Das ZfP Südwürttemberg in Weissenau, Ravensburg, hat sich als ein bedeutender Standort für die Diagnose und Behandlung von Epilepsie etabliert. Mit einer eigenständigen Abteilung für Epileptologie, die seit 2005 besteht, bietet das Zentrum ein breites Spektrum an Behandlungsmöglichkeiten für Menschen mit Epilepsie. Das Epilepsiezentrum Bodensee, welches das ZfP Südwürttemberg gemeinsam mit Kooperationspartnern betreibt, wurde erneut durch die Deutsche Gesellschaft für Epileptologie rezertifiziert.
Diagnostik und Behandlungsspektrum in der Ambulanz
Die Ambulanz des ZfP Südwürttemberg deckt ein breites Spektrum neurologischer Erkrankungen ab, wobei die Epilepsieambulanz unter der Leitung von PD Dr. Christian Tilz und Anja Bastman-Djokic einen besonderen Schwerpunkt bildet. Hier werden Patienten nach neuesten medizinischen Erkenntnissen diagnostiziert und behandelt. Neben der Epilepsieambulanz gibt es auch Spezialsprechstunden für Bewegungsstörungen, Parkinson-Krankheit, Restless-Legs-Syndrom, Schwindel, Tinnitus, Gleichgewichtsstörungen, Hirndurchblutungsstörungen, Entzündungen des Nervensystems wie Multiple Sklerose oder Borreliose, Polyneuropathien, Muskelschwäche und Schmerzerkrankungen.
Zur Erkennung von Hirngefäßerkrankungen, wie beispielsweise Arteriosklerose, werden spezifische Ultraschalluntersuchungen durchgeführt. Im Erstgespräch in der Epilepsie-Ambulanz wird geklärt, welche weiteren stationären Behandlungsoptionen auf einer der spezialisierten Epilepsie-Stationen in Frage kommen.
Stationäre Behandlungsmöglichkeiten
Für Menschen mit schwerer Epilepsie, bei denen eine ambulante Anpassung der Medikation schwierig oder kaum möglich ist, bietet das ZfP Südwürttemberg stationäre Behandlungsmöglichkeiten an. Eine der beiden Stationen ist speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit zusätzlichen körperlichen oder psychischen Behinderungen ausgerichtet. Chefarzt Hartmut Baier betont die umfangreichen diagnostischen Möglichkeiten des Zentrums, die beispielsweise bei erstmaligen epileptischen Anfällen zum Einsatz kommen, um eine fundierte Therapieentscheidung zu ermöglichen.
Epilepsiechirurgische Behandlung
Auch im Hinblick auf epilepsiechirurgische Behandlungsmöglichkeiten sind am Standort Weißenau wesentliche Voruntersuchungen möglich. Diese werden dann in Kooperation mit dem universitären Epilepsiezentrum in Ulm gegebenenfalls um speziellere Untersuchungen ergänzt. Sofern eine chirurgische Behandlung möglich ist, kann diese in der neurochirurgischen Klinik in Günzburg erfolgen. Die Nach- und Weiterbehandlung ist in jedem Fall in Weißenau gewährleistet. Das Behandlungsangebot umfasst auch die Möglichkeit der Vagusnervstimulation, was ebenfalls in Kooperation mit der neurochirurgischen Klinik in Günzburg erfolgt.
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Medikamentöse Behandlung von Epilepsie
Die wesentliche Säule der Behandlung bei immer wieder auftretenden Anfällen ist eine Behandlung mit Medikamenten (Antiepileptika). Diese beeinflussen die elektrische Erregbarkeit des Nervensystems, wirken aber nicht gegen die eigentliche Ursache der Epilepsie. Diese Beeinflussung der überschießenden Erregbarkeit bestimmter Nervenzellverbände sorgt dafür, dass sich epileptische Anfälle im Nervensystem nicht gut ausbreiten können und idealerweise vollständig unterdrückt werden. Das bedeutet auch, dass viele Betroffene ihr Medikament - wie ein Diabetiker das Insulin - ein Leben lang einnehmen müssen, um dauerhaft eine Anfallsfreiheit erreichen zu können.
Da die medikamentöse Beeinflussung des Nervensystems nicht nur gezielt auf epileptische Übererregbarkeit gerichtet werden kann, müssen mit der Behandlung potenziell auch Nebenwirkungen in Kauf genommen werden. Zu den häufigen Nebenwirkungen zählen z.B. Schwindelgefühl und eine Beeinträchtigung geistiger Funktionen im Sinne von Müdigkeit. In vielen Fällen stellt sich der Körper in wenigen Wochen auf das Medikament ein, sodass zumindest einige Nebenwirkungen nachlassen oder ganz verschwinden. Daher ist es sinnvoll, zumindest eine gewisse Zeit die Nebenwirkungen zu tolerieren und erst dann mit dem Arzt zu entscheiden, ob gegebenenfalls ein Medikamentenwechsel oder eine Dosisreduktion notwendig ist.
Leider ist es nicht möglich vorherzusagen, welche Patient welches Medikament gut verträgt und davon profitiert. Je nach Anfallsart und Schwere der Anfälle müssen Arzt und Patient sich für ein Medikament entscheiden. Dieses wird schrittweise so lange in der Dosis erhöht, bis eine ausreichende Wirkung eintritt, ohne dass dauerhaft beeinträchtigende Nebenwirkungen auftreten.
Entscheidend ist, dass die Medikamente regelmäßig in der empfohlenen Dosis genommen werden. Nur so kann die Anfallsbereitschaft erfolgreich gesenkt werden.
Für die Dosisfindung gibt es für die meisten Medikamente keine festgelegten Angaben, da es bei manchen Menschen ausreicht, den Beckenrand nur leicht zu erhöhen, aber bei anderen Menschen trotz höchster Dosierungen keine Anfallsfreiheit zu erreichen ist.
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Der Grundsatz ist: soviel wie nötig und so wenig wie möglich, da sowohl die erwünschten Wirkungen (Kontrolle der Anfälle) als auch die unerwünschten Wirkungen (z.B. Müdigkeit, Schwindelgefühl und ähnliches) von der Dosis abhängen. Eine höhere Dosis würde häufig zwar besserwirken, aber nur zum Preis von vermehrten unerwünschten Wirkungen.
Die meisten Patienten kommen mit der regelmäßigen Einnahme eines Medikamentes sehr gut zurecht und vertragen diese auch gut.
Zertifizierung und Qualitätsstandards
Das Epilepsiezentrum Bodensee wurde im Jahr 2009 erstmals nach den Qualitätskriterien der Deutschen Gesellschaft für Epileptologie zertifiziert. In diesem Jahr erfolgte das zweite Mal eine Rezertifizierung. Diese Zertifizierung unterstreicht den hohen Qualitätsstandard der Behandlung, die im Zentrum angeboten wird.
Ausstattung und Services
Das ZfP Südwürttemberg Krankenhaus Weissenau bietet eine Reihe von Ausstattungsmerkmalen und Services, die auf die Bedürfnisse der Patienten zugeschnitten sind. Dazu gehören:
- Zimmerausstattung: Einzelzimmer mit eigenem Bad (vollstationär in den meisten Abteilungen verfügbar), Mutter-Kind-Zimmer (bei Mutter-Kind-Behandlung; spezielles Angebot in Psychosomatik), Rooming-in (In Epileptologie in der Behandlung von Menschen mit geistiger Behinderung; Alterspsychiatrie Weissenau in Ausnahmefällen), Unterbringung von Begleitpersonen (im vollstationären Bereich), Zwei-Bett-Zimmer mit Bad (im vollstationären Bereich)
- Barrierefreiheit: Zimmerausstattung mit rollstuhlgerechten Sanitäranlagen (auf jeder Station), rollstuhlgerechter Zugang zu Serviceeinrichtungen, bauliche Maßnahmen für Menschen mit Demenz oder geistiger Behinderung
- Service für Patienten aus dem Ausland: Dolmetscherdienst (Dolmetscherliste im Haus, telefonischer Dolmetscherdienst jederzeit verfügbar), fremdsprachiges Personal (in zahlreichen gängigen Sprachen möglich)
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