Ute Freudenberg, die bekannte Schlagersängerin, gab 2022 ihre Parkinson-Erkrankung bekannt. Nach ihrer über fünf Jahrzehnte langen Karriere und dem Bühnenabschied Ende 2023, spricht die 68-Jährige offen über ihren Alltag und ihre Lebensphilosophie im Umgang mit der Krankheit.
Die Diagnose und erste Reaktionen
Die Diagnose Parkinson traf Ute Freudenberg hart und veränderte ihren Alltag drastisch. Einfachste Tätigkeiten, wie das Frisieren oder Anziehen, wurden zu Herausforderungen. Zu Beginn der Erkrankung hatte Freudenberg wenig Hoffnung. Erstmals öffentlich machte sie ihre Parkinson-Erkrankung im Februar 2022 in der MDR-Talkshow "Riverboat". Zu diesem Zeitpunkt lebte sie bereits vier Jahre mit der Diagnose. In der Sendung beschrieb sie, wie schwer es für sie war, diese zu verheimlichen und wie erleichtert sie war, endlich offen damit umgehen zu können.
Ein neues Lebensgefühl nach dem Bühnenabschied
Nach ihrer Abschiedstournee im Jahr 2023 fand Ute Freudenberg eine neue Lebensphilosophie. "Ich habe viele Jahre einen tollen Job gemacht - die Jahre, die noch kommen, gehören nun mir", stellt sie jetzt klar. Sie reist viel, besucht Freunde und spielt sogar im Tischtennis-Verein.
Fortschritte und positive Entwicklungen
Heute geht es der Sängerin mit ihrer Erkrankung deutlich besser. Das bezeichnet sie selbst als "ein Wunder". Ute Freudenberg ist praktisch symptomfrei. "Ich habe meine Schrift wieder. Ich konnte ja drei Jahre nicht mehr schreiben. Zwar nicht jeden Tag gleich gut, aber ich habe meine Handschrift wieder." Auch andere Dinge des Alltags klappen wieder besser. Dass es ihr wieder so viel besser geht, liegt vor allem daran, dass sie immer positiv gestimmt bleibe und Freunde um sich habe.
Die Abschiedstournee und ihre Herausforderungen
Der 22. Dezember 2023 wird Ute Freudenberg wohl nie mehr vergessen. Nach über einem halben Jahrhundert endete an diesem Tag ihre großartige Bühnenkarriere mit einem emotionalen Abschiedskonzert. Zwar war ihre Parkinson-Erkrankung da schon öffentlich, doch wie schwierig ihre letzten Auftritte für Ute Freudenberg waren, dürften nur die wenigsten Fans geahnt und bemerkt haben. "Mein Körper hat auch nicht mehr das gemacht, was ich wollte. Wenn ich loslaufen wollte, lief er noch lange nicht." Ihrer Stimme hat es jedoch nicht an Kraft gefehlt. Für ihr Krankheitsstadium, habe sie noch sehr gut gesungen, sagt sie selbstbewusst über ihre letzten Konzerte. Bei ihrer Abschiedstournee im Jahr 2023 stand die Sängerin unter großen Schmerzen auf der Bühne. "Ich musste zwei 600er-Ibuprofen nehmen", erinnerte sich Freudenberg. Typische Parkinson-Symptome wie Muskelstarre und Bewegungsprobleme begleiteten sie damals täglich. Trotzdem zog sie die Konzerte durch. "Es hat alles funktioniert und ich bin heute so dankbar dafür", sagte sie rückblickend.
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Umgang mit der Krankheit
Ute Freudenberg setzt sich aktiv mit ihrer Erkrankung auseinander. Sie ist in ärztlicher Behandlung und nimmt Medikamente. Aber für sie ist es auch wichtig, noch andere Dinge zu tun. Dazu gehören Bewegung oder die richtige Ernährung. Sie macht jeden Tag ihren Sport, springt Trampolin und ist viel an der frischen Luft. Das will sie auch weiter machen. Sie geht zudem regelmäßig zu einem Heilpraktiker. Einmal im Jahr macht sie eine Leberreinigung. Sie reinigt ihren Körper so, wie es ihr möglich ist. Das muss sie tun, denn sie hat im letzten Jahr erfahren, dass sie einen Gendefekt hat, der verhindert, dass ihr Körper Giftstoffe ausscheidet - also findet sie andere Ausleitungen. Das alles tut ihr gut und hilft ihr, dass sie sich besser fühle. Sehr wichtig. In den letzten Monaten habe sie durch intermittierendes Fasten mehrere Kilo abgenommen. Das Prinzip: Sie isst 16 Stunden nichts und in den acht Stunden, in denen sie essen darf, ernährt sie sich ketogen.
Ein Blick zurück auf die Karriere
Ute Freudenberg kann auf eine beeindruckende Karriere von mehr als 50 Jahren im Musikgeschäft zurückblicken. Sie veröffentlichte insgesamt 15 Soloalben und wurde unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande sowie der "Goldenen Henne" ausgezeichnet. Mit ihrer Tournee "Stark wie nie - 50 Jahre live" feierte sie ihre Karriere und bedankte sich bei ihren Fans. Ihren musikalischen Durchbruch hatte sie 1980 mit der Rockband Elefant und deren Lied „Jugendliebe“, das zu einem Klassiker der DDR wurde. Zu ihren Hits während der DDR-Zeit zählen „Wie weit ist es bis ans Ende dieser Welt?“, „Und wieder wird ein Mensch geboren“ und „Es gibt für mich kein fremdes Leid“ im Duett mit Wolfgang Ziegler. Zwischen 1980 bis 1984 wurde sie viermal zur beliebtesten Sängerin der DDR gewählt. 1984 kehrte sie nach einem Fernsehauftritt in der „Aktuellen Schaubude“ in Hamburg nicht in die DDR zurück. Sie zog nach Düsseldorf. Im März 1984 heiratete Ute Freudenberg den Stuntman Peter Pieper, von dem sie sich 2010 trennte. Im Jahr 1996 ging sie von Düsseldorf wieder zurück nach Thüringen.
Freudenbergs Rat und Lebenseinstellung
Ein positiver Mensch wie Ute Freudenberg könnte sich fragen, warum trifft es gerade ihn, sie ist lebensfroh, sie lebt gesund! Sie hört das von vielen Seiten. Sie sieht es persönlich anders - das Leben ist das, was es ist, mit allen Höhen und Tiefen. Das Einzige, was ihr zu tun bleibt: Sie muss sich dem stellen. Es kam viel Post von Leuten, die auch krank sind oder Schwierigkeiten haben, und sie schreiben ihr, ihre Musik richte sie wieder auf. Als sie fünf Jahre Musik in Weimar studiert hat, hat man ihr als allererstes gesagt, dass sie auf der Bühne eine Verantwortung als Unterhaltungskünstlerin trägt: Ein Vorbild und wegweisend für Menschen zu sein, die ihr zuhören. Ihnen einen Weg aufzuzeigen, wie es weitergeht.
Die Zeit im Westen und die DDR
Ute Freudenberg bereut ihren Schritt, 1984 in den Westen gegangen zu sein, nicht. Die Zeit im Westen hat sie klüger gemacht. Sie lernte, sich selbst darzustellen. Ein Veranstalter im Westen rief sie an und sagte, wir haben so viel Gutes über Sie gehört, Sie müssen eine tolle Sängerin sein… Da habe ich gesagt, „Ja, das stimmt, wer hat Ihnen das erzählt?“ In der DDR hätte ich rumgedruckst. Im Westen habe ich gelernt, mich einzuschätzen. Das war nötig, denn dort kannte mich kein Mensch, sehr im Gegensatz zur DDR, wo mich die Leute schon beim Essengehen nach Autogrammen fragten. Ich lernte Laufen und Kämpfen im Westen. Ich habe Dinge angeschoben und die Ernte eingefahren. Das hat mein Selbstbewusstsein enorm gestärkt. Es gibt viele neue Bücher über die DDR, in denen diskutiert wird, ob das Leben im Osten wirklich so schlimm war… Sie hatte ihre Feinde im Land, darum habe sie es verlassen. Fakt ist aber, es gab auch Dinge, die sie schätzt: Gleiche Schulbildung für alle, Talentförderung und die Betreuung in Kindergärten und Schulen. Worte wie Ehrlichkeit, Verbindlichkeit und Wertschätzung waren wichtig, auch Herzlichkeit, weil wir doch alle aufeinander angewiesen waren. Was natürlich nicht bedeutet, dass alles toll im Land gewesen war. Schauen Sie nur auf die Stasi.
Ute Freudenberg und Helene Fischer
Was Helene Fischer macht, findet Ute Freudenberg unglaublich toll, auch ihre Akrobatik. In der Anfangszeit ihrer Karriere haben wir uns oft bei Shows des MDR gesehen. Sie kam zu mir, wir haben ganz liebevoll gesprochen. Jetzt sehen wir uns nicht mehr so häufig, da wir beide unsere eigenen Shows machen. Helenes Auftritte gehen weit über den Schlager hinaus. Das ist Hollywood. Helene war früher schon sehr zielstrebig und hat ständig an sich gearbeitet.
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Die goldene Regel für den Erfolg
Welche goldene Regel hat Ute Freudenberg durch die 50 Jahre geholfen? Versuche, dich mit loyalen Menschen zu umgeben, die dir die Wahrheit sagen und die von der Branche Ahnung haben. Wenn es auch menschlich passt, dann sollte man einander treu bleiben, wie ich mit meiner Managerin seit fast 50 Jahren zusammenarbeite. Aber ich bin mir auch selbst treu geblieben - als ich 1984 in den Westen ging, lief die Neue Deutsche Welle. Ich habe mich davon nicht beeinflussen lassen, sondern bin bei meinem Stil geblieben.
Zukunftspläne
Auch wenn Ute Freudenberg ihren Ruhestand genießt, plant sie im kommenden Jahr eine Jubiläums-Tournee. Es wird meine letzte Tournee sein, aber ich werde auch danach weitermachen. Allerdings bin ich dann nicht mehr viele Wochen am Stück unterwegs, sondern gebe nur noch einzelne Konzerte. Auch weil es zu anstrengend ist. Ich will einen stilvollen und großartigen Abschied. Einer, der zu meinen 50 Jahren auf der Bühne passt. Adele und ich haben viel Freude am Rumspinnen. Jetzt habe ich aber erst mal am 5. März mein nächstes Konzert. Ich plane auch, ein neues Lied in mein Programm aufzunehmen. Ja, mein Team und ich sind schon in der Planung.
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