Eine transitorische ischämische Attacke (TIA), umgangssprachlich auch als Mini-Schlaganfall bezeichnet, ist eine kurzzeitige Durchblutungsstörung des Gehirns. Obwohl die Symptome denen eines Schlaganfalls ähneln, bilden sie sich meist innerhalb kurzer Zeit wieder zurück. Dennoch ist eine TIA ein Warnsignal und sollte immer ernst genommen und ärztlich abgeklärt werden, da sie ein Vorbote eines "richtigen" Schlaganfalls sein kann.
Was ist eine TIA?
Bei einer TIA wird ein Teil des Gehirns vorübergehend nicht ausreichend mit Blut, Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Die Ursache ist meist ein kleiner Blutpfropf (Thrombus), der ein Blutgefäß im Gehirn verstopft. Im Unterschied zum Schlaganfall löst sich dieser Pfropf jedoch schnell wieder auf, sodass keine bleibenden Schäden entstehen. Professor Dr. Jürgen Bardutzky, Leiter der Stroke Unit des Universitätsklinikums Freiburg, erklärt: „Ein Mini-Schlaganfall wird wie ein großer Schlaganfall durch eine Durchblutungsstörung ausgelöst, die aber keinen eigentlichen Hirninfarkt hinterlässt. Das heißt, es stirbt kein Gehirngewebe ab.“ Neuere Untersuchungen zeigen jedoch, dass bei einer Dauer von über 60 Minuten oft ein kleiner Hirninfarkt nachweisbar ist.
Die Abkürzung TIA steht für Transitorische Ischämische Attacke. Die Funktion einer umschriebenen Region des Gehirns ist durch Blutmangel in der Regel für weniger als eine Stunde vorübergehend gestört.
Symptome einer TIA
Die Symptome einer TIA sind vielfältig und entsprechen den klassischen Schlaganfallsymptomen. Sie treten plötzlich auf und können folgende Beschwerden umfassen:
- Plötzlich auftretende Sehstörungen oder kurzzeitige Erblindung auf einem Auge (Amaurosis fugax)
- Vorübergehende halbseitige Lähmungserscheinungen von Körperteilen wie Hände, Arme, Beine oder einer Gesichtshälfte (Hemiparese)
- Sprachstörungen, verwaschene Sprache oder Schwierigkeiten, Gesprochenes zu verstehen
- Schwindel, unsicherer Gang, Schwanken oder Drehgefühl
- Doppelbilder
- Gefühlsstörungen in Form von Kribbeln oder Taubheitsgefühl in einem Arm, einem Bein oder einer Körperhälfte
All diese Symptome können wenige Minuten bis mehrere Stunden andauern. In Abgrenzung von einem klassischen Schlaganfall wird eine zeitliche Grenze von 24 Stunden angegeben. Dauern die Symptome länger an, handelt es sich um einen Schlaganfall. Es ist wichtig zu beachten, dass diese Symptome auch Hinweise auf andere neurologische Erkrankungen sein können, wie z.B. einen Hirntumor, einen epileptischen Anfall oder Migräne.
Lesen Sie auch: Risikofaktoren für Schlaganfall in jungen Jahren
Ursachen und Risikofaktoren
Ursache einer TIA ist ein kurz andauernder Verschluss einer Hirnarterie, z. B. durch ein Blutgerinnsel (Thrombus) aus einer der hirnzuführenden Arterien im Halsbereich oder aus dem Herzen. Die Kürze des Ereignisses erklärt sich durch die Fähigkeit der natürlichen, körpereigenen Blutgerinnung, kleinere Blutgerinnsel ohne ärztliches Eingreifen aufzulösen.
Es gibt verschiedene Faktoren, die das TIA-Risiko erhöhen. Dazu gehören:
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Bluthochdruck, Vorhofflimmern, koronare Herzkrankheit
- Gefäßerkrankungen: Arteriosklerose (Gefäßverkalkung), insbesondere der Halsschlagader
- Stoffwechselerkrankungen: Diabetes mellitus (Zuckerstoffwechselstörung), Fettstoffwechselstörung
- Ungesunde Lebensweise: Rauchen, Übergewicht und Adipositas, Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung
- Hormonelle Faktoren: Einnahme hormoneller Verhütungsmittel wie der Anti-Baby-Pille
Ein wichtiger Risikofaktor ist Vorhofflimmern, bei dem sich kleine Blutgerinnsel im linken Vorhof des Herzens bilden können, die dann ins Gehirn geschwemmt werden.
Diagnose einer TIA
Da sich die Symptome einer TIA nicht von denen eines Schlaganfalls unterscheiden, ist eine sofortige ärztliche Abklärung unerlässlich. Der Notruf sollte unverzüglich unter 112 gewählt werden.
Die Diagnose beruht überwiegend ausschließlich auf den Angaben des Patienten oder der Patientin, da zum Zeitpunkt der ärztlichen Untersuchung in den allermeisten Fällen keine Symptome mehr nachweisbar sind.
Lesen Sie auch: Die Symptome eines Schlaganfalls verstehen und Leben retten
In der Klinik werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt, um die Ursache der TIA zu finden und das Risiko für einen nachfolgenden Schlaganfall abzuschätzen. Dazu gehören:
- Neurologische Untersuchung: Überprüfung der Hirnfunktionen
- Bildgebende Verfahren: Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) des Gehirns, um andere Ursachen auszuschließen und eventuelle Hirninfarkte festzustellen. Insbesondere bei Männern, bei motorischen Ausfallserscheinungen (Lähmungen) oder erstmaligen Ereignissen war die Wahrscheinlichkeit für den Nachweis einer frischen Ischämie höher.
- Gefäßdarstellung: Ultraschalluntersuchung der hirnversorgenden Arterien oder CT-Angiographie/MR-Angiographie, um Verengungen (Stenosen) oder Verschlüsse der Gefäße zu erkennen. Eine zur betroffenen Gehirnseite feststellbare Einengung (Stenose) der Halsschlagader (Arteria carotis interna) von mehr als 50 % vorliegt.
- Herzuntersuchung: Elektrokardiogramm (EKG) und Echokardiographie (Ultraschall des Herzens), um Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern zu erkennen.
Um das Risiko eines Schlaganfalls nach einer TIA abzuschätzen, wird häufig der ABCD2-Score verwendet, der verschiedene Risikofaktoren berücksichtigt.
Behandlung einer TIA
Auch wenn die Symptome einer TIA abgeklungen sind, ist eine Behandlung notwendig, um einen nachfolgenden Schlaganfall zu verhindern. Die Behandlung umfasst in der Regel:
- Medikamentöse Therapie:
- Thrombozytenaggregationshemmer: z.B. Aspirin oder Clopidogrel, um die Verklumpung von Blutplättchen zu verhindern und das Risiko von Blutgerinnseln zu reduzieren
- Antikoagulantien: z.B. Marcumar oder neue orale Antikoagulantien (NOAK), um die Blutgerinnung zu hemmen, insbesondere bei Vorhofflimmern
- Statine: zur Senkung des Cholesterinspiegels und zur Stabilisierung von arteriosklerotischen Plaques
- Antihypertensiva: zur Senkung des Bluthochdrucks
- Operation oder interventionelle Therapie: Bei einer hochgradigen Verengung der Halsschlagader (Karotisstenose) kann eine Operation (Karotis-Endarteriektomie) oder eine Aufdehnung des Gefäßes mit einem Stent (Karotis-Stenting) erforderlich sein.
- Lebensstiländerung:
- Gesunde Ernährung: ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse und Obst, wenig gesättigten Fetten und wenig Salz
- Regelmäßige Bewegung: mindestens 150 Minuten moderate oder 75 Minuten intensive körperliche Aktivität pro Woche
- Gewichtsreduktion: bei Übergewicht
- Rauchstopp
- Vermeidung von übermäßigem Alkoholkonsum
Die behandelnden Ärztinnen und Ärzte leiten die medikamentöse Behandlung des Bluthochdrucks und der erhöhten Cholesterin-Werte ein. Zur Verhinderung der Bildung von Blutgerinnseln wird in Zukunft ein blutverdünnendes Medikament eingenommen.
TIA niemals unterschätzen!
Eine TIA ist ein Warnschuss des Körpers und sollte niemals auf die leichte Schulter genommen werden. Professor Bardutzky warnt davor, die Symptome zu unterschätzen: „Nach solch einer Attacke kommt es bei zehn Prozent der Patienten innerhalb der nächsten sieben Tage zu einem richtigen Schlaganfall. Deshalb - und weil man anfangs ja auch gar nicht weiß, ob die Symptome wieder von alleine zurückgehen - ist es enorm wichtig, dass Betroffene und Beteiligte sofort handeln und die Notrufnummer 112 wählen.“
Lesen Sie auch: Alles über den Nerv: Eine Analyse
Eine umfassende, rasche Abklärung der Symptome und Ursachen kann das Risiko eines nachfolgenden richtigen Schlaganfalls um rund 80 Prozent reduzieren, indem die Ärzte mit darauf abgestimmten Medikamenten vorsorgen oder aber zum Beispiel auch eine verengte Halsschlagader operieren. Deswegen sei die Sofortdiagnose so wichtig. Manchmal verwechseln Patienten die Symptome einer schweren Migräne oder eines taubgewordenen Beins mit einer „TIA“ und kommen zur Station, aber „das ist besser, als gar nicht zu handeln - so lässt sich Schlimmeres vermeiden“, so Professor Bardutzky.
Leben nach einer TIA
Neben der meist medikamentösen Behandlung von Risikofaktoren konzentriert sich die Lebensführung nach einer TIA - auf einen gesundheitsfördernden Lebensstil. Von besonderer Bedeutung ist die konsequente Behandlung von Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und somit einer TIA oder eines Schlaganfalls. Hier spielt das Wissen der Betroffenen die entscheidende Rolle. Je besser die Erkrankung verstanden wird, desto größer ist die Chance, ein erneutes Ereignis zu verhindern.
Risiko einer Demenz nach TIA
Eine aktuelle Studie zeigt noch ein anderes Risiko an. Und zwar die Entwicklung einer Demenz nach einer TIA. Für den Schlaganfall ist diese Folgeerkrankung bereits bekannt; etwa 20 Prozent aller Betroffenen entwickeln im ersten Jahr nach der Erkrankung eine Demenz. Nach einer TIA wurde ein Rückgang der kognitiven Leistungsfähigkeit bislang nicht angenommen. Aber genau das zeigte sich in der Studie. War der Rückgang der kognitiven Fähigkeiten bei Patienten mit einem Schlaganfall zunächst stärker als bei denen mit einer TIA, so näherten sich die Werte über einen Zeitraum von durchschnittlich 14 Jahren an. Diskutiert wird, dass bei einer TIA trotz des schnellen Rückgangs der Symptome ein Krankheitsprozess in Gang gesetzt wird, der zu langfristigen Veränderungen der Kognition und möglicherweise der Entwicklung einer Demenz führt. Das ist vor allem für Menschen von Bedeutung, die schon in jungen Jahren eine TIA erleiden. Sie sollten nach Meinung von Prof. Dr.
tags: #leichter #Schlaganfall #Bezeichnung