Viele Menschen in Deutschland leiden unter Wetterfühligkeit, insbesondere bei raschen Wetterumschwüngen. Diese Empfindlichkeit kann sich in verschiedenen Symptomen äußern und das Wohlbefinden erheblich beeinträchtigen. Nach einem Schlaganfall kann eine bereits bestehende Wetterfühligkeit sogar noch verstärkt auftreten. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen der Wetterfühligkeit im Zusammenhang mit einem Schlaganfall und gibt Empfehlungen zur Behandlung und Vorbeugung.
Einführung in die Wetterfühligkeit
Wetterfühligkeit beschreibt die Überempfindlichkeit des Körpers gegenüber Veränderungen von Wettererscheinungen wie Luftdruckschwankungen oder wechselnder Luftfeuchtigkeit. Grundsätzlich reagieren alle Menschen auf das Wetter, beispielsweise indem sie bei sonnigem Wetter besser gelaunt sind. Bei wetterfühligen Menschen wirken sich Wetterumschwünge jedoch nicht nur auf die Stimmung aus, sondern führen auch zu körperlichen Symptomen wie Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten. Etwa 15 bis 20 % der Bevölkerung sind tatsächlich wetterempfindlich, wobei bestimmte Wetterlagen bestehende Erkrankungen wie Gelenk- oder Herz-Kreislauf-Beschwerden verstärken können.
Ursachen der Wetterfühligkeit
Die Ursachen der Wetterfühligkeit sind vielfältig und komplex. Studien und Experten gehen davon aus, dass das vegetative Nervensystem eine zentrale Rolle spielt. Dieses System reguliert lebenswichtige Funktionen wie Herzschlag, Atmung, Blutdruck und Stoffwechsel. Bei Wetteränderungen muss sich der Körper anpassen, um eine konstante Körpertemperatur von 37 °C aufrechtzuerhalten. Je stärker die Wetteränderung, desto intensiver reagiert der Körper mit Anpassungsvorgängen.
Zu den wichtigsten Faktoren, die die Wetterfühligkeit beeinflussen, gehören:
- Temperatur: Akute Temperaturänderungen, insbesondere schnelle Wechsel, können den Körper stark belasten. Bei fallenden Temperaturen ziehen sich die Gefäße zusammen, um den Körper vor Auskühlung zu schützen. Bei steigenden Temperaturen weiten sich die Gefäße, um Wärme abzugeben.
- Luftdruck: Schwankungen des Luftdrucks können ebenfalls Beschwerden verursachen, insbesondere bei Menschen mit niedrigem Blutdruck.
- Luftfeuchtigkeit: Hohe Luftfeuchtigkeit, insbesondere in Kombination mit hohen Temperaturen, kann den Kreislauf zusätzlich belasten.
- Windstärke: Starke Winde können ebenfalls zu Unwohlsein und Kopfschmerzen führen.
- Sonnenlicht: Mangel an Sonnenlicht, insbesondere in den Wintermonaten, kann zu Müdigkeit und depressiven Verstimmungen führen.
Besonders ausgeprägt ist die Wirkung des Wetters im Übergangsbereich zwischen einem abziehenden Hochdruckgebiet und einem herannahenden Tief, beim Durchzug von Warm- und Kaltfronten sowie auf der Rückseite eines abziehenden Tiefdruckgebiets.
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Wetterfühligkeit nach Schlaganfall
Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes Ereignis, das oft mit körperlichen, neurologischen und psychischen Folgen einhergeht. Zu den möglichen Folgen gehören:
- Motorische Beeinträchtigungen: Lähmungen (Hemiparese oder Hemiplegie) schränken die Motorik und den Bewegungsradius ein.
- Neuropsychologische Folgen: Verminderte Konzentrations- und Aufmerksamkeitsfähigkeit, Gedächtnisprobleme sowie Sprachstörungen (Aphasie) können auftreten.
- Psychische Folgen: Negative Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl und soziale Isolation sind möglich.
Nach einem Schlaganfall kann eine bereits bestehende Wetterfühligkeit verstärkt auftreten. Dies liegt daran, dass das vegetative Nervensystem und die Fähigkeit des Körpers, sich an Umweltveränderungen anzupassen, durch den Schlaganfall beeinträchtigt sein können. Die Betroffenen reagieren dann noch empfindlicher auf Wetterumschwünge und leiden stärker unter den damit verbundenen Symptomen.
Zusammenhang zwischen Wetter und Schlaganfallrisiko
Es gibt Hinweise darauf, dass bestimmte Wetterbedingungen das Schlaganfallrisiko erhöhen können. Studien haben gezeigt, dass schnelle Wetterwechsel, insbesondere im Frühling und Herbst, das Risiko für einen Schlaganfall erhöhen können. Auch die Art der Luftmasse kann eine Rolle spielen:
- Trocken-warme/tropische Luftmassen: Können das Risiko für ischämische Schlaganfälle (Hirninfarkte) bei Patienten mit erhöhtem Schlaganfallrisiko erhöhen.
- Trocken-kalte/polare Luftmassen: Können das Auftreten von hämorrhagischen Schlaganfällen bei Patienten ab 65 Jahren begünstigen.
Bei sinkenden Temperaturen versucht der Körper, sich vor Auskühlung zu schützen, indem sich die Gefäße zusammenziehen. An bereits verengten Gefäßabschnitten kann dies zum kompletten Verschluss und damit zum Schlaganfall führen. Umgekehrt weiten sich die Blutgefäße bei hohen Temperaturen, was bei Menschen mit Bluthochdruck zu einem zusätzlichen Anstieg des Blutdrucks führen kann.
Behandlung und Vorbeugung
Es gibt verschiedene Maßnahmen, die wetterfühlige Menschen nach einem Schlaganfall ergreifen können, um ihre Beschwerden zu lindern und ihr Wohlbefinden zu verbessern:
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- Anpassung des Lebensstils:
- Regelmäßige Bewegung: Tägliche Spaziergänge bei jedem Wetter können helfen, den Körper an Temperaturwechsel zu gewöhnen und das vegetative Nervensystem zu stärken.
- Ausreichend trinken: Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist wichtig für einen stabilen Kreislauf.
- Vermeidung von Stress: Stress kann die Wetterfühligkeit verstärken. Entspannungsübungen und Stressmanagement-Techniken können helfen, Stress abzubauen.
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse stärkt den Körper und das Immunsystem.
- Vermeidung von Risikofaktoren: Nikotin- und Alkoholkonsum sowie Bewegungsmangel sollten vermieden werden.
- Medikamentöse Behandlung:
- In einigen Fällen kann eine medikamentöse Behandlung sinnvoll sein, um bestimmte Symptome wie Kopfschmerzen oder Schwindel zu lindern. Dies sollte jedoch immer in Absprache mit einem Arzt erfolgen.
- Bei Menschen mit Bluthochdruck ist es wichtig, den Blutdruck regelmäßig zu kontrollieren und gegebenenfalls die Medikamentendosis anzupassen.
- Physiotherapie und Rehabilitation:
- Nach einem Schlaganfall ist eine umfassende Rehabilitation wichtig, um verlorengegangene motorische und kognitive Fähigkeiten wiederzuerlangen.
- Physiotherapeuten helfen dabei, die Mobilität zu verbessern und die Muskeln zu stärken.
- Ergotherapeuten unterstützen bei der Wiederherstellung der Selbstständigkeit im Alltag.
- Logopäden behandeln Sprachstörungen.
- Neuropsychologische Behandlung:
- Eine neuropsychologische Behandlung kann helfen, kognitive Beeinträchtigungen wie Aufmerksamkeits- und Gedächtnisprobleme zu behandeln.
- Neuropsychologen vermitteln Strategien im Umgang mit den vorhandenen Störungen und helfen, die kognitive Belastung zu reduzieren.
- Homöopathische Mittel und Naturheilverfahren:
- Einige Menschen berichten von positiven Erfahrungen mit homöopathischen Mitteln wie Magnesium, beruhigenden Kräutertees (Baldrian, Melisse, Kamille, Lavendel) oder anderen Naturheilverfahren. Die Wirksamkeit dieser Methoden ist jedoch wissenschaftlich nicht eindeutig belegt.
- Information und Sensibilisierung:
- Eine höhere Sensibilität für das Beschwerdebild der Wetterfühligkeit und ein besserer Zugang zu entsprechenden Therapien sind wünschenswert.
- Betroffene sollten sich nicht scheuen, ihre Beschwerden zu kommunizieren und sich professionelle Hilfe zu suchen.
Hilfsmittel und Unterstützung
Nach einem Schlaganfall können verschiedene Hilfsmittel den Alltag erleichtern und die Lebensqualität verbessern:
- Mobilitätshilfen: Gehhilfen bieten Stabilität und Sicherheit bei der Fortbewegung.
- Kommunikationshilfen: Bildkarten oder Kommunikations-Apps können bei Sprachstörungen helfen.
- Hilfsmittel für die Nahrungsaufnahme: Spezielle Hilfsmittel erleichtern das Essen.
- Pflegehilfsmittel: Krankenbetten oder andere Hilfsmittel erleichtern die Pflege des Betroffenen.
Die Kosten für diese Hilfsmittel können von der Krankenkasse übernommen werden, wenn sie zuvor von einem Arzt verordnet wurden.
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