Muskel- und Nervenschmerzen können den Alltag erheblich beeinträchtigen. Eine ausreichende Versorgung mit bestimmten Vitaminen und Mineralstoffen kann jedoch zur Linderung beitragen. Dieser Artikel beleuchtet die Rolle verschiedener Vitamine, insbesondere B-Vitamine, sowie Magnesium bei der Behandlung und Vorbeugung von Muskel- und Nervenschmerzen.
Muskelschmerzen: Ursachen, Symptome und Linderung
Muskelschmerzen sind weit verbreitet und können vielfältige Ursachen haben. Sie können durch Überanstrengung, Verletzungen, Entzündungen oder Krankheiten verursacht werden. Die Beschwerden können in einem oder mehreren Muskeln auftreten und den Alltag erheblich beeinträchtigen, indem sie die Bewegung erschweren, die Mobilität einschränken und sogar zu Schlafstörungen führen können.
Mögliche Ursachen von Muskelschmerzen
Muskelschmerzen können viele Ursachen haben, die sich grob in drei Kategorien einteilen lassen:
Körperliche Belastung und Verletzungen:
- Überanstrengung: Eine häufige Ursache nach sportlichen Aktivitäten oder schwerer körperlicher Arbeit. Mikroverletzungen der Muskelfasern (Muskelkater) können zu Schmerzen führen.
- Fehlbelastung: Ungünstige Körperhaltungen oder ungewohnte Bewegungsmuster, etwa beim Sitzen oder Heben, belasten Muskeln und führen zu Verspannungen oder Verhärtungen.
- Verletzungen: Muskelzerrungen oder -risse sowie Prellungen durch Unfälle oder plötzliche, falsche Bewegungen, zum Beispiel beim Sport.
Medizinische Ursachen:
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- Entzündungen: Myositiden, also Entzündungen der Muskeln, können zum Beispiel durch Infektionen (beispielsweise Viren oder Bakterien) oder Autoimmunerkrankungen entstehen.
- Chronische Erkrankungen: Fibromyalgie oder rheumatische Erkrankungen gehen oft mit anhaltenden Muskelschmerzen am ganzen Körper einher.
- Nährstoffmangel: Ein Mangel an Mineralstoffen, vor allem von Magnesium, kann Muskelkrämpfe und -schmerzen auslösen.
- Durchblutungsstörungen: Eine unzureichende Versorgung der Muskeln mit Sauerstoff (etwa bei der sogenannten peripheren arteriellen Verschlusskrankheit) kann Schmerzen verursachen.
- Neurologische Erkrankungen: Störungen im Nervensystem, etwa durch Multiple Sklerose oder eine Polyneuropathie, können ebenfalls Muskelschmerzen verursachen.
Äußere Einflüsse:
- Stress: Psychische Belastungen können Muskelverspannungen fördern, insbesondere im Nacken- und Rückenbereich.
- Kälte und Zugluft: Niedrige Temperaturen oder Luftzüge können zu schmerzhaften Verspannungen führen.
- Medikamente: Einige Arzneimittel, wie zum Beispiel Statine zur Senkung des Cholesterinspiegels, haben Muskelschmerzen als Nebenwirkung.
Typische Symptome bei Muskelschmerzen
Muskelschmerzen äußern sich durch verschiedene Symptome, die je nach Ursache und Schweregrad variieren können. Typisch sind unterschiedliche Schmerzempfindungen, die Hinweise auf den Ursprung der Beschwerden liefern. Stechende Schmerzen treten oft plötzlich auf, beispielsweise bei Muskelrissen oder Muskelfaserrissen. Ziehende Schmerzen sind dagegen oft das Resultat von Zerrungen, Verspannungen oder Überbelastungen und breiten sich entlang der betroffenen Muskulatur aus. Einen Bewegungs- oder Druckschmerz empfinden Betroffene eher nach starker körperlicher Anstrengung, was typisch für einen Muskelkater ist.
Neben dem Schmerz selbst gibt es eine Reihe von Begleiterscheinungen. Viele Menschen klagen über eine Muskelsteife, die besonders morgens nach dem Aufstehen oder nach längeren Ruhephasen spürbar ist. Häufig fühlen sich die steifen Muskelpartien verhärtet an, was die Bewegung erschwert. In manchen Fällen treten zusätzlich Muskelkrämpfe auf, die sich durch plötzliche und schmerzhafte Muskelkontraktionen äußern - sie führen am häufigsten zu Muskelschmerzen in den Beinen. Solche Krämpfe entstehen häufig bei Flüssigkeits- oder Mineralstoffmangel, etwa bei unzureichender Versorgung mit Magnesium. Auch ein Gefühl der Muskelschwäche ist möglich, vor allem bei chronischen Beschwerden oder nach längeren Schonhaltungen.
Was kann gegen Muskelschmerzen helfen?
Um Muskelschmerzen zu lindern, gibt es eine Vielzahl von Maßnahmen, die je nach Ursache und Art der Schmerzen in Frage kommen. Diese reichen von akuten Hilfsmitteln wie Wärme oder Kälte bis hin zu langfristigen Ansätzen wie Bewegung und Entspannungstechniken.
- Wärmebehandlung: Wärme ist bei Muskelverspannungen besonders hilfreich, da sie die Durchblutung fördert und verspannte Muskeln lockert. Wärmepflaster oder warme Bäder können Schmerzen lindern. Auch Infrarotlampen eignen sich gut. Wichtig: Wärme sollte nicht bei akuten Verletzungen wie Zerrungen oder Prellungen angewendet werden, da sie Entzündungen verschlimmern kann.
- Kältebehandlung: Kälte ist das Mittel der Wahl bei akuten Verletzungen oder Schwellungen. Eispackungen oder Kühlkompressen reduzieren die Durchblutung und damit Schmerzen und Entzündungen. Es ist jedoch wichtig, das kühlende Medium nicht direkt auf die Haut zu legen. Ein Tuch bietet Schutz und beugt so Erfrierungen vor.
- Ruhe und Entspannung: Bei akuten Schmerzen ist es sinnvoll, den betroffenen Muskel zu entlasten. Gleichzeitig können Entspannungstechniken wie autogenes Training oder Atemübungen helfen, muskuläre Verspannungen zu lösen.
- Dehnen und leichte Bewegung: Sanftes Dehnen der betroffenen Muskeln kann Verspannungen lösen und die Flexibilität verbessern. Wichtig ist, die Bewegungen langsam und ohne Druck auszuführen, um den Muskel nicht weiter zu belasten. Sobald die akuten Schmerzen nachlassen, kann leichte Bewegung, wie Spazierengehen oder Schwimmen, die Durchblutung fördern.
- Sanfte Massagen: Massagen helfen, die Durchblutung zu steigern, Verklebungen im Gewebe zu lösen und Spannungen zu reduzieren. Bei tieferliegenden Beschwerden kann eine professionelle Massage durch einen Physiotherapeuten oder eine Physiotherapeutin sinnvoll sein.
Die Rolle von Magnesium bei Muskelschmerzen
Magnesium spielt eine zentrale Rolle für die Gesundheit der Muskeln und kann diese unterstützen. Das essenzielle Mineral ist an vielen Prozessen im Körper beteiligt, insbesondere an der Muskel- und Nervenfunktion. Es reguliert die Erregbarkeit der Muskelzellen, indem es indirekt den Kalziumhaushalt steuert, der für die Muskelkontraktion und -entspannung entscheidend ist.
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Eine Unterversorgung mit Magnesium kann die Reizweiterleitung in den Muskeln stören und zu Beschwerden wie Muskelkrämpfen, Verspannungen oder Schmerzen führen. Besonders anfällig für solche Beschwerden sind Personen mit erhöhtem Magnesiumbedarf, zum Beispiel Sportlerinnen und Sportler. Auch einseitige Ernährung, chronische Erkrankungen oder die Einnahme bestimmter Medikamente (zum Beispiel Kortison) können eine Magnesiumunterversorgung begünstigen.
Die Einnahme von Magnesium als Nahrungsergänzungsmittel kann die Muskelentspannung fördern und Krämpfen entgegenwirken. Studien zeigen, dass Magnesiumspiegel, die im optimalen Bereich liegen, dazu beitragen können, muskuläre Überreizungen zu reduzieren und die Erholung der Muskeln zu verbessern. Besonders nach sportlicher Aktivität oder bei nächtlichen Wadenkrämpfen wird Magnesium oft als Maßnahme empfohlen. Organische Magnesiumverbindungen wie Magnesiumcitrat oder -malat werden im Körper besser aufgenommen. Im Vergleich zu anorganischen Verbindungen wie Magnesiumoxid sind sie schonender für den Magen und verursachen seltener Nebenwirkungen wie Durchfall.
Nervenschmerzen: Ursachen und Behandlung mit Vitaminen
Nervenschmerzen, auch neuropathische Schmerzen genannt, entstehen durch Schädigungen oder Fehlfunktionen des Nervensystems. Diese Schmerzen können sich von herkömmlichen Schmerzen unterscheiden und werden oft als brennend, stechend oder elektrisierend beschrieben. Sie können durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, darunter Diabetes, Infektionen, Verletzungen oder Autoimmunerkrankungen.
Die Bedeutung von B-Vitaminen bei Nervenschmerzen
B-Vitamine spielen eine entscheidende Rolle für die Gesundheit und Funktion des Nervensystems. Ein Mangel an bestimmten B-Vitaminen kann zu Nervenschäden und neuropathischen Schmerzen führen. Die Vitamine B1, B6 und B12 sind besonders wichtig für die Nervenfunktion und werden häufig in der Schmerztherapie eingesetzt.
- Vitamin B1 (Thiamin): Vitamin B1 ist essenziell für den Energiestoffwechsel der Nervenzellen. Es unterstützt die Umwandlung von Kohlenhydraten in Energie und ist wichtig für die Funktion der Nervenleitbahnen. Ein Mangel an Vitamin B1 kann zu Nervenschäden, Taubheitsgefühlen und Kribbeln führen. Gute Lieferanten sind Erbsen, Haferflocken, Sonnenblumenkerne und Vollkornbrot. Außerdem ist Vitamin B1 empfindlich gegenüber Wärme, Luft und Wasser, sodass die Lebensmittel möglichst schonend zubereitet werden sollten.
- Vitamin B6 (Pyridoxin): Vitamin B6 ist an der Bildung von Neurotransmittern beteiligt, die für die Übertragung von Signalen zwischen den Nervenzellen verantwortlich sind. Es spielt eine wichtige Rolle bei der Schmerzwahrnehmung und kann helfen, neuropathische Schmerzen zu lindern. Bei Vitamin B6 gibt es in der Regel keinen Mangel, da es sich in vielen Lebensmitteln, vor allem in Fleisch und in grünem Gemüse, findet.
- Vitamin B12 (Cobalamin): Vitamin B12 ist für die Bildung der Myelinscheide unerlässlich, die die Nervenfasern umgibt und sie vor Schäden schützt. Ein Mangel an Vitamin B12 kann zu Nervenschäden, Müdigkeit und Blutarmut führen. Gefährdet sind vor allem ältere Menschen und Veganer. In Deutschland hat jeder Zehnte zu wenig Vitamin B12 im Blut. Im Alter von über 65 Jahren ist sogar jeder Vierte betroffen. Der Körper benötigt Vitamin B12 für den Energiestoffwechsel, zur Bildung von Blutzellen und zum Aufbau der Nervenhüllen. In größeren Mengen steckt es in tierischen Lebensmitteln wie Fleisch, Fisch, Eiern und Milcherzeugnissen. Im Körper freigesetzt wird Vitamin B12 durch Magensäure und Verdauungsenzyme. Ein spezielles Protein ("Intrinsic Factor") transportiert das Vitamin zu den Dünndarmzellen. Der Körper hat in der Leber große Vitamin-B12-Depots. Ein Mangel fällt deshalb in der Regel erst Jahre nach Beginn der Unterversorgung auf. Mit zunehmendem Alter sinkt außerdem die Leistungsfähigkeit des Magen-Darm-Trakts.
Vitamin-B-Komplex und Schmerztherapie
Studien zeigen, dass ein Vitamin-B-Komplex die Wirkung von Schmerzmitteln verstärken und dazu beitragen kann, ihre Dosis zu reduzieren, so dass das Risiko für unerwünschte Nebenwirkungen gesenkt wird. Patienten mit neuropathischen Schmerzen haben einen erhöhten Bedarf an B-Vitaminen. Um Mangelzustände zu beheben, gibt es apothekenpflichtige Arzneimittel, in denen die drei relevanten B-Vitamine in hoher Dosierung vorliegen.
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Weitere Maßnahmen zur Behandlung von Nervenschmerzen
Neben der Einnahme von B-Vitaminen gibt es weitere Maßnahmen, die zur Behandlung von Nervenschmerzen eingesetzt werden können:
- Medikamentöse Therapie: Je nach Ursache und Schweregrad der Nervenschmerzen können verschiedene Medikamente eingesetzt werden, darunter Schmerzmittel, Antidepressiva und Antiepileptika.
- Reizstromtherapie (TENS): Bei dem Reizstromverfahren TENS (Transkutane elektrische Nervenstimulation) werden Elektroden auf die Haut geklebt. Sie geben elektrische Impulsen ab, die die Nerven stimulieren.
- Alpha-Liponsäure: Ein weiterer nervenschützender Stoff, der bei diabetischer Neuropathie infrage kommt, ist die Alpha-Liponsäure. Sie fängt schädigende Abbauprodukte ab und verbessert so die Blutversorgung der Nerven.
- Regelmäßige Bewegung: Ausreichend bewegen. Am besten eine Sportart wählen, die Spaß macht, und auch im Alltag körperlich immer aktiv sein.
- Fußpflege bei Diabetes: Kontrollieren Sie als Diabetiker täglich Ihre Füße auf kleinere Verletzungen. Sie werden bei Nervenschäden oft nicht bemerkt und können schnell zu Komplikationen führen. In Ihrer Apotheke erhalten Sie Fußcremes speziell für Diabetiker. Nutzen Sie zur Fußpflege nur Instrumente, die die Haut nicht verletzen, und gehen Sie zur medizinischen Fußpflege.
Vitamin B12-Mangel Vorbeugen
Die richtige Ernährung kann einen Mangel an Vitamin B12 verhindern. Vor allem bei älteren Menschen sollten Fleisch, Milch und Eier auf dem Speiseplan stehen. Die Diagnose stellt der Arzt mit einer Blutuntersuchung. Häufig wird dafür zunächst der gesamte B12-Serumspiegel gemessen. Dies ist jedoch ein unspezifischer Wert, denn nur das Vitamin B12, das an das Transportprotein Transcobalamin gebunden ist, kann von unseren Zellen aufgenommen werden. Deshalb ist die Messung dieser Verbindung, des Holotranscobalamin (Holo-TC), aussagekräftiger. Holo-TC gilt als Frühmarker und zeigt den Status des tatsächlich aktiven Vitamins an. Man kann diesen Wert direkt bestimmen lassen oder im Stufenverfahren, wenn der gesamte B12-Wert unter 400 ng/l liegt.