Welches Magnesium bei Krämpfen: Ein umfassender Leitfaden

Muskelkrämpfe sind ein weit verbreitetes Problem, das viele Menschen betrifft, von jungen Sportlern bis hin zu älteren Erwachsenen. Sie können schmerzhaft sein und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Viele Betroffene greifen selbst zu Magnesiumpräparaten in der Hoffnung auf Linderung. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Muskelkrämpfen, die Rolle von Magnesium und andere wirksame Behandlungsansätze.

Einführung

Muskelkrämpfe, insbesondere nächtliche, sind ein häufiges Phänomen. Vereinzelt treten sie bei jungen Erwachsenen, besonders Sportlern, mit einer Häufigkeit von über 90 % auf. Die Frequenz nimmt mit dem Alter zu, sodass 33-50 % der älteren Erwachsenen jenseits von 65 Jahren regelmäßig - mindestens 1-mal pro Woche - an Muskelkrämpfen leiden. Sie stellen somit eine wiederkehrende Beschwerde sowohl in der allgemeinmedizinischen als auch neurologischen Sprechstunde dar.

Was sind Muskelkrämpfe?

Es handelt sich um tastbare und schmerzhafte Verhärtungen der Muskulatur. Sie sind selbstlimitierend und hören meist binnen weniger Minuten auf. Bei lang anhaltenden Muskelkrämpfen kann es zu Schmerzen in der betroffenen Muskulatur kommen, die über den eigentlichen Krampf hinaus anhalten. Dies ist bei der Anamnese zu beachten, da gelegentlich Betroffene über mehrere Stunden anhaltende Muskelkrämpfe berichten. In Abhängigkeit der Schwere und der Häufigkeit des Muskelkrampfs kann die Lebensqualität deutlich beeinträchtigt sein. Mitunter sind die Schlafqualität und die Leistungsfähigkeit im Tagesverlauf reduziert. Dabei stehen mit den richtigen Übungen und der Chinintherapie geprüfte Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung.

Pathophysiologie der Muskelkrämpfe

Pathophysiologisch entstehen Muskelkrämpfe durch hochfrequente Entladungsserien der motorischen Einheiten mit etwa 50 und 150 Hz. Dies konnte während Muskelkrämpfen elektromyografisch nachgewiesen werden. Sie sind Ausdruck einer neurogenen Übererregbarkeit. Darüber hinaus scheinen zusätzlich spinale Faktoren wie der Wegfall inhibitorischer Einflüsse an den Vorderhornzellen bedeutsam zu sein.

Schmerzhafte Muskelkrämpfe im Rahmen körperlicher Belastung wurden vor mehr als 100 Jahren bei Arbeitern in Minen und auf Dampfschiffen beschrieben: Sie arbeiteten unter warmen und feuchten Bedingungen. Vermutlich war es die Dehydratation und der Elektrolytverlust, welche das Auftreten der Muskelkrämpfe begünstigte. Insofern ist es auch nicht verwunderlich, dass Muskelkrämpfe bei Sportlern häufig ein großes Problem darstellen. Auch bei ihnen wird das Auftreten der Muskelkrämpfe durch eine Dehydratation und Elektrolytstörungen begünstigt.

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Muskelkrämpfe sind ein Symptom und beeinträchtigen eine Vielzahl von Menschen. Ein häufiges Problem sind sie nicht nur bei Sportlern, sondern auch im Rahmen von neurologischen oder internistischen Erkrankungen. Sie können aber auch spontan und ohne erkennbare Ursache auftreten. Die meisten Betroffenen haben bereits ohne ärztliche Rücksprache Magnesiumpräparate versucht.

Ursachen von Muskelkrämpfen

Die Ursachen für Muskel- und Wadenkrämpfe sind vielfältig. Sie reichen von starker körperlicher Belastung über Fehlstellungen der Beine bis hin zu ernsthaften Grunderkrankungen. Bei einem Krampf verkürzt sich ein Muskel unwillkürlich für kurze Zeit. Charakteristisch sind plötzlich einsetzende, stechende Schmerzen in der Wade, die von einer Verhärtung der Muskulatur begleitet werden.

Häufige Ursachen

  • Idiopathische Beinkrämpfe: Hier ist keine Ursache bekannt. Mögliche Auslöser sind starke oder abnormale Belastung des betroffenen Muskels oder ein verminderter Blutzufluss. Auch das Alter spielt eine wichtige Rolle, da sich mit zunehmendem Alter die Sehnen und Muskeln verkürzen und so ein Krampf leichter ausgelöst werden kann.
  • Sekundäre Beinkrämpfe: Hier sind die Ursachen bekannt. So können zum Beispiel manche Medikamente als Nebenwirkung Wadenkrämpfe auslösen. Hierzu zählen Cholesterinsenker (Statine), einige entwässernde Medikamente (Thiazide) oder manche Blutdrucksenker (zum Beispiel der Calciumkanalantagonist Nifedipin).
  • Erkrankungen: Bei bestimmten Erkrankungen, etwa der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit („Schaufensterkrankheit“), Schilddrüsen- und Hormonstörungen, der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), Parkinson oder dem Restless-Legs-Syndrom können wiederholt Wadenkrämpfe auftreten.
  • Elektrolytstörungen: Ein veränderter Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt kann Krämpfe ebenfalls begünstigen, beispielsweise in der Schwangerschaft oder bei Patientinnen und Patienten, die auf eine Dialyse angewiesen sind.
  • Magnesiummangel: Eine unzureichende Magnesiumversorgung ist eine häufige Ursache für Muskel- und Wadenkrämpfe. Die Störung des Mineralstoffhaushalts führt zu einer stärkeren Erregbarkeit des Nervensystems - und kann so schmerzhafte Wadenkrämpfe verursachen. Bei einem Magnesiummangel können die Nerven überreizen. Sie schicken vermehrt Signale an den Muskel, sodass er verkrampft.
  • Weitere Ursachen: Muskelerkrankungen (Myopathien), neurologische Erkrankungen (Nervenlähmungen, Bandscheibenprobleme, Rückenmarkserkrankungen), Krankheiten, die die Niere betreffen, Unterfunktion der Nebenschilddrüse, Diabetes mellitus.

Risikofaktoren

In zahlreichen Untersuchungen ist gezeigt worden, dass mit dem Alter die Frequenz von Muskelkrämpfen zunimmt. Je nach Studie liegt die Häufigkeit ab dem 60. Lebensjahr bei etwa 30-50 %, Frauen sind eher betroffen als Männer. Insbesondere bei den Älteren muss auch an medikamentös induzierte Crampi gedacht werden. Die Frequenz der Muskelkrämpfe ist interindividuell sehr unterschiedlich. Etwa 2 % der Betroffenen klagen mindestens 2-mal pro Woche darüber. Die Häufigkeit der Crampi ist nicht homogen über das Jahr verteilt, sie nimmt während des Sommers zu.

Die Rolle von Magnesium bei Muskelkrämpfen

Magnesium ist ein wichtiger Baustein für den Körper. Es reguliert das Zusammenspiel von Nerven und Muskeln, stabilisiert Knochen und Zähne und ist bei der Regulierung des Blutzuckers beteiligt. Kurz gesagt - Magnesium ist für den Körper lebenswichtig.

Wie Magnesium wirkt

Magnesium ist an zahlreichen biochemischen Vorgängen im Körper beteiligt und unter anderem für eine normale Funktion von Muskeln sowie Nerven wichtig. Denn der Mineralstoff ist ein natürlicher Gegenspieler von Kalzium, da es den Einstrom von Kalzium in die Zellen bremst. Das bewirkt, dass die Spannung der Muskelzellen abnimmt und beeinflusst auch die Reizweiterleitung zwischen Nerven und Muskeln, indem es die Erregbarkeit der Nervenzellen dämpft.

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Eine ausgeglichene Magnesiumkonzentration ist wichtig, um das Ende einer normalen Muskelkontraktion einzuleiten. Darüber hinaus leistet Magnesium einen Beitrag zu einer normalen Nervenfunktion. Demnach kann Magnesium gegen Krämpfe helfen. Unter anderem „beruhigt“ es die Nerven, da es ihre elektrische Erregbarkeit senkt. Das bedeutet im Umkehrschluss: Steht dem Körper zu wenig Magnesium zur Verfügung, kann die elektrische Erregbarkeit der Nerven zunehmen.

Magnesiummangel und Muskelkrämpfe

Eine unzureichende Magnesiumversorgung ist die häufigste Ursache für Muskel- und Wadenkrämpfe. Die Störung des Mineralstoffhaushalts führt zu einer stärkeren Erregbarkeit des Nervensystems - und kann so schmerzhafte Wadenkrämpfe verursachen. Bei einem Magnesiummangel können die Nerven überreizen. Sie schicken vermehrt Signale an den Muskel, sodass er verkrampft.

Dass aufgrund von Magnesiummangel Wadenkrämpfe vor allem nachts auftreten, liegt vermutlich am Rhythmus des Magnesiumstoffwechsels. Häufig können Wadenkrämpfe in der Schwangerschaft ein Alarmzeichen sein, das oftmals signalisiert: Es fehlt an Magnesium. Meist treten die Wadenkrämpfe in der Nacht auf. Denn auch die Magnesiumkonzentration bei Schwangeren und Stillenden unterliegt tageszeitlichen Schwankungen - und ist am frühen Morgen naturgemäß geringer als tagsüber.

Wann Magnesium nicht hilft

Dass wir Muskelkrämpfe trotz Magnesium spüren, kommt vor allem dann vor, wenn unser Körper noch nicht ausreichend mit dem Mineralstoff versorgt ist. Lediglich eine einmalige Einnahme vor dem Sport oder bei akuten Muskelkrämpfen wird nicht für Linderung sorgen können. Bei einer unzureichenden Versorgung kann es mehrere Wochen dauern, bis die Depots wieder ausreichend gefüllt sind. Hier ist also Geduld gefragt.

Treten Wadenkrämpfe trotz Magnesiumeinnahme häufig auf, müssen weitere Ursachen in Betracht gezogen werden. Hierfür kommen zum Beispiel muskuläre oder neurologische (das Nervensystem betreffende) Krankheiten sowie Erkrankungen der Niere oder Nebenschilddrüse infrage.

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Magnesiumbedarf

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt Erwachsenen eine tägliche Zufuhr an Magnesium von 350 bis 400 mg für Männern und 300 bis 350 mg für Frauen. Stillende brauchen etwas mehr. Auch bei Sportlern und älteren Menschen kann der Bedarf höher sein. Anzeichen eines Magnesiummangels können Wadenkrämpfe, Müdigkeit und innere Unruhe sein.

Generell empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) für Erwachsene eine Tageshöchstmenge von 250 Milligramm Magnesium in Nahrungsergänzungsmitteln.

Magnesiumreiche Ernährung

Damit der tägliche Magnesiumbedarf gedeckt wird, ist eine ausgewogene Ernährung wichtig. Besonders in Vollkornprodukten, Samen (Kürbis-, Sonnenblumenkerne) und Nüssen (vor allem Cashews), aber auch in Hülsenfrüchten, Getreide (z. B. Haferflocken, Hirse) und Bananen steckt viel Magnesium. Sogar in einer Tafel Bitterschokolade (100 Gramm) befinden sich bis zu 290 Milligramm des Minerals, allerdings auch viele Kalorien.

Magnesium ist in pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln in ausreichender Menge vorhanden.

  • Kerne und Samen wie Mandeln, Sonnenblumen- und Kürbiskerne sowie Leinsamen und Sesam
  • Getreideprodukte aus Vollkorn
  • Kakaopulver und Bitterschokolade
  • Hülsenfrüchte (z. B. Kidneybohnen, Linsen, Erbsen)
  • Grünes Blattgemüse (z. B. Mangold, Blattspinat)
  • Fisch (z. B. dorschartige Fische) und Meeresfrüchte (z. B. Garnelen)
  • Fruchtsäfte (z. B. schwarzer Johannisbeersaft)
  • Wasser liefert ebenfalls Magnesium. Beim Leitungswasser, Quell- und Mineralwasser kommt es auf die Quelle bzw. den Härtegrad an. Härteres Wasser weist höhere Konzentrationen auf als weiches.

Magnesiumpräparate

Magnesium-Präparate sind in verschiedenen Dosierungen und Darreichungsformen erhältlich. Ob als Kapsel, Liquid, Brausetablette oder Granulat mit Geschmack - es gibt für jeden das passende Produkt. Unter bestimmten Bedingungen braucht der Körper neben der empfohlenen Tagesdosis eine Extraportion Magnesium.

Arten von Magnesiumverbindungen

Präparate mit Magnesium liefern den Mineralstoff mit unterschiedlichen Bindungspartnern als Wirkstoff. Fachleute sprechen je nach Art des Bindungspartners von anorganischen Magnesiumverbindungen (z.B. mit Chlorid, Oxid etc.) oder organischen Magnesiumverbindungen (z.B. mit Citrat, Glycinat etc.). Es gibt Hinweise darauf, dass organische Magnesiumsalze besser löslich sind und damit besser vom menschlichen Darm aufgenommen werden können - sowie schneller ins Blut gelangen.

Organische Verbindungen wie Magnesium-Aspartat, -Orotat oder -Citrat werden vom Körper besonders gut aufgenommen.

Worauf man achten sollte

Täglich sollten nicht mehr als 350 bis 400 Milligramm Magnesium in Form von Nahrungsergänzungsmitteln aufgenommen werden. Zur besseren Verträglichkeit empfiehlt es sich, die Dosis auf zwei Einnahmezeiten zu verteilen. In der Regel ist keine Gefahr durch zu viel Magnesium zu befürchten. Problematisch wird es, wenn der Körper das Magnesium nicht ausscheiden kann, zum Beispiel bei eingeschränkter Nierenfunktion. Dann kann sich eine Überdosierung durch eine Erschöpfung, Müdigkeit und Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen sowie Wahrnehmungsstörungen bemerkbar machen. Halten Sie deshalb vor der Einnahme immer Rücksprache mit Ihrem Arzt oder Apotheker.

Wann und wie Magnesium einnehmen?

Generell kann Magnesium zu jeder Tageszeit über das Essen oder Präparate eingenommen werden. Allerdings kann es sinnvoll sein, die empfohlene Dosis über den Tag zu verteilen, anstatt sie auf einmal zu nehmen. In Form einer organischen Magnesiumverbindung wie Magnesiumcitrat kann der Mineralstoff außerdem besser vom Körper aufgenommen werden.

Noch ein Tipp: Wenn Sie gleichzeitig Kalzium- und Magnesiumpräparate einnehmen (z. B. 300 Milligramm Magnesium und 1000 Milligramm Kalzium), können sich die Mineralstoffe im Darm gegenseitig beeinträchtigen. Deshalb ist es ratsam, zwischen den Einnahmen zwei bis drei Stunden Abstand zu halten.

Magnesium bei Sport

Sportler haben einen höheren Bedarf an Magnesium, da sie durch die körperlichen Aktivitäten vermehrt Mineralien und Elektrolyte durch Schwitzen ausscheiden. Es empfiehlt sich, Magnesium nach dem Training zu nehmen, da es muskelentspannend wirkt und die Mineralstoff-Depots wieder füllt.

Magnesium bei Stress

Durch Stress verliert der Körper vermehrt Magnesium, da Stresshormone die Zellen anregen, mehr Magnesium aus den Speichern ins Blut freizusetzen. Diesen Überschuss kompensiert der Körper allerdings mit der vermehrten Ausscheidung über den Urin. Der Magnesiumspiegel sinkt. Spürbar wird das meist durch Lidzucken oder Muskelkrämpfe. Magnesium wird auch „Salz der inneren Ruhe“ genannt, weil es die Nervenzellen stabil hält und somit Stress und Nervosität mindert. Abends eingenommen, kann Magnesium helfen, zu entspannen und besser einzuschlafen und nächtlichen Wadenkrämpfen vorzubeugen.

Magnesium und Medikamente

Einige Medikamente können dazu führen, dass Magnesium schlechter im Darm aufgenommen oder es verstärkt ausgeschieden wird.

Magnesium und Diabetes

Diabetiker leiden oft unter Magnesiummangel. Aufgrund der erhöhten Blutzuckerwerte erfolgt eine erhöhte Ausscheidung, sodass mit dem Urin vermehrt Mineralstoffe ausgeschieden werden. Magnesium fördert die Wirkung des Insulins und kann den Verlauf der Krankheit positiv beeinflussen.

Magnesium in Schwangerschaft und Stillzeit

Die DGE empfiehlt schwangeren Frauen eine tägliche Magnesiumzufuhr von 310 Milligramm. Da das Mineral durch die Hormonveränderung vermehrt durch den Urin ausgespült wird, kann es zu einem Mangel kommen.

Nebenwirkungen von Magnesium

Die Einnahme von Magnesiumpräparaten ist in der Regel sicher, wenn die empfohlene Dosierung eingehalten wird. Allerdings können in einigen Fällen Nebenwirkungen auftreten. Dazu gehören Magen-Darm-Beschwerden, wie Durchfall, Übelkeit und Erbrechen. Eine Überdosierung von Magnesium ist selten, kann jedoch schwerwiegende Nebenwirkungen haben, einschließlich Herzrhythmusstörungen und Atemproblemen.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Bei Magnesium-Verbindungen aus Nahrungsergänzungsmitteln müssen Sie mit unerwünschten Wechselwirkungen mit Antibiotika oder anderen Arzneimitteln rechnen. Bei Magnesium aus der Nahrung ist das eher unwahrscheinlich. Die Aufnahme von Eisen und Zink aus dem Essen kann durch ein Zuviel an Magnesium behindert werden.

Alternative Behandlungen bei Muskelkrämpfen

Neben Magnesium gibt es weitere Behandlungsansätze, die bei Muskelkrämpfen helfen können.

Nichtmedikamentöse Behandlungen

  • Dehnübungen: Regelmäßiges Dehnen der betroffenen Muskeln kann die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Muskelkrämpfen reduzieren. Regelmäßige Dehnübungen sollten mehrmals am Tag für circa 30 Sekunden durchgeführt werden. Die Übungen sollten 3-mal wiederholt und zwischen den Durchgängen Pausen von wenigen Sekunden eingehalten werden.
  • Akutbehandlung: In der Akutbehandlung kann der Muskelkrampf durch Anspannung der antagonistischen Muskulatur über die einsetzende reziproke antagonistische Hemmung beendet werden. Eine kräftige Dehnung des betroffenen Muskels kann ebenfalls zur Unterbrechung des Krampfes führen (sogenannte autogene Hemmung durch Golgi-Sehnenrezeptoren).
  • Wärme: Eine warme Dusche oder eine auf die betroffene Stelle gelegte Wärmflasche kann helfen, da beides die Muskulatur entspannt.
  • Massage: Massieren Sie die verkrampfte Stelle mit den Händen. Dadurch fördern Sie die Durchblutung.
  • Bewegung: Das Ausschütteln der Beine und vorsichtiges Gehen können einen Krampf im Bein ebenfalls lindern.
  • Venengymnastik: Wer regelmäßig kleinere Übungen zur Venengymnastik in den Alltag integriert, kann schmerzhaften Wadenkrämpfen effektiv vorbeugen. Ein Beispiel gefällig? Strecken Sie Ihre Füße aus und lassen Sie diese einmal in die eine, anschließend in die andere Richtung kreisen. Auch ein Wechsel Zehen- und Fersenstand ist effektiv.
  • Flüssigkeitszufuhr: Achten Sie darauf, ausreichend zu trinken, mindestens anderthalb bis zwei Liter pro Tag - insbesondere nach dem Sport, nach körperlicher Arbeit und an warmen Tagen. Meiden Sie dagegen Alkohol und Koffein.
  • Saure-Gurken-Sud: Eine essigsaure Flüssigkeit (Saure-Gurken-Sud) oder scharfe Lebensmittel wie Senf, Chili oder Ingwer in kleinen Mengen konnten zur Linderung beitragen. Die Hypothese dazu lautet, dass diese Methode durch Schärfe oder Säure direkt im Mund zu einer Stimulierung von Rezeptoren führt, die das Signal schnell unterbrechen, welches den Krampf auslöst.

Medikamentöse Behandlungen

  • Chinin: Die medikamentöse Behandlung der Muskelkrämpfe beruht im Wesentlichen auf der Therapie mit Chinin. Die Gabe von Chinin zur vorbeugenden Behandlung von schmerzhaften Muskelkrämpfen ist etabliert und durch Studien belegt. Insofern wird diese Therapie auch in der aktuellen neurologischen Leitlinie empfohlen.

    Chininsulfat kann zur Prophylaxe von Muskelkrämpfen verordnet werden, da es zu Veränderungen im Bereich der neuromuskulären Übertragung führt. Es verlängert die Refraktärzeit durch direkte Wirkung auf die Muskelfaser. Es vermindert die Erregbarkeit an der motorischen Endplatte, eine Wirkung ähnlich der von Curare. Außerdem beeinflusst es die Verteilung von Kalzium in der Muskelfaser.

    Die Behandlung mit Chininsulfat beginnt mit 200 mg nach dem Abendessen. Der Behandlungserfolg kann etwa nach 4 Wochen beurteilt werden. Bei Bedarf kann die Dosis auf 400 mg gesteigert werden. Insbesondere zu Beginn der Therapie sollten die Betroffenen die Häufigkeit und die Intensität der Muskelkrämpfe dokumentieren, um die Wirksamkeit besser abschätzen zu können.

    Chininsulfat darf nicht in der Schwangerschaft und der Stillzeit angewendet werden. Es ist bei Bradykardien und Herzrhythmusstörungen kontraindiziert, da es zu einer Verlängerung der QT-Zeit kommen kann. Auch sollten regelmäßige Kontrollen der Elektrolyte bei gleichzeitiger Anwendung von Diuretika oder Laxantien erfolgen.

    Zahlreiche Medikamente können die QT-Zeit verändern. Dies ist in der Kombination mit Chininsulfat zu berücksichtigen, da es seinerseits zu einer Verlängerung des QT-Intervalls führen kann. Patienten mit vorbestehendem QTc-Intervall > 500 ms sollten nicht mit Chininsulfat behandelt werden.

    In sehr seltenen Fällen kann sich unter der Behandlung mit Chininsulfat eine thrombozytopenische Purpura entwickeln.

  • Andere Medikamente: In einigen Fällen können andere Medikamente in Betracht gezogen werden, um Muskelkrämpfe zu behandeln, insbesondere wenn sie durch eine Grunderkrankung verursacht werden.

Wann zum Arzt?

Eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen sollten Sie dagegen bei hartnäckigen Beinkrämpfen, die längere Zeit andauern oder häufig wiederkehren, ohne dass ein offensichtlicher Grund, wie eine starke körperliche Belastung, vorliegt. Auch sollten Sie nicht zögern, in die Arztpraxis zu gehen, wenn Muskelkrämpfe Sie in Ihrem Alltag beeinträchtigen.

Ihre Hausärztin oder ihr Hausarzt kann Sie dann untersuchen und, wenn nötig, eine Blut- oder Urinuntersuchung veranlassen, um mögliche Erkrankungen, beispielsweise der Leber oder der Nieren, aufzudecken. Sollte es zu einer deutlichen Häufung der Muskelkrämpfe kommen oder diese in ungewöhnlichen Körperregionen außerhalb von Waden und Füßen auftreten, kann auch eine Vorstellung bei einer Neurologin oder einem Neurologen sinnvoll sein.

Bevor eine Therapie eingeleitet und bewertet wird, sollte zunächst der Status quo erhoben werden. Dies ist entscheidend, um später die Wirksamkeit der ergriffenen Maßnahmen zu bewerten. Der Patient sollte für etwa 4 bis 8 Wochen die Häufigkeit und die Schwere der Muskelkrämpfe erfassen. Er sollte potenzielle Auslösefaktoren wie beispielsweise Alkohol meiden.

Die Anamnese von Patienten mit Muskelkrämpfen ist für die Diagnose entscheidend. Wichtige Differenzialdiagnosen lassen sich bereits im Gespräch gut differenzieren. Üblicherweise handelt es sich um einen starken Schmerz, der meist im Bereich der Wade oder des Fußgewölbes lokalisiert ist. Der Schmerz hält für wenige Sekunden bis maximal 10 Minuten an. Auch nach dem Krampf kann ein Schmerz noch persistieren. Häufig kommt es zu Schlafstörungen.

Differenzialdiagnostisch sollte an ein - anamnestisch gut abgrenzbares - Restless-legs-Syndrom (RLS) gedacht werden. Die Patienten beschreiben einen Bewegungsdrang meist der Beine. Dieser ist häufig assoziiert mit unangenehmen Missempfindungen wie beispielsweise Kribbeln oder Brennen. Die Beschwerden treten häufig in Ruhephasen auf und bessern sich durch Herumlaufen und durch körperliche Aktivität. Der Schlaf kann ebenso beeinträchtigt sein. Schmerzen sind beim RLS nachrangig und die Beschwerden bessern sich im Gegensatz zu den Muskelkrämpfen durch Bewegung.

Die Lokalisation der Krämpfe ist zu erfragen. Sofern sie häufig am Rumpf, den Armen oder den Oberschenkeln auftreten, sollte der Patient zur Mitbeurteilung neurologisch vorgestellt werden. Anamnestisch ist zu klären, ob es Hinweise für Muskelerkrankungen in der Familie gibt. Es ist wichtig, eine vollständige Medikamentenanamnese zu erheben. Häufig leiden ältere Patienten unter Muskelkrämpfen und hier stellt die Polypharmazie ein ernsthaftes Problem dar. Zahlreiche Medikamente können das Auftreten von Muskelkrämpfen begünstigen. Am häufigsten scheint diese Problematik unter Diuretika, Statinen und unter inhalativen Beta-2-Sympathomimetika aufzutreten.

Eine neurologische Abklärung sollte erfolgen, sofern sich Hinweise für eine Schädigung des ersten Motorneurons ergeben. Gesteigerte Reflexe, verbreiterte Reflexzonen, Pyramidenbahnzeichen, Muskeltonuserhöhung und spastische Paresen in der Untersuchung sind Hinweise für eine derartige Erkrankung. Auch bei Hinweisen für eine Schädigung des 2. Motoneurons sollte eine neurologische Mitbeurteilung erfolgen. Klinisch imponiert dies durch schlaffe Paresen, Muskelatrophie und Reflexausfälle. Erkrankungen des 2. Motorneurons wie Polyneuropathien oder Radikulopathien können zu Muskelkrämpfen führen.

Symptomatische Muskelkrämpfe können beispielsweise im Rahmen körperlicher Anstrengung oder einer Schwangerschaft auftreten. Zahlreiche internistische Erkrankungen wie Schilddrüsenfunktionsstörung, Diabetes mellitus, Hämodialyse, Leberzirrhose begünstigen das Auftreten von Muskelkrämpfen. Zur weiteren Abklärung sollte eine orientierende neurologische Untersuchung auch hausärztlich erfolgen. Hierbei sollte auf Paresen, Muskelatrophie, Reflexdifferenz und Sensibilitätsstörungen geachtet werden.

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