Weisheitszähne, die sogenannten "Achter", sind die letzten Zähne, die im menschlichen Gebiss durchbrechen. Oftmals bereiten sie jedoch mehr Probleme als Nutzen, da der Kiefer des modernen Menschen häufig zu klein ist, um ihnen ausreichend Platz zu bieten. Dies kann zu einer Vielzahl von Beschwerden führen, von leichten Schmerzen bis hin zu schweren Entzündungen.
Warum Weisheitszähne Probleme verursachen
Die Weisheitszähne sind ein Überbleibsel aus der Steinzeit, als die Menschen noch rohe und schwer zu kauende Nahrung verzehren mussten. Heute ist unsere Ernährung jedoch viel weicher und leichter verdaulich, sodass wir die Weisheitszähne nicht mehr wirklich benötigen. Im Laufe der Evolution hat sich der menschliche Kiefer verkleinert, während die Größe der Zähne weitgehend gleich geblieben ist. Dies führt dazu, dass bei vielen Menschen nicht genügend Platz für die Weisheitszähne vorhanden ist.
Platzmangel und seine Folgen
Wenn der Platz im Kiefer nicht ausreicht, können die Weisheitszähne nicht richtig durchbrechen. Sie bleiben entweder ganz im Knochen eingeschlossen (retinierte Weisheitszähne) oder brechen nur teilweise durch (teilretinierte Weisheitszähne). In beiden Fällen können verschiedene Komplikationen auftreten:
- Entzündungen: Teilretinierte Weisheitszähne sind besonders anfällig für Entzündungen, da sich unter dem Zahnfleisch, das den Zahn teilweise bedeckt, leicht Bakterien und Speisereste ansammeln können. Diese Entzündungen werden als Perikoronitis bezeichnet und können sehr schmerzhaft sein.
- Abszesse: Unbehandelte Entzündungen können sich zu Abszessen entwickeln, eitrigen Schwellungen, die sich im Bereich der Wange bilden und das Öffnen des Mundes erschweren können.
- Karies: Weisheitszähne, die nur teilweise durchbrechen, sind oft schwer zu reinigen, was das Risiko für Karies erhöht. Auch die Nachbarzähne können durch die ungünstige Lage der Weisheitszähne von Karies betroffen sein.
- Zysten: In seltenen Fällen können sich um retinierte Weisheitszähne Zysten bilden. Diese Zysten können den Kieferknochen schwächen und im schlimmsten Fall zu einem Kieferbruch führen.
- Zahnverschiebungen: Weisheitszähne, die gegen die Nachbarzähne drücken, können diese verschieben und zu Engständen führen.
Symptome von Weisheitszahn-Problemen
Die Symptome von Weisheitszahn-Problemen können vielfältig sein und sich schleichend entwickeln. Einige Anzeichen bleiben anfangs unbemerkt, während andere plötzlich und deutlich spürbar auftreten. Zu den typischen Symptomen gehören:
- Schmerzen im hinteren Kieferbereich: Ein ziehender oder drückender Schmerz im hinteren Bereich des Kiefers ist ein häufiges erstes Anzeichen für Probleme mit einem Weisheitszahn.
- Schwellungen und gereiztes Zahnfleisch: Das Zahnfleisch um den Weisheitszahn kann anschwellen, spannen oder gerötet sein.
- Zahnverschiebungen und Engstände: Die Weisheitszähne können Druck auf die Nachbarzähne ausüben und diese verschieben.
- Kiefergelenkprobleme und eingeschränkte Mundöffnung: In einigen Fällen können die Weisheitszähne die Funktion des Kiefergelenks beeinträchtigen.
- Beschwerden in den Nebenhöhlen: Im Oberkiefer können Weisheitszähne in unmittelbarer Nähe zu den Kieferhöhlen liegen und Beschwerden verursachen.
- Mundgeruch und unangenehmer Geschmack: Ein unangenehmer Geruch oder Geschmack im Mund kann auf eine Entzündung im Bereich der Weisheitszähne hindeuten.
- Allgemeine Krankheitssymptome: In seltenen Fällen können auch Fieber, Abgeschlagenheit und Unwohlsein auftreten.
- Empfindliche Weisheitszähne durch Karies: Karies tritt bei Weisheitszähnen manchmal auf, da sie oft schwer zu erreichen und zu reinigen sind.
- Kopfschmerzen: Weisheitszähne können Kopfschmerzen verursachen, indem sie Druck auf Nerven oder Muskeln im Kieferbereich ausüben.
Diagnose von Weisheitszahn-Problemen
Um Weisheitszahn-Probleme zu diagnostizieren, wird der Zahnarzt zunächst eine gründliche Untersuchung des Mundraums durchführen. Dabei achtet er auf Anzeichen von Entzündungen, Schwellungen, Zahnverschiebungen und Karies. Zusätzlich wird in der Regel eine Röntgenaufnahme angefertigt, um die Lage der Weisheitszähne und ihre Beziehung zu den Nachbarzähnen und Nerven zu beurteilen. In manchen Fällen kann auch eine dreidimensionale Röntgenaufnahme (DVT) erforderlich sein, um den Nervenverlauf exakt darzustellen.
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Behandlung von Weisheitszahn-Schmerzen
Die Behandlung von Weisheitszahn-Schmerzen hängt von der Ursache der Beschwerden ab. In vielen Fällen ist die Entfernung der Weisheitszähne die beste Lösung, um die Probleme dauerhaft zu beseitigen.
Konservative Behandlung
Bei leichten Beschwerden, wie z.B. einer leichten Zahnfleischentzündung, kann zunächst eine konservative Behandlung versucht werden. Diese umfasst:
- Gute Mundhygiene: Regelmäßiges Zähneputzen, Zahnseide und Mundspülungen helfen, Bakterien zu entfernen und Entzündungen vorzubeugen.
- Schmerzmittel: Rezeptfreie Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol können helfen, die Schmerzen zu lindern.
- Kühlen: Das Kühlen der Wange kann Schwellungen reduzieren und Schmerzen lindern.
- Mundspülungen: Warme Salzwasserlösungen oder Kamillentee-Spülungen können das Zahnfleisch beruhigen und Entzündungen hemmen.
Weisheitszahnentfernung
Wenn die konservative Behandlung nicht ausreicht oder wenn schwerwiegendere Probleme vorliegen, ist die Entfernung der Weisheitszähne in der Regel die beste Option. Die Weisheitszahnentfernung ist ein Routineeingriff, der in der Regel ambulant unter örtlicher Betäubung durchgeführt wird. In manchen Fällen kann auch eine Sedierung (Dämmerschlaf) oder Vollnarkose in Betracht gezogen werden.
Ablauf der Weisheitszahnentfernung
- Vorbereitung: Vor dem Eingriff wird der Zahnarzt die Vorgehensweise mit dem Patienten besprechen und ihn über mögliche Risiken aufklären.
- Betäubung: Der Bereich um den Weisheitszahn wird örtlich betäubt.
- Freilegung: Der Zahnarzt öffnet das Zahnfleisch über dem Weisheitszahn und kann gegebenenfalls einen Teil des Knochens entfernen, um Zugang zum Zahn zu bekommen.
- Entfernung: Der Weisheitszahn wird vorsichtig aus dem Kieferknochen und der Zahnfleischtasche gelöst. In manchen Fällen muss der Zahn in mehrere Teile zerteilt werden, um ihn leichter entfernen zu können.
- Reinigung und Verschluss: Nach der Entfernung wird der Bereich gründlich gereinigt, um sicherzustellen, dass keine Zahnfragmente oder Infektionen zurückbleiben. Anschließend wird die Wunde mit Nähten verschlossen.
Nachsorge nach der Weisheitszahnentfernung
Nach der Weisheitszahnentfernung ist es wichtig, die Anweisungen des Zahnarztes genau zu befolgen, um Komplikationen zu vermeiden und die Heilung zu fördern. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehören:
- Kühlen: Kühlen Sie die Wange regelmäßig mit einem Kühlpack, um Schwellungen zu reduzieren.
- Schmerzmittel: Nehmen Sie die vom Zahnarzt verschriebenen Schmerzmittel ein, um die Schmerzen zu lindern.
- Weiche Kost: Essen Sie in den ersten Tagen nach der Operation weiche Kost, um die Wunde nicht zu belasten.
- Mundhygiene: Achten Sie auf eine gute Mundhygiene, aber vermeiden Sie starkes Spülen und Gurgeln, um das Blutgerinnsel nicht zu lösen.
- Vermeiden Sie Rauchen und Alkohol: Rauchen und Alkohol können die Wundheilung beeinträchtigen.
- Kontrolltermine: Nehmen Sie die Kontrolltermine beim Zahnarzt wahr, um den Heilungsprozess zu überwachen.
Risiken der Weisheitszahnentfernung
Wie bei jedem chirurgischen Eingriff birgt auch die Weisheitszahnentfernung gewisse Risiken. Zu den möglichen Komplikationen gehören:
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- Blutungen: Nach der Operation kann es zu Blutungen kommen. In den meisten Fällen lassen sich diese jedoch durch Druck auf die Wunde stillen.
- Infektionen: In seltenen Fällen kann es zu einer Infektion der Wunde kommen. Diese wird in der Regel mit Antibiotika behandelt.
- Nervverletzungen: In sehr seltenen Fällen kann es bei der Weisheitszahnentfernung zu einer Verletzung von Nerven kommen, die für die Sensibilität von Lippe, Zunge und Kinn verantwortlich sind. Dies kann zu Taubheitsgefühlen oder Kribbeln führen, die in den meisten Fällen vorübergehend sind, aber in seltenen Fällen auch dauerhaft sein können.
- Trockene Alveole: In manchen Fällen kann sich nach der Operation ein Blutgerinnsel in der Wunde lösen, was zu einer "trockenen Alveole" führt. Dies ist sehr schmerzhaft und muss vom Zahnarzt behandelt werden.
Vorbeugung von Weisheitszahn-Problemen
Es gibt keine Möglichkeit, das Wachstum der Weisheitszähne zu verhindern. Jedoch können regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt helfen, Probleme frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. In manchen Fällen kann es sinnvoll sein, die Weisheitszähne bereits in jungen Jahren zu entfernen, bevor sie Probleme verursachen. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn auf dem Röntgenbild erkennbar ist, dass die Zähne nicht genügend Platz haben oder in einer ungünstigen Lage liegen.
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