Welcher Teil des Gehirns Steuert die Atmung?

Das menschliche Gehirn, ein komplexes Netzwerk aus Milliarden von Nervenzellen, steuert unsere Wahrnehmungen, Handlungen, Gedanken, Gefühle und sogar unseren Charakter. Es verarbeitet Sinneseindrücke und Informationen des Körpers und sendet Botschaften in alle Bereiche des Körpers zurück. Eine der lebensnotwendigen Funktionen, die das Gehirn steuert, ist die Atmung. Aber welcher Teil des Gehirns ist genau für diese lebenswichtige Aufgabe verantwortlich?

Der Hirnstamm: Die Technikzentrale für die Atmung

Die automatische Regulation der Atmung erfolgt im Atemzentrum, das im Hirnstamm lokalisiert ist. Der Hirnstamm, nicht größer als ein Daumen, ist direkt mit dem Rückenmark verbunden und wird oft als die "Technikzentrale" des Gehirns bezeichnet. Entwicklungsgeschichtlich ist er der älteste Teil des Gehirns. Er kontrolliert und regelt die unbewussten, lebensnotwendigen Prozesse im Körper, wie Kreislauf, Atmung und Schlaf.

Der Hirnstamm ist der vom Großhirn überlagerte Bereich des Gehirns unterhalb des Zwischenhirns, wobei das Kleinhirn nicht mit dazugerechnet wird. Er geht an der Schädelbasis über die Medulla oblongata in das Rückenmark über. Die Kerngebiete der Hirnnerven III bis XII verlaufen durch den Hirnstamm.

Bestandteile des Hirnstamms

Der Hirnstamm besteht aus drei Hauptteilen:

  • Medulla oblongata (verlängertes Mark): Dieser unterste Bereich des Hirnstamms geht nahtlos in das Rückenmark über. Die Medulla oblongata steuert lebenswichtige Funktionen wie Atmung, Herzfrequenz, Blutdruck und Reflexe wie Schlucken, Niesen und Husten.
  • Pons (Brücke): Die Brücke befindet sich oberhalb der Medulla oblongata und verbindet das Mittelhirn mit der Medulla oblongata. Sie ist an der Steuerung des Schlaf-Wach-Rhythmus, der Atmung und der Augenbewegungen beteiligt. Zudem ist er wichtig für unseren Gleichgewichtssinn. Funktionsstörungen des Pons gehen häufig mit Schwindelgefühlen und Gleichgewichtsstörungen einher. Häufig sehen die Betroffenen auch Doppelbilder.
  • Mittelhirn (Mesencephalon): Das Mittelhirn ist der kleinste Hirnabschnitt und liegt oberhalb der Brücke. Es steuert Reflexbewegungen der Augen, die Augenmotorik, die Schmerzwahrnehmung, Bewegungssteuerung und Willkürmotorik. Hier werden akustische Reize verarbeitet, so dass sie später bewusst wahrgenommen werden können.

Die Formatio Reticularis: Ein Netzwerk für Vitalfunktionen

Ein zentraler Taktgeber für die zahlreichen Vitalfunktionen, die im Hirnstamm gesteuert werden, ist die Formatio reticularis. Diese netzartige Struktur zieht sich durch den gesamten Hirnstamm und ist an der Steuerung von Aufmerksamkeit, Wachheitszustand, Kreislauf, Atmung und Erbrechen beteiligt. Innerhalb der Formatio reticularis sind die Raphe-Kerne besonders prominent. Sie sind im gesamten retikulären System verteilt, projizieren weitflächig ins Gehirn und verwenden Serotonin als Botenstoff.

Lesen Sie auch: Leitfaden: Welcher Arzt hilft bei Nervenschmerzen im Fuß?

Das Atemzentrum: Der Dirigent der Atmung

Innerhalb des Hirnstamms befindet sich das Atemzentrum, das die automatische Regulation der Atmung steuert. Das Atemzentrum verarbeitet die Informationen verschiedener Sinneszellen und passt die Atmung an die Bedürfnisse des Körpers an. Die Zellen des Atemzentrums erhalten Informationen von Rezeptoren in der Hauptschlagader (Aorta) und in den Halsschlagadern (Carotis). Diese Rezeptoren messen den Kohlenstoffdioxidgehalt, den pH-Wert und den Sauerstoffgehalt im Blut.

Die Rolle von Kohlendioxid

Der Kohlenstoffdioxidgehalt im Blut ist der wichtigste Faktor für die Steuerung der Atmung. Wird ein hoher Kohlenstoffdioxidgehalt gemessen, erhöht das Atemzentrum die Atemfrequenz, um das überschüssige Kohlendioxid an die Atemluft abzugeben. Ist die Kohlenstoffdioxidkonzentration zu niedrig, wird die Atemfrequenz verringert.

Weitere Einflüsse auf die Atmung

Neben dem Kohlenstoffdioxidgehalt beeinflussen auch nervöse und hormonelle Signale die Atmung. Zudem hat die Psyche einen starken Einfluss auf das Atemzentrum.

Die Atmungsorgane: Ein Zusammenspiel

Die Atmung ist ein komplexes System, an dem verschiedene Organe beteiligt sind. Zu den wichtigsten Atmungsorganen gehören:

  • Atemwege: Die Atemwege umfassen Mund, Nase, Nasen-Rachenraum, Kehlkopf, Luftröhre und Bronchien. Durch die Atemwege strömt die Atemluft beim Ein- und Ausatmen.
  • Lunge: Die Lunge besteht aus zwei Lungenflügeln, in denen sich die Bronchien und Bronchiolen bis zu den Lungenbläschen (Alveolen) verzweigen. In den Lungenbläschen findet der Gasaustausch statt, bei dem Sauerstoff aufgenommen und Kohlendioxid abgegeben wird.
  • Zwerchfell: Das Zwerchfell ist der wichtigste Atemmuskel und trennt die Brusthöhle von der Bauchhöhle. Durch die Kontraktion des Zwerchfells vergrößert sich der Brustraum, wodurch Luft in die Lunge einströmen kann.
  • Brustkorb: Der Brustkorb wird von den Rippen gebildet, die durch Zwischenrippenmuskeln verbunden sind. Durch die Anspannung der Zwischenrippenmuskeln kann sich der Brustkorb heben und senken, wodurch die Atmung unterstützt wird.

Von der Äußeren zur Inneren Atmung

Die Atmung lässt sich in äußere und innere Atmung unterteilen:

Lesen Sie auch: So finden Sie den Spezialisten für Fußpolyneuropathie

  • Äußere Atmung: Die äußere Atmung findet in der Lunge statt und umfasst die Aufnahme von Sauerstoff aus der Atemluft und die Abgabe von Kohlendioxid an die Atemluft.
  • Innere Atmung (Zellatmung): Die innere Atmung findet in den Zellen des Körpers statt. Dabei wird Sauerstoff verbraucht und Kohlendioxid erzeugt, um Energie zu gewinnen.

Störungen des Hirnstamms und ihre Auswirkungen auf die Atmung

Schädigungen des Hirnstamms, beispielsweise durch Schlaganfall, Entzündungen oder Verletzungen, können zu schwerwiegenden Problemen führen, da der Hirnstamm lebenswichtige Funktionen wie die Atmung steuert.

  • Hirnstamm-Syndrome: Schädigungen der Hirnnervenkerne im Hirnstamm können zu Ausfällen verschiedener Nervenfunktionen führen, je nach Höhe der Läsion.
  • Pseudobulbärparalyse: Eine beidseitige Schädigung der Nervenbahnen im Hirnstamm kann zu Sprech- und Schluckstörungen, beeinträchtigter Zungenbeweglichkeit und Heiserkeit führen.
  • Wachkoma: Bei einer alleinigen Schädigung des Großhirns werden die Lebensfunktionen nur noch durch den Hirnstamm aufrechterhalten. Die Betroffenen sind zwar wach, erlangen aber kein Bewusstsein und können keinen Kontakt mit ihrer Umgebung aufnehmen.
  • Hirnstamm-Infarkt: Ein Hirnstamm-Infarkt kann lebensbedrohlich sein, wenn er Areale betrifft, die für das Bewusstsein oder die Atmung von Bedeutung sind.

Lesen Sie auch: Schlagerstar nach Schlaganfall: Einblick in die Genesung

tags: #welcher #teil #des #gehirns #steuert #die