Ein Schlaganfall kann jeden treffen, aber es gibt viele Möglichkeiten, das Risiko zu senken. Prävention ist der Schlüssel, und die gute Nachricht ist, dass die meisten Risikofaktoren beeinflussbar sind. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Aspekte der Schlaganfallprävention, von der Lebensweise bis zur medizinischen Behandlung.
Was ist ein Schlaganfall?
Ein Schlaganfall tritt auf, wenn die Blutversorgung des Gehirns plötzlich unterbrochen wird. Ohne Sauerstoff und Nährstoffe sterben die Hirnzellen schnell ab, was zu dauerhaften Schäden führen kann. Es gibt zwei Haupttypen von Schlaganfällen:
- Ischämischer Schlaganfall: Wird durch eine Verstopfung einer Arterie im Gehirn verursacht, meist durch ein Blutgerinnsel.
- Hämorrhagischer Schlaganfall: Wird durch eine Blutung im Gehirn verursacht, meist durch einen Riss in einem Blutgefäß.
Primärprävention: Die Grundlagen für ein gesundes Leben
Die effektivste Art der Schlaganfallbehandlung ist die Vorsorge. Bereits kleine Veränderungen der Lebensweise können einen großen Unterschied machen.
Gesunde Ernährung: Die Basis für starke Gefäße
Eine ausgewogene Ernährung ist die beste Vorsorge gegen viele Erkrankungen, einschließlich Schlaganfälle. Insbesondere bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist eine abwechslungsreiche und gesunde Kost entscheidend.
- Täglich Obst und Gemüse: Sie liefern wichtige Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe.
- Weniger Fett und Zucker: Reduzieren Sie gesättigte Fette und zugesetzten Zucker, um das Cholesterin und das Gewicht zu kontrollieren.
- Gesunde Fette: Ersetzen Sie Butter durch raffiniertes Olivenöl zum Anbraten.
- Nüsse und Fisch: Sie sind reich an Omega-3-Fettsäuren, die gut für das Herz sind.
Eine gesunde Ernährung hilft auch, Übergewicht und Diabetes zu vermeiden, die zusätzliche Risikofaktoren für einen Schlaganfall darstellen. Eine salzärmere Ernährung kann den Blutdruck senken, weil weniger Wasser im Körper gebunden wird. Es wird empfohlen, weniger als 6 Gramm Salz pro Tag zu sich zu nehmen. Dies kann gelingen, indem man beispielsweise nicht alle Speisen zusätzlich salzt und möglichst wenige Fertiggerichte isst, die viel Salz enthalten.
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Bewegung und Sport: Aktiv gegen den Schlaganfall
Bewegung und leichter Ausdauersport sind gut für das Herz und somit gleichzeitig eine hervorragende Vorbeugung gegen den Schlaganfall. Sie halten die Gefäße elastisch und sorgen für eine gute Sauerstoffversorgung des Körpers.
- Geeignete Sportarten: Nordic Walking, Laufen, Wassergymnastik, Schwimmen, Fahrradfahren, Yoga oder Wandern.
- Intensität: Der Puls sollte sich etwas erhöhen und Sie nur leicht außer Atem kommen.
- Regelmäßigkeit: Beginnen Sie langsam und steigern Sie die Intensität und Dauer allmählich.
Körperlich aktiv zu sein, stärkt das Herz und die Gefäße. Bewegung und Sport können sich günstig auf die Cholesterinwerte auswirken und den Blutdruck senken. Sport kann zudem eine Gewichtsabnahme unterstützen, stärkt Muskeln und Knochen, verbessert die allgemeine Fitness und das Wohlbefinden. Je nach körperlicher Verfassung und persönlichen Vorlieben bieten sich zügiges Gehen (Walking), Joggen, Radfahren oder Schwimmen an.
Übergewicht vermeiden: Schlank für ein gesundes Herz
Zu viel Speck auf den Rippen kann das Schlaganfall-Risiko um das Zwei- bis Dreifache erhöhen. Mit einer gesunden Ernährung und der Reduzierung von Gewicht leisten Sie einen wichtigen Beitrag zur Schlaganfall Vorsorge. Wenn Sie abnehmen möchten sollten Sie jedoch versuchen Ihr Gewicht langsam zu senken. Das Ernährungsverhalten und damit der Lebensstil sollten so verändert werden, dass Sie das reduzierte Gewicht auf Dauer auch halten können. Aus diesen Gründen halten Experten wenig von den allermeisten Blitz-Diäten. Menschen mit starkem Übergewicht (Adipositas) können von einer Gewichtsabnahme profitieren. Je ausgeprägter die Adipositas ist und je länger sie besteht, desto höher ist das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Je nach Ausgangsgewicht empfehlen Fachleute, innerhalb von 6 bis 12 Monaten zwischen 5 und 10 % des Körpergewichts abzunehmen. Zu Fragen der Ernährung und weiteren Möglichkeiten der Gewichtsabnahme können Hausärztinnen und Hausärzte beraten, aber auch Fachkräfte für Diätassistenz oder Ökotrophologie.
Rauchstopp: Ein Muss für die Gefäßgesundheit
Zahlreiche Studien zeigen, dass Raucher ein doppelt so hohes Erkrankungsrisiko für einen Schlaganfall haben wie Nicht-Raucher. Zigarettenrauch enthält über 250 schädliche und krebserregende Stoffe, die die Gefäße schädigen und die Blutgerinnung fördern. Der Ausstieg vom Rauchen lohnt sich in jedem Alter. Für einen langjährigen Raucher stellt der Schritt aus der Abhängigkeit häufig eine große Hürde dar. Verschiedene Angebote unterstützen dabei, mit dem Rauchen aufzuhören, wie eine telefonische Beratung oder ein Kurs zur Raucherentwöhnung.
Alkohol in Maßen: Weniger ist mehr
Der Zusammenhang zwischen Alkohol und dem Schlaganfall wird noch immer unterschätzt. Studien haben gezeigt, dass bereits leichter Alkoholkonsum unter Umständen das Risiko auf eine Hirnblutung erhöhen kann. Im Rahmen der Schlaganfallprophylaxe ist es wichtig, den Alkoholkonsum zu reduzieren oder komplett aufzugeben. Vor allem, wenn bei einer Person noch weitere Risikofaktoren für den Schlaganfall auftreten, ist es ratsam, Alkohol zu meiden. Für gesunde Menschen ohne genetisches oder erworbenes Risiko gilt der Konsum von Alkohol als risikoarm, wenn er im folgenden Rahmen bleibt:
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- Frauen: 10 bis 12 Gramm reiner Alkohol täglich (0,3 Liter Bier, 0,15 Liter Wein oder Sekt).
- Männer: 20 bis 24 Gramm reiner Alkohol täglich.
Stress vermeiden: Entspannung für Körper und Geist
Metaanalysen und Fall-Kontroll-Studien zeigen, dass auch Stress einen Schlaganfall auslösen kann. Zwei Stunden nach einem Wutausbruch ist das Risiko um das Drei- bis Vierfache erhöht! Vermeiden Sie deswegen nach Möglichkeit vor allem Dauer-Stress in Ihrem Alltag, denn wenn Sie dauerhaft gestresst sind, laufen Sie Gefahr, Bluthochdruck zu erleiden, tendenziell mehr zu essen und schlechter zu schlafen. Finden Sie heraus, was Ihrer Psyche am besten hilft: Sport oder ein interessantes Hobby? Sorgen Sie deshalb aktiv für Entspannung und vermeiden Sie Stressauslöser. Nehmen Sie sich im Alltag Zeit für regelmäßige Ruhepausen, setzen Sie sich nach fordernden Tätigkeiten hin, tun Sie Dinge, die Ihnen Kraft geben.
Cholesterinwerte im Auge behalten: Schutz für die Gefäße
Erhöhtes Cholesterin im Blut steigert das Risiko für Gefäßerkrankungen. Es lagert sich an den Gefäßwänden ab, kann diese verengen oder aber vom Blutstrom mitgerissen werden, um dann in kleineren Hirnarterien stecken zu bleiben und damit einen Schlaganfall auszulösen. Eine ausgewogene Ernährung und regelmäßiges Sporttreiben - am besten an der frischen Luft - sind die beste Vorsorge, um den LDL-Cholesterinwert niedrig zu halten.
Sekundärprävention: Maßnahmen nach einem Schlaganfall
Nach einem ersten Schlaganfall besteht ein erhöhtes Risiko für einen zweiten Schlaganfall. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, es zu senken.
Medikamentöse Behandlung: Schutz vor erneuten Ereignissen
- Plättchenhemmer: Sie verhindern, dass sich Blutplättchen an den Gefäßwänden anlagern und Blutgerinnsel bilden. Beispiele sind ASS (Acetylsalicylsäure) und Clopidogrel.
- Blutdrucksenkende Medikamente: Ein erhöhter Blutdruck steigert das Schlaganfall-Risiko.
- Cholesterinsenker (Statine): Sie schützen und stabilisieren die Gefäßwände und können dadurch der Bildung von Blutgerinnseln vorbeugen.
- Medikamente bei Vorhofflimmern (Antikoagulanzien): Sie verhindern die Bildung von Blutgerinnseln im Herzen, die ins Gehirn gelangen und einen Schlaganfall auslösen können. Es gibt direkte orale Antikoagulanzien (DOAKs) und Vitamin-K-Antagonisten.
Operative Eingriffe: Beseitigung von Engstellen
- Entfernung von Ablagerungen in der Halsschlagader (Karotis-Endarteriektomie): Dieser Eingriff wird meist innerhalb der ersten zwei Wochen nach dem Schlaganfall durchgeführt und kann das Risiko für einen erneuten Schlaganfall deutlich senken.
- Einsetzen eines Stents: Ein Stent ist eine Gefäßstütze aus Drahtgeflecht, die in eine verengte Halsschlagader eingesetzt wird, um sie offen zu halten.
Lebensstiländerungen: Ein gesunder Lebensstil als Schutzschild
Auch nach einem Schlaganfall sind ein Rauchstopp, mehr Bewegung und eine ausgewogene Ernährung wichtig, um das Risiko für einen erneuten Schlaganfall zu senken.
Spezielle Risikofaktoren und Präventionsmaßnahmen
Vorhofflimmern: Herzrhythmusstörung als Schlaganfallrisiko
Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung bei Erwachsenen und erhöht das Schlaganfallrisiko um das Fünffache. Regelmäßiges Blutdruckmessen ist sehr wichtig. Medikamente zur Blutverdünnung (Antikoagulanzien) können das Risiko senken.
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Diabetes mellitus: Zuckerkrankheit als Gefäßschädiger
Diabetes greift die Gefäßwände an und beschleunigt das Entstehen von Arteriosklerose. Diabetiker haben ein zwei- bis dreifach erhöhtes Schlaganfall-Risiko. Eine gute Blutzuckereinstellung ist daher entscheidend.
Migräne: Ein möglicher Risikofaktor bei jungen Erwachsenen
Eine Studie zeigt, je jünger eine Patientin oder ein Patient beim Schlaganfall ist, desto eher lässt sich dieser auf einen nicht-traditionellen Risikofaktor zurückführen. Die Analyse ergab das Migräne bei Personen unter 35 Jahren ein großer Risikofaktor für einen Schlaganfall darstellt. Bei Frauen war sie zu 34,5 Prozent und bei Männern zu 20,1 Prozent am Schlaganfall beteiligt. Patientinnen und Patienten mit Migräne sollten daher andere Risikofaktoren für Schlaganfälle vermeiden. Dazu zählen beispielsweise das Rauchen oder - bei Frauen - das Einnehmen der Antibabypille.
Offenes Foramen ovale (PFO): Ein angeborener Herzfehler als Ursache
Gerade bei Menschen, die nicht die klassischen Risikofaktoren aufweisen, findet man häufig akute auslösende Faktoren. In der Altersspanne von 16 bis 55 Jahren steckt oft ein kleiner angeborener Defekt im Herzen hinter einem Schlaganfall - ein offenes oder persistierendes Foramen ovale (PFO). Dabei handelt es sich um eine Verbindung zwischen dem rechten und dem linken Herzvorhof, die sich normalerweise in den ersten Wochen nach der Geburt verschließt. Entweder müssen lebenslang gerinnungshemmende Medikamente ("Blutverdünner") genommen werden, um die Bildung eines erneuten Blutgerinnsels zu verhindern. Alternativ kann das Loch mit einem Okkluder, einem kleinen Schirmchen, verschlossen werden.
Dissektion der Halsschlagader: Einriss der Gefäßwand
Wenn die innere Gefäßwand einer Halsschlagader plötzlich einreißt, kann diese sogenannte Dissektion ebenfalls zum Schlaganfall führen. Zu den typischen Warnzeichen einer Dissektion gehören einseitige Kopfschmerzen, Schwindel, Sehstörungen und Ohrgeräusche.
Schlaganfall erkennen und richtig handeln
Anzeichen des Schlaganfalls erfordern schnelles Handeln. In jedem Fall müssen, auch wenn sich die Symptome zurückbilden, die Ursachen gesucht werden. Die typischen Symptome sind:
- Einseitige Lähmung: Das Gesicht ist einseitig verzogen.
- Sprachstörungen: Die Person kann einen einfachen Satz nicht nachsprechen oder die Stimme klingt verwaschen.
- Verständnisprobleme: Die Person versteht die Aufforderung nicht.
- Armschwäche: Die Person kann die Arme nicht gleichzeitig in die Waagerechte heben und die Position halten.
Wenn eines oder sogar mehrere dieser Symptome auftreten, zählt jede Minute. Rufen Sie sofort unter 112 den Notarzt.