Demenz: Anzeichen, Diagnose und Behandlung

Demenz ist ein Oberbegriff für eine Vielzahl von neurophysiologischen Erkrankungen, die mit einem fortschreitenden Verlust kognitiver Funktionen und Alltagskompetenzen einhergehen. Die häufigste Form der Demenz ist die Alzheimer-Krankheit. Demenz tritt am häufigsten bei älteren Menschen auf, aber auch jüngere Menschen können betroffen sein.

Frühzeitige Anzeichen und Symptome

Die Alzheimer-Krankheit beginnt schleichend, oft Jahrzehnte vor dem eigentlichen Ausbruch. Eine frühzeitige Sensibilisierung für Frühsymptome ist wichtig, insbesondere im Hinblick auf neue Alzheimer-Medikamente, die in frühen Stadien wirksam sind. Präventionsmaßnahmen sind umso wirkungsvoller, je früher und regelmäßiger sie umgesetzt werden.

Es gibt eine normale Vergesslichkeit, die bei manchen Menschen stärker und bei anderen schwächer ausgeprägt ist. Wenn man gelegentlich Schlüssel verlegt, einen Termin vergisst oder einem der Name eines Bekannten nicht einfällt, ist das kein Grund zur Besorgnis. Treten jedoch häufig und über längere Zeit Störungen des Kurzzeitgedächtnisses, der Konzentration oder der Orientierung auf, sollte man einen Arzt aufsuchen. Auch bei stärkeren Schwankungen der Stimmungslage und geistigen Fähigkeiten ist es ratsam, einen Arzt zu konsultieren.

Die genannten Symptome können verschiedene Ursachen haben und müssen nicht unbedingt mit einer Demenz zusammenhängen. Sie können beispielsweise durch Stress, Burn-out, seelische Belastungen, Depressionen oder hormonelle Veränderungen hervorgerufen werden. Weitere körperliche Ursachen sind Schilddrüsenunterfunktion, erhöhter Hirndruck oder ein Tumor.

Typische erste Anzeichen einer Demenz können sein:

  • Gedächtnisprobleme: Vergessen von wichtigen Terminen, Ausschalten des Herdes oder Bewältigung des Alltags nur mit Hilfe von Merkzetteln. Schwierigkeiten, sich neue Informationen zu merken, Gespräche sind anstrengender, es fehlen Worte oder der Gedanke geht verloren.
  • Schwierigkeiten beim Planen und Problemlösen: Konzentrationsschwierigkeiten über einen längeren Zeitraum, vorausschauende Planung und Umsetzung.
  • Probleme mit gewohnten Tätigkeiten: Alltägliche Handlungen werden plötzlich als große Herausforderung empfunden.
  • Räumliche und zeitliche Desorientierung
  • Wortfindungsstörungen: Schwierigkeiten, sich an bekannte Wörter zu erinnern oder falsche Begriffe verwenden.
  • Verlegen von Gegenständen: Häufiges Verlegen von Gegenständen wie Schlüsseln oder Brillen und Auffinden an ungewöhnlichen Orten.
  • Verhaltensänderungen: Starke Stimmungsschwankungen ohne erkennbaren Grund, Verlust der Eigeninitiative, Rückzug von Hobbys und sozialen Aktivitäten.

Wenn eines oder mehrere dieser Anzeichen wiederholt auftreten, sollte man ärztlichen Rat einholen.

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Unterscheidung zwischen normalen Alterserscheinungen und Demenz

Es ist wichtig, zwischen normalen altersbedingten Veränderungen und Anzeichen einer Demenz zu unterscheiden. Im Alter lässt die geistige Leistungsfähigkeit nach, was die Abgrenzung erschweren kann.

Normale Alterserscheinungen:

  • Gedächtnisprobleme (z. B. Schwierigkeiten, sich Neues zu merken)
  • Gefestigte Denkmuster
  • Langsamere Verarbeitung neuer Informationen
  • Wortfindungsstörungen

Mögliche Anzeichen von Demenz:

  • Kontinuierlich verschlechternde Gedächtnisstörung (vor allem Schwierigkeiten, sich Neues zu merken)
  • Schwierigkeiten, alltägliche Handlungen zu planen
  • Geistige Unflexibilität
  • Räumliche und zeitliche Desorientierung
  • Verhaltensstörungen
  • Aggressionen in Sprache und Verhalten
  • Beschleunigter und fortschreitender Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit

Da sich Demenzen ihrem Wesen nach fortlaufend verschlechtern, ist der beschleunigte und fortschreitende Abbau ein eindeutiges Zeichen der Erkrankung.

Diagnose

Wenn der Verdacht auf eine Demenz besteht, sollte man einen Arzt aufsuchen. Eine umfassende Diagnostik mit Laboruntersuchungen, Bildgebung und kognitiven Schnelltests kann helfen, die Symptome einer möglichen Demenzerkrankung zuzuordnen. Es stehen kognitive Kurztests zur Verfügung, um eine gute Ersteinschätzung vornehmen zu können.

Behandlung

Für die meisten Demenzerkrankungen wie Alzheimer gibt es keine Heilung. Es gibt jedoch Medikamente, die den Verlauf verlangsamen und die Symptome etwas abschwächen können. Der geistige Abbau wird aber bleiben. Nicht heilen zu können, heißt aber nicht, nicht behandeln zu können!

Die Hilfen und Therapiemöglichkeiten sind stadienabhängig. Neben der genannten medikamentösen Therapie ist anfänglich ein Hirnleistungstraining möglich, was den Betroffenen helfen und auch Spaß machen kann. Mit fortschreitender Erkrankung muss jedoch die Umgebung an die Möglichkeiten der Patienten angepasst werden.

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Weitere Therapiemöglichkeiten sind:

  • Verhaltenstherapie: Hilft vor allem Patienten in einem frühen Stadium, mit der Krankheit besser umzugehen.
  • Logopädie: Stärkt kommunikative Fähigkeiten und Wortfindung, verbessert Aussprache sowie Sprachverständnis.
  • Kognitives Training: Training der geistigen Fähigkeiten in einem frühen Stadium.
  • Ergotherapie: Körperliche Aktivierung hilft Patienten in einem frühen und mittleren Stadium, Alltagstätigkeiten möglichst lange durchführen zu können.
  • Musiktherapie: Unterstützt Betroffene in allen Krankheitsstadien dabei, positive Erinnerungen und Gefühle zu wecken.
  • Realitätsorientierungstraining: Übt mit Demenzkranken aller Krankheitsstadien die zeitliche und räumliche Orientierung.
  • Erinnerungstherapie: Mithilfe von Fotos, Geschichten und Alltagsgegenständen werden Erinnerungen geweckt und die geistigen Fähigkeiten angeregt, wirkt stimmungsaufhellend in allen Krankheitsstadien.

Medikamente

Um die geistige Leistung zu stärken, werden vor allem sogenannte Antidementiva eingesetzt.

Angehörigenunterstützung

Als Angehöriger kann man dem Erkrankten helfen, indem man die Therapieinhalte auch im Alltag aufgreift oder übt. Die AOK bietet den „Famliencoach Pflege“ an, ein Online-Selbsthilfe-Programm, das hilft, den seelisch belastenden Pflegealltag besser zu bewältigen und sich vor Überlastung zu schützen.

Prävention

Man vermutet, dass bis zu 40 Prozent aller Demenzerkrankungen verhindert werden können.

Zur Vorbeugung empfiehlt sich:

  • Geistig aktiv sein
  • Viel Bewegung
  • Gesunde Ernährung
  • Übergewicht und Bluthochdruck vermeiden
  • Diabetes rechtzeitig behandeln lassen
  • Hörminderungen ausgleichen
  • Sozial aktiv sein
  • Stress reduzieren
  • Neugierig sein
  • Belastung durch Luftverschmutzung vermeiden

Verlauf der Demenz

Die Alzheimer-Krankheit verschlimmert sich mit der Zeit. Der Verlauf ist individuell, folgt jedoch bestimmten Mustern.

Frühe Phase:

  • Leichte Beeinträchtigungen des Denkens und Erinnerns, die im Alltag zunächst kaum einschränken.
  • Menschen mit MCI nehmen Veränderungen manchmal selbst wahr, doch oft fällt sie zuerst Angehörigen auf.

Mittlere Phase:

  • Zunehmende Vergesslichkeit im Alltag, insbesondere was das Kurzzeitgedächtnis betrifft.
  • Es wird schwieriger, neue Informationen zu behalten.
  • Gespräche sind anstrengender - oft fehlen Worte oder der Gedanke geht verloren.
  • Gegenstände wie Schlüssel oder Brille werden häufiger verlegt.
  • Erste Probleme mit der Orientierung in Raum und Zeit.
  • Viele alltägliche Aufgaben - wie einkaufen, kochen oder die Wäsche machen - gelingen noch gut.
  • Viele Menschen mit Demenz merken nun deutlich deutlich, dass etwas nicht stimmt.
  • Aus Scham oder Unsicherheit versuchen sie, ihre Schwierigkeiten zu verstecken.
  • Sie ziehen sich zurück und meiden ungewohnte Situationen.
  • Auch die Stimmung kann sich verändern: Manche Menschen sind leichter reizbar, andere traurig oder verunsichert.

Späte Phase:

  • Die Krankheit wird deutlich sichtbar.
  • Neben dem Kurzzeitgedächtnis ist nun auch das Langzeitgedächtnis beeinträchtigt.
  • Viele Erinnerungen an das eigene Leben treten in den Hintergrund - zum Beispiel daran, welchen Beruf man ausgeübt hat oder ob man verheiratet war.
  • Orientierungsprobleme, auch in vertrauter Umgebung
  • Bekannte Gesichter werden nicht mehr erkannt.
  • Es kommt zu tiefgreifenden Veränderungen im Verhalten und im Wesen.
  • Viele Erkrankte spüren einen ausgeprägten Bewegungsdrang und starke Unruhe
  • Die Orientierungslosigkeit und Hilflosigkeit der Betroffenen schlägt oft in Misstrauen, Reizbarkeit, Nervosität und aggressive Ausbrüche um.
  • Der Tag-Nacht-Rhythmus gerät aus dem Gleichgewicht, was zu Schlafstörungen führen kann.
  • In diesem Stadium ist eine selbstständige Lebensführung nicht mehr möglich.

Endstadium:

  • Die Erkrankten sind vollständig auf Pflege angewiesen.
  • Verlust der Sprache - nur noch einzelne Wörter oder Laute, keine sinnvolle Kommunikation mehr
  • Selbst engste Familienmitglieder werden nicht mehr erkannt
  • Völlige Orientierungslosigkeit, leben nur noch im unmittelbaren Moment
  • Inkontinenz - Kontrolle über Blase und Darm gehen verloren
  • Schluckstörungen, die die Nahrungsaufnahme erschweren
  • Im Endstadium haben Menschen mit Demenz ein zunehmend geschwächtes Immunsystem und werden anfälliger für Infektionen.

Im Endstadium der Demenz sind Betroffene vollständig auf Pflege angewiesen - beim Essen und Trinken ebenso wie beim Anziehen, bei der Körperpflege und beim Toilettengang. In der letzten Phase werden die Erkrankten häufig bettlägerig, was - im Zusammenspiel mit der Verschlechterung des Allgemeinzustands - zu einer erhöhten Infektanfälligkeit führt. Insbesondere Lungenentzündungen treten in dieser Phase der Demenz häufig auf und führen nicht selten zum Tod.

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Problematisch ist zudem, dass Erkrankte möglicherweise unter Schmerzen leiden, die nicht erkannt werden, weil die betroffene Person sich nicht bemerkbar machen kann.

Umgang mit Verhaltensänderungen bei Demenz

Demenzkranke verlieren nach und nach ihre Erinnerungen. Das löst bei ihnen Verwirrung und Angst aus. Auch andere Demenz Symptome wie den Verlust der Selbstständigkeit verkraften sie schwer. Sie fühlen sich häufig missverstanden und ausgeliefert.

Typische Verhaltensänderungen bei Demenz:

  • Unruhe, zum Beispiel Umherwandern oder Hinterherlaufen
  • Rückzug und depressive Symptome, aber auch Reizbarkeit
  • Stimmungsschwankungen
  • Ständiges Fragen
  • Wiederkehrende Handlungen wie Klatschen, Klopfen oder Schreien
  • Vorwürfe und Verdächtigungen
  • Aggressivität

Tipps für den richtigen Umgang mit an Demenz Erkrankten:

  • Sprechen Sie mit einem an Demenz erkrankten Menschen in kurzen, klaren Sätzen, damit er sich nicht überfordert fühlt.
  • Geben Sie ihm immer das Gefühl, dass Sie ihn verstehen und ernst nehmen.
  • Drängen oder hetzen Sie ihn nie.
  • Meiden Sie Diskussionen und nehmen Sie Konfrontationen nicht persönlich.
  • Versuchen Sie, in schwierigen Situationen mit verständnisvollen Worten zu beruhigen.
  • Bleiben Sie in Konfliktsituationen ruhig.
  • Fördern Sie die Bewegung des an Demenz Erkrankten, das verbessert nachweislich die Durchblutung, das Koordinationsvermögen und den Gleichgewichtssinn.
  • Achten Sie auf eine ausreichende und gesunde Ernährung - an Demenz Erkrankte vergessen auch schon mal das Essen und Trinken, und gerade eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme kann Verwirrung noch verschlimmern.
  • Seien Sie geduldig.

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