Die Westerwaldklinik Waldbreitbach hat sich auf die neurologische Rehabilitation spezialisiert und bietet ein umfassendes Behandlungsspektrum für Patienten mit Erkrankungen des Nervensystems. Ein interdisziplinäres Team aus Ärzten, Therapeuten und Pflegekräften arbeitet zusammen, um den Patienten eine individuelle und ganzheitliche Betreuung zu ermöglichen und ihre Lebensqualität zu verbessern.
Neurologische Rehabilitation: Förderung der Plastizität des Gehirns
Die neurologische Rehabilitation ist die wichtigste Behandlungsform nach einer akuten Schädigung des Nervensystems, da sie direkt dessen Neuorganisation beeinflusst. Im Mittelpunkt der Neurorehabilitation steht die Übungsbehandlung von Funktionsstörungen. Durch hochfrequente, multiprofessionelle Therapien wird die Plastizität des Gehirns angeregt. Dies bedeutet die Fähigkeit, Schädigungen durch Umbauprozesse, neue Verschaltungen und die Spezialisierung von undifferenzierten Arealen oder durch die Neuaussprossung peripherer Nerven auszugleichen. Das Team der Westerwaldklinik bündelt seine Kompetenzen in der neurologischen Rehabilitation, um den Rehabilitanden einfühlsam zur Seite zu stehen, den Fortschritt der Behandlung zu fördern und ihnen Lebensqualität zurückzugeben.
Die neurologische Rehabilitation zielt darauf ab, die Selbstständigkeit und Lebensqualität der Patienten wiederherzustellen oder zu verbessern. Dies geschieht durch eine Vielzahl von Therapieansätzen, die individuell auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten des Einzelnen abgestimmt werden.
Multiple Sklerose (MS) Fachzentrum
Seit 2010 ist die Westerwaldklinik ein von der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) anerkanntes Multiple Sklerose Fachzentrum. Multiple Sklerose ist die häufigste entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems und betrifft typischerweise junge Menschen zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr. Laut Statistik der Deutschen Rentenversicherung für die Neurologische Rehabilitation 2009 ist Multiple Sklerose nach dem Schlaganfall die zweithäufigste neurologische Rehabilitationsdiagnose. Obwohl der Krankheitsverlauf und das Ausmaß des neurologischen Defizits durch eine neurologische Rehabilitationsmaßnahme nicht aufgehalten werden können, kann nach aktuellem Kenntnisstand eine über den stationären Aufenthalt hinausgehende Verbesserung von Aktivität und Teilhabe erreicht werden. Da dieser Effekt nicht dauerhaft anhält, werden wiederholte stationäre Intervallbehandlungen in kürzeren Abständen als den üblichen 4-Jahresfristen empfohlen.
Die Westerwaldklinik bietet MS-Patienten ein umfassendes Therapieangebot, das auf die individuellen Bedürfnisse und den Krankheitsverlauf abgestimmt ist. Ziel ist es, die Symptome zu lindern, die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit zu verbessern und die Lebensqualität zu erhalten.
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Psychologische Unterstützung und Krankheitsbewältigung
Eine neurologische Erkrankung kann das Leben vieler Betroffener plötzlich und unvorhersehbar verändern. Oft kommt es zu Einschränkungen bei Alltagsabläufen, der beruflichen Tätigkeit oder bei früher gern ausgeübten Aktivitäten sowie im Miteinander mit anderen (Familie, Freunde, etc.). Auch die Sorge über die Zukunft kann einer konstruktiven Krankheitsbewältigung im Wege stehen. Die Unterstützung im Prozess, mit den Änderungen im Gefühlsleben und der psychischen Belastung eine neue Haltung zu entwickeln, stellt einen wesentlichen Baustein unserer Behandlung dar. Wieder die Regie für das eigene Leben zu übernehmen, eine Verbesserung der Lebensqualität zu erreichen und die psychische Belastbarkeit zu erhöhen sind wichtige Ziele der Therapie.
Die Westerwaldklinik bietet ihren Patienten eine umfassende psychologische Betreuung, die darauf abzielt, die Krankheitsbewältigung zu fördern, Ängste und Depressionen zu reduzieren und die Lebensqualität zu verbessern.
Therapie der Spastizität
Die Therapie der Spastizität ist lediglich symptomatisch und bislang leider nicht ursächlich möglich. Sie ist abhängig davon, ob sie lokal begrenzt ist oder ob mehrere Extremitäten von der Spastizität betroffen sind. Grundlage jeder Spastiktherapie bilden die Physiotherapie und Ergotherapie. Vor Beginn einer solchen Behandlung im Rahmen eines stationären Rehabilitationsaufenthaltes sollten mit dem Patienten und seinen Angehörigen realistische Ziele wie z. B. eine Verbesserung des Transfers, eine Schmerzreduktion, die Pflegeerleichterung oder in Einzelfällen auch eine funktionelle Verbesserung besprochen und festgelegt werden. Im Mittelpunkt einer Spastiktherapie stehen die physio- und ergotherapeutischen Maßnahmen, die in der Westerwaldklinik v. a. nach dem sogenannten Bobath-Konzept durchgeführt werden. Zusätzlich können neben dehnenden Maßnahmen zur Verlängerung der verkürzten Sehnen und Muskeln sogenannte redressierende Maßnahmen wie z. B. Splinting (Schienenversorgung), Taping (Klebebandanwendung), Casting (Gipsanlage) Anwendung finden. Außerdem kommen unterstützend - je nach individueller Verteilung der Spastik - unterschiedliche medikamentöse Möglichkeiten, wie z. B. eine systemische Therapie mit Tabletten, wie z. B. Baclofen oder Tizanidin, eine lokale, ultraschall- oder EMG-kontrollierte Injektionstherapie mit Botulinum Toxin A oder bei schwerster, ansonsten therapieresistenter Spastik eine intrathekale (d. h. im Spinalkanal direkt am Rückenmark wirkende) Baclofentherapie mittels implantierter Spastikpumpe in Frage. Diese Pumpen werden i. d. R. in einem neurochirurgischen Zentrum implantiert. Die Einstellung der optimalen Pumpendosis und die begleitenden Therapiemaßnahmen werden häufig nach Pumpenimplantation im Rahmen der stationären Rehabilitationsbehandlung durchgeführt. In schweren Fällen bereits länger bestehender oder sich schnell entwickelnder Spastik können auch orthopädisch-chirurgische Eingriffe, wie z. B. eine Sehnenverlängerung, eine Sehnendurchtrennung (Tenotomie) oder ein Einschneiden der Gelenkkapsel (Kapsulotomie) in einer unfallchirurgisch-orthopädischen Klinik notwendig und sinnvoll sein, vorausgesetzt auch im Anschluss an diese operativen Eingriffe ist durchgehend ein optimales Spastikmanagement gewährleistet.
Besonders kostenintensive Maßnahmen zur Behandlung der Spastizität, wie die lokale Injektion von Botulinum Toxin als Therapie der Wahl bei der fokalen bzw. segmentalen Spastik sind nur möglich, wenn zumindest ein Teil der entstehenden Kosten vom zuständigen Kostenträger übernommen werden, da diese Behandlung nicht durch die bestehenden Tagessätze abgedeckt ist. Zur qualifizierten Botulinum Toxin Therapie besteht eine Zertifizierung durch den Arbeitskreis Botulinum Toxin der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN). Sowohl in der Behandlung der Spastizität mittels Botulinum-Toxin, als auch mit Baclofenpumpen, liegt eine jahrelange Expertise vor. Einmal wöchentlich wird eine interdisziplinäre Tonusteamvisite von einem in der Therapie der Spastizität erfahrenen Arzt, einer Physiotherapeutin und einer Ergotherapeutin durchgeführt, in der Rehabilitanden mit Spastizität bedarfsweise vorgestellt und gemeinsam untersucht werden können. Im interdisziplinären Team werden mögliche Optionen zur Therapieanpassung mit jeweiligen Therapiezielen gemeinsam mit dem Rehabilitanden besprochen und dieser aufgeklärt. Das Ergebnis der Tonusteamvisite wird in der elektronischen Patientenakte dokumentiert und fließt in den Rehaentlassungsbericht ein. Im Falle einer Kostenübernahme durch den zuständigen Kostenträger nach vorherigem Antrag und Sicherstellung einer Fortsetzung der Therapie heimatnah kann sinnvollerweise noch während des Rehabilitationsaufenthaltes eine sonographisch kontrollierte eine erste lokale Botulinum Toxin Behandlung nach vorheriger schriftlicher und mündlicher Aufklärung des Rehabilitanden begonnen und durchgeführt werden. Dem Rehabilitanden werden in diesen Fällen zur erforderlichen Weiterbehandlung heimatnahe Spezialambulanzen genannt.
Die Westerwaldklinik bietet ein breites Spektrum an Therapien zur Behandlung von Spastizität, darunter Physiotherapie, Ergotherapie, medikamentöse Therapien und interventionelle Verfahren wie Botulinumtoxin-Injektionen und Baclofenpumpen. Ziel ist es, die Muskelspannung zu reduzieren, Schmerzen zu lindern und dieFunktionsfähigkeit zu verbessern.
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Therapeutisches Wegekonzept "Zu Fuß rund um die Westerwaldklinik"
Im Rahmen unserer therapeutischen Arbeit und der damit verbundenen Erfahrung beobachten wir wie Bewegung Einfluss auf das Herz-Kreislaufsystem sowie den Rücken und die Gelenke nehmen kann. Wir haben für unsere Patienten und Patienten ein therapeutisches Wegekonzept „Zu Fuß rund um die Westerwaldklinik“ entwickelt. Das Konzept beinhaltet sechs verschiedene Wege. Jeder einzelne Weg, führt Sie über unser Klinikgelände und stellt dabei seine eigenen Anforderungen an Ihr Leistungsniveau. Die Wege beinhalten verschiedene Parameter, wie z. B. Gefälle oder Steigungen (leicht bis stark), verschiedene Weguntergründe (z. B. Gemeinsam mit Ihrem Therapeuten oder auch selbstständig können Sie die nähere Umgebung der Westerwaldklinik erkunden. Zeitgleich trainieren Sie gesundheitliche Aspekte wie z. B. Gangsicherheit, Korrdination, Herz-Kreislauf-Belastung u. v. m. Wir bitten Sie sich an die Sicherheitshinweise und Anweisungen Ihrer Therapeuten zu halten.
Neurologische Psychosomatik
Es kann bei jedem Menschen Situationen im Leben geben, in denen alles aus den Fugen gerät: Schicksalsschläge, schwere Belastungen im Alltag, physische Erkrankungen, die so überfordern, dass sie Angst, Depression, Resignation, Trauer oder sogar Schmerzen, Lähmungen und kognitive Störungen auslösen. Schwerpunkt der neurologischen Psychosomatik in der Westerwaldklinik ist die Behandlung von Leiden, die seelisch, sozial oder körperlich das Leben beeinträchtigen. Durch ausführliche Diagnose lernen wir die Erkrankungen der Rehabilitanden im Zusammenhang mit den Biografien und persönlichen Lebenssituationen verstehen. Wir erfahren mehr über ihre Seele, ihre Geschichte, ihre Überzeugungen und ihre Werte. Auf dieser Basis wird unser kompetentes und einfühlsames Team aus Ärzten, Psychologen, Therapeuten und Pflegekräften gemeinsam mit den Rehabilitanden einen individuellen Behandlungsplan erarbeiten. Unsere Rehabilitanden profitieren von einer Vielzahl ganzheitlicher und fachübergreifender Therapien, die Körper, Seele und Geist ansprechen und dadurch die ganzheitliche Ausgeglichenheit fördern. Die Therapie in der Psychosomatik orientiert sich an einem ganzheitlichen Behandlungskonzept, in dem körperliche, psychische und soziale Aspekte gleichermaßen Berücksichtigung finden. Dies bedeutet in vielen Fällen ein Umdenken.
Die Westerwaldklinik bietet ein umfassendes Angebot an psychosomatischen Therapien, die darauf abzielen, die seelische Gesundheit der Patienten zu stärken und ihnen zu helfen, mit den Folgen ihrer neurologischen Erkrankung besser umzugehen.
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