man schläft, bekommt man von dem eigentlichen Eingriff nichts mit, sondern spürt nur anfangs den kleinen Zugang, der in die Armbeuge gelegt wird. Zudem können Sie sich in speziell dafür entwickelten Erholungsräumen, in denen sie von geschultem Personal betreut werden, noch etwas ausruhen.
Nachfolgend stellen wir Ihnen unsere verschiedenen Verfahren der Schmerzausschaltung ausführlich vor - von der örtlichen Betäubung über Lachgas bis zur Vollnarkose und Sedierung.
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Behandlung unter örtlicher Betäubung
Die klassische „Spritze“ sichert Schmerzfreiheit. Sie bietet sich an, wenn maximal zwei Weisheitszähne auf einmal gezogen werden. Arbeitsgeräusche während des Eingriffs wie Knacken, Klopfen und Bohren kann die Patientin oder der Patient allerdings wahrnehmen. Musik über mitgebrachte Kopfhörer zu hören ist eine wirksame Maßnahme gegen die Geräuschkulisse. Vibrationen und leichte Druckgefühle lassen sich jedoch immer noch wahrnehmen. Wer das als unangenehm empfindet, kann zum Beispiel Lachgas in Anspruch nehmen. Die Kosten für die örtliche Betäubung werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Lachgas
Lachgas ist eine gute Möglichkeit mit geringem AufwandViele Patientinnen und Patienten bei Dentalplus in Wiesbaden lassen sich zusätzlich mit Lachgas betäuben. Der behandelnde Zahnarzt kann Ihre Wahrnehmungsschwelle so ganz unkompliziert herabsetzen.
Das harmlose Gas (chemisch: Distickstoffmonoxid) versetzt Sie in eine angenehme Stimmung und macht Sie unempfindlich gegen Schmerzen.Es eignet sich besonders für Patientinnen und Patienten mit Angst vor einer Zahnbehandlung.Das Lachgas wird zusätzlich zur örtlichen Betäubung des Kiefers durch eine Atemmaske eingeatmet.Gewöhnlich erhalten Sie außerdem ein Beruhigungsmittel, um die Wirkung der Betäubung zu steigern.Die Maske sitzt Ihnen bequem auf der Nase. Wenige Minuten nach dem Abnehmen verfliegt die Wirkung des Lachgases vollständig.Der Vorteil des Lachgases: Anders als bei einer Vollnarkose bleiben Sie bei Bewusstsein und sind ansprechbar. Ihr Organismus wird durch diese Art der Schmerzausschaltung kaum belastet. Die Zahnärzte von Dentalplus halten Lachgas daher prinzipiell für die beste Methode.
In anderen Ländern längst gang und gäbeIn den USA, in skandinavischen Ländern und in Großbritannien wird Lachgas von Zahnärzten für Weisheitszahn-OPs oder andere Behandlungsmaßnahmen auf breiter Front angewandt. In Deutschland ist das Verfahren zu Unrecht weniger gängig. Die entspannende und schmerzlindernde Wirkung spricht jedoch sehr für die Anwendung.
Wenn Sie sich für Lachgas entscheiden, bitten wir Sie, eine halbe Stunde vor dem Eingriff zu uns in die Praxis in Wiesbaden zu kommen. Es entfaltet rechtzeitig zum Behandlungsbeginn seine Wirkung.Sie bekommen das Lachgas über die Atemmaske zugeführt.Dessen schmerzstillende Wirkung verhindert gewöhnlich bereits, dass Sie den Einstich für die örtliche Betäubung spüren.Der finanzielle Aufwand für die Lachgas-Anwendung ist verglichen mit einer Narkose geringer. Die gesetzlichen Krankenkassen unterstützen diese Art der Schmerzausschaltung nicht, sie ist also eine Eigenleistung. Es gibt jedoch Zahnzusatzversicherungen, die Lachgas-Behandlungen abdecken.
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Sedierung oder Vollnarkose
Eine Vollnarkose erlaubt eine völlig schmerzfreie Behandlung auch bei komplizierten Weisheitszahn-OPs. Der chirurgische Eingriff ist zum Beispiel oft bei verlagerten Weisheitszähnen oder retinierten Exemplaren erforderlich, also solchen Zähnen, die im Kiefer zurückgehalten werden. Besonders anspruchsvoll sind Weisheitszahn-OPs auch, wenn die Zähne den Unterkiefernerv umschließen.
Eine Sedierung hat eine ähnliche Wirkung wie eine Vollnarkose. Auch hier gleiten Sie in einen tiefen Schlaf und bekommen von der Weisheitszahn-OP überhaupt nichts mehr mit.
Das Medikament gelangt bei beiden Verfahren intravenös in Ihren Körper. Der Zugang liegt in der Armbeuge oder am Handrücken. Ein erfahrener Anästhesist überwacht während der gesamten Weisheitszahn-OP Ihre Körperfunktionen. Sechs Stunden vor der Behandlung dürfen Sie nichts essen und höchstens ein wenig stilles Wasser trinken.
Bei einer Vollnarkose werden Sie über einen Atemschlauch (Tubus) künstlich beatmet. Der Schlauch gelangt über Nase oder Mund in die Luftröhre. Ein Beatmungsgerät übernimmt die Sauerstoffzufuhr.Bei einer Sedierung ist eine künstliche Beatmung nicht erforderlich.Sedierung wie Vollnarkose haben wir bei Dentalplus in Wiesbaden bereits in tausenden Fällen ohne nennenswerte Zwischenfälle durchgeführt. Beide Verfahren können daher als sehr sicher gelten. Sie als Patientin oder Patient erwachen fast punktgenau, sobald die Zufuhr des Narkosemedikaments unterbrochen wird. Eine kürzere Ruhephase schließt sich an. Etwa eine Stunde nach der Weisheitszahn-OP können Sie in Begleitung wieder nach Hause gehen.
Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen für Vollnarkose oder Sedierung nur bei sogenannter medizinischer Notwendigkeit. Ansonsten handelt es sich um eine Selbstzahler-Leistung. Auch hier können Sie die Kosten durch Abschluss einer passenden Zahnzusatzversicherung verringern.
Risikominderung durch Planung
Anhand der Analyse dieser hochpräzisen Bildgebung, kann ein risikominderndes chirurgisches Procedere geplant werden, sodass eine Schädigung des Nerven umgangen werden kann.
Nach der Operation
Nach dem Ziehen können Schwellungen, Schmerzen und Blutungen auftreten. Meist klingen sie nach einigen Tagen ab. Häufig sind der Mundbereich und die Wange nach dem Eingriff geschwollen, der Mund lässt sich nicht vollständig öffnen. Viele Patientinnen und Patienten haben Schmerzen im Anschluss an die OP, die aber nach einigen Tagen wieder abklingen. Schmerzen, die über längere Zeit anhalten, können auf eine Wundinfektion hinweisen, die Ihr Arzt oder Ihre Ärztin gut behandeln kann.
Nach dem Eingriff nehmen Sie bitte die Medikamente gemäß unserer Verordnung ein. Damit Sie möglichst wenig Schmerzen haben, nehmen Sie bitte die erste Schmerztablette ein, solange die Betäubung noch wirkt. Damit verhindern Sie, dass Ihr Schmerzgedächtnis aktiv wird und den Schmerz als eigenständigen Mechanismus verstärkt.
Am ersten postoperativen Tag erfolgt eine klinische Kontrolle, die Nahtentfernung sollte nach 7 Tagen durchgeführt werden.
Verhalten nach der Weisheitszahn-OP
Damit die Wunde abheilen kann und sich nicht entzündet, sollten Sie beim Essen nach einer Weisheitszahn-OP darauf achten, den Mundraum zu schonen. Es empfiehlt sich, an den ersten Tagen nach der Behandlung weiche und nur mild gewürzte Speisen wie Breie, Suppen oder weich gekochte Kartoffeln oder Nudeln zu sich zu nehmen.
Wichtig ist zum Beispiel konsequentes Kühlen für 36 Stunden, auch während der Nacht. Das reduziert Schwellungen und Beschwerden. Schlafen sollten Sie in einer möglichst aufrechten Position. Schonung sollte selbstverständlich sein, Kauen und Sprechen müssen Sie möglichst vermeiden. Nehmen Sie entsprechend leichte Nahrung zu sich. Schmerzmittel, die Sie von uns mitbekommen, machen starke Schmerzen unwahrscheinlich.
Am Tag, nachdem Ihre Weisheitszähne entfernt wurden, kontrolliert unser Zahnarzt den Heilfortschritt. Nach etwa einer Woche kommen Sie wieder in unsere Praxis. Dann bekommen Sie die Fäden gezogen.
Hilotherm-Kühlgerät
Viele Hollywoodstars kennen das „Hilotherm-Kühlgerät“, denn es wurde ursprünglich für die plastische Chirurgie z.B. nach aufwendigen Facelifts entwickelt, hat sich aber auch für die Kühlung nach der Weisheitszahnentfernung sehr bewährt. Es ermöglicht eine gradgenaue Kühlung über das enthaltene Medium Wasser, welches durch eine anatomisch geformte Manschette fließt und im Wangenbereich befestigt wird. Dadurch kann eine optimale, konstante Kühlung genau im therapeutischen Temperaturbereich (zwischen +10°C bis +35°C) erreicht werden. Durch die flexibel einstellbare Gesichtsmaske, zeichnet sich das Gerät außerdem durch einen sehr angenehmen Tragekomfort für die Patienten aus.
Wann ist der beste Zeitpunkt zur Weisheitszahnentfernung?
„Nicht zu früh und nicht zu spät“ - Das ideale Zeitfenster liegt im Alter zwischen 14 und 20 Jahren. Vor dem 14. Nach dem 20. Lebensalter sind die Wurzeln der Zähne voll ausgebildet und oftmals sehr nah an umliegenden anatomischen Strukturen, wie dem Unterkiefernerv.
Insgesamt lässt sich jedoch festhalten, dass das Ziehen der Zähne am besten so früh wie möglich vorgenommen werden sollte. Bei vollständig ausgebildeten Wurzeln kann eine zu späte Entfernung des Weisheitszahnes gefährlich sein, da die Wurzeln nah am Unterkiefernerv liegen. Wachsen die Wurzeln, können sie sich mitunter um den Nerv schlingen. Dadurch steigt das Risiko einer Verletzung des Nervs während des Eingriffs.
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