Ernährung für die Demenzprävention: Was wirklich hilft

Der demografische Wandel führt zu einer steigenden Anzahl älterer Menschen, wodurch auch die Zahl der Demenzerkrankungen zunimmt. In Deutschland leben etwa 1,7 Millionen Menschen mit Demenz. Eine angepasste Ernährung spielt eine wichtige Rolle bei der Unterstützung der Gehirnfunktion und kann potenziell das Risiko für Demenz, einschließlich Alzheimer, reduzieren.

Die Bedeutung der Ernährung für die Gehirngesundheit

Unser Gehirn benötigt etwa ein Fünftel unserer gesamten Energie, obwohl es nur einen kleinen Teil unseres Körpergewichts ausmacht. Eine gesunde Ernährung ist entscheidend, um das Gehirn ausreichend mit Energie und Nährstoffen zu versorgen. Ungesunde Ernährungsgewohnheiten, die Herzinfarkte oder Schlaganfälle begünstigen, können auch Durchblutungsstörungen im Gehirn verursachen und somit das Risiko für Demenz erhöhen.

Flüssigkeitszufuhr: Wasser ist lebensnotwendig

Das Gehirn benötigt ausreichend Flüssigkeit, um optimal zu funktionieren. Wassermangel kann zu einer Schrumpfung der Gehirnzellen und einer Beeinträchtigung der neuronalen Funktion führen. Daher ist es wichtig, ausreichend zu trinken.

Flavonoide: Schutz für die Gehirnfunktion

Flavonoide sind sekundäre Pflanzenstoffe, die in vielen Obst- und Gemüsesorten vorkommen und für deren Farbe verantwortlich sind. Sie sind beispielsweise in Beeren, Äpfeln, Paprika, Zwiebeln, Kakao sowie grünem und schwarzem Tee enthalten. Flavonoidreiche Lebensmittel können die Gehirnfunktion schützen, insbesondere bei lebenslangem Konsum. Studien haben gezeigt, dass Flavonole, eine Unterart der Flavonoide, die Gedächtnisleistung verbessern können, selbst bei älteren Menschen.

Glukose: Energiequelle für das Gehirn

Unser Gehirn benötigt täglich etwa 120 bis 140 Gramm Glukose, um ausreichend mit Energie versorgt zu werden. Ein Mangel an Glukose kann die Leistungsfähigkeit des Gehirns beeinträchtigen. Haferflocken sind eine gute Energiequelle, da sie den Blutzuckerspiegel langsam ansteigen lassen und somit eine konstante Energieversorgung gewährleisten.

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Nüsse: Brainfood für das Gehirn

Nüsse, insbesondere Walnüsse, sind reich an ungesättigten Fettsäuren und B-Vitaminen. Sie liefern Omega-3-Fettsäuren, Eiweiß sowie die Vitamine B1, B2, B6 und E. Diese Nährstoffe sind wichtig für die Gehirnfunktion und können die Gedächtnisleistung verbessern.

Eiweiß: Bausteine für den Informationsaustausch

Aminosäuren, die aus Eiweiß gewonnen werden, sind für den internen Informationsaustausch im Gehirn unerlässlich. Gute Eiweißquellen sind Eier, Quark, Kichererbsen und Sojabohnen. Sojabohnen enthalten zusätzlich die Vitamine B1, B2 und B6 sowie Eisen, Magnesium und Zink.

Fisch: Omega-3-Fettsäuren für gesunde Gehirnzellen

Fisch liefert reichlich Omega-3-Fettsäuren, insbesondere DHA und EPA. Diese Fettsäuren wirken entzündungshemmend und halten die Zellwände geschmeidig. Entzündungen können zu Verfallsprozessen im Gehirn beitragen, daher ist eine ausreichende Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren wichtig für die Gehirngesundheit.

Beeren: Schutz vor Stress

Beeren sind reich an Antioxidantien, die unsere Gehirnzellen vor Stress schützen können. Sie tragen dazu bei, die Zellen vor Schäden durch freie Radikale zu bewahren.

Darm-Mikrobiom: Verbindung zwischen Darm und Gehirn

Die Wirkung von Nahrungsmitteln auf die Gehirngesundheit wird maßgeblich über das Darm-Mikrobiom vermittelt. Die Darmbakterien verarbeiten Nahrungsreste und produzieren Stoffwechselprodukte, die über die Darmwand und die Blutbahn ins Gehirn gelangen oder den Vagusnerv, die Kommunikationsautobahn ins Gehirn, beeinflussen.

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Das Zusammenspiel der Ernährung bei Demenz

Obwohl einzelne Lebensmittel die Intelligenz nicht beeinflussen und die Entstehung von Demenzerkrankungen nicht unbedingt verhindern können, kann eine abwechslungsreiche, gesunde Ernährung das Risiko reduzieren. Ziel ist es, Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes zu vermeiden, was wiederum die Widerstandsfähigkeit des Gehirns stärkt.

Ernährung im Verlauf der Demenz

Im Frühstadium der Demenz können Betroffene meist noch selbstständig essen. Mit fortschreitendem Verlauf verschlechtern sich jedoch die Fähigkeiten, die zur Nahrungsaufnahme notwendig sind. Im Endstadium können Kau- und Schluckstörungen auftreten, und das Hunger- und Durstgefühl sowie die Fähigkeit, Lebensmittel und Getränke zu erkennen, können stark beeinträchtigt sein.

Tipps für die Ernährung bei Demenz

  • Geschmacksempfindung: Menschen mit Demenz bevorzugen oft süße Speisen und Getränke, während scharfe und bittere Nahrungsmittel häufig abgelehnt werden.
  • Gerüche: Gerüche können alte Erinnerungen wecken und die Nahrungsaufnahme positiv beeinflussen. Der Duft von frischem Kaffee oder Brötchen kann wohltuend wirken.
  • Optische Wirkung: Eine attraktive optische Wirkung der Speisen ist entscheidend, um die Nahrungsaufnahme anzuregen.
  • Speisenauswahl: Bekannte und regionale Gerichte auswählen, kräftig gewürzte Speisen (nicht sauer, besser süß) bevorzugen, energiereiche Zutaten und/oder Speisen verwenden, fettreiche und süße Speisen anbieten und auf appetitanregende Düfte/Getränke achten.
  • Flüssigkeitsaufnahme: Im fortgeschrittenen Stadium der Demenz sollten Getränke süß und farbig sein (Zucker/Süßstoff einsetzen, Bananen-/Pfirsichsaft). Milchmixgetränke sind ebenfalls gut geeignet. Auf die Temperatur achten: nicht zu kalt, gerne warm.

Schluckstörungen (Dysphagie)

Mit zunehmendem Krankheitsverlauf kann es zu Schluckproblemen kommen, was die Nahrungsversorgung zusätzlich erschwert. Es besteht die Gefahr einer Aspirationspneumonie (Lungenentzündung durch Verschlucken). Das Risiko sich zu verschlucken, kann durch die richtige Körperhaltung beim Essen gemindert werden. Bei einer Schluckstörung muss das Essen eine angepasste Konsistenz haben. Pürierte Kost sollte so zubereitet werden, dass die einzelnen Komponenten noch erkennbar sind.

Fingerfood als Ernährungslösung

Fingerfood wird hauptsächlich in fortgeschrittenen Stadien der Demenz eingesetzt, wenn der Erkrankte mit der Handhabung des Bestecks überfordert ist, aber noch gut mit den Fingern essen kann. Geeignete Fingerfood-Optionen sind:

  • Gemüse: Gurken, Möhren, Kohlrabi, Kürbis, Blumenkohl, Champignons, Paprika, Radieschen, Rettich, Tomaten, Zucchinischeiben, Selleriescheiben, Cocktailtomaten
  • Obst: Ananasstücke, Apfelschnitze, Aprikosen, Bananen, Birnenschnitze, Erdbeeren, Pfirsichspalten, Pflaumen, Renekloden, Weintrauben, Mandarinenspalten, Orangenspalten
  • Brot: Belegte Brote, mundgerechte Schnittchen, Mini-Brötchen, Käsesticks, Kräcker, Toast
  • Backwaren: Mini-Biskuitrolle, Streuselkuchen, Apfelkuchen, Dresdner Stollen, Mini-Amerikaner, Schnecken aus Hefeteig, Hefekleingebäck, kleine Blätterteigtaschen, Käsegebäck, Waffeln
  • Fleischgerichte: Fleischwurst, Blutwurst, Mini-Cabanossi, Bockwurst, Wellwurst, Grützwurst, geräucherte Mettenden, Spargelröllchen, Schweinesülze, gebratenes Kotelett (kalt in Stücke geschnitten), Leberklößchen, Markklößchen

Kommunikation beim Essen mit Demenzerkrankten

Empathie und Wissen spielen eine zentrale Rolle bei der Betreuung von Menschen mit Demenz. Über die Kommunikation können demenziell erkrankte Menschen auf das Essen eingestimmt werden, sodass die Nahrungsaufnahme erleichtert werden kann. Wichtige Hilfestellungen bei der Kommunikation sind:

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  • Blickkontakt herstellen
  • Namentlich ansprechen
  • Langsam und deutlich reden
  • Wichtige Informationen wiederholen
  • Ironie vermeiden
  • Diskussionen meiden
  • Lob und Bestätigung geben
  • Zeit für Antworten lassen
  • Geschlossene Fragen stellen

Essverhalten und Umgebung

Die Essumgebung und das Ambiente können so gestaltet werden, dass auch die Seele der demenziell veränderten Menschen satt wird. Reizeinflüsse wie Radio, Fernseher oder laute Unterhaltungen sollten vermieden werden. Tiefe Teller mit einem farbigen Rand können helfen, das Essen leichter zu finden.

Gesunde Ernährung bei Demenz

Auch Menschen mit Demenz sollten sich möglichst abwechslungsreich ernähren. Gut sind Brot, Kartoffeln, Reis, Obst und Gemüse, Fisch, etwas Fleisch, Eier, Joghurt, Milch oder Käse. Gelegentlich ein Glas Wein oder Bier ist ebenfalls erlaubt. Bei Unruhe oder viel Umherwandern kann die Nahrung mit Sahne oder fettreichem Käse angereichert werden.

Zum Essen verlockende Zubereitungsweisen

Da der Geschmackssinn bei Menschen mit Demenz oft abstumpft, schmecken ihnen süße Speisen oft besser. Bewegung vor dem Essen kann den Appetit anregen. Die Beteiligung an der Nahrungszubereitung kann ebenfalls appetitanregend wirken. Speisen sollten intensiver gewürzt und mit aromatischen Ölen und Fetten angereichert werden. Deftige Hausmannskost, die aus der Kindheit bekannt ist, schmeckt oft besser als internationale Küche.

Appetit anregende Darreichungsformen

Auch das Auge isst mit: Pürierte Kost sollte ansprechend angerichtet werden, wobei Fleisch und Beilagen einzeln auf dem Teller platziert werden sollten. Kleine, hübsch angerichtete Portionen animieren eher zum Essen als riesige Teller.

Geselligkeit

Ob Menschen mit Demenz in größerer Runde oder alleine besser essen, hängt von der Schwere der Demenzform und der Persönlichkeit ab. Introvertierte Personen können von Umgebungsgeräuschen schnell gestresst sein und sollten ihre Mahlzeiten in ruhiger Umgebung einnehmen.

Kleine Appetitanreger

Kleine Schälchen mit Obst-, Gemüse- oder Schokoladenstückchen können in der Wohnung verteilt werden, um den Appetit anzuregen.

Feste Essenszeiten

Um zu verhindern, dass Menschen mit Demenz das Essen vergessen, sollten feste Essenszeiten eingehalten werden. Ein Stundenplan kann helfen, den Tag zu strukturieren und das Essen nicht zu vergessen. Unterstützung von außen, beispielsweise durch Kinder oder Freunde, kann ebenfalls hilfreich sein.

Ausreichend trinken

Menschen mit Demenz haben oft ein vermindertes Durstgefühl und trinken zu wenig. Achten Sie darauf, dass sie täglich mindestens 1,5 Liter trinken. Flaschen mit Getränken können an verschiedenen Stellen in der Wohnung aufgestellt werden. Süßere oder buntere Getränke können das Trinken attraktiver machen.

Nahrungsverweigerung

Im Laufe einer Demenz kann es aus unterschiedlichen Gründen zur Nahrungsverweigerung kommen. Zahnschmerzen, eine schlecht sitzende Zahnprothese oder Entzündungen im Mund-Rachen-Raum können dazu führen, dass das Essen abgelehnt wird. Schluckstörungen können ebenfalls eine Nahrungsverweigerung verursachen. In solchen Fällen sollte eine logopädische Behandlung in Betracht gezogen werden.

Auf Zwang verzichten

Zwingen Sie niemals einen Menschen mit Demenz zum Essen! Lebensmittel und Getränke sollten immer wieder ohne Druck angeboten werden. Ob eine künstliche Ernährung sinnvoll ist, muss von Fall zu Fall entschieden werden.

Einführung einer individuellen Tischkultur

In der fortgeschrittenen Phase der Demenz können manche Betroffene nicht mehr mit Messer und Gabel umgehen und führen die Nahrung mit den Händen zum Mund. Das eigenständige Essen hat unbedingt Vorrang vor Sauberkeit und allgemeinen Verhaltensregeln am Tisch. Bieten Sie möglichst viele Mahlzeiten in Form von Fingerfood an. Verwenden Sie nur das Besteck, das für die jeweilige Mahlzeit benötigt wird. Unterstützen Sie Menschen mit fortgeschrittener Demenz beim Essen, aber respektieren Sie ihre Sensibilität im Mundbereich.

Horten von Nahrungsmitteln

Manche Menschen mit Demenz beginnen, Essen für Notzeiten zu horten. Versuchen Sie, dies als Vorsorgemaßnahme wertzuschätzen und eine Absprache zu treffen, um die zusammengetragenen Lebensmittel regelmäßig zu kontrollieren.

Die MIND-Diät

Die MIND-Diät (Mediterranean-DASH Intervention for Neurodegenerative Delay) kombiniert Elemente der mediterranen Ernährung und der DASH-Diät (Dietary Approaches to Stop Hypertension). Sie legt den Fokus auf Lebensmittel, die besonders förderlich für die Gehirngesundheit sind. Dazu gehören:

  • Grünes Blattgemüse (Spinat, Grünkohl, Mangold)
  • Nüsse
  • Beeren
  • Hülsenfrüchte
  • Vollkornprodukte
  • Fisch
  • Geflügel
  • Olivenöl
  • Wein (in Maßen)

Lebensmittel, die vermieden werden sollten

Aktuelle Studien zeigen, dass stark verarbeitete Lebensmittel das Risiko für Demenz erhöhen können. Dazu gehören Fast Food, Fertigpizza, Dosenravioli, Instantsuppen oder Mikrowellengerichte. Diese Lebensmittel können Übergewicht, eine gestörte Darmflora und geschädigte Nervenzellen begünstigen. Es wird empfohlen, so oft wie möglich frisch zu kochen und industriell hergestellte Produkte zu meiden.

Die folgenden Lebensmittel sollten ebenfalls vermieden oder nur in Maßen konsumiert werden:

  • Verarbeitetes Fleisch (Speck, Wurstwaren)
  • Rotes Fleisch
  • Butter und Margarine
  • Frittiertes und Fast Food
  • Käse
  • Gebäck und Süßigkeiten
  • Zuckerhaltige Getränke
  • Übermäßiger Alkoholkonsum

Wichtige Nährstoffe für fitte graue Zellen

  • Polyphenole: In Obst, Gemüse und kaltgepresstem Olivenöl enthalten.
  • Omega-3-Fettsäuren: Aus fettem Seefisch, Walnüssen, Chiasamen, Leinsamen und Avocados.
  • Vitamine und Mineralstoffe: Aus Nüssen, Gemüse und Obst.

Spermidin

Spermidin ist ein Botenstoff, der in allen Zellen unseres Körpers vorkommt und die zelluläre Autophagie auslösen kann. Gute Spermidin-Lieferanten sind Weizenkeimlinge, Pilze, gereifter Käse, Erbsen, Broccoli, Blumenkohl, Äpfel und Birnen.

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