Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die durch den Verlust von Dopamin produzierenden Nervenzellen im Gehirn gekennzeichnet ist. Obwohl es derzeit keine Heilung gibt, können moderne medikamentöse Kombinationsbehandlungen die Symptome lindern und die Lebensqualität der Betroffenen verbessern. Viele Patienten suchen nach Möglichkeiten, den Krankheitsverlauf durch Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel positiv zu beeinflussen. Dieser Artikel untersucht, welche Vitamine und Nährstoffe bei Parkinson-Patienten möglicherweise fehlen und wie eine gezielte Supplementierung helfen kann.
Nahrungsergänzungsmittel und Gewürze bei Parkinson: Was ist wichtig?
Viele Parkinson-Patienten erhoffen sich von Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) und Gewürzen eine präventive Wirkung oder eine Verlangsamung des Fortschreitens der Erkrankung. Die Anbieter dieser Produkte versprechen oft, dass die enthaltenen Stoffe den zellzerstörenden oxidativen Stress in den betroffenen Gehirnzellen reduzieren und so den Zellschaden verlangsamen können.
Was sind Nahrungsergänzungsmittel?
NEM ergänzen die allgemeine Ernährung durch Mikronährstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente in konzentrierter Form. Im Gegensatz zu Arzneimitteln müssen sie kein behördliches Zulassungsverfahren durchlaufen, was bedeutet, dass keine Prüfung auf gesundheitliche Unbedenklichkeit und stoffliche Reinheit erfolgt. Für gesunde Menschen sind die meisten Präparate nutzlos, wenn sie sich ausgewogen ernähren. Für Parkinson-Patienten kann die Einnahme ausgewählter NEM jedoch sinnvoll sein.
Was sind Gewürze?
Gewürze sind Pflanzenteile, die in geringer Menge als geschmacks- bzw. geruchsgebende Zutaten zur allgemeinen Ernährung verwendet werden. Dazu gehören getrocknete Küchenkräuter, Samen, Früchte, Blätter, Blüten, Wurzeln, Rinden und Zwiebeln. Die Wirkung beruht auf dem natürlichen Gehalt an Geschmacks- und Aromastoffen, die meist in ätherischen Ölen zu finden sind. Gewürze können mikrobiologisch belastet sein, weshalb sie regelmäßig auf ihre Beschaffenheit untersucht werden.
Mangelzustände bei Parkinson-Patienten
Aufgrund verschiedener Faktoren können bei Parkinson-Patienten Mangelzustände auftreten:
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- Proteinarme Ernährung: Die seit Jahrzehnten propagierte proteinarme Ernährung kann zu Mangelerscheinungen führen.
- Altersbedingte Malnutrition: Mangel- und/oder Fehlernährung im Alter ist ein häufiges Problem.
- Parkinson-assoziierte Stoffwechsel- und Organtoxizität: Beispielsweise kann eine Magen- und Darmlähmung die Nährstoffaufnahme beeinträchtigen.
- Dopamin-Ersatztherapie: Die Langzeitbehandlung mit höheren L-Dopa-Dosen kann zu schädlichen Abbauprodukten und einem Mangel an B-Vitaminen (B12, B6 und Folsäure) führen.
Studienlage zu Nahrungsergänzungsmitteln bei Parkinson
Die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Wirksamkeit von NEM bei Parkinson sind begrenzt. Viele Studien konzentrieren sich auf die Prophylaxe, also die Vorbeugung der Krankheit durch Ernährung. Gute Studienergebnisse zur Symptomkontrolle oder Prognose bei bereits Betroffenen sind rar und beschränken sich auf wenige Supplements.
CAM Care in PD Studie (2017)
In dieser Studie wurden 1307 Parkinson-Patienten zu ihren Krankheitsdaten und Ernährungsgewohnheiten befragt. Es zeigte sich, dass der Konsum von frischem Gemüse, Obst, Nüssen, Samen, Olivenöl, Wein, Kokosöl, frischen Kräutern und Gewürzen mit einem langsameren Krankheitsverlauf assoziiert war. Von den eingenommenen Supplements war nur Fischöl (reich an Omega-3-Fettsäuren) mit einer langsameren Progression verbunden. Omega-3-Fettsäuren haben entzündungshemmende und zellschützende Effekte.
Übersichtsarbeit zu Lebensstil und Ernährung (2020)
Diese Übersichtsarbeit analysierte über 6000 Publikationen und wählte 55 als relevant aus. Neben den bereits genannten NEM wurde auf den drohenden Eiweißmangel hingewiesen und 20 mg Molkenprotein über den Tag verteilt empfohlen. Molkenprotein enthält Cystein, das für die Glutathionproduktion benötigt wird und die Entgiftung unterstützt. Zudem wurde die Bedeutung einer guten Verdauung durch ballaststoffreiche Kost und Bewegung betont.
Wichtige Vitamine und Nährstoffe bei Parkinson
Vitamin D
Ein Mangel an Vitamin D ist bei Parkinson-Patienten häufig und mit einem erhöhten Sturz- und Verletzungsrisiko verbunden. Studien haben gezeigt, dass eine orale Nahrungsergänzung mit Vitamin D (1000 IE / Tag) das Frakturrisiko reduzieren kann. Bei nachgewiesener Osteoporose sollte zusätzlich Kalzium eingenommen werden, wenn die Kalziumzufuhr unter 1000 mg / Tag liegt. Moderne Vitamin-D-Präparate sind oft mit Vitamin K2 kombiniert, um die Kalziumverwertung zu unterstützen. Eine Überdosierung von Vitamin D kann jedoch zu Nierenschäden führen.
Forscher der Emory-Universität in Atlanta, Georgia, stellten fest, dass 55 Prozent der Parkinson-Kranken einen niedrigen Vitamin-D-Spiegel aufwiesen, verglichen mit 36 Prozent der älteren Menschen insgesamt und 10 Prozent der gesunden Senioren. Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung der Vitamin-D-Versorgung bei Parkinson-Patienten.
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B-Vitamine (B12, B6, Folsäure, Niacin)
Aufgrund der genannten Risikofaktoren kann es bei Parkinson-Betroffenen zu einem Mangel an B-Vitaminen kommen. Eine ungezielte Einnahme von Vitamin-B-Komplex-Präparaten kann jedoch schädlich sein. Insbesondere eine Überdosierung mit Vitamin B6 kann die Wirkung von L-DOPA hemmen. Eine Ersatztherapie mit B-Vitaminen sollte daher erst nach Feststellung eines Mangels durch eine Blutuntersuchung erfolgen. Ein deutlicher Mangel an Vitamin B12 kann rasch durch Injektionen ausgeglichen werden, während leichte Mangelzustände an Vitamin B6 über die Ernährung ausgeglichen werden können (z.B. durch Hülsenfrüchte, Nüsse, Kräuter und Gewürze).
Studien deuten darauf hin, dass L-Dopa die Aufnahme von B-Vitaminen hemmen und so den Homocysteinspiegel erhöhen kann. Erhöhte Homocysteinwerte stehen im Verdacht, Bewegungsstörungen bei Parkinson zu begünstigen. Die Supplementierung mit methylgruppenspendenden Vitaminen (B12, B9, B6) kann hier entgegenwirken.
Coenzym Q10 (Ubichinon)
Coenzym Q10 ist an der Energiegewinnung beteiligt und hat antioxidative Eigenschaften. Da bei Parkinson eine Störung der Zellatmung vorliegt, wurde untersucht, ob hoch dosiertes Coenzym Q10 einen neuroprotektiven Effekt erzielen kann. Ergebnisse aus Zellkulturstudien und Tiermodellen waren vielversprechend, aber eine Studie mit 600 Patienten konnte keine Verlangsamung der Krankheit in einem frühen Stadium feststellen. Daher wird die Einnahme von Q10 zur Neuroprotektion bei Parkinson-Patienten in frühen Krankheitsstadien derzeit nicht empfohlen.
Einige Studien deuten darauf hin, dass die Coenzym-Q10-Spiegel in den Mitochondrien von Parkinson-Patienten signifikant niedriger sind als bei gesunden Kontrollpersonen. Andere Studien haben gezeigt, dass die orale Einnahme von Coenzym Q10 gut vertragen wird und den Plasma-Q10-Spiegel bei Parkinson-Patienten erhöhen kann.
Eisen, Kupfer, Zink und Selen
Mehrere Studien haben bei Parkinson-Patienten niedrigere Spiegel von Eisen, Kupfer und Zink im Vergleich zu gesunden Kontrollgruppen gefunden. Die Wirksamkeit von NEM bei einem laborchemisch nachgewiesenen Eisenmangel oder Restless-Legs-Syndrom ist unbestritten. In diesem Fall wird bei Ferritin-Werten unter 50 μg / l eine Eisensubstitution empfohlen. Ein Zinkmangel kann zu Wundheilungsstörungen führen, die bei Parkinson-Patienten gehäuft vorkommen. Ob eine generelle Substitution zu einer Verbesserung der Krankheitssymptome oder der Prognose führt, ist jedoch nicht systematisch untersucht.
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Antioxidantien und sekundäre Pflanzenstoffe
Oxidativer Stress spielt eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Parkinson. Menschen mit Parkinson weisen höhere Marker für oxidativen Stress und niedrigere Glutathionspiegel auf. Antioxidantien und sekundäre Pflanzenstoffe können helfen, diesem entgegenzuwirken.
- Polyphenole: Diese sekundären Pflanzenstoffe haben antioxidative und nervenschützende Eigenschaften. Resveratrol, Curcumin und Epigallocatechingallat (EGCG aus grünem Tee) können in der Petrischale das Verklumpen von Alpha-Synuclein verhindern.
- Lycopin: Der rote Farbstoff der Tomate konnte im Tierversuch dopaminerge Nervenzellen vor oxidativem Stress schützen.
- Senfölglykoside: Diese Stoffe in Kreuzblütengewächsen (Brokkoli, Blumenkohl, Rotkohl, etc.) haben im Tierversuch einen antioxidativen Effekt.
- Anthocyane: Diese Farbstoffe in roten Beeren und Gemüse (Erdbeeren, Himbeeren, rote Bete, etc.) hemmen die Monoaminooxidasen (MAO) A und B.
- Carotinoide: Carotinhaltige Lebensmittel (Grünkohl, Karotten, Süßkartoffeln, etc.) und Beta-Carotin haben in epidemiologischen Studien einen neuroprotektiven Effekt.
Eine mediterrane Ernährung, die reich an diesen Antioxidantien ist, soll vor Parkinson schützen.
Ernährungsempfehlungen für Parkinson-Patienten
Eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten, Fisch und gesunden Ölen ist für Parkinson-Patienten von großer Bedeutung. Die mediterrane Küche bietet hier eine gute Grundlage.
Eiweißzufuhr
Von der über Jahre empfohlenen eiweißarmen Kost sollte Abstand genommen werden, da sie zu Muskelabbau (Sarkopenie) führen kann. Molkenprotein kann hier eine nützliche Ergänzung sein. Wichtig ist jedoch, dass die Einnahme von L-Dopa nicht gleichzeitig mit eiweißhaltigen Speisen oder Getränken erfolgt, da dies die Wirkung des Medikaments beeinträchtigen kann.
Darmgesundheit
Eine gesunde Darmflora ist für Parkinson-Patienten besonders wichtig, da Veränderungen im Darm und im Mikrobiom mit der Entstehung der Krankheit in Verbindung gebracht werden. Eine ballaststoffreiche Ernährung und ggf. die Einnahme von Probiotika können die Darmgesundheit unterstützen.
Flüssigkeitszufuhr
Ausreichend Flüssigkeit ist wichtig, um Verstopfung vorzubeugen, die bei Parkinson-Patienten häufig auftritt.
Genuss und Freude am Essen
Trotz aller Empfehlungen sollte der Genuss und die Freude am Essen nicht zu kurz kommen. Kochen kann sogar als Therapie dienen, da es von der Auswahl der Speisen über Einkauf und Zubereitung bis zum gemeinsamen Genuss positive Auswirkungen auf die Parkinson-Erkrankung haben kann.
Fazit
Nahrungsergänzungsmittel können bei Parkinson nur bei einem bereits bestehenden Mangel uneingeschränkt empfohlen werden. Eine ausgewogene Ernährung mit Vitaminen, Mineralien und sekundären Pflanzenstoffen ist jedoch unbedenklich und nachgewiesenermaßen von Vorteil. Parkinson-Patienten leiden häufig an Vitamin-D-Mangel und sollten ihren Spiegel regelmäßig überprüfen lassen. Auch auf eine ausreichende Zufuhr von B-Vitaminen und eine gesunde Darmflora sollte geachtet werden. Letztendlich ist eine individuelle Beratung durch einen Arzt oder Ernährungsberater empfehlenswert, um die optimale Ernährungsstrategie für jeden Patienten zu finden.
Wichtige Hinweise zur Medikamenteneinnahme
L-Dopa sollte idealerweise auf nüchternen Magen und mindestens 30 Minuten vor der nächsten Mahlzeit eingenommen werden, da Eiweiß die Aufnahme des Medikaments beeinträchtigen kann. Bei Schwankungen der Medikamentenwirkung sollten die Mahlzeiten als mögliche Einflussfaktoren in Betracht gezogen werden.